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Dive into the research topics where Sabine Kirchhoff is active.

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Featured researches published by Sabine Kirchhoff.


Archive | 2010

Spreu und Weizen

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Klagen uber die Qualitat der Presse haben eine lange Tradition. Vor allem im Umkreis der Wirtschaftsberichterstattung garen sie schon lange, wie Peter Glotz und Wolfgang R. Langenbucher bereits 1969 in ihrem immer noch lesenswerten Klassiker „Der missachtete Leser“ gezeigt haben. Vielen Journalisten, so die Hauptthese damals, seien die Leser gleichgultig. Und bis heute, mehr als 40 Jahre spater, hat sich daran kaum etwas geandert: Nur allzu oft fuhlen sich die Leser von der Wirtschaftspresse alleingelassen.


Archive | 2010

Zahlen, Zahlen, Zahlen

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Wie hoch waren die Verluste der Commerzbank im zweiten Quartal 2009? 746 Millionen Euro. Wie viele Arbeitslose gab es in Deutschland im August 2009? 3.471.513. Auf wie viel belauft sich die durch die Krise verursachte zusatzliche staatliche Neuverschuldung? 126 Milliarden Euro. Und so weiter.


Archive | 2010

Die Krise ist an allem schuld

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Wahrend die Finanzexperten noch orakeln, ob uns infolge der Krise eine Deflation oder eine Inflation ins Haus steht, steht eine Inflation schon fest: die des Wortes „Krise“ selbst. Denn kaum war die (!) Krise erkannt, da kriselte es auch schon uberall und dem kleinen Wortchen wuchsen weite Flugel: Im Juli 2009 gab die Internet-Suchmaschine google uber 14 Millionen Eintrage dazu an, nicht mitgerechnet sind die Verbindungen mit einem weiteren Hauptwort, so dass wir inzwischen unter einer Absatzkrise, Autokrise, Branchenkrise, Exportkrise, Finanzkrise, Konjunkturkrise, Maschinenbaukrise, Mittelstandskrise, Immobilienkrise, Arbeitsmarktkrise, Konjunkturkrise, Kaufhauskrise und Warenhauskrise gleichermasen leiden. Je prominenter dabei der allgemeine Ausdruck Krise wurde, desto mehr verlor er an Wert, Bedeutung und Klarheit – oder wie Wolf Schneider sagen wurde – „an Saft und Kraft“: Das sprachliche Schwergewicht, das noch im Herbst 2008 selbst unter Topbankern und Ministern Angst und Schrecken verbreitet hatte, schrumpfte im ersten Halbjahr 2009 auf Fliegengewichtsgrose zu einer x-beliebigen Floskel zusammen, die niemanden mehr erschreckte. Mittlerweile ist das Wort sogar eher ungeeignet, das Besondere einer Sache oder eines Sachverhalts zu beschreiben. Oder wie Ludwig Reiner in seiner Stillehre so schon formulierte: „Wer fluchtig beobachtet und sich schlampig ausdruckt, der wahlt immer den allgemeinen Ausdruck. Der allgemeine Ausdruck ist bequem: Er past zur Not immer. Sein Umfang ist weit, aber gerade deshalb enthalt er nichts von den Besonderheiten der einzelnen Sache.“


Archive | 2010

Von wegen Transparenz

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Sorgfalt bei der Recherche ist ein journalistisches Gebot, aber von Lesern nur schwer einzuschatzen. Das liegt nicht zuletzt auch an den „Kreisen“, die immer grosere Kreise ziehen und immer unbestimmter werden. Hier treffen der seriose Wirtschaftsteil und die bunten Nachrichten aus aller Welt zusammen: Immer dann, wenn Ross und Reiter nicht genannt werden wollen, also wenn geklatscht, getratscht, intrigiert, spekuliert und auch manipuliert wird, mussen die Kreise herhalten, so dass niemand die Verantwortung fur das Gesagte ubernehmen muss.


Archive | 2010

Schon wieder kein Weltuntergang! Keine Macht den Untergangspropheten

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Sollte die Welt demnachst tatsachlich untergehen und noch Zeit bleiben, daruber zu berichten: Journalisten hatten es schwer, die treffenden Worte zu finden. Denn zumindest rhetorisch geht die Welt bereits seit Dutzenden von Jahren unter. Von Asteroiden, AIDS und Asbest uber BSE und Bakterien bis zu Klimakatastrophen und Virenattacken (aktuell die Vogel- und die Schweinegrippe): Tag fur Tag sind Zeitungsleser, Radiohorer, Fernsehzuschauer und Internetnutzer allen moglichen Meldungen uber in aller Regel menschheitsbedrohende Gefahren und Risiken ausgesetzt, von denen unsere Groseltern noch keine Ahnung hatten. Gruselige Sensationsgeschichten wollten die Journal-Abonnenten fruherer Jahrhunderte zwar auch schon lesen, aber erst seit wenigen Jahrzehnten unterhalten die Medien einen nie versiegenden Nachrichtenstrom des Bedrohlichen und Demoralisierenden, den es in dieser Masse vor hundert Jahren noch nicht gab. Zum globalen Waldsterben oder der Vernichtung der Tropenwalder kommen Erdbeben, Kriege, Massaker, Amoklaufe, Massenselbstmorde, Kinderschandung, Prostitution, Menschenhandel und Korruption hinzu. Und durch Fernsehen und Internet geschieht das praktisch alles direkt in unserem Wohnzimmer.


Archive | 2010

Ordnung ist das halbe Leben

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Ordnung in journalistischen Texten ist keine Zier, sondern eine schlichte Notwendigkeit, nur so sind Texte auf Anhieb zu verstehen. Das ist leicht gesagt und schwer getan. So machen etwa die Sechs-W-Fragen nach dem Wer, Was, Wann, Wo, Wie und Warum einen Nachrichtentext oft sperrig und sprode. Aber auch Hintergrundberichte oder Reportagen, die flott klingen sollen, verderben bei schlampiger Machart schnell den Hunger auf Informationen. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht ist etwa der folgende nachrichtenschwere Korrespondentenbericht zu Barack Obamas Planen, die Vergutung an der Wall Street neu zu ordnen und die Einkunfte der hochstbezahlten Beschaftigten der grosten US-Unternehmen, die Staatsgelder bekommen, nach oben zu begrenzen.


Archive | 2010

Von wegen unparteiisch

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Journalisten sind keine Partei- oder Verbandsfunktionare. Aber oft benehmen sie sich so. Nicht immer in boser Absicht. Denn unparteiisch zu bleiben, ist kein leichtes Unterfangen fur moderne Medienmacher. Den rund 48.000 hauptberuflichen Journalisten in Deutschland stehen heute zwischen 30.000 und 50.000 PR-Fachleute gegenuber, die ihnen nur allzu gerne sagen wurden, was sie schreiben oder senden sollen. Und von diesen Einflusterern gibt es immer mehr.


Archive | 2010

Fremdwörter und Jargon

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Eine Anleitung zum „Desk-Top-Publishing“ lasst uns wissen, dass „beim Software- Engineering das Human Interface“ beachtet werden muss (vermutlich zur „stress-reduction in the workplace“ oder etwas ahnlichem). Solch ein Jargon ist argerlich, er vermittelt nicht, sondern grenzt ab: Der Experte bin ich, und ihr anderen hort jetzt alle einmal zu. Der Jargonist will nicht vermitteln, sondern predigen, nicht erlautern, sondern blenden, nicht anderen etwas mitteilen, sondern sich selbst in Szene setzen. Mit anderen Worten: Er ist das Gegenteil eines guten Journalisten.


Archive | 2010

Stopfstil und Bürokratendeutsch

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Die meisten Sprachstilisten pflichten Winston Churchill bei: Je kurzer die Worter, je kurzer die Satze, desto besser. Nur selten, wie bei Heinrich von Kleist oder Thomas Mann, kommen lange Satze daher „wie eine Prozession mit einer Kerze nach der anderen“ (Mark Twain).


Archive | 2010

Alles klar, oder was?

Sabine Kirchhoff; Walter Krämer

Die Krise produziert Verlierer und Gewinner. Ein Gewinner ist das schlichte Wortchen „klar“, das paradoxerweise eher einiges verklart als klart. Dieses Vernebelungspotential zeigt sich etwa in einem Sommerinterview mit der Bundeskanzlerin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 21. August 2009. Titel: „Wir wollen klare Verhaltnisse“. Im Text geht es aber weniger um Inhalte, als um die Frage, wer nach Einschatzung von Angela Merkel Deutschland am schnellsten aus der Krise fuhren kann. Klar doch, dass die Medienkanzlerin das exklusive Forum prompt zur Werbung nutzt und klar sagt, dass die Wahler ihre Stimmen der Union schenken sollen. Aber diese Wahlwerbung wird nicht mit Fakten und Konzepten unterlegt, vielmehr droht die Kanzlerin – weder klar noch glaubwurdig – „mit unklaren Verhaltnissen“. Vor allem dann, wenn wir unklare Verhaltnisse mit Schwarz-Rot ubersetzen, stellt sich die Frage, warum die Kanzlerin das Damoklesschwert der „unklaren Verhaltnisse“ uberhaupt heraufbeschwort:

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