Russland weist eine Alphabetisierungsrate von 99,7 % weltweit auf, eine Zahl, die viele Menschen fragen lässt: Was macht das russische Bildungssystem so erfolgreich? Von der Regierungspolitik bis zum kulturellen Hintergrund weisen die russischen Bildungseinrichtungen eine Reihe einzigartiger Faktoren auf, die sie in puncto Alphabetisierungsrate unübertroffen machen.
Das russische Bildungssystem wurde schon immer vom Staat dominiert und durch das Bildungsministerium und das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung reguliert und verwaltet.
Seit 2005 sind die Bildungsausgaben Russlands von 2,7 Prozent auf 4,7 Prozent des BIP gestiegen, was jedoch immer noch unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent liegt. Vor 1990 dauerte die Schulausbildung in der Sowjetunion zehn Jahre, mit fortschreitender Bildungsreform wurde jedoch ab 1990 die offizielle elfjährige Ausbildung zur Norm. Dies fördert nicht nur die Popularisierung der Bildung, sondern bietet den Schülern auch eine umfassendere Lernerfahrung.
In Russland ist die staatliche Sekundarschulbildung kostenlos und auch die erste Stufe der Universitätsausbildung ist kostenlos, eine beträchtliche Zahl der Studenten muss jedoch Studiengebühren entrichten.
Derzeit ist der Anteil männlicher und weiblicher Studierender in allen Bildungsstufen ähnlich, im Hochschulbereich liegt der Frauenanteil jedoch bei 57 %. Schätzungen aus dem Jahr 2015 zufolge liegt die Alphabetisierungsrate bei russischen Männern bei 99,7 % und bei Frauen bei 99,6 %. Dies stellt eine effiziente Allokation von Reichtum und Ressourcen mit einer dauerhaften Investition in Bildung dar.
Laut OECD-Daten aus dem Jahr 2016 verfügen 54 % der russischen Erwachsenen (im Alter von 25 bis 64 Jahren) über einen Hochschulabschluss, womit Russland unter den 35 OECD-Mitgliedsländern auf Platz zwei liegt.
Im Sekundarbereich haben 47,7 % der Erwachsenen eine 11-jährige Ausbildung abgeschlossen. Im Vergleich zu anderen OECD-Ländern weist Russland eine relativ durchschnittliche Klassengröße auf, die jährliche Unterrichtszeit ist jedoch kürzer. Trotzdem wird die Qualität der Lehre international anerkannt. Im Jahr 2014 stuften Pearson und The Economist Intelligence Unit das Bildungsniveau Russlands auf Platz 8 in Europa und auf Platz 13 weltweit ein. Im Jahr 2015 belegten russische Schüler im Ranking der OECD im Bereich naturwissenschaftlicher und mathematischer Fähigkeiten weltweit den 34. Platz.
Es ist erwähnenswert, dass Russland auch im Hinblick auf die Hochschulbildung bei internationalen Studenten beliebt ist und im Jahr 2014 das sechstbeliebteste Zielland für internationale Studenten war. Die Qualität der Hochschulbildung wurde 2016 von Bloomberg weltweit auf Platz 3 eingestuft. Diese Erfolge zeigen die Attraktivität und Vielfalt des russischen Bildungssystems.
Nach russischem Recht ist das Bildungssystem in zwei Kategorien unterteilt: allgemeine Bildung und berufliche Bildung. Zur allgemeinen Bildung zählen die Vorschulbildung, die Grundschulbildung und die Basisbildung. Die Berufsausbildung umfasst mehrere Ebenen, von der Berufsausbildung bis zur Hochschulbildung. Diese Struktur ist so konzipiert, dass den Schülern mehrere Wege offen stehen und sie je nach ihren Bedürfnissen und Persönlichkeiten die geeignete Lernrichtung wählen können.
Die Abdeckungsrate der Vorschulerziehung lag im Jahr 2002 bei 68 %, doch gemäß Angaben der UNESCO ist dieser Anteil im Jahr 2005 auf 84 % gestiegen.
Die Popularität der frühkindlichen Bildung hat die allgemeine Alphabetisierungsrate der Gesellschaft gefördert. Die russische Regierung hat die Qualität der Vorschulerziehung kontinuierlich verbessert, was den Kindern nicht nur grundlegende Lebenskompetenzen vermittelt, sondern auch eine gute Grundlage für ihr zukünftiges Lernen legt. Zwar ist die Zahl der Kindergärten seit dem Zerfall der Sowjetunion zurückgegangen, doch haben sich Qualität und Zugänglichkeit der frühkindlichen Bildung in den letzten Jahren mit der wirtschaftlichen Erholung und der steigenden Geburtenrate deutlich verbessert.
In der Sekundarstufe sieht das russische Bildungssystem vor, dass die Schüler nach Abschluss der neunjährigen Grundschulbildung wählen können, ob sie ihre Ausbildung zwei Jahre lang an einer allgemeinen Schule fortsetzen oder an eine spezialisierte Berufsschule wechseln möchten. Ein solches Auswahlsystem ermöglicht es der Schule, berufsqualifizierendere Kurse entsprechend den Bedürfnissen der Schüler anzubieten und sie so umfassend auf den Eintritt ins Berufsleben vorzubereiten.
Doch selbst mit der Umsetzung dieser Maßnahmen steht das russische Bildungssystem noch immer vor zahlreichen Herausforderungen. Eine davon ist die Verbesserung der Qualität und der Gehälter der Lehrer. Berichten zufolge gibt es große Unterschiede bei den Gehältern der Lehrer, und die Gehälter einiger Lehrer entsprechen nicht ihrem Arbeitspensum und ihren sozialen Beiträgen. Trotzdem sind die Professionalität der Lehrer und ihr Einfluss auf die Schüler im gesamten System weiterhin von entscheidender Bedeutung.
Nach russischem Recht müssen alle staatlichen Schulen einen hohen Bildungsstandard bieten und ein transparentes Zulassungsverfahren einhalten, um Korruption vorzubeugen.
Schließlich sind mit der Einführung des einheitlichen staatlichen Prüfungssystems die Zulassungen zu Hochschulen in Russland gerechter und transparenter geworden. Das System zielt darauf ab, herausragenden Studierenden ungeachtet ihrer geografischen oder sozialen Herkunft den gleichen Zugang zur Universität für weiterführendes Lernen und Entdecken zu ermöglichen.
Mit Blick auf die Zukunft wird der Erfolg des russischen Bildungssystems von seiner kontinuierlichen Anpassung an neue gesellschaftliche Bedürfnisse und globale Herausforderungen abhängen. Wenn wir die Alphabetisierungsraten und Bildungspolitik anderer Länder betrachten, stellt sich die Frage, ob Russland seine hohe Alphabetisierungsrate aufrechterhalten und weitere Fortschritte im Bildungswesen erzielen kann?