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Featured researches published by Karl Braun.


Archive | 2017

Avantgarden der Biopolitik: Jugendbewegung, Lebensreform und Strategien biologischer »Aufrüstung«

Karl Braun; Felix Linzner; John Khairi-Taraki

Im 18. und 19. Jahrhundert findet eine vermehrte Zuwendung zu den biologischen Wissenschaften statt, deren erworbenes Wissen auch in den öffentlichen Diskurs vordringt. Mit den neuen Erkenntnissen gehen auch neue Krankheiten und Ängste einher. Der Verfall des eigenen Körpers durch nervliche Schwächen, geerbt oder hervorgerufen durch eine ungesunde Lebensweise, führt zur Furcht vor der Degeneration der gesamten Gesellschaft. Diese Gesellschaft konstituiert sich in Teilen „völkisch“ als biologischen und rassischen „Volkskörper“, der vor schädlichen Einflüssen geschützt werden muss, um nicht in die „Barbarei“ zurück zu fallen. Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts äußern sich die Bemühungen zur Gesundung des „Volkskörpers“ auch in der Jugendbewegung und der damit eng verknüpften Lebensreformbewegung in Deutschland. Diese Bemühungen, die in vielfachen Spielarten von einigen Akteuren der Bewegungen gedacht, propagiert oder praktiziert wurden, bildeten unter der Überschrift „Avantgarden der Biopolitik“ das interdisziplinär präsentierte Thema der Jahrestagung des Archivs der deutschen Jugendbewegung 2016. An seinen Einführungsvortrag anknüpfend, in dem er zunächst mit einer Analyse der Nervenund Sexualdiskurse vom 18. bis in das frühe 20. Jahrhundert die Basis für die anschließenden Themen schuf, führte KARL BRAUN (Marburg) am Beispiel des Arztes Max Hodann (1894-1946) die Anfänge eines aufgeklärten Umgangs mit der menschlichen Sexualität aus. Hodann, der während seines Studiums Mitglied des Wandervogels wurde und sich darüber hinaus in der Bewegung und für die Jugend engagierte, wurde vor allem in der Sexualreform tätig und trat gegen die repressive Sexualmoral in der Weimarer Republik ein. Er betrieb Sexualaufklärung und setzte sich für Geburtenkontrolle ein. Hierbei vertrat er eine sozialistische Eugenik im Sinne der Sozialhygiene und forderte den ‚vernünftigen‘ Einsatz von Verhütungsmitteln. Vernünftiger Einsatz bedeutete für Hodann einerseits Verhütung dort, wo „schädigendes Erbgut“ die Gesellschaft schwäche und keine Verhütung, wo „wertvolles Erbgut“ sonst verloren ginge. Im Diskurs um den „kindlichen und jugendlichen Körper um 1900“ spiele die Eugenik ebenfalls eine zentrale Rolle, wie MEIKE SOPHIA BAADER (Hildesheim) herausarbeitete. Hierbei standen Akteurinnen und Akteure des Kindesund Mutterschutzes im Fokus, denen, wie Ellen Key (1849-1926), lediglich der Schutz gesunder Kinder wichtig war. Die „eugenisch verantwortete Mutterschaft“, wie sie Adele Schreiber (1872-1957) forderte, nennt BAADER einen „eugenischen Feminismus“, der aus einer Mutter-Kind-Schutz Perspektive agiere. Bei der Partnerwahl sollte darauf geachtet werden, dass die Voraussetzung für „gute Erbmasse“ gegeben sei: Alkoholkranke und Menschen mit geistiger Behinderung sollten keinen Nachwuchs zeugen können und zur Sicherheit sterilisiert werden. Durch die Erhebung von Statistiken erfuhr der kindliche und jugendliche Körper eine Normierung nach biologistischen Merkmalen. Die Anführung von Konfession und Herkunft der Eltern sollte, im Zusammenhang mit den körperlichen Merkmalen der Kinder, rassistische und antisemitische Vorurteile quasiwissenschaftlich untermauern. Zwar war eugenisches Denken in dieser Zeit weit verbreitet, jedoch trat es in unterschiedlicher Intensität auf. Drastische Forderungen an die Rassenhygiene kamen auch aus dem Bereich der völkischen Bewegung, wie UWE PUSCHNER (Berlin) an dem Beispiel von Richard Ungewitter (1869-1958) darstellte. Ungewitter könnte bei oberflächlicher Betrachtung als etwas verschrobener Reformer gelten, der das „Volksheil“ in Nacktheit, vegetarischer Ernährung und Abstinenz gegenüber Rauschmitteln sehe. Jedoch dienten diese Aspekte lediglich zur Erziehung der Mitglieder seines ‚Treubundes für aufsteigendes Leben‘, der Männern „germanischer Ab-


Archive | 2006

Das doppelte Lottchen oder: DGV und dgv

Karl Braun

Ethnologisches Wissen gebietet anzunehmen, daß zwei ‘Stämme’ , deren ökonomische Basis auf empirischer Feldbestellung beruht und die beide national wie interna tional mit demselben Kürzel (‘V’ wie Völkerund Volkskunde) auftreten, weder eine ganz f riedliche noch eine ganz feindliche Koexistenz führen können. Es war nicht einmal abzusehen, daß die im 19. Jahrhundert benachbarten und eng zusammenarbeitenden Forschungsinteresse n zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zwei getrennte wissenschaftliche Gesellschaften einmünden würden: Der deutsche Sonderweg mag hier seine Rolle gespielt haben. Es scheint, als hätte das Entwerfen eines ‘Anderen’ als Gegenpart zu den mit der Industrialisierung verknüpften Umbrüc hen ni ht janusköpfig, sondern nur gänzlich getrennt geschehen können. Die ‘hehren Vorfahr en’ einer organisch imaginierten eigenen Gesellschaft konnten aus narzisstis cher Kränkung nicht in den grassierenden allgemeinen Evolutionismus (hier die Zivilisierte n, dort die Primitiven) eingepaßt werden; und schon schwärmten sie in deutschen Landen in verschi ed ne Richtungen aus: nach innen die Volkskundler, und die Völkerkundler nach außen. Nach einmal geschehener Institutionalisierung nehmen die jeweils für ich reklamierten Traditionen bei der Initiation neuer Mitglieder der Gruppe (Institute, Einführunge n, Seminare) die Abgrenzungsfunktion des ‘ Wir/Die da’ wahr: die, die keine ‘richtige Feldforschung’ – das Ethnologenzelt neben der Häuptlingshütte – betreiben und abends heimgehen, oder die, i ursprüngliche Authentizität konstruieren, während am Dorfrand die eva ng likalen Betsäle wuchern. Die “Kontaktgeschichte” (Thomas Hauschild) der beiden Disziplinen is t voller Wechselfälle: Annäherungen und ‘Versöhnungsfeste’ wie das 1982er T r ffen am Völkerkunde-Museum in Berlin , eher lächerliches Auswerfen von Fehdehandschuhen wie neuerdings im dtv-Atlas Ethnologie (hier wird der ethnologische Status der Europäischen Ethnologie/Volkskunde einfach negiert ), aber vor allem alltäglich stattfindender Austausch und Synergie zwischen den beiden Disziplinen. Und darauf wird es letztendlich ankomme n.


Archive | 1998

Nerventheorie um 1800

Karl Braun

‚Natur‘ hat, neben allen philosophischen Implikationen, immer auch eine materiell-korperliche, bedurfnisorientierte Seite; man denke an die Antwort, die Buchner Woyzeck in den Mund legt: „wenn einem die Natur kommt.“1


Archive | 2017

Jugendbewegung, Sexualaufklärung, Sozialhygiene. Das Beispiel Max Hodann (1894–1946)

Karl Braun


Archive | 2017

Wissenschaftliche Archivnutzung 2016

Karl Braun; Felix Linzner; John Khairi-Taraki


Archive | 2017

Im Archiv eingegangene Bücher des Erscheinungsjahres 2016 und Nachträge

Karl Braun; Felix Linzner; John Khairi-Taraki


Kulturen der Sinne : Zugänge zur Sensualität der sozialen Welt. Edited by: Braun, Karl <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Braun=3AKarl=3A=3A.html>; Dieterich, Claus-Marco <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Dieterich=3AClaus-Marco=3A=3A.html>; Hengartner, Thomas <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Hengartner=3AThomas=3A=3A.html>; Tschofen, Bernhard <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Tschofen=3ABernhard=3A=3A.html> (2017). Würzburg: Königshausen & Neumann. | 2017

Kulturen der Sinne : Zugänge zur Sensualität der sozialen Welt

Karl Braun; Claus-Marco Dieterich; Thomas Hengartner; Bernhard Tschofen


Krahn, Yonca <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Krahn=3AYonca=3A=3A.html>; Groth, Stefan <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Groth=3AStefan=3A=3A.html> (2017). Sport und Sinne: Eine Hinführung. In: Braun, Karl <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Braun=3AKarl=3A=3A.html>; Dieterich, Claus-Marco <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Dieterich=3AClaus-Marco=3A=3A.html>; Hengartner, Thomas <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Hengartner=3AThomas=3A=3A.html>; Tschofen, Bernhard <https://www.zora.uzh.ch/view/authors_for_linking_in_citation/Tschofen=3ABernhard=3A=3A.html>. Kulturen der Sinne : Zugänge zur Sensualität der sozialen Welt. Würzburg: Königshausen und Neumann, 462-467. | 2017

Sport und Sinne: Eine Hinführung

Yonca Krahn; Stefan Groth; Karl Braun; Claus-Marco Dieterich; Thomas Hengartner; Bernhard Tschofen


Jablonowski, Maximilian; Holfelder, Ute (2017). Design - Technik - Sensualität: Einführung. In: Braun, Karl; Dieterich, Claus-Marco; Hengartner, Thomas; Tschofen, Bernhard. Kulturen der Sinne : Zugänge zur Sensualität der sozialen Welt. Würzburg: Königshausen & Neumann, 268-370. | 2017

Design - Technik - Sensualität: Einführung

Maximilian Jablonowski; Ute Holfelder; Karl Braun; Claus-Marco Dieterich; Thomas Hengartner; Bernhard Tschofen


Jablonowski, Maximilian (2017). Ferngesteuertes Feeling: Zur technogenen Sensualität unbemannten Fliegens. In: Braun, Karl; Dieterich, Claus-Marco; Hengartner, Thomas; Tschofen, Bernhard. Kulturen der Sinne : Zugänge zur Sensualität der sozialen Welt. Würzburg: Königshausen & Neumann, 385-391. | 2017

Ferngesteuertes Feeling: Zur technogenen Sensualität unbemannten Fliegens

Maximilian Jablonowski; Karl Braun; Claus-Marco Dieterich; Thomas Hengartner; Bernhard Tschofen

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Bernhard Tschofen

University of Caxias do Sul

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