Dennis F. Mahoney
University of Vermont
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Publication
Featured researches published by Dennis F. Mahoney.
Goethe Yearbook | 2002
Dennis F. Mahoney
to this latter category is needed in future research. The early German Romanticism of Friedrich Schlegel and Novalis is primarily philosophical in its inception and praxis, and most major critics today read the literary works of these male authors and their male contemporaries as instantiations of Romantic theory. Women like Caroline Schlegel-Schelling, Dorothea Veit-Schlegel, and Karoline von GÃ1⁄4ndenode were conversant with philosophy to a considerable degree, and certainly participated in discussions with Romantic male authors about the nature of Romantic Poesie. Strikingly, relatively little attempt has been made in studies of German Romantic women authors to understand their writings in the same theoretical mode used to analyze the literary production of Romantic male authors, or, conversely, to explain why these womens writings should not be understood in the same theoretical mode. At numerous junctures BeckerCantarinos attentive analysis points promisingly in this direction, and clearly lays the groundwork for future research in the field. One hopes that an English translation of this excellent study will be forthcoming: Becker-Cantarinos synthetic discussion is exemplary in its erudition, precision, and insight, and will be of great interest to a broad audience of readers in gender studies and Romanticism.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Zu Friedrich von Hardenbergs unausgefuhrten schriftstellerischen Planen gehorte »Die Errichtung eines litterairischen, republicanischen Ordens — der durchaus mercantilisch politisch ist — einer achten Cosmopolitan Loge«, wie er in einem Brief an Friedrich Schlegel vom 10. Dezember 1798 schreibt (IV, 268f). Caroline Schlegel, die die Starken und Schwachen der Fruhromantiker recht gut kannte, neckte Hardenberg in ihrem Brief vom 4. Februar 1799, er habe sie recht bose gemacht »mit Ihren Dithyramben uber das mercantilische Genie, das uns fehlt und Sie auch nicht haben« (IV, 518). Darin hatte sie wohl recht, aber es gab zumindest einige Grunde dafur, warum Hardenberg zu dieser Zeit auf einen solchen Plan kam. Am Anfang Dezember 1798 hatten die Bruder Schlegel nach langen Verhandlungen erfahren, dass ihre Zeitschrift Das Athenaeum bei einem neuen Verleger, Heinrich Frohlich, doch fortgesetzt werden konnte. Insofern leuchtet es ein, dass der erste geplante Schritt in der Etablierung eines literarischen Ordens eine »Buchdruckerey — ein Buchhandel« war: »Ihr sollt nicht mehr von Buchhandlern litterairisch und politisch gewissermaasen dependiren« (IV, 269). Die Erwahnung von Jena, Hamburg oder der »Schweitz, wenn Frieden wird«, als moglicher »Sitz des Bureaus« (ebd.) deutet an, dass Hardenberg u.a. auch an die Umgehung von Zensurbestimmungen dachte.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Wahrend mit dem Minister von Hardenberg uber eine Anstellung fur Friedrich im preusischen Dienst verhandelt wurde, hatte der Vater anscheinend doch starke Bedenken, seinen Sohn in das Haus eines so leichtlebigen Verwandten zu bringen (Hardenberg 1883, S. 64) — zumal der Berliner Hof unter Friedrich Wilhelm II. (1744–97) fur sein sittenverderbliches Leben beruchtigt war (Heilborn 1901, S. 55). Auf jeden Fall schlug der Vater Friedrich vor, er sollte vorlaufig praktische Erfahrung in einem Amt bekommen, was auserdem die Vorbedingung einer Aufnahme als kursachsischer Beamter war. Am 8. November 1794 begann sein Dienstjahr als Aktuarius in Tennstedt bei August Coelestin Just (1750–1822), der als Kreisamtmann fur das ganze Gebiet Kursachsen-Thuringen zustandig war und der als erfahrener und geschickter Ausbilder galt.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Wahrend Friedrich Schlegel in seinem Brief an Schleiermacher vom 15. November 1799 auf die Europa-Rede eher reserviert reagiert, ausert er sich voller Begeisterung uber ein anderes dichterisches Projekt von Hardenberg, das dieser wahrend des Jenaer Romantiker-Treffens vorgetragen hatte: »Auch christliche Lieder hat er uns gelesen; die sind nun das gottlichste was er je gemacht. Die Poesie darin hat mit nichts Aehnlichkeit, als mit den innigsten und tiefsten unter Goethes fruheren kleinen Gedichten« (IV, 646). Aus Hardenbergs Antwort vom 31. Januar 1800 auf einen nicht erhaltenen Brief Schlegels kann man entnehmen, dass diese Lieder ursprunglich fur eine Veroffentlichung im Athenaeum vorgesehen waren — zum Teil als »Stuck der Versohnung« (IV, 317) dafur, dass die Europa dort nicht erscheinen sollte, aber vor allem wegen des Interesses der Fruhromantiker an Religion, das auch Schlegels Ideen im funften Heft des Athenaeum ausdruckten. Jedoch enthielt das sechste und letzte Heft des Athenaeum im August 1800 nicht diese Lieder, sondern die Hymnen an die Nacht, die Schlegel offensichtlich noch mehr ansprachen. Der Erstdruck der Geistlichen Lieder I–VII erfolgte deswegen erst nach dem Tod Hardenbergs im Musenalmanach auf das Jahr 1802, den A.W. Schlegel und Ludwig Tieck herausgaben; es ist nicht sicher, aber wahrscheinlich, dass diese sieben Lieder ursprunglich fur den Druck im Athenaeum vorgesehen waren. Weitere acht Lieder kamen 1802 in den Schriften hinzu, ebenfalls unter dem Titel Geistliche Lieder.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Sowohl die naturwissenschaftliche Farbung der »Tropen und Rathselsprache« (II, 485: 1) in Glauben und Liebe als auch das Verfahren des »Romantisiren[s]« (II, 545: 105) in den Vorarbeiten zu verschiedenen Fragmentsammlungen aus dem Winter und Fruhjahr 1798 verdanken Hardenbergs Studienaufenthalt an der Bergakademie Freiberg bereits sehr viel. In dem wichtigen Brief an August Wilhelm Schlegel vom 24. Februar 1798, mit dem Hardenberg seine Vermischten Bemerkungen zum Druck unter dem Namen »Novalis« schickte und in dem zum ersten Mal von einem »Anfang, unter dem Titel, der Lehrling zu Sais« (IV, 251) die Rede war, heist es wenig spater: »Kunftig treibe ich nichts, als Poesie — die Wissenschaften mussen alle poetisirt werden« (IV, 252). Ein solcher Vorsatz hat aber auch zur Folge, dass die Dichtung verwandelt wird durch das Studium der Naturwissenschaften und auch der Mathematik — von der Hardenberg in jenem Brief allerdings noch ziemlich geringschatzig spricht (IV, 251), die er aber innerhalb der kommenden Monate zum integralen Bestandteil seines asthetischen Programms erhebt: »Romantisiren ist nichts, als eine qualitative] Potenzirung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identificirt. So wie wir selbst eine solche qualit[ative] Potenzenreihe sind« (II, 545: 105).
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Noch wahrend seiner Freiburger Zeit hatte Friedrich von Hardenberg am 5. Dezember 1798 im Zusammenhang mit der zwiespaltigen Reaktion des Ehepaars Just auf Bluthenstaub und Glauben und Liebe Worte an Rahel Just geschrieben, die ihr Mann spater in seiner Biographie Hardenbergs zitierte: »Die Schriftstellerei ist eine Nebensache — Sie beurteilen mich wohl billig nach der Hauptsache — dem praktischen Leben. Wenn ich gut, nutzlich, tatig — liebevoll und treu bin — so lassen Sie mir einen unnutzen, unguten und harten Satz passieren. Schriften unberuhmter Menschen sind unschadlich — denn sie werden wenig gelesen und bald vergessen« (IV, 266 und IV, 548). Bei diesen Worten spielt der ubliche Bescheidenheitstopos gewiss eine Rolle; auch zeigen Hardenbergs Mitteilungen an Mitglieder des fruhromantischen Kreises eine andere Seite seines Wesens als etwa gleichzeitig verfasste Briefe an Rahel und August Coelestin Just. Aber es ist kennzeichnend fur Hardenbergs Prioritaten im Leben, dass er sich unmittelbar nach der Vollendung des ersten Teils des Heinrich von Ofterdingen an den Kurfursten Friedrich August III. von Sachsen wandte und am 10. April 1800 um die vor kurzem freigewordene Supernumerar-Amtshauptmannstelle fur Weisenfels, Heldrungen und Sachsenburg bewarb. Diese Aufgabe im Thuringischen Kreis Sachsens wollte er zusatzlich zu seinen bisherigen Aufgaben ausuben und begrundete seinen Wunsch folgendermasen: »Die damit zeither combinirten Aemter liegen in dem Bezirk meiner gegenwartigen Geschaftsreisen, und wurden mich also nicht von meinem jetztigen Beruf entfernen« (IV, 331). Hinzu kam, dass Hardenbergs erster Studiengang in Jura und seine Ausbildung beim Kreisamtmann Just ihn eher auf diesen Berufsweg als auf die Arbeit am Weisenfelser Salinendirektorium vorbereitet hatten.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Kaum waren die Bluthenstaub-Fragmante an die Offentlichkeit gelangt, als sich Friedrich von Hardenberg am 11. Mai 1798 an Friedrich Schlegel mit der Bitte um die baldige Veroffentlichung eines weiteren Manuskripts unter dem Namen »Novalis« wandte (IV, 253). Gemeint war die staatsutopische Schrift Glauben und Liebe oder Der Konig und die Konigin, mit der Hardenberg den erst seit dem 16. November 1797 in Preusen regierenden Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) zur Ubernahme republikanischer Regierungsprinzipien bringen wollte. Bereits Ende Mai konnte Schlegel seinem Freund berichten, dass der Text in den neugegrundeten Jahrbuchern der preusischen Monarchie gedruckt werden sollte; allerdings musse er aus Platzgrunden in drei Teilen in den nachsten drei monatlichen Folgen erscheinen (IV, 493).
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
In den fruheren Kapiteln ist deutlich geworden, wie sehr die Ausgaben von Novalis Schriften, die Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck und Eduard von Bulow zusammengestellt hatten, die wissenschaftlich-kritische Rezeption fur mehr als ein Jahrhundert bestimmten bzw. beeintrachtigten (zur redaktionellen Herstellung des »Novalis«-Mythos durch Schlegel, Tieck und von Bulow vgl. O’Brien 1992; zur Rezeptionsgeschichte vgl. Uerlings 1991, besonders S. 17–104 und 523–541). So folgte 1953–57 Ewald Wasmuth in seiner vierbandigen Edition der Werke, Briefe, Dokumente dem Beispiel von Tieck und Schlegel und organisierte die »Fragmente« nach ihren Hauptthemen anstatt sie chronologisch anzuordnen; zu dieser Zeit galt Friedrich von Hardenberg bei vielen Lesern und Kritikern immer noch als der zeitenthobene Mystiker, dessen Verkundungen mit den Umstanden ihrer Entstehung nur wenig zu tun hatten.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Im Brief an Friedrich Schlegel vom 5. September 1797 aus der Saline Kosen kundigte Hardenberg an: »Michailis geh ich nach Dresden und Freyberg — in Freyberg bleib ich vor der Hand« (IV, 236). Jedoch dauerte es noch zwei Monate, bis Hardenbergs Vater kurfurstliche Erlaubnis fur seinen Sohn bekam, auf der Bergakademie Freiberg zu studieren, um seine beruflichen Kenntnisse in der Mathematik und der Chemie zu vertiefen.
Archive | 2001
Dennis F. Mahoney
Durch die Arbeit an der Europa-Rede kam Hardenberg in Kontakt mit Quellenstudien zum Mittelalter. Wahrend eines Aufenthalts in der Saline Artern sties er bereits im Juni 1799 in der Bibliothek seines Freundes Karl Wilhelm Ferdinand von Funk (1761–1828), der 1792 eine Biographie des Stauferkaisers Friedrich II. verfasst hatte, auf Chroniken uber den sagenhaften Heinrich von Ofterdingen. Nach dem Urteil von Kritikern wie Gottsched, Bodmer, Lessing und August Wilhelm Schlegel soll dieser Minnesanger wirklich gelebt und sich 1206 oder 1207 am Sangerkrieg auf der Wartburg gegen Konkurrenten wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach beteiligt haben (vgl. Kasperowski 1997, S. 272–275). So hatte Hardenberg fur seinen zweiten Romanversuch ein Thema gefunden, das ihm einerseits die Moglichkeit bot, »eine tiefsinnige und romantische Zeit« darzustellen, die nach den Worten des Erzahlers »unter schlichtem Kleide eine hohere Gestalt verbirgt« (I, 204), aber andererseits als poetisiertes ›Mittelalter‹ vor allem die Verwandlung der eigenen prosaischen Gegenwart zum Thema hatte. Symptomatisch in dieser Hinsicht ist, dass der Vater des jungen Ofterdingens — ein tuchtiger und nuchterner Kunsthandwerker in Eisenach — dem Traum seines Sohnes jegliche hohere Bedeutung abspricht: »In dem Alter der Welt, wo wir leben, findet der unmittelbare Verkehr mit dem Himmel nicht mehr Statt« (I, 198).