Cornelia Klinger

Utopie und/oder Illusion? Eine Erinnerung an den Feminismus und andere dirty words

Ich habe mir die Augen gerieben, mit welcher Plotzlichkeit neue Schlagworter in eine Diskussion gekommen sind, die ich gut zu kennen glaubte. Ich muss geschlafen haben. Und ich gebe ja auch zu, dass mich die schier endlosen Debatten der letzten Jahre uber die Auflosung der Kategorie Frau, uber Quer- und Trans- und Post- und Cyber- und Gender und Sex und was nicht alles noch — schon seit geraumer Zeit so gelangweilt und ermudet haben, dass ich offenbar daruber eingenickt bin. Daher mag ich wohl den Anschluss verpasst, den Anbruch einer neuen Epoche (oder mindestens Etappe) verschlafen haben. Jedenfalls finde ich mich auf einmal in einer ganzlich veranderten Umgebung wieder, in der ich mich nur schwer zurechtfinde. Mein halbes Leben lang mit diesen Themen befasst, habe ich doch groste Muhe, (fur mich selbst) zu verstehen oder gar (anderen) zu erklaren, was so schone neue Worte wie Gender Mainstreaming, Gender-Kompetenz, Managing Diversity usw. heisen sollen — und will das hier auch gar nicht erst versuchen.1

Modern/Moderne/Modernismus

›Die Moderne‹ mag vielleicht als »bewildering and disturbing term«1 gelten — doch wer sich darauf einlast, die historische Entwicklung des semantischen Feldes von ›modern/Moderne‹ zu skizzieren, darf sich nicht damit aufhalten, die »Uferlosig-keit verbindlicher Definitionsversuche«2 oder gar die Unmoglichkeit des Unterfangens3 zu beklagen. Wie sollte es denn anders sein bei einem Begriff mit einer so langen Geschichte, einem so weiten und grosen, im wortlichen Sinne epochalen Bedeutungsspektrum?