Bernhard Klaus

Umorientierung in der Praktischen Theologie

Gesellschaftliche Relevanz wissenschaftlicher Disziplinen und Praxisbezogenheit des Studiums sind nicht mehr nur Schlagworte aus dem akademischen Alltag geblieben. Welches Ausmai3 Veranderungen nach dieser Richtung z. T. bereits angenommen haben und welche Wandlungen sich weiterhin abzeichnen, das zeigt sich besonders deutlich im Bereich der Praktischen Theologie (PrTh). Obwohl ihre Praxisbezogenheit zu jeder Zeit gegeben war, hatte und hat die PrTh bis in die Gegenwart hineinreichende Orientierungen an den von der historisch-kritischen Forschung gewiesenen Wegen beibehalten, durch die ihr Ort immer wieder auf einer Grenzlinie zwischen den historisch-systematischen Disziplinen einerseits und den empirisch-praktischen andererseits gesucht wird. Das in der neueren Literatur signalisierte Ziel der Umorientierung ist es, sie allein bei den empirisch bestimmten Fachern anzusiedeln und in ihrem Bereich Ergebnisse der Humanwissenschaften fur die Theologie einzubringen. Neben der Sozialethik, die im Vollzug des Veranderungsvorgangs eine merkbare strukturelle Verlagerung von der Systematischen zur Praktischen Theologie hin erfahrt, ist die PrTh der bevorzugte Ort fiir die Durchsetzung der neuen Ziele. Der Prozef3 der Umorientirung hat die Konfessionsgrenzen langst uberschritten, so daB die Situationsanalyse, die hier anhand wichtiger Neuerscheinungen versucht werden soll, evangelische wie auch katholische Stimmen laut werden lassen mui3. Nicht nur die tradierte Gesamtkonzeption der PrTh, sondern auch die einzelnen Teilbereiche sind von der Umorientierung betroffen. Von diesen seien hier die Lehre vom geistlichen Amt und von der Gemeinde sowie die Lehre vom Gottesdienst und von der gottesdienstlichen Rede insonderheit berucksichtigt. Die umfassenden Veranderungen in der Lehre von der Seelsorge und vom Religionsunterricht mussen eigenen Darstellungen vorbehalten bleiben.