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Dive into the research topics where Holger Schulze is active.

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Featured researches published by Holger Schulze.


Archive | 2016

The Funcooker (S03E14): Die mediale Erzählung

Holger Schulze

„You know what: this is the best day ever.“ Mit diesen Worten wird Liz Lemon am Ende dieser Episode den ganzen Tag abschliesend bewerten, der in dieser Episode erzahlt wird: The Fun Cooker. Tatsachlich beginnt der Tag in Hochstimmung fur Liz: eine kaum aufzuhaltende Lebensneuordnungsenergie scheint sie zu durchstromen in den ersten Einstellungen. Begeistert und tief erfullt berichtet sie, wie sie im neuen Warenhaus auf der 5th Avenue eine ganze Reihe grosartiger Plastikdosen kaufte, um ihr Leben neu zu ordnen: um ein besserer, besser sortierter und klarer, sich selbst transparenterer Mensch zu werden. Die gehassige Logik der Komodie verlangt es allerdings, dass dieser hochwohlmogende Monolog umgehend durch einen ubereifrigen Fahrradboten im Keim erstickt wird: Liz liegt auf dem Asphalt – begraben unter ihren vermeintlich so begluckenden Plastikdosen, eingekeilt im Fahrradbotenrennrad.


Archive | 2016

Christmas Special (S03E06) & Live Show (S05E04): Die mediale Bühne

Holger Schulze

Wir sehen den Vorplatz des Rockefeller Centers. Wonniglich eingeschneit, Burgerinnen eingemummelt, die Herren elegant oder sportiv gewandet. Grune, rote und weise Flaggen flattern stattlich im Hintergrund, die Burger geniesen das Gleiten auf der Eisflache, die hier ausgebreitet wurde. Die Musik zu diesem Auftakt gleitet wienerisch.


Archive | 2016

Believe in the Stars (S03E02): Die mediale Persona

Holger Schulze

Wir fliegen das Gebaude empor und landen im Buro des Chefs, angestrengt telefonierend, sein Assistent geht beiseite. Nach einem Parallelgesprach mit Liz und einem Geschaftskollegen (Ihre Fragen sollten Antworten auch am Telefon fur den anderen Gesprachspartner erlauben) gibt er ihr ein Medikament fur den Flug mit: sie soll wieder einmal als Jurymitglied, als Schoffin an einem Gericht tatig sein. Die Verschlingungen der drei Personae – Jack, Liz, sein Assistent – sind schon in diesen wenigen Minuten ganz stilisiert, auf Pointe geburstet und von maskenhafter Empfindungsarmut.


Archive | 2016

The Mormon Parsifal: Kenneth Parcell

Holger Schulze

Wie ein Schlemihl schleicht er durch die Gange. Er scheint keinen Schatten zu besitzen, doch stets und nahezu unaufhorlich freundlich und hilfsbereit zu lacheln. Ein grauenerregend ungeruhrtes Lacheln. Aus der Ruhe bringt ihn kaum etwas – kein Todesfall, kein Unternehmensverlust, keine Ehekrise eines Showstars oder eines Autors (vgl. Abb 8.1). Im Gegenteil: umgehend sprintet er los, erfullt von brustschwellendem Stolz, mit einem hoheren, nein: dem hochsten und besten und wichtigsten Auftrag zu diesem Zeitpunkt betraut worden zu sein. Er ist auf einer Mission. Er ist der Diener schlechthin, der dienstbare Geist, der Helfer, das Faktotum. Sprich: er ist Dienstbote, mutmaslich subjektlos, unterworfen und sich unterwerfend, bloses Objekt und Werkzeuge derer, denen er dient sowie des Studios, das ihn bezahlt. Er ist die Arbeitskraft, der Lohnabhangige im klassischen Sinne der traditionellen Ausbeutungskultur. Er wird erst zu dem Zeitpunkt – ganz subjektphilosophisch – zu einem vollen Subjekt, sobald er einer konkreten, grosen und belastenden Pflicht tatsachlich unterworfen wird. Sein Arbeitsauftrag lasst ihn wirklich und personal werden. Wirklichkeit kann er nur erfahren im arbeitenden Handeln – das fur ihn heist: leben.


Archive | 2016

American Progress: The General Electric-Building

Holger Schulze

Von oben wird das Hochhaus nach unten gemustert, vor internationalen Flaggen (Liberia, Sudafrika, die Niederlande, Polen, Portugal, die USA) kommt eine goldene Figur ins Bild. Schnell blicken wir auf das vorkragende Vordach, eine Hausnummer sehen wir eingelassen in den Boden; kurz sehen wir die filmtheaterartige Leuchtreklame fur den sogenannten Rainbow Room: observation deck im 65. von 70 Stockwerken des Hauses, das sich schlieslich als Herberge der NBC Studios zu erkennen gibt: Dieu Et Mon Droit steht als (etwas pratentios vom Wappen der britischen Monarchie entlehnter) Wappenspruch uber der Hausnummer 30. Die Hauptfigur und Chefautorin der Late Night Show wird eingeblendet als schwarzweis herausgeschnittener Korper mit niedergeschlagenen Augen vor den Wandreliefs des Gebaudes: Liz Lemon – der Name der Schauspielerin, die diese Figur verkorpert, Tina Fey, wird von rechts in schwarzem Balken unsymmetrisch-nichtlinear hereingetippt


Archive | 2016

The Truckercaps of Frank Rossitano

Holger Schulze

Taglich tragt er die gleichen Truckercaps (vgl. Abb. 6.1). Taglich tragt er dieselbe enttauscht-unbeeindruckte Miene. Er weis, dass sein Leben die engen Bahnen kaum mehr verlassen wird, die er ihm bislang bereitete. Er ist der Archinerd, der urschrullige, in sich vergrabene Videospielfetischist, der nie die 8-Bit-Asthetik der 1980er Jahre wirklich verlassen hat. TIME TRAVEL AGENT (S01E16). Er lebt in C64-Sprites und 8-Zoll Disketten, in Soundchips und BASIC. HIGH SCORE (S01E12). Das ist seine Welt – noch dreisig Jahre spater, im fruhen 21. Jahrhundert. KILL SCREEN (S02E01).


Archive | 2016

The Polymorphous-Perverted Child: Tracy Jordan

Holger Schulze

Sie sitzen beisammen. In einem etwas zu kleinen Herrenzimmer. Braune, tiefknautschige Ledersofas; gegenuber ein hellerleuchtetes Aquarium, das grunschimmernd den braunen Raum erhellt; an der Wand kleben grose Werbeplakate fur abstrus-peinliche Filme: Filme aus der jungeren Vergangenheit des Stars, der in dieser Garderobe wohnt, kifft, daddelt, onaniert, sauft, in die Kissen weint, wutend seine Chefin oder Kollegin anschimpft; ein Star, der sich in dieser bescheidenen Residenz auch gerne in seiner jeweils neusten Selbsterfindung prasentiert, ausstellt, deklamiert, gar vortanzt und antizipierend imaginiert – zumeist nur peinlich, lacherlich, verstorend, emporend. Ein Kinder-, Jugend-, Pubertats- und Mannerzimmer der hohligen Selbstverpuppung und -verwandlung. Langweilig, auch leicht ekelig anzuschauen, doch (vielleicht der einzige) Nahrboden, das einzige Biotop zum Heranzuchten der imaginaren Kreaturen seiner Bewohner.


Archive | 2016

Dealbreakers: The Commedia dell’arte by Tina Fey

Holger Schulze

Nach dem Ende des amerikanischen Imperiums wird weiterproduziert: Der amerikanische Fortschritt ist an seinem Ziel angekommen. Das Ensemble von TGS (With Tracy Jordan!) aus Fuhrungspersonlichkeiten, Mitlaufern und vor allem egozentrischen Selbstdarstellerinnen und -darstellern auf allen beruflichen Ebenen verkorpert die Gemeinschaft der letzten Menschen eines Medienimperiums. Gesellschaft und Medien sind hier in das letzte Stadium einer hochbeschleunigten und sich selbst verzehrenden Fieberphantasie eingetreten: pop already has eaten itself – und verschlingt mit anwachsender Gier immer wiederholt sein eigenes Erbrochenes, all seine Ausscheidungen und Abfalle aus eigener Produktion der letzten Wochen und Jahrzehnte. Immer noch wird verhandelt um Lizenzen, werden neue Varianten altehrwurdiger humoristischer Akrobatik entworfen, werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch den zeitweisen Anschein von personlichem Interesse und individueller Fortentwicklung zu noch umfassenderen und erschopfenderen Hochstleistungen angetrieben – und noch immer suchen alle Mitglieder des Autoren-, Produktions-, Verwaltungs- und Schauspielerteams sich ihre groseren oder kleineren Nischen ungestorten, unproduktiven Tuns: Daddeln, Flirten, Protzen, Jammern, Stolzieren und Grubeln.


Archive | 2016

SeinfeldVision (S02E01): Die Tektonik der Medien

Holger Schulze

Nach Ende der Sommerpause (nicht nur von TGS, auch von 30 Rock) betritt die Redaktionsleiterin die Produktionsstudios. Wie es sich gehort, erkundigt Lemon sich bei jedem – mit einem hochst sortierten und gut frisierten Lacheln – wie der Sommer gewesen sei. Dies geht solange gut, bis sie in ihren Vorgesetzten Jack Donaghy stolpert und ihn mit vorsatzlicher Ankumpelei, Hey, buddy! fur sich einnehmen will. Konspirativ-professionell zieht er sie hinter eine Doppelstahltur: dort erzahlt er ihr vom produktivsten Sommer seines Lebens – und beichtet ihr auch, dass niemand im Konzern von seinem Herzinfarkt weis. Und fasziniert berichtet er von den Luckenbusersendungen des vergangenen Sommers („MILF Island: 25 super hot moms, 50 eighth grade boys – no rules!“; vgl. Abb. 5.1) und bekommt von seinem servilen Assistenten einen Stapel mit Werbefilmen fur SeinfeldVision gereicht: eine digital generierte Persona des Schauspielers Jerry Seinfeld – Hauptautor und Titelfigur der NBC-Sitcom Seinfeld aus den 1990er Jahren – soll im kommenden November in allen Sendungen zur Hauptsendezeit einen Gastauftritt haben. Jerry Seinfeld weis nichts davon. Er weilt gerade in Europa und Jack setzt darauf, dass er nach seiner Ruckkehr dem Riesenerfolg von SeinfeldVision kaum etwas entgegenzusetzen haben wird. Die mediale Persona Seinfelds wird eingesetzt als entkorperte und klischierte Charaktermaske: ein Avatar.


Archive | 2016

The Non-Symbolic Phallus: Jack Donaghy

Holger Schulze

Er ist der absolute Sieger. Seine Schultern stets breit unter den Schulterpolstern; der Anzug sitzt wie an Clark Kent, sein entschiedenes Kinn so scharf geschnitten wie Hemdkragen und Schuhabsatz. Seine Worte so wohlgesetzt, er scheint lediglich einem fur ihn bereiteten Strom des Artikulierens und Aussagens, des Reflektierens, Abwagens und uberzeugenden Entscheidens zu folgen. Da gibt es keinen Zweifel. Da gibt es keine Unwissenheit. Da gibt es allein unsere Bewunderung fur diese Korpermacht, diesen Geisteshorizont, diese Entscheidungsbeherztheit, diese Handlungspotenz. Er ist ein Phallus: Jack Donaghy, der Vice President of East Coast Television and Microwave Oven Programming for General Electric (so sein Titel am Anfang der Serie – nach dem Kauf durch Kabletown, wird er sogar NBC’s Direktor; (vgl. Abb 10.1). So hatte er es wohl gerne. Und so glauben es ihm auch viele. Zuallererst sein deutlich sexuell ihm zugetaner Assistent Jonathan, der ohne zu zogern ihn als seine hochste Gottheit, seinen Lehnherrn im mittelalterlichen Sinn, sein Idol bezeichnen wurde.

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Carla J. Maier

Humboldt University of Berlin

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