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Featured researches published by Peter Hoff.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. 1. 33 veranderte sich die deutsche Medienlandschaft grundlegend. Im Kalkul der NS-Dikta-tur hatten die Medien eine zentrale Funktion bei der Beeinflussung der Bevolkerung. Der Schaffung eines Ministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda mit der Aufgabe der Gleichschaltung und Lenkung der Medien in moglichst allen Bereichen des Lebens kam deshalb grose Bedeutung zu.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
In der Geschichte des deutschen Fernsehens bildet der Jahreswechsel 1983/84 eine tiefgreifende Zasur, weil am 1. 1. 84 das kommerzielle Fernsehen in Deutschland begann. Nach den vorangegangenen Debatten uber den »medienpolitischen Urknall« (Bernhard Vogel) und dem damit von vielen befurchteten Kulturverfall stellte sich der Wechsel in die neue Fern-seh-Ara eher langsam und unauffallig ein. Die Zasur blieb von der Mehrheit der Fernsehzuschauer zunachst unbemerkt. Das kommerzielle Fernsehen war auf vier Kabelpilotprojekte begrenzt, von denen zum Jahresbeginn 1984 erst zwei (Ludwigshafen und Munchen) ihren Programmbetrieb aufnahmen. Viele Menschen konnten also durchaus den Eindruck gewinnen, das sich nichts geandert hatte. Dennoch bestimmt die Durchsetzung des kommerziellen Fernsehens die Zeit bis zum Jahr 1993, als RTL zum ersten Mal im Jahresdurchschnitt mehr Zuschauer bei sich versammeln konnte als ARD oder ZDF.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
In der Bundesrepublik leitete der Beginn des gemeinsamen Programms »Deutsches Fernsehen« der ARD-Anstalten am 1. 11. 54 eine neue Phase der deutschen Fernsehgeschichte ein, die uber das Ende der funfziger Jahre hinaus reichte. Sie reichte bis zum Programmbeginn des Zweiten Deutschen Fernsehens am 1. 4. 63. In diesen knapp achteinhalb Jahren etablierte sich das Fernsehen als Massenmedium. Die Durchsetzung des Fernsehens in den Bundeslandern und die innere Organisation des Gemeinschaftsprogramms standen in dieser Zeit zunachst im Vordergrund. Die Landesrundfunkan-stalten sendeten fur die Burger der Bundesrepublik, wobei das Fernsehen auch die Berichterstattung uber die »SBZ«, wie die DDR in fast allen Medien hies, zu einem selbstverstandlichen, wenn auch in seinem Umfang begrenzten Teil seines Programms machte. Mit der Verscharfung der Konfrontationen um Berlin Ende der funfziger Jahre wuchs auch die Zuwendung des Fernsehens zu Themen der DDR.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die technische Geschichte der neueren Kommunikationsmedien Film, Radio und Fernsehen last sich nicht mehr als eine Geschichte einzelner Erfinder schreiben. Albert Abramson hat fur das Fernsehen die Fulle der einzelnen Erfindungen nachgezeichnet, die sich in einer Vielzahl von Patenten niederschlagen. Viele haben sich als Irrwege erwiesen, oft auch wurde erst spater auf fruhere Erfindungen zuruckgegriffen (Abramson 1987). Beim Fernsehen als einer industriellen Produktentwicklung kombinieren sich die einzelnen technischen Erfindungen erst langsam zu etwas ganz Neuem. Die lange ›Inkubationszeit‹ des Mediums im Vergleich zur Entstehungsgeschichte des Films markiert denn auch die Differenz: Kommen im Kino die Traditionen der Projektionskunste, wie sie sich seit dem 17. Jahrhundert entwickelt haben, zu einem fulminanten Abschlus, beginnt mit der Genese der elektrischen Medien, von Radio und Fernsehen, eine vollig andere Medienwelt, die gleichwohl angetrieben wird von alten Vorstellungen und Sehnsuchten der Menschen.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die politische Bewegung, die im Herbst 1989 die historische Wende in der DDR einleitete und die zum Ende der DDR fuhrte, ist bisweilen als »Fernsehrevolution« bezeichnet worden (z.B. Hanke 1990, 1991; Ludes 1991). Doch die Veranderungen, die 1989 zur Offnung der Mauer und 1990 zum Ende der DDR fuhrten, hatte nicht das Fernsehen ausgelost, sondern sind von den DDR-Burgern in Gang gesetzt worden. Das Fernsehen beschleunigte und verstarkte diese Prozesse, indem die Programme der Bundesrepublik schnell und ›flachendeckend‹ uber die Offnung der osterreichischungarischen Grenze, die Flucht der DDR-Burger in die bundesdeutschen Botschaften in Prag, Budapest und Warschau und die Demonstrationen in Leipzig und Berlin berichteten. Das Fernsehen erzeugte damit einen emotionalen Druck und verbreitete das entstehende Klima der Veranderung.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die durch den Krieg veranderten Kommunikationsdispositionen (vgl. Kap. 4.1) bestimmten auch die Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. ab 1949 in der DDR. So wie in den Westzonen war auch hier die Besatzungsmacht an der raschen Inbetriebnahme des Horfunks interessiert, waren die Menschen, nicht zuletzt auch die zahlreichen Fluchtlinge aus den nun zu Polen geschlagenen deutschen Gebieten, die in die SBZ kamen, auf aktuelle Informationen angewiesen. Diese lieferte vor allem das Radio.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die Zeit von 1973 bis 1983 bildet eine Phase von Kurskorrekturen und Anpassungen des Fernsehens an veranderte Anforderungen. Die Bedeutung, die das Fernsehen als zentrales Medium der gesellschaftlichen Kommunikation erlangt hatte, fuhrte dazu, das kontrare Meinungen uber seine Funktionen und Aufgaben aufeinanderprallten. Diese Auffassungen wurden in den politischen Machtkampfen um das Medium funktionalisiert. Sollte das Fernsehen innerhalb der gesellschaftlichen Veranderungsprozesse Partei ergreifen? Sollte es die Zuschauer uber Abhangigkeiten und Konflikte aufklaren oder nur unterhalten und die Machtverhaltnisse nicht selbst zum Thema machen? Sollte es, um Wirkung und Anderung zu erzielen, das Publikum provozieren oder sollte es sich den Publikumsmeinungen anpassen? Konsensfahige Konzepte waren nicht in Sicht.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die Schliesung der Grenzen nach West-Berlin und zur Bundesrepublik am 13. 8. 61 veranderte schlagartig nicht nur das Leben der DDR-Burger, sondern beeinfluste auch die Situation der Bewohner West-Berlins, die nun ›eingemauert‹ waren, und wirkte sich auch auf das politische Bewustsein der Bundesrepublik aus. Das Fernsehen, schon vorher ein wichtiges Mittel in der andauernden ideologischen Auseinandersetzung des Kalten Krieges, wurde jetzt zum grenzuberschreitenden Vermittler von Anschauungen vom jeweils Anderen, die auf direktem Wege nicht mehr zu gewinnen waren. Dabei gewann diese Funktion der Fernsehbilder in der DDR eine ganz andere Bedeutung als in der Bundesrepublik, weil lebensweltlicher Rahmen, gesellschaftliche Organisation und staatliche Konstitution unterschiedlich waren.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die Geschichte des Fernsehens ist Teil der Geschichte der Durchsetzung der Moderne und zugleich ihrer Uberwindung, wenn wir der Rede vom Ende der Moderne Glauben schenken durfen. Sie entspringt den grosen Veranderungen, die im 19. Jahrhundert mit der Industrialisierung und Urbanisierung einsetzen, die mit der Freisetzung von jahrhundertelangen Traditionen die grundlegende Umwalzung des Innen und Ausen des Menschen zur Folge haben und eine Revolutionierung der Wahrnehmung und Neukonstituierung von Kultur bedeuten. Fernsehen stellt — nicht nur weil es erst in einer spaten Phase der Moderne zur vollen Entfaltung gelangt — die avancierteste und deshalb auch die umstrittenste Form der Moderne dar und es tragt, vor allem in seinen Entwicklungen im letzten Funftel des 20. Jahrhunderts zu deren Uberwindung bei.
Archive | 1998
Knut Hickethier; Peter Hoff
Die Ausbreitung des Fernsehens und seine Verankerung in den Lebensgewohnheiten der Bevolkerung bestimmten die sechziger Jahre. Das tagliche Programmangebot wurde zur Alltagsgewisheit, seine regelmasige Produktion pragte den Fernsehbetrieb, der durch die wachsenden Gebuhreneinnahmen ausgebaut wurde. Es ist, wenn man so will, die Phase der Professio-nalisierung der Fernseharbeit. Die Fernsehausbreitung fuhrte zur Diskussion der Wirkungen des Mediums, diese sollten, nach den Vorstellungen der Fernsehverantwortlichen, der Bildung und Forderung eines staatsburgerlichen Bewustseins dienen. Das Dispositiv Fernsehen als Wahrnehmung pragende Instanz wurde allgemein und begann — auf eine zunachst unmerkliche Weise — auch die Vorstellungen der Menschen zu verandern. Das Medium ubernahm damit strukturell die Synchronisation von gesellschaftlichen Erfordernissen und individuellem Verhalten und trug zur Konsumorientierung und zu Verhaltensanpassungen bei.