Oskar Köhler

Mythos und Geschichte der Menschheit Zum Werk Leopold Zieglers

Das in seiner Leidenschaftlichkeit des Denkens und im Ausgriff auf die geistige Uberlieferung aller Kulturen der Menschheit bewundernswerte Werk Leopold Zieglers bedeutet einen weithin orientierenden Aussichtspunkt für den, der sich ernsthaft der Frage gestellt hat, ob es eine Geschichte der Menschheit gibt, also nicht nur eine globale Ausweitung des historischen Betrachtungsfeldes, in dem neben Europa die vagen Umrisse der asiatischen, der altafrikanischen, altamerikanischen Kulturen in einer fragwürdigen Zusätzlichkeit auftauchen. Zwar kennen wir gewisse Querverbindungen. Aber so bedeutsam die Erforschung der vielerlei Wanderungen von Ost nadi West und von West nadi Ost für die Erkenntnis eines vereinzelten faktischen Zusammentreffens der Menschheitsgruppen ist, so bleibt dabei doch die Frage oifen, ob s o l c h e s Z u s a m m e n t r e f f e n e ine Begegnung war , d.h. ob es s ich i n n e r h a l b e iner wie immer gear te ten Gemeinsamkei t e r e i g n e t e , d ie es a l l e i n e r l a u b e n w ü r d e , von einer Gesch ichte der M e n s c h h e i t zu sprechen. Wie problematisch wird sie vollends, wenn wir die Isoliertheit der hohen Kulturwege bedenken, deren idealtypischer Verlauf, wie ihn Toynbee entdeckt haben will, ja bestenfalls nur eine formale Aussage erlauben könnte. Aber die Frage muß ja nodi viel gründlicher gestellt