Matthias Wolz

Die Festlegung von Wesentlichkeitsgrenzen in der deutschen Wirtschaftsprüfungspraxis

SummaryDue to recent cases of fraud in financial statements and spectacular corporate failures, the quality of statutory audits is once again under discussion. Audit quality combines, among others, the aspects of reliability and exactness of the audit opinion, which can be modelled by the interacting variables of the audit risk and the materiality threshold being used. The recently published audit standard IDW AuS 250: Audit Materiality raises the question, whether this norm can assure a sufficient audit quality in terms of reliability and exactness of the audit opinion. Based on a analysis of the audit approaches of the Big 5 audit firms, the study at hand addresses this aspect by an empirical examination of how the materiality threshold is assessed in the context of the risk driven audit approach.

Managementerklärungen und die Qualität analytischer Prüfungshandlungen

Im Rahmen analytischer Prufungshandlungen bilden Abschlussprufer erwartete (= Soll-) Werte, die sie mit den Angaben im zu uberprufenden Jahresabschluss (= Istwerte) vergleichen. Im Falle unerwarteter Soll-/Ist-Abweichungen ist eine Stellungnahme des Managements einzuholen, wobei bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass diese Stellungnahme den Urteilsbildungsprozess des Prufers negativ beeinflusst. Diese Studie betrachtet erstmals den Zeitraum nach den grosen Bilanzskandalen und stellt die erste deutsche Studie dar, die die Auswirkungen einer Managementerklarung auf die einzelnen Teilschritte im Rahmen analytischer Prufungshandlungen multivariat analysiert. Dabei kann kein genereller negativer Einfluss festgestellt werden. Vielmehr finden sich Hinweise, dass Abschlussprufer bei als riskant wahrgenommenen Mandanten signifikant haufiger einen Fehler im Rechnungswesen vermuten, wenn eine Mandantenerklarung vorliegt. Aufgrund von Budget- und/oder Zeitrestriktionen sind die Probanden jedoch nicht in der Lage, ihren Verdacht vollstandig aufzuklaren, so dass letztendlich ein tatsachlich vorliegender Fehler nicht moniert wird.

Überwachungsumfang und risikoorientierter Prüfungsansatz

Interne wie auch externe Uberwachungen haben dem Postulat der Wirtschaftlichkeit zu gehorchen. Dieses fordert die Abgabe eines Urteils, das eine vorgegebene Urteilsqualitat bei moglichst geringem Einsatz von Ressourcen gewahrleistet. Hierzu wird die Verwendung des risikoorientierten Prufungsansatzes gepruft, mit dessen Hilfe risikobehaftete Pruffelder identifiziert und angemessene Prufungshandlungen und -schwerpunkte abgeleitet werden sollen. Als problematisch hat sich dabei in der Vergangenheit die Ableitung angemessener Prufungsumfange unter Berucksichtigung des Zusammenhangs zwischen dem Sicherheitsgrad ergebnisorientierter Prufungshandlungen (in Form des sog. Aufdeckungsrisikos) und dem notwendigen Mindestumfang ergebnisorientierter Prufungshandlungen herausgestellt. Der vorliegende Beitrag analysiert, inwieweit sich der risikoorientierte Prufungsansatz zur Ableitung angemessener Prufungsumfange eignet, und untersucht Moglichkeiten der Ermittlung angemessener Prufungsumfange anhand des einfachen Hypothesentests. Er stellt somit auch einen Beitrag zur Diskussion um die berufsstandische und gesetzliche Normierung des Umfanges von Prufungshandlungen dar.