Barbara Potthast

Nekrolog: Günter Kahle

Am 26. September 2003 verstarb Günter Kahle nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Köln. Mit ihm verliert die deutsche Geschichtsschreibung einen der Begründer der Lateinamerikageschichte, nach Richard Konetzke, dessen Schüler und Mitarbeiter er war. Vor allem durch seine Lehrtätigkeit an der Universität zu Köln und durch die langjährige Herausgabe des Jahrbuchs für Geschichte Lateinamerikas hat Günter Kahle die deutsche wie die internationale Lateinamerikahistorie entscheidend mitgeprägt. Geboren am 11. Juli 1927 in Berlin, erlebte Günter Kahle die letzten Kriegsjahre als Soldat, wurde bei Kriegsende schwer verwundet und lebte in den Nachkriegsjahren in seiner Heimatstadt die Zeit des Kalten Krieges. Das Studium an der Hochschule für Politik sowie eine anti-sowjetische Tätigkeit in Verbindung mit westlichen Geheimdiensten wurden durch seine Verhaftung und anschließende Verurteilung zu langjähriger Haft in sowjetischen Lagern unterbrochen. Krieg, geheimdienstliche Tätigkeiten und das Leben im sowjetischen Gulag haben Günter Kahles Leben und Persönlichkeit sehr geprägt, auch wenn er darüber nur im Kreise von Freunden gesprochen hat. Sie erklären aber auch sein Interesse an und seine Kompetenz für Themen, die weit über sein eigentliches Fachgebiet hinausgingen. Infolge des Moskau-Besuches von Konrad Adenauer konnte Kahle 1956 nach Deutschland zurückkehren, und er begann noch im selben Jahr mit dem Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Völkerkunde und Amerikawissenschaften an der Universität zu Köln. 1962 wurde er hier mit einer Arbeit über „Die Grundlagen und Anfänge des paraguayischen Nationalbewußt-