Armin Lange

Grundlagen der Diagnostik

Eine Frau mittleren Alters, hoch fieberhaft und schwerkrank, wird mit un-klarer Diagnose in die Klinik eingewiesen. Sofort werden die wichtigsten Laborparameter bestimmt; dabei fallt eine sehr starke Erhohung der harn-pflichtigen Substanzen auf.

Untersuchung des Nervensystems

Bizepsreflex. Beim liegenden Patienten befinden sich die Unterarme quer auf dem Bauch; beim sitzenden ruht der gebeugte Unterarm auf dem Oberschenkel des Patienten. Man legt je nach Handhaltung entweder Daumen oder Zeigefinger auf die Bizeps-sehne in der Ellenbeuge und fuhrt den Schlag auf den eigenen Finger aus (Abb. 86). Die ausgeloste Zuckung spurt man an der tastbaren Anspannung der Bizepssehne. Im allgemeinen gering ausgepragt; kleine Seitendifferenzen nicht verwertbar.

Untersuchung der Haut

Eine etwa 50jahrige Patientin klagt seit einigen Jahren uber geschwollene Fuse. Man findet an beiden Unterschenkelvorder- und -ausenseiten, knapp uber den Fusausenknocheln eine umschriebene je handtellergrose, relativ derbe Schwellung, scharf begrenzt, gering fachig erhaben, schwach rotlich verfarbt, Dellen lassen sich nicht eindrucken, die Haut da ruber erscheint grosporig.

Untersuchung der Augen

Ein Diabetiker, etwa 60 Jahre, von Beruf Tischler und seit geraumer Zeit arbeitslos, klagt uber plotzlich aufgetretene, wochenlang anhaltende, pausenlos hammernde Kopfschmerzen in der Schlafengegend beiderseits.

Systematik der Befragung

Uberraschend viele Symptome sind streng krankheitsspezifisch, so das eine Diagnose anhand typischer anamnestischer Angaben sehr wahrscheinlich gemacht werden kann. Um das Krankheitsbild abgerundet herauszuarbeiten, mussen dem Patienten jedoch exakte und gezielte Fragen gestellt werden. Danach fuhrt die Wertung der Antworten durch den Arzt zur Zuordnung der Beschwerden zu einem bestimmten Beschwerdekomplex oder Syndrom, so das sich bereits die Richtung fur die klinische Untersuchung und den Einsatz technischer Untersuchungsmethoden abzeichnet. Die Treffsicherheit der Diagnose wird erhoht, und der Patient bleibt vor einem kostspieligen Leerlauf ungezielter und unnotiger Untersuchungen bewahrt.

Befunde bei Lungen- und Pleuraerkrankungen

In der Regel wird durch die direkte Krankenuntersuchung noch keine komplette Diagnose moglich sein. Fur die Diagnostik von Lungenerkrankungen bedeutet dies, das nach Moglichkeit stets Rontgenaufnahme, Sputumuntersuchung, Temperaturmessung, Laboruntersuchungen u. a. zur Komplettierung der Befunde herangezogen werden mussen. Andererseits lassen sich mit Hilfe der Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation allein im Einzelfall schon exakte Aussagen machen, die wertvolle Hinweise auf weitere Untersuchungen oder die einzuschlagende Therapie geben.

Untersuchung des Bewegungssystems

Ein etwa 5Gjahriger Patient klagt in letzter Zeit uber Kniebeschwerden; ohne vorausgegangenes Trauma, nicht belastungsabhangig, kein akuter Reizzustand. Bei der Untersuchung des Kniegelenkes sind alle klinischen Tests negativ, es flndet sich kein krankhafter Befund und kein Hinweis auf die Schmerzursache.

Befunde bei Herzfehlern

Die getroffene Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollstandigkeit, sie kann auch das einschlagige Lehrbuch mit ausfuhrlichen Daten nicht ersetzen. Aber sie soll der Verfugbarkeit und praktischen Nutzanwendung des vermittelten Wissens dienen, besonders hinsichtlich der zugrunde liegenden hamodynamischen Veranderungen. Sie zeigt andererseits sehr anschaulich, das bei einzelnen Klappenfehlern mit den einfachen Mitteln der direkten Krankenuntersuchung eine hinreichende diagnostische Sicherung moglich ist. Eingreifendere Untersuchungen werden die Diagnose dann nur bestatigen konnen.

Erhebung der Anamnese

Die arztliche Aufgabe und Tatigkeit ist an den Kontakt zwischen Kranken und Arzt gebunden. Das arztliche Handeln ruht dabei auf zwei Saulen: n n nnaturwissenschaftliche Erkenntnis, n n nEthos der Humanitat. Demzufolge hat das Arzt-Patienten-Verhaltnis zunachst einen sachlichen und daruber hinaus einen menschlichen Bezug.

Untersuchung des Herzens

Die Vorderflache des Herzens wird im wesentlichen gebildet aus rechtem Vorhof, rechter Kammer und linker Kammer. Dabei sind rechts randbildend der rechte Vorhof und oberhalb die V. cava superior. Links sind randbildend die linke Kammer, oberhalb der linke Vorhof, die A. pulmonalis sowie die Aorta. Der rechte Ventrikel liegt der vorderen Brustwand breit an (Abb. 32).