Da sich die Medienumgebung verändert, wird der Beziehung, die Kinder zu virtuellen Charakteren aufbauen, immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dieses Phänomen wird als parasoziale Interaktion (PSI) bezeichnet und bezieht sich auf die psychologische Beziehung des Publikums zu Mediendarstellern. Unabhängig davon, ob es sich um eine Berühmtheit aus einer Fernsehsendung, einen Social-Media-Influencer oder sogar eine fiktive Figur aus einem Zeichentrickfilm handelt, kann es sein, dass Kinder diese Figuren als Freunde betrachten, ohne dass eine echte Interaktion stattfindet.
„Prosoziale Beziehungen können letztendlich dazu führen, dass Kinder in ihrem Leben eine Abhängigkeit von sozialer Interaktion entwickeln.“
In den letzten Jahren interessieren sich Psychologen zunehmend für dieses Thema, insbesondere im Hinblick darauf, wie Kinder und Jugendliche diese einseitigen Beziehungen aufbauen. Langzeitstudien zeigen, dass Kinder, die wiederholt einer bestimmten Figur ausgesetzt sind, möglicherweise eine asymmetrisch enge Beziehung zu diesen Figuren entwickeln und sie als Objekte emotionaler Abhängigkeit betrachten. Das Verständnis dieses Phänomens kann uns dabei helfen, seine möglichen Auswirkungen auf junge Menschen, einschließlich schwieriger Aspekte wie Identität, Lernfähigkeit und Selbstwahrnehmung, eingehender zu untersuchen.
Die Theorie der prosozialen Interaktion wurde erstmals 1956 von Horton und Wall vorgeschlagen. Sie meinten, dass eine derartige Interaktion eine psychologische Illusion sei, die es dem Zuschauer ermögliche, eine enge Beziehung zu Medienfiguren zu spüren, obwohl diese ihm in Wirklichkeit nie begegnet seien. Mit der Entwicklung der Medien und insbesondere dem Aufstieg der sozialen Medien bieten sich Kindern beispiellose Möglichkeiten, mit Medienfiguren zu interagieren, was ihre emotionale Bindung zu diesen Figuren stärkt.
„Medienfiguren erzeugen durch die Art und Weise, wie sie sich präsentieren, unbeabsichtigt ein falsches Gefühl zwischenmenschlicher Beziehungen.“
Die psychologische Forschung zeigt, dass prosoziale Interaktionen keine Einbahnstraße sind, sondern in vielen Fällen tatsächlich den sozialen Bedürfnissen von Kindern gerecht werden. Für manche Kinder können prosoziale Beziehungen zu virtuellen Charakteren eine Quelle emotionaler Unterstützung sein, insbesondere für diejenigen, die sich im wirklichen Leben einsam oder ängstlich fühlen. Eine solche emotionale Unterstützung kann das Selbstwertgefühl von Kindern durchaus stärken und das dadurch entstehende Gefühl der Geborgenheit ermöglicht es ihnen, einen Ausweg zu finden, wenn sie mit Herausforderungen in der Realität konfrontiert werden.
Was die positiven Auswirkungen prosozialer Interaktionen betrifft, so haben viele Studien gezeigt, dass diese Beziehungen Kindern bei der Bildung ihrer Identität helfen. Wenn Kinder eine Vorliebe für bestimmte fiktive Charaktere entwickeln, übernehmen sie deren Ideen und Verhaltensmuster. Laut Banduras sozial-kognitiver Theorie können Kinder durch Beobachtungslernen Verhaltensstandards erwerben, die eine wichtige Rolle bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung spielen.
„Kinder haben oft keine direkten sozialen Erfahrungen mit Medienfiguren, aber das hält sie nicht davon ab, die emotionale Unterstützung zu suchen, die sie brauchen.“
Auf einer Vielzahl von Medienplattformen können Kinder durch das Verhalten, das Selbstkonzept usw. der Charaktere Orientierung für das Leben erhalten. Insbesondere bei der Gestaltung von Bildungsinhalten können Designs, bei denen die Charaktere den Kindern direkt gegenüberstehen, den Lerneffekt verbessern . Für Kinder ist es eine sichere Situation, in der sie ermutigt werden, neues Wissen zu erwerben und in der Schule und im echten Leben mehr Selbstvertrauen zu zeigen.
Der Aufbau solcher prosozialen Beziehungen kann jedoch auch negative psychologische Auswirkungen haben, insbesondere auf die Entwicklung des Selbstbildes und des Körperbewusstseins. Angesichts der großen Verbreitung sozialer Medien können die idealisierten Bilder virtueller Charaktere, denen Kinder ausgesetzt sind, dazu führen, dass sie unrealistische Selbsterwartungen entwickeln. Studien haben ergeben, dass übermäßiger sozialer Vergleich zu psychischen Problemen wie Angstzuständen, Depressionen und sogar einem Verlust des Selbstwertgefühls führen kann.
„Obwohl prosoziale Interaktionen die emotionale Unterstützung fördern, können sie, wenn sie nicht angeleitet werden, zu einer negativen Entwicklung der Selbstwahrnehmung führen.“
In der Umfrage gaben viele Teenager an, dass der Vergleich mit Figuren aus den Medien ihre Selbstidentität beeinflusste und sogar zu Unzufriedenheit mit ihrem Körperbild führte. Gleichzeitig deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Kinder, die während ihrer Entwicklung intensiven Medien ausgesetzt sind, häufig Bestätigung und Unterstützung bei fiktiven Charakteren suchen, was diese verzerrte Selbstwahrnehmung verstärkt.
Virtuelle Charaktere spielen in der heutigen Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle und die Verbindungen der Kinder zu diesen Charakteren werden immer häufiger und intensiver. Dieses Phänomen prosozialer Interaktion zeigt das pädagogische Potenzial der Medien, stellt aber auch eine Herausforderung für die psychische Gesundheit von Kindern dar. Wie können Eltern und Erzieher Kindern in diesem Zeitalter des Wandels dabei helfen, ein Gleichgewicht zwischen Realität und Virtualität herzustellen, um ein gesundes Wachstum und eine gute psychische Entwicklung zu gewährleisten?