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Dive into the research topics where Max Bucher is active.

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Featured researches published by Max Bucher.


Archive | 1975

Das bürgerliche Drama

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Gewis soll die Buhne eine moralische Anstalt sein, gewis auch dem Idealismus soll auf der Buhne sein volles Recht gewahrt sein. Man darf aber auf keinen Fall so weit gehen, diesen Idealismus in einer Flucht vor der Gegenwart, in einem sich Zuruckziehen in verlebte Zeiten und Regionen, wol gar in vollstandiger Verleugnung, in vollstandigem Bruche mit dem realen Leben und seinen Forderungen zu suchen.


Archive | 1975

Formen der Erzählung

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

Die Formen der Erzahlung selbst: a) die eigentliche Erzahlung; wie man im gewohnlichen Leben zu erzahlen pflegt. Man mus voraussetzen, das der Erzahler seinen Gegenstand entweder ganz oder teilweise selbst erlebt, oder das er ihn aus fremder Hand hat; er referiert und mus sich wohl huten, Dinge zu detaillieren, die er weder selbst erlebt noch von einem andern erfahren haben kann, z. B. die unbelauschten letzten Augenblicke eines Menschen und dergleichen. Hat er die Geschichte selbst erlebt, so wird er entweder selbst der Held derselben sein oder doch dem Helden direkt oder indirekt zeitweilig oder stets nahe gestanden haben, gewesen sein [!]; d. h. entweder er selbst oder sein Gewahrsmann oder seine Gewahrsmanner. Der Erzahler wird sein Wissen um die Sache motivieren mussen. Er wird in der Regel in medias res anfangen doch kann er das fruher Geschehne als Erlautrung an der Stelle, die dessen bedarf, beibringen. Dabei hat er das Gesetz der Erinnrung zu seiner Regel. Also kann er, wenn es die Assoziation der Ideen erlaubt, Abstecher machen; doch mussen diese Abstecher nicht seinem Plane fremd sein, im Gegenteile mussen sie ihm dienen als Kunstmittel, wo sie dann so unabsichtlich und naturlich erscheinen konnen, als sie absichtlich und gemacht sind. In der Darstellung innrer Entwicklungen allmahlichen Werdens, in alledem, worin der Verstand besonders mitthatig ist, hat diese Art zu erzahlen den Vorteil; aber eben wegen der ihr moglichen Stetigkeit lauft sie Gefahr, den Leser durch Spannung oder Einformigkeit zu ermuden, d. h. peinlich oder aber langweilig zu werden.


Archive | 1975

Literatur als Ware in der Gründerzeit

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

— Geehrter Herr Doctor! Da ich gestern in der Soiree bei Sr. Excellenz * * * * das Vergnugen hatte, Ihre Bekanntschaft zu machen, darf ich es wohl wagen, Sie um eine kleine Gefalligkeit zu bitten.


Archive | 1975

Auflösung der Ständegesellschaft

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] — Privilegien, Kasten, Corporationen, so vieles, was die geistigen und materiellen Stromungen, Wissenschaft, Industrie, Verkehr, Handel, Ackerbau hemmte, sind bereits vom Boden weggeschafft oder mit dem Waldhammer des Jahrhunderts zum Hieb gestempelt; Tausende, sonst fruges consumere nati [1], sind zu Arbeit und Erwerb, Millionen an die Scholle und das Bedurfnis Gefesselter zum hohern sinnlichen und geistigen Genusse berufen; alle Wissenschaften und Gewerbe durchdringen einander und machen sich wechselseitig flussig; durch die immer weiter gehende Theilung der Arbeit in der Wissenschaft wie im Gewerb nimmt das Begreifen, das Vermogen und die Produktion in rasch steigenden Proportionen zu; Alles, was das Leben auserlich erleichtert und schmuckt, die Bequemlichkeit und der Luxus dringen, je wohlfeiler sie durch Concurrenz werden, zu immer tiefern Schichten der Gesellschaft; der Anblick der Menschenwelt wird nach Tracht, Sitten und Manieren immer gleichformiger, und wenn sich auch die eigentliche Geistesbildung nicht in gleichem Verhaltnisse verbreitet, so werden doch von unten herauf derjenigen mehr und mehr, welche auch hierin Niemanden etwas vorgeben mogen, weil mit Allem auch das Wissen unendlich zuganglicher geworden ist und eine gewisse Auszugsbildung mittelst des Encyclopadismus so muhelos erworben wird.


Archive | 1975

Gutzkows allegorischer Zeitroman

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] ich selbst bin nur deshalb so lang geworden, weil ich beim besten Willen nicht kurz sein konnte. Sollen wir zuruckgezogenen einfluslosen Schriftsteller, die wir doch auch gewohnt sind, den Samen reeller Thatsachen von den Bluten der Erscheinung abzustreifen und in unserer Art auch Etwas fur die Geschichte zu thun, die Grundlichkeit nur der Paulskirche und den Protokollen unserer Standekammern, Interims- und Verwaltungsrathe uberlassen? Schlimm genug, das man so ernst, so nachdrucklich, so systematisch mit unserer Zeit sprechen mus! Anekdoten thun’s nicht mehr. Was ist Euch Boccaccio? Eine bunte Federflocke vom classischen Wind bewegt! Es finden sich ihrer allerdings genug, die der Zeit entrinnen wollen und lieber einer vom classischen Wind bewegten bunten Federflocke nachirren, als dem Jahrhundert, das sie hassen; allein mit diesen mag ich nicht reden. Ich will es mit Denen, die ihrer Zeit vertrauen, Hoffnungen auf sie setzen und die da sagen: Eine Nacht, um ein zweckloses Marchen zu horen, die hab’ ich nicht, aber tausend und eine Nacht, die hatt’ ich und schenke sie Dem, der sie im Scherze lehrend auszufullen versteht!


Archive | 1975

Die Diskussion um die Historienmalerei

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Wir sehen zuerst nach den Stoffen der Kunst und decken die Wurzel des Siechthums auf, die allgemeine unendliche Unsicherheit in der Wahl der Gegenstande. Wo irgend in der Vergangenheit ein groses Kunstleben bluhte, da schopften alle hohern Zweige der einzelnen Kunste aus Einer, ein- fur allemal gegebnen, gemeinsamen Quelle von Stoffen, und diese Quelle war nichts Andres, als die Substanz des Volksgeistes. Die Kunst stellte dar, was in Aller Herzen gegenwartig lebte, worin jedes Bewustsein den Kern alles Daseins fand. Die Kunst traf im Volksgeiste und dieser traf in der Kunst sich selbst wieder an. Der Grieche bildete Gotter und Heroen, und was waren diese Andres, als die verklarte Phantasiegestalt der sittlichen und sinnlichen Krafte seines Volkes? Der Italiener, der Deutsche im Mittelalter bildete und malte die Gestalten des christlichen Mythus, und was war dieser Andres, als das magische Spiegelbild des Gemuths, dem seine innre, noch verschlosne und weltlich nicht durchgebildete Unendlichkeit aufgegangen war? Die Zeit der Ruckkehr zu antiken Gegenstanden und Formen suchte in der heitern Sinnlichkeit der alten Fabelwelt ein entsprechendes Gegenbild fur den frischen Weltsinn, das Behagen im Dasein, das die Volker fuhlten, als sie so eben dem Geist einer finstern Askese entwachsen waren, und so subjectiv und unhistorisch auch im 16. und 17. Jahrhundert das Alterthum zubereitet und zugeschnitten wurde, es war doch ungleich mehr innres Verstandnis, Warme des Gemeingefuhls mit dieser verschwundnen lachenden Welt vorhanden, als in unserm gelehrten und freudlosen Jahrhundert, so wie die Schauspieler auf Shakespear’s Buhne die alten Helden in Federhut und Plumphosen gewis viel antiker spielten, als die unsern in ihrer archaologischen Garderobe. Wo aber diese Zeit den bereits ausgelebten christlichen Mythus noch auszubeuten fortfuhr, bestrafte sich dieser Widerspruch mit der Gegenwart und dem Bewustsein des Jahrhunderts alsbald durch eine entstellende Einmischung der weltlichen Stimmung in den geistlichen Stoff, durch den Ausdruck der Uppigkeit und Empfindsamkeit.


Archive | 1975

Staat, Gesellschaft und Drama nach 1848

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Wir haben bisher nur von den auseren Schwierigkeiten gesprochen, mit welchen das Drama der Gegenwart bei uns zu kampfen hat: aber wie ware es denn, wenn es fur eine Zeit, wie die unsere, auch eine innere Unmoglichkeit ware, ein wirkliches Drama zu erschaffen? Das das Drama uberhaupt die hochste Kunstform ist, daruber ist die Aesthetik seit langem einig; selbst auch in das grose Publikum ist ein gewisses instinktartiges Gefuhl davon gedrungen, so das wir uns bei dem Nachweis dieses Satzes nicht erst aufzuhalten brauchen. Dieser hochsten und vollendetsten Form aber kann, in nothwendigem Zusammenhange, nur eine Zeit und ein Geschlecht machtig werden, das zuvor auch seines eigenen Inhalts machtig ist; nur dem vollendeten Inhalt gebuhrt die vollendete Form. Wie der einzelne Dichter seiner Ideen erst vollkommen Herr sein, wie sie sich ihm zu harmonischer Fulle erst vollig abgeklart und beruhigt haben mussen, bevor er sie als poetische Gestalten von sich ablosen und sie zu eigenem kunstlerischen Dasein erwecken kann: so mus auch der treibende Genius einer Zeit sich erst vollkommen abgeklart, mus sich erst im praktischen Leben des Volks erfullt und verkorpert haben, bevor er durch den Mund des Dichters auch den hochsten kunstlerischen Ausdruck gewinnen kann, der uberhaupt zu Gebote steht. Sehen wir doch nur in die Geschiche, zu welchen Zeiten die dramatische Kunst bei den verschiedenen Volkern in der hochsten Bluthe gestanden, unter welchen politischen und geselligen Verhaltnissen sie ihre reifsten Fruchte entwickelt hat. In Zeiten der Unruhe und des Krieges etwa? in Zeiten nationalen Drangens und Strebens? Ganz im Gegentheil: in Zeiten, das wir es so ausdrucken, der Sattigung und des Wohlbehagens, in solchen Zeiten, wo eine bestimmte geistige Richtung im Leben des Volks zu voller, widerstandsloser Herrschaft durchgedrungen war, und nun in schonem Behagen sich ihres Sieges und ihrer Machtentfaltung freute.


Archive | 1975

Mäzenatentum oder Selbsthilfe

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Wir haben Schiller-Jubilaum und Schiller-Lotterie als providentielle Gluckssterne bezeichnet, unter welchen die Schiller-Stiftung ins Leben getreten. Mit gleichem Recht durfen wir sie, die Stiftung, ein providentielles Gluck fur den Schriftstellerstand nennen.


Archive | 1975

Klassische und romantische Interpretationsschemata

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Wenn Auerbach in der vorliegenden Geschichte noch mehr als in fruheren der idealistischen Richtung des poetischen Schaffens sich anschliest, so finden wir dies […] berechtigt und angemessen, zumal da zugleich die innere Naturlichkeit und Folgerichtigkeit, der realistische Zusammenhang auf idealem Boden in noch hoherem Mase zur Erscheinung kommt. Wir glauben, das dies, wahrscheinlich dem Dichter selbst unbewust, geschehen ist, und das wir es als desto berechtigter anerkennen mussen, weil in den ersten Dorfgeschichten, als dies Feld fur die poetische Cultur erst urbar gemacht wurde, es sich wesentlich darum handelte, zunachst den Gattungscharakter des Bauern zur Darstellung zu bringen, wie dies bei Immermann fast die ausschliesliche Aufgabe ist. Es kam also darauf an, den allgemeinen Charakter der ganzen auseren und inneren Sphare dieses Lebens zur poetischen Anschauung zu bringen, die gesammte Eigenthumlichkeit, welche allen Personen, Beziehungen und Ereignissen dieses Kreises anhaften, herauszubilden, und eben deshalb muste vorwiegend eine genaue Portraitirung, eine realistische Abschilderung des Thatsachlichen zu Hulfe kommen, um die Eigenthumlichkeit des poetischen Eindrucks auf das Gemuth und die Phantasie des Lesers zu sichern. Vieles hat daher auch seinen wohlthuenden Eindruck nicht verfehlt, was, an sich betrachtet, doch ohne eigentlichen poetischen Werth war. Nunmehr aber weis der Dichter den Leser eben so sehr wie sich selbst in dieser Region heimisch; er braucht uns Land und Leben, Arbeit und Genus, Einrichtungen und Bestrebungen der Leute nicht mehr zu schildern; heimelt es uns doch in dieser Geschichte gar wohlig an, da wir Dominik und Amaile als Hochzeitseltern, die Frau von Brosis Severin als Hochzeitsgaste wiederfinden! Nunmehr kann der Dichter sich unmittelbar an das individuelle Leben des Einzelnen wenden, seine poetische Phantasie kann sich frei ergehen, sicher nichts Unverstandliches und Fremdes zu schaffen; nur dem idealen Gesetz und Trieb der poetischen Schopfung braucht er zu folgen, und er thut es in edelster Weise.*)


Archive | 1975

Winke für literarische Handwerker

Max Bucher; Werner Hahl; Georg Jäger; Reinhard Wittmann

[…] Thatsachlich liegen die Verhaltnisse so, das jeder Romanschriftsteller — will er die okonomische Seite seiner Thatigkeit bestens verwerthen, und wie Wenige sind in der Lage uber diesen Punkt wegsehen zu konnen — sich vorsetzen mus, seinen Roman so einzurichten, das er den Bedurfnissen und Anspruchen eines jener groseren Zeitungsunternehmungen entspricht, welche ihrem Leserkreis »Unterhaltungslekture« zu bieten gewohnt sind. Nur durch diese Art der Verwerthung kommt der Schriftsteller, so zu sagen, auf seine Kosten — um diesen trubseligen, aber zutreffenden Ausdruck zu gebrauchen —, da nur die groseren Zeitungen in der Lage sind ein Honorar zu bieten, welches denselben fur die aufgewendete Zeit und Muhe materiell einigermasen entschadigt. Man konnte dies als eine wesentliche Verbesserung fruherer, geradezu unertraglicher Verhaltnisse betrachten, wenn nicht jedes Zeitungsunternehmen — als ein geschaftliches — in sich selbst die nothwendige Tendenz truge, um eine moglichst grose Anzahl von Lesern zu werben und also auf die jeweilig vorherrschende Meinung und den Geschmack des Lesepublikums mit bereitester Absichtlichkeit einzugehen. Hier gerath das Feuilleton stets um so mehr in Gefahr, als dort der Schwerpunkt eines politischen Blattes nicht liegt, als dasselbe an jener Stelle am ehesten seinem Leserkreis eine verlockende Waare bieten kann, ohne seinen selbstandigen Uberzeugungen und seinem Programme, auf das es verpflichtet ist, untreu zu werden. Jedenfalls hat dies Verhaltnis wesentlich dazu beigetragen, der Uberfluthung von Seiten des franzosischen Romans, als derselbe einmal von der Gunst des Zeitgeschmackes emporgetragen wurde, ein immer breiteres Bett zu graben. Fullten deutsche Zeitungen damals vorzugsweise und mit Vorliebe ihre Spalten mit den Ubersetzungen franzosischer Romane, so war die unvermeidliche Folge die, das dadurch in einem ansehnlichen Theil der deutschen Schriftstellerwelt ein Streben, es denselben gleich zu thun, erwachte, eine Nacheiferung, welche sich zunachst gewissen Auserlichkeiten der Darstellungsweise zuwandte, dann aber auch in Stoff und Tendenz es den Lieblingen der Lesewelt gleich zu thun unternahm.

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