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Dive into the research topics where Monika Pritzel is active.

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Featured researches published by Monika Pritzel.


Archive | 2017

Epigenetische Korrelate des Vergessens

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

Versucht man, wie in diesem Kapitel thematisiert, ein Vergessen aus moglichen Verflechtungen genetischer Vorgaben mit wechselnden Umweltbedingungen zu erklaren, kann es z. B. nicht genugen, diesen Vorgang allein als Folge von mehr oder weniger deutlich erkennbaren Programmfehlern zu verstehen. Denn damit ware Vergessen lediglich als ein Problem genetischer Codierung aufzufassen, verursacht etwa durch Austausch, Verlust oder Einschub eines genetischen „Bauteiles“ – hier eines Nucleotids –, oder es wurde der Bildung von Transposonen, also variablen Genabschnitten, zugeschrieben. Dem variablen Charakter des Vergessens wurde man durch eine Reduktion auf relativ umweltunabhangige Probleme in der genetischen Programmierung jedoch nicht gerecht. Erklarungsversuche solcher Phanomene konnten aber moglicherweise gelingen, wenn eine verhaltenskorrelierte Variabilitat der Genexpression zusammen mit dem epigenetischen Anmerkungsapparat ins Spiel gebracht wird.


Archive | 2017

Schlussbetrachtung: Plädoyer für ein neues Verständnis des Vergessens

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

In diesem zusammenfassenden Schlusskapitel wird aufgezeigt, dass Vergessen zum Leben in dieser Welt, sei es als Individuum, als Teil eines Kollektivs oder der vom Menschen geschaffenen virtuellen Welt, als unverzichtbarer Bestandteil schlichtweg dazugehort. Allerdings erwachst in der gelehrten Welt gerade aus dieser Alltaglichkeit des Geschehens eine Vielfalt an Fragestellungen, verbunden mit immer neuen Antwortversuchen. Dass es angesichts dieser Unvermeidlichkeit von den einen als (krankhafte?) Leistungseinbuse angesehen wurde, von den anderen als Teil evolutionarer Anpassung begriffen wird oder wurde, liegt in unterschiedlichen wissenschaftlichen Grunduberzeugungen begrundet.


Archive | 2017

Zum Begriff der Zeit: Explizit oder implizit, objektiv oder subjektiv?

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

In diesem Kapitel wird gezeigt, dass eine Vielfalt an Zeitkonzepten unterschiedliche Vorstellungen uber das Vergessen mitbedingt. So stehen z. B. experimentalpsychologisch ausgerichtete Denkweisen, die Vergessen letztlich als eine – dem „Zahn der Zeit“ geschuldete – Storungsanfalligkeit eines Systems betrachten, jenen gegenuber, die sich an der evolutionaren Erkenntnistheorie orientieren und entsprechend eine an der Uberlebenswahrscheinlichkeit orientierte Kosten-Nutzen-Relation im Vordergrund sehen. Hinzu kommen phanomenologisch orientierte Ansatze, die Vergessen unter dem Aspekt eines unterschiedlichen Nachwirkens diverser sog. unabgegoltener Ereignisse aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein in Rechnung stellen. Vergessen kann so gesehen zu einem Systemerfordernis zur zukunftstauglichen Auswahl aus dem Angebot gegenwartiger Ereignisse werden und zu einer standigen Anpassung des Systems an sich andernde Bedingungen in der Lage beitragen.


Archive | 2017

Umgang mit Fragen des Vergessens in physiologischen nichtneuronalen Systemen

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

In diesem Kapitel wird das Problem thematisiert, dass vieles, was mit den sog. Eigengesetzlichkeiten des Korperlichen zu tun hat, nicht nur, aber auch in der Psychologie mehr oder weniger ausgespart bzw. nur so weit thematisiert wird, als man es vom Gehirn gesteuert betrachten kann. Indem aber dieses, das Ich einer Person symbolisierende Organ, uber alles „sonstige Korperliche“ gestellt wird, gestaltet es sich naturgemas schwierig, nach Grundregeln des Vergessenen im „restlichen Korper“ zu fahnden. Uber diesen erfahren wir nur etwas gemas der Klassifikation von uns selbst entsprechend einer vorgegebenen medizinisch-naturwissenschaftlichen Selbstinterpretation. Wir informieren uns also daruber, wie wir den Korper vermittels neuronaler Transformationsprozesse „wahrnehmen“, wie wir uns darin „fuhlen“ oder wie wir bestimmte „somatische Signale“ zu interpretieren gewohnt sind. Auf diese Weise erfahren wir aber nichts daruber, ob das, was dort „tatsachlich“ geschieht, ob also das, was Gegenstand eines „geheimen Gedachtnisses“, einer „unbeschreibbaren Geschichte“, unsers Korpers ist, auch unseren Vorstellungen von Vergessen entspricht.


Archive | 2017

Vergessen: Der Wandel im neurowissenschaftlichen Verständnis eines vielschichtigen Phänomens

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

In diesem Kapitel wird dargestellt, dass sich die verschiedenen Befunde uber Vorgange des Vergessens in physiologischen Systemen als so vielgestaltig erweisen, dass man sie kaum mit einem fehlenden oder fehlerhaften Abbild von etwas umschreiben oder gar damit gleichsetzen konnte. Vergessen ist vielmehr als eine Form neuronalen Geschehens aufzufassen, die zunachst einmal anders ist als jene, die Gedachtnisvorgange zum Ausdruck bringt. In ahnlicher Weise, wie wir den „blinden Fleck“ im Auge nicht als „visuelle Leere“ wahrnehmen, vermogen wir offenbar auch keine Aussage uber etwas durchaus sinnvoll in Verhaltensablaufe zu integrieren. Physiologisch betrachtet wurde man in diesem Fall indes eine bestimmte neuronale Aktivitat annehmen, die zu anderen Koinzidenzeffekten gefuhrt hat als jene, die das Erinnerte auszeichnen.


Archive | 2017

Die Vielfalt der Möglichkeiten des Vergessens

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

In diesem Kapitel werden sowohl altbekanntes, weil seit vielen Jahrhunderten weitergegebenes Wissen uber Vorgange des Vergessens als auch neuere Erkenntnisse aus Kultur- und Naturwissenschaft zusammengetragen, um den Moglichkeitsraum fur die Betrachtung des Phanomens zu erweitern, aus dem in den nachfolgenden Kapiteln geschopft wird. Die Vielfalt denkbarer Betrachtungsweisen des Vergessens ist beachtlich. Je nachdem, ob man in stabilen oder dynamisch sich verandernden Kenngrosen zu denken gewohnt ist, ob die Gesamtheit dessen, was zu vergessen moglich ist, als Ganzes oder als in Schichten aufgebaut gedacht ist oder ob man den Vorgang physiologisch und damit als feinkornig fragmentiert auffasst, andert sich auch die Betrachtungsweise des Vergessens.


Archive | 2017

Vergessen im klinisch-neurowissenschaftlichen Bereich

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

Im klinisch-neurowissenschaftlichen Bereich wird Vergessen meist mit Amnesie gleichgesetzt, wobei der Terminus „Amnesie“ vielfaltige Bedeutung haben kann: Er kann sowohl den vollstandigen Verlust der eigenen Erinnerung meinen („retrograde Amnesie“) als auch das Fehlen von Erinnerung an bestimmte Ereignisse, bestimmte Lebensepochen, bestimmtes Material etc. als auch die Unfahigkeit, sich neues Material bleibend anzueignen (anterograde Amnesie). Entsprechend vielfaltig sind die mit Amnesien verbundenen Storungsbilder: grosflachige Hirnschaden, die zu Demenzen fuhren, distinkte Hirnschaden, die mit anterograden (und teilweise auch mit retrograden) Amnesien verbunden sind, und funktionelle oder dissoziative Amnesien, die teilweise reversibel sind und deswegen auch als mnestisches Blockadesyndrom bezeichnet werden. Gerade dieser letzte – psychogene – Bereich ist schon seit Sigmund Freud mit vergessensnahen Phanomenen wie Verdrangen, Tauschen, Fehlerinnerungen haben oder Nicht-vergessen-Konnen verbunden. Alle diese Phanomene werden – auch anhand von Beispielsfallen und eigenen Daten – diskutiert.


Archive | 2017

Erinnerung trotz kollektiven Vergessens: Vom „eigentlich“ unmöglichen Fortleben gemeinschaftlicher Erinnerungen an die kosmogene Welt der „Dreamtime“ bei Nachfahren von Ureinwohnern im heutigen Australien

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

Einer aus der (Sozial-)Anthropologie abgeleiteten Grundannahme uber die Bedeutung der „Traumzeit“ entsprechend, wird in diesem Kapitel das komplexe Gebilde der gelebten „Traumzeit“ zunachst auf einige gemeinschaftsstiftende und uberlebenssichernde Funktionen reduziert, um aus den „Erinnerungsstrategien“ auch Phanomene des Vergessens abzuleiten. Dabei ist der „Traumzeit“ als Umschreibung einer schon „immer dagewesenen naturlichen Ordnung“ u. a. auch deshalb Langlebigkeit beschieden, weil das Gedachtnis weitgehend vom Faktor der „Zeit“ – also der Frage, wann etwas geschah – entlastet wurde. Hinzu kommt, dass sich die Ordnungsprinzipien, gemas derer Informationen gewichtet, gebundelt und weitergegeben wurden, im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte stark verandert haben. Es ware somit recht ungewohnlich, ubte diese, wenn auch nur allmahlich voranschreitende und hier lediglich an ausgewahlten Beispielen dokumentierte Veranderung keine Ruckwirkung auf die Rekonstruktion der „Traumzeit“ aus.


Archive | 2017

Vergessen im Immunsystem: Eine Frage der Passung interagierender Systeme

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

Betrachtet man die in diesem Kapitel zusammengestellten Ergebnisse im Uberblick, so ergeben sich mehrere Moglichkeiten, bestehende Modelle des Vergessens in der Psychologie durch Kenntnis der Vorgange im Immunsystem zu bereichern, und zwar nicht, weil grundlegend Neues zu bedenken oder zu vermelden ware, sondern weil das bereits Bestehende unter einem Blickwinkel betrachtet werden konnte. So baut das Immunsystem – auch wenn es zunachst so scheint, als wurde ein bestimmter Prozentsatz von Zellen als „Gedachtniszellen“ zur Entdeckung bestimmter Antigene auf Dauer und ortsungebunden dafur abgestellt sein – darauf auf, dass auch beliebig langfristig abrufbare Gedachtnisleistungen latent immer wieder durch die den ursprunglichen Antigenen ahnlichen Fremdmolekule angeregt werden. Vergessensresistente Immunzellen sind somit eine variable Grose des Immunsystems, die zum Erhalt einer bestimmten andauernden latenten Anregung bedurfen und die ihre Wirkung in Abhangigkeit von Signalen vor Ort entfalten.


Archive | 2017

Vergessen in konfliktreichen Schnittbereichen kollektiven Erinnerns am Beispiel mittelalterlichen Weistums

Monika Pritzel; Hans J. Markowitsch

Am Beispiel des Weistums, das man sich als mundlich tradierte Weitergabe eines sehr komplexen, verschiedene Widerspruche in sich tragenden Uberlieferungsgeschehens vorstellen kann, soll Vergessen als eine Vermischung von Individual- und Kollektivgedachtnis hinsichtlich des offentlich Akzeptierten einerseits und des personlich Erlebten andererseits dargestellt werden. Denn jedem Weisungsritual wohnt eine Fulle von gedachtnisverfalschenden und unterdruckenden Komponenten inne, die, beabsichtigt oder nicht, eine mogliche Rekonstruktion der Realitat erschweren: Es wird gedroht und verschwiegen, Erinnerung werden erzwungen, Vergessen „verboten“ und nicht zuletzt die physikalisch messbare Zeit zwischen Gegenwart und einem Ereignis in der Vergangenheit nach Belieben gestreckt oder gestaucht. Die daraus resultierenden von einer Generation zur nachsten weitergegebenen Inhalte spiegeln einen komplexen sozialen, politischen und rechtlichen Prozess wider, der unterschiedliche Spielarten des Vergessens zum Ausdruck bringt.

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Matthias Brand

University of Duisburg-Essen

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