Gertraude Mikl-Horke
Vienna University of Economics and Business
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Publication
Featured researches published by Gertraude Mikl-Horke.
Archive | 2010
Gertraude Mikl-Horke
Ein zentrales Erkenntnisobjekt der neuen Wirtschaftssoziologie, die sich seit den 1980er Jahren entwickelt hat, ist der Markt; die sozialen Beziehungen in Markttransaktionen stehen so sehr im Mittelpunkt, dass man sie auch als Marktsoziologie bezeichnen kann. Dieses grose Interesse fur den Markt ist eine relativ neue Erscheinung, obwohl Markte als Interaktionszusammenhange typische soziale Gebilde darstellen.
Archive | 2011
Gertraude Mikl-Horke
Wirtschaftssoziologie und heterodoxe Okonomieansatze haben viel gemeinsam, doch ihre Beziehung war lange Zeit durch eine strikt beachtete Trennung der Disziplinen von Okonomie und Soziologie belastet. Das hat unter Soziologen die Ansicht genahrt, Okonomie sei identisch mit dem neoklassischen Mainstream der Disziplin. Die Unterschiede zu diesem waren evident, begrundeten aber weniger eine kritische Auseinandersetzung mit den Annahmen der Okonomie, als vielmehr die Vermeidung von Themen, die eine solche nahe legen wurden. Die Soziologie suchte sich unabhangig von der Volkswirtschaftslehre als eigenstandige Einzelwissenschaft mit ihrem eigenen Erkenntnisobjekt und ihrer spezifischen Erkenntnismethode zu behaupten. Von der „Wirtschaftssoziologie“, die in dieser Situation ein Schattendasein fuhrte, konnte man nach 1945 uber Jahrzehnte hinweg – mit wenigen Ausnahmen, die die Konzeption einer eigenen Teildisziplin versuchten (Furstenberg 1961; Heinemann 1972) – nur im Sinne einer Sammelbezeichnung fur die empirischen Forschungsgebiete der Soziologie, die sich in einem weiteren Sinn mit wirtschaftsrelevanten Verhaltensweisen befassten, sprechen. Unter diesen dominierten die Industrie-, die Arbeitsund die Konsumsoziologie. Sie untersuchten mit den Methoden der empirischen Sozialforschung die Denk- und Verhaltensweisen der Arbeiter und der Konsumenten. Ein solcher Zugang erforderte keine explizite Auseinandersetzung mit der Okonomie. Auch die Betriebssoziologie, die zur Organisationssoziologie erweitert wurde, machte eine solche auf Grund der Hinwendung zu Psychosoziologie und Gruppenforschung nicht notwendig.
Handbuch der Wirtschaftssoziologie | 2008
Gertraude Mikl-Horke
Die Wirtschaftssoziologie zahlt gegenwartig zu den sich am starksten entwickelnden Teilen der Soziologie. Das war jedoch nicht immer so, lange Zeit stand sie eher nur als Sammelbegriff fur empirische Teildisziplinen wie die Arbeits- oder Konsumsoziologie. Mittlerweile besinnt man sich nun wieder auf die Entwicklung einer eigenstandigen Wirtschaftssoziologie, die meist mit den Namen und den Werken von Max Weber, Talcott Parsons und Mark Granovetter assoziiert wird, zuruck. Die Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft aber hat eine noch langere Geschichte, die vor allem von der Genese der modernen Okonomie bestimmt war. Dieser Beitrag will zeigen, wie die Wirtschaftssoziologie durch die Entwicklung der Okonomie und die Trennung der Disziplinen beeinflusst wurde und welche Formen sie unter diesen Bedingungen angenommen hat.
Archive | 2014
Gertraude Mikl-Horke
Am Beginn des vergangenen Jahrhunderts war die Diskussion um das Verhaltnis von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft besonders rege, was sich an einer grosen Zahl von sozialwissenschaftlichen Werken nachweisen lasst, aus denen etwa Max Webers „Wirtschaft und Gesellschaft“ herausragt. Auch eine Reihe osterreichischer Sozialwissenschaftler, die sehr unterschiedlichen theoretischen, aber auch ideologischen Stromungen angehorten, befassten sich mit diesen Fragen. Dazu zahlten etwa einige Mitglieder der Soziologischen Gesellschaft in Wien, die sich auf der Basis austromarxistischer und ethisch bzw. liberal sozialistischer Auffassungen mit den okonomischen Verhaltnissen ihrer Zeit auseinander setzten, so etwa Max Adler oder Rudolf Goldscheid (s. dazu Mikl-Horke 2007). Aber auch die Vertreter der Menger-Schule der osterreichischen Nationalokonomie beschaftigten sich mit dem Verhaltnis von Wirtschaft und Gesellschaft, so insbesondere Friedrich von Wieser.
Archive | 2015
Gertraude Mikl-Horke
In den letzten Jahrzehnten hat der Begriff „Soziookonomie“ in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen, und es ist zu einer wachsenden Selbst- oder Fremdzuordnung von Sozialwissenschaftlern zu diesem Forschungs- und Lehrbereich gekommen. In Programmatiken einschlagiger Assoziationen und Journale, in Beschreibungen von Studiengangen, in wissenschaftlichen Publikationen wird dargelegt, was intendiert ist, doch zeigen sich betrachtliche Unterschiede in den Auffassungen, Annahmen und Zwecksetzungen. Daruber hinaus hatte sich bereits seit langerem die Verwendung des Adjektivs „soziookonomisch“ in pragmatischer Weise (soziookonomischer Status, soziookonomische Lage, soziookonomisches Panel etc.) eingeburgert, wobei meist Sinn und Bedeutung vorausgesetzt werden bzw. „soziookonomisch“ einfach andeuten soll, dass etwas nicht „nur okonomisch“ bedingt ist, was wiederum ein bestimmtes enges Verstandnis von „okonomisch“ voraussetzt.
Soziologische Revue | 2011
Gertraude Mikl-Horke; Richard Münch; Lothar Peter
Kapitalismuskritik war lange Zeit aus der Soziologie fast völlig verschwunden. Stattdessen suchte sich die Soziologie vielfach mit dem Marktliberalismus anzufreunden, um die Anerkennung in der gegenwärtigen Bildungsund Wissenschaftslandschaft nicht ganz zu verlieren. Der Band von Dörre, Lessenich und Rosa beabsichtigt eine Wiederbelebung der kritischen Soziologie des Kapitalismus, was in Zeiten der Wirtschaftskrise auf große Resonanz treffen dürfte. Über die Analyse und Kritik des Kapitalismus hinaus soll daher auch die Kritik wieder in die Soziologie hineingetragen und schließlich auch die Frage nach den Alternativen zum Kapitalismus berührt werden. Diese Ziele werden von den Autoren auf unterschiedlichen Wegen, aber in diskursiver Auseinandersetzung miteinander zu realisieren gesucht, was in einer „dramaturgisch-dialogischen Anordnung der Beiträge“ (295), gegliedert in die Darlegung der Positionen, in die gegenseitigen Kritiken und die Repliken, resultiert. Alle drei Autoren setzen bei der Bewegungsdynamik des Kapitalismus an und verbinden diese mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten von Landnahme, Beschleunigung und Aktivierung. Im Folgenden gehe ich zunächst auf die Positionen in Bezug auf die kritische Analyse des Kapitalismus ein und dann auf die Standpunkte zur Gesellschaftskritik.
Archive | 2011
Gertraude Mikl-Horke
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Beziehungen von Unternehmen, Markt und Staat im Zuge des Prozesses, der als ‚Globalisierung‘ bezeichnet wird, stark gewandelt. Da Wirtschaftsunternehmen im Zentrum des Prozesses der Globalisierung stehen, sind sie die ersten, die sich verandern. Form, Struktur und Handeln der Unternehmen haben sich zwar seit der Fruhphase der Industrialisierung bis in die Gegenwart immer wieder geandert. Seit einigen Jahrzehnten ist der Wandel jedoch so tiefgreifend und rasch, dass man geradezu von einer Neuerfindung dieser sozialen Institution der Unternehmung sprechen kann. Die Ausrichtung der Unternehmen auf die globalen Markte hat auch die Frage aufgeworfen, ob es zu einer weltweiten Homogenisierung der Geschaftspraktiken, Managementstile und Unternehmenskonzeptionen kommt.
Archive | 2011
Gertraude Mikl-Horke
Die Unternehmung war in der Soziologie lange Zeit kein spezifisches Forschungsobjekt, wenn man darunter die ‚Ausenseite‘ des privatwirtschaftlichen Erwerbsbetriebs in seinen Bezugen auf Markt und Gesellschaft versteht. Anders als in der Okonomie wurde sie jedoch in der Soziologie schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts, etwa bei Max Weber und Werner Sombart, auf Grund ihres auf die Erfassung der Charakteristik des modernen Kapitalismus gerichteten Erkenntnisinteresses als eine Institution der Gesellschaft aufgefasst. Max Weber hatte daruber hinaus mit seinem Idealtypus der burokratischen Verwaltung auch der Entwicklung der grosen Unternehmen zu „geschlossenen“ rational und formell strukturierten Organisationen Rechnung getragen, dies aber in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Rationalisierung der abendlandischen Kultur gesehen (siehe den Beitrag Max Weber und die Theorie der Unternehmung in diesem Band). Die Perspektive des Unternehmens als Erscheinung des modernen Kapitalismus, wie sie Weber und Sombart behandelt hatten, fand fur lange Zeit keine Fortsetzung innerhalb der Soziologie. Die Perspektive richtete sich vielmehr auf das Innenleben der Unternehmung als Organisation der Arbeit. In der weiteren Entwicklung standen die Probleme der Arbeitsmotivation und des Arbeitsverhaltens sowie der Struktur und Dynamik der Organisationen im Zentrum der Forschungen im Rahmen der Arbeits- und Industriesoziologie einerseits, der Organisationssoziologie andererseits.
Archive | 2017
Gertraude Mikl-Horke
Die sog. osterreichische oder auch Wiener Nationalokonomie ist eine der drei Grundungskonzeptionen der Grenznutzentheorie. Carl Menger, der als ihr Begrunder gilt, entwickelte seine Konzeption zeitgleich mit den grundlegenden Werken von William Stanley Jevons und Leon Walras (Menger 1871).
Archive | 2011
Gertraude Mikl-Horke
„Das Geld bewirkt die Einheit und verursacht gleichzeitig die Ungerechtigkeit der Welt.“ (Braudel 1985/86 I: 522). In Fernand Braudels grosem Werk uber die Sozialgeschichte des 15. bis 18. Jahrhunderts wird das Geld nicht in den Banden uber den Handel oder die Weltwirtschaft, sondern in jenem mit dem Titel Der Alltagbehandelt. Dies ist insofern bemerkenswert, weil es vor allem in der Okonomie, aber auch in der Soziologie gewohnlich aus dem Blickwinkel des Marktes bzw. des ausdifferenzierten Systems „der Wirtschaft“ gesehen wird. In diesem Beitrag geht es daher nicht nur um einen Blick auf die Reflexionsweisen uber Geld, sondern auch darum, die Alltags- und Kulturbedeutung des Geldes zu rekonstruieren. In diesem Zusammenhang hat Georg Simmels Philosophie des Geldesin der Gegenwart wieder an Bedeutung gewonnen, weil dem Geld zu Beginn des 3. Jahrtausends ein besonders groser Stellenwert im Rahmen der modernen Kultur zukommt (vgl. Deutschmann 1999: 16ff).