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Featured researches published by Peter Leinen.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Im sozialpadagogischen Alltag machen wir immer wieder die Erfahrung, das die allermeisten Erwachsenen, die als Eltern, als LehrerInnen, als AusbilderInnen, als Erzieherinnen fur Jugendliche Verantwortung tragen und sich um die Entwicklung von Jugendlichen sorgen, bezogen auf einen moglichen Konsum verbotener Drogen durch die ihrer Liebe und Fursorge anvertrauten Madchen und Jungen mit starken Angsten, die sich bis zur Panik steigern konnen, reagieren. Ein sachliches Gesprach, eine ruhige Annaherung an dieses Thema ist gegenwartig zwischen Jugendlichen und Erwachsenen kaum moglich. Illegalisierter Drogenkonsum wird von vielen Erziehenden offensichtlich gleichgesetzt mit Abhangigkeit und Sucht. Der erste Kontakt mit den verbotenen Stoffen wird als „Einstieg in eine Drogenkarriere“ gewertet, die als geradezu zwangslaufiger Weg in die Heroin-Abhangigkeit gesehen wird. Die Drogenkarriere wird symbolisiert im journalistisch kolportierten „Schicksal” der „Christiane F.“ und ihrer FreundInnen und im toten Fixer in der Bahnhofstoilette, ein Bild, das die Medien seit vielen Jahren der Offentlichkeit immer wieder prasentieren.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Zu den Zielen dieses Forschungsprojektes gehorte es vorrangig, mit seinen Ergebnissen die weithin irrational gefuhrte Diskussion uber „Pravention des Drogenmisbrauchs“ bei Kindern und Jugendlichen zu versachlichen. Das Thema „Drogenkonsum“ ist bei erziehenden Erwachsenen und solchen, die sich uberhaupt im weiten Feld der Sozialisation und der Jugendpolitik fur die Entwicklung und die Zukunft der heranwachsenden Generation in irgendeiner Weise verantwortlich fuhlen oder auch nur interessieren, hochgradig mit Angst besetzt. Die dominierenden Sichtweisen folgen tradierten Denkmustern, die nicht uberpruft werden. Danach wird mit Drogenkonsum bei Laien, Eltern und professionellen Erzieherinnen, aber auch bei Wissenschaftlerinnen, in der Regel der Gebrauch von verbotenen psychoaktiven Substanzen, also illegalisierten Stoffen, gemeint, wahrend die erlaubten psychoaktiven Substanzen in der Regel als Genusmittel mit einem Risikopotential verstanden werden. Dieser Einteilung psychoaktiver Substanzen in verbotene Drogen und erlaubte Genusmittel, die durch den Gesetzgeber mit dem Betaubungsmittelgesetz (BtMG 1981) extrem sanktioniert ist, entspricht die fur den gesamten Umgang mit den illegalisierten Stoffen verabschiedete drogenpolitische Leitlinie: der „Nationale Rauschgiftbekampfungsplan“ von 1990/91. In ihm wird fur die in der Sorge um Kinder und Jugendliche formulierten Praventionsbemuhungen ein klares Schema vorgegeben und fur verbindlich erklart: Ziel der „Pravention des Suchtmittelmisbrauchs“ (wie es dort heist) soll bezogen auf verbotene Stoffe die „totale Abstinenz“, bezogen auf erlaubte Stoffe (Nikotin/Alkohol) der „selbstkontrollierte Umgang“, bezogen auf Medikamente (vor allem Psychopharmaka) der „bestimmungsgemase Gebrauch“ sein.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Vor dem Hintergrund der drogenpolitischen Rahmenbedingungen in Ost- und Westdeutschland stellte sich als Anspruch und Ziel des Forschungsteams, im Rahmen einer Zeitreihenuntersuchung die Prozesse der Konfrontation mit, der Hinwendung zu und der Aufnahme von bisher nicht gekannten Drogen durch eine drogennaive Bevolkerung wissenschaftlich zu begleiten. Da die notwendigen theoretischen Grundlagen fur das Vorhaben unter dem Druck der Grenzoffnung zu entwickeln waren, wollten die initiierenden ostdeutschen Kolleginnen die theoretische Grundlegung durch die Suche nach Ansatzen und Traditionen in der westdeutschen Drogenforschung abkurzen, um daran in der weiteren konzeptionellen Arbeit anzuknupfen.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Unter Kommunikation wird hier der Austausch von Mitteilungen zwischen Personen mitsamt den zugehorigen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozessen der Beteiligten verstanden. Ein solcher Austausch mag direkt (durch unmittelbares In-Beziehung-Treten) oder indirekt erfolgen, er mag auf verbaler oder nonverbaler Ebene stattfinden und er mag den Beteiligten bewuste und ihnen unbewuste Anteile enthalten.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
In diesem Kapitel wird die Entwicklung von Einstellungen zu Drogen und Drogenkonsum im Zeitraum von 1990 bis 1995 beschrieben. Die Einstellungen von Jugendlichen zu illegalisierten Drogen sind ein wichtiger Aspekt bei der „Etablierung“ illegalisierter Drogen im Ostteil Berlins nach Offnung der Mauer.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Fruhjahr 1990. Vor der Humboldt-Universitat sind die Denkmale der Grunder und Namensgeber Wilhelm und Alexander von ihrer Winter-Verschalung befreit. M.K. ist hier mit Kai verabredet, Sozialpadagoge in der Westberliner Drogenarbeit, der auf einem Treffen zwischen „DrogenarbeiterInnen“ aus beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht vereinigten Stadthalften G.B. kennengelernt hat, Suchtforscherin aus der Akademie der Wissenschaften der DDR und Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Psychiatrischen Klinik in Ostberlin. Sie ist Mitinitiatorin eines Vereins, der sich im Kontext der Burgerbewegung seit dem Fall der Mauer darum bemuht, Kinder und Jugendliche vor den Wirkungen der erwarteten „Drogenwelle“ aus dem Westen zu schutzen. Um fur diese praventive Arbeit eine wissenschaftliche Grundlage zu bekommen, hat G.B. eine umfangreiche Befragung von ca. 2000 Ostberliner Schulerinnen geplant, die sie zusammen mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin von einem Institut fur Wirkstofforschung der Humboldt-Universitat durchfuhren mochte. Welche Einstellungen und Erwartungen haben Jugendliche in Ost-Berlin im Hinblick auf verbotene Drogen, die bislang im DDR-Alltag fur sie nicht erreichbar waren, mit welchen Erwachsenen und Gleichaltrigen reden sie uber die illegalen Stoffe und was ist der Inhalt dieser Kommunikation? Von solchen und anderen „Erkenntnisinteressen“ erzahlt G.B. Kai auf dem Treffen und von ihrer Suche nach moglichen Kooperantlnnen in West-Berlin, die vielleicht unter dort lebenden Jugendlichen mit einem abgestimmten Fragebogen eine zeitidentische Befragung durchfuhren konnten, um einen Vergleich zwischen Ost- und West-Jugendlichen zu ermoglichen. Kai kannte M.K. (Professor am sozialpadagogischen Institut der Technischen Universitat und dort u.a. fur die Fragen des Drogenkonsums unter Jugendlichen zustandig) aus seinem erziehungswissenschaftlichen Diplomstudium und aus der Praxis der Drogenarbeit und Drogenpolitik in West-Berlin und vermittelte den ersten Kontakt zwischen den beiden in einem Cafe in der Leipziger Strase, in dem es gutes Eis geben sollte und tatsachlich auch gab.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Die nachfolgenden theoretischen Uberlegungen zum Begriff „Drogenkonsum“ als soziales Handeln betreffen nicht nur den unmittelbaren Konsum von Drogen, sondern den Umgang mit Drogen insgesamt, die kommunikative Auseinandersetzung mit dem Thema „Drogen“ sowie die Entwicklung von Einstellungen und Handlungsweisen.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Die Zielsetzung unserer mehrjahrigen Forschungsarbeit bestand nicht lediglich im Aufzeichnen gesellschaftlicher Entwicklungen bzw. in der detaillierten Analyse des Erwerbs von Wissen, Einstellungen und Handlungsweisen von Jugendlichen bezuglich illegalisierter Drogen, sondern stets auch darin, mit den gewonnenen Ergebnissen zu einer fundierten Reflektion von Drogenerziehung und damit auch zu einer angemessenen (sozial-)padagogischen Praxis beizutragen. Aber wie kann sozialwissenschaftliche Forschung von Nutzen fur die alltagliche padagogische Handlungspraxis sein, wie kann eine solche Forschung Praxisrelevanz beanspruchen? Das sie dies keineswegs generell und per se kann, das haben in der Jugendarbeit und anderen sozialen Handlungsfeldern tatige Praktikerinnen mitunter sooft konstatieren mussen, das sie prinzipiell empirischer Sozialforschung einen Nutzen fur ihre Arbeit absprechen mogen.1
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Die Grundidee des Forschungsvorhabens wurde im wesentlichen 1989/1990 erarbeitet. Danach sollten zum forschungsleitenden Thema die besonderen Einstellungs- und Handlungsmuster der ostdeutschen Bevolkerung zu „Drogen“ und „Sucht“ werden. Unter dem Eindruck irrationaler Reaktionen der DDR-Bevolkerung in der Auseinandersetzung mit dem Thema „illegalisierte Drogen“ drangte sich fur deren Beschreibung der Begriff „Drogennaivitat“ auf. Er sollte darauf verweisen, das die Bevolkerung Ostdeutschlands in ihrem Verhalten die Folgen von Desinformation, Verdrangung, Tabuisierung und politischem Misbrauch der Drogenthematik verinnerlicht hatte und diese in Debatten und in ihrem Handeln mehr oder weniger stark prasentierte.
Archive | 1999
Manfred Kappeler; Gundula Barsch; Katrin Gaffron; Ekkehard Hayner; Peter Leinen; Sabina Ulbricht
Die Darstellung der Lebenssituation Jugendlicher in Ostdeutschland in Zeiten des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs ab 1989 sowie der Vergleich mit westdeutschen Jugendlichen sind derzeit vielfach Inhalt sozialwissenschaftlicher Publikationen. Auch die Aufarbeitung der bis dato kaum offentlich zuganglichen Forschungen zu Jugend in der DDR, fast ausschlieslich durch das Zentralinstitut fur Jugendforschung (ZIJ) Leipzig realisiert, bieten in diesem Rahmen oftmals eine Ausgangs- bzw. Vergleichsmoglichkeit, auf deren Basis Nach-Wende-Ergebnisse eingeordnet und diskutiert werden.