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Dive into the research topics where Thomas Anz is active.

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Featured researches published by Thomas Anz.


Archive | 1982

Literatur und Politik

Thomas Anz; Michael Stark

Wieweit der allseits hochbewertete Begriff des »Geistes« (vgl. S. 215 ff. dieses Bandes) mit dem der »Politik« zu vereinbaren sei — diese abstrakte, die Auseinandersetzung um konkrete politische Positionen ubergreifende Frage stand im Zentrum der im expressionistischen Jahrzehnt ausgiebig gefuhrten Diskussionen uber das Verhaltnis von Dichtung und politischem Engagement. Entscheidende Anregungen gab hierzu Heinrich Manns zur Jahreswende 1910/11 erschienener Essay Geist und Tat (Dok. 68), uber den der damals der Aktion nahestehende Autor Kurt Kersten spater im Rahmen der »Expressionismusdebatte« von 1937/38 schrieb: »Dieser Aufsatz wurde das Programm einer Gruppe von Schriftstellern, die man als Expressionisten bezeichnet.« [1]


Archive | 1982

Kunst und Öffentlichkeit

Thomas Anz; Michael Stark

Man sagt der expressionistischen Literaturbewegung als ganzer einen geradezu illusionaren Wirkungsenthusiasmus nach. Das Laute, Offentliche, Plakative, Predigthafte, die expressionistischen Schlagworte »Bekenntnis«, »Schrei« und »Verkundigung« legen dies zweifellos nahe. So betonte Helmut Gruber am Publikumsbezug der Expressionisten den Willen, »die Offentlichkeit wachzurutteln und zu mobilisieren«. [1] Die Neigung zu Rhetorik, Demagogie und Agitation suchte R. Hinton Thomas aus dem Motiv expressionistischer Autoren abzuleiten, »ihre Ideale bei einem groseren Publikum durchzusetzen« [2], Paul Raabe zog angesichts der Vielzahl offentlicher Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen und Aktionen das Fazit, »unters Volk zu gehen und die Wand zwischen Autor und Leser einzureisen« [3] sei wirkungsasthetisch der Tenor des Expressionismus gewesen (s. den Abschnitt »Formen der Literaturvermittlung«),Im Blick auf die diachrone Entwicklung des Expressionismus lassen sich dabei drei Trends hervorheben: die avantgardistische Esoterik und die Provokation des burgerlichen Publikums, die Fiktion einer Kunst fur alle und schlieslich die Wendung in die proletarische Offentlichkeit. Der Glaube an die gesellschaftsverandernde und gemeinschaftsbildende Kraft der Kunst verfuhrte aber zunehmend dazu, die Wirkungsbedingungen idealistisch umzukehren: »statt neuer Kunst aus einer verwandelten Gesellschaft hatte sich eine neue Gesellschaft aus verwandelter, visionarer Kunst zu ergeben«. [4] Um so enttauschter sprach man am Ende vom »Fiasko des Expressionismus«, trotz konstruktiver Muhen den Bannkreis »ohnmachtiger Bildungsangelegenheit« nicht gebrochen zu haben; Rudolf Kayser, der dies formulierte, glaubte auch die Ursache der Wirkungsmalaise zu erkennen: Expressionismus war eine Sache der Intellektuellen, und »dieses […]Intellektuellen-Publikum zeigt gegenuber dem Geist eine ahnliche Problematik wie der moderne schopferische Mensch selbst. Auch hier das Fehlen einer Gemeinschaft […]auch hier die Einsamkeit gegenuber dem Volk, der Masse […]Dadurch aber fuhrt der Geist ein schmales, kunstliches Sonderdasein und bleibt fern dem Wesen der Zeit und ihren Wirklichkeiten«. [5]


Deutsche Vierteljahrsschrift Fur Literaturwissenschaft Und Geistesgeschichte | 1977

Literaturwissenschaftliches Interpretieren als regelgeleitetes Verhalten. Kritische Anmerkungen zu einem wissenschaftstheoretischen Projekt

Thomas Anz; Michael Stark

ZusammenfassungDer Aufsatz erörtert in Darstellung und Kritik eines wissenschaftstheoretischen Projekts Probleme der Analyse von Textinterpretationen. Er zeigt, wie es mit seiner regeltheoretischen Basis, seiner argumentationslogischen Fragestellung, dem empirischen Analyseverfahren und den Ergebnissen die Komplexität und Spezifik des literaturwissenschaftlichen Diskurses verfehlt.AbstractIn presenting and critizising a project on the theory of science, this article discusses problems of the analysis of text interpretations. An attempt is made to demonstrate, how this project, founded on a theory of rules and a logical argumentative approach, with its method of empirical analysis and its results fails to meet the complexity and specific modality of scientific discussion in literary criticism.


Archive | 1998

Ich rede über die Angst

Christine Kanz; Thomas Anz

Angst hat ihr Schreiben und wohl auch ihr Leben von Anfang bis zum Ende be-gleitet. Die „Todesarten“, die Ingeborg Bachmanns unvollendeter Romanzyklus in zahlreichen Variationen beschreibt, schliesen mindestens ebenso viele Angstarten mit ein. Und diese waren, spatestens seit die Studentin der Psychologie und Philosophie 1949, im Alter von 23 Jahren, uber Martin Heidegger promovierte, ihr groses und bleibendes Thema. Ahnen lies sich das schon lange. Doch mit Hilfe der kritischen Ausgabe des „Todesarten’-Projekts lassen sich dafur jetzt viele neue Anhaltspunkte finden.


Archive | 1982

Die Legitimationskrise der Schriftsteller

Thomas Anz; Michael Stark

Im Versuch, »die ›neue Wirklichkeit‹ (die Wirklichkeit des Imperialismus, die Epoche der Weltkriege und der Weltrevolution) […] gedanklich wie kunstlerisch zu bewaltigen« [1], sties die expressionistische Autorengeneration fraglos an eine Grenze der kunstlerischen Profession uberhaupt. Eine gravierende Legitimationskrise der schopferischen Intelligenz spricht aus den einschlagigen Dokumenten, die den Ubergang von der »asthetischen« zur »politisch-revolutionaren Avantgarde« markiert. [2]Diese Irritation war auch eine Konsequenz des historischen Entfremdungsprozesses zwischen Kunstlerschaft und literarisch gebildeter Intelligenz (s. den Abschnitt »Kunst und Offentlichkeit«), der sich neben der Spaltung zwischen »Elite-« und »Massenkultur« seit dem fruhen 19. Jahrhundert abzeichnete. [3] Spielten literarische Autoren in der Emanzipation burgerlicher Gesellschaften zuvor die Rolle geistiger Wegbereiter und ideologischer Exponenten, so sahen sie sich nun mit einem rasanten gesellschaftlichen Funktionsverlust und dem Geltungsverfall asthetisch vermittelter Weltbilder konfrontiert. [4] Wahrend die Doktrin des »L’art pour l’art« den Fortgang dieser sozialen Isolation der kunstlerisch produktiven Intelligenz als beabsichtigte Selbstexilierung vortauschte, vollzogen die Expressionisten eine bewuste »Wendung zur Offentlichkeit«. [5] Der Weg zum »politischen Dichter« [6] und zum systemkritischen Schriftsteller war damit zweifach vorprogrammiert, denn nur der Raum der politischen Ideologie und das Engagement fur gesellschaftlich nicht-emanzipierte Schichten versprachen die ersehnte offentliche Wirkung und die Erfullung einer historischen Mission, die das etablierte Burgertum dem Dichter langst nicht mehr abverlangte. [7] So erkannte man im Kult des einsam Schaffenden, des Dichterfursten und des gesellschaftsfernen Asthetentums das anachronistische Ritual. [8] Seine Negation fuhrte expressionistische Autoren folgerichtig zur Position des antiasthetischen Provokateurs, des experimentellen Avantgardisten, des kulturellen Revolteurs und schlieslich zur Rolle des politischen Revolutionars. Doch scheute man sich nicht, die weitgehend zu ideologischen Attrappen verkommenen Selbststilisierungen des Dichters zum Priester, Seher, Propheten, Schopfer und Genie wiederzubeleben. [9] Zu Recht hat schon Walter H. Sokel die zwischen Uberlegenheitsgesten und Gefuhlen der »Isolierung und Wurzellosigkeit« schwankende Reaktionsform expressionistischer Autoren dem »introvertierten, artistisch-intellektuellen Typ« zugeordnet, der sich der »philistrosen und materialistischen Gesellschaft« seiner Zeit verweigert.[10] Der stark subjektive Zug und die autobiographische Selbstreflexivitat, die der expressionistischen Literatur eigen sind, nahrten vielfach den Zweifel an der ›allgemein-menschlichen‹ Bedeutung der Kunstbewegung uberhaupt: »Sie, weltfremder als alle Dichter vor ihnen, warfen ihr eigenes Ich in alle ihre Gestalten, waren unfahig etwas zu erfassen, was nicht sie selbst waren«. [11]


Archive | 2016

Frühe Romane und Erzählungen

Thomas Anz; Sascha Michel; Sabine Kyora

Den fruhesten literarischen Versuch, der aus seinem Nachlass erhalten ist, hat der knapp achtzehnjahrige Schuler Alfred Doblin vier Jahre vor seinem spaten Abitur geschrieben und im Manuskript eigenhandig auf den 6.10.1896 datiert.


Archive | 2016

Psychiatrie und Psychoanalyse

Thomas Anz

Als Alfred Doblin im Mai-Heft der expressionistischen Zeitschrift Der Sturm sein Berliner Programm einer asthetisch modernen Poetologie des Romans veroffentlichte, forderte er dort: »Man lerne von der Psychiatrie, der einzigen Wissenschaft, die sich mit dem seelischen ganzen Menschen befast; sie hat das Naive der Psychologie langst erkannt, beschrankt sich auf die Notierung der Ablaufe, Bewegungen, – mit einem Kopfschutteln, Achselzucken fur das Weitere und das ›Warum‹ und ›Wie‹« (SAPL 120).


Archive | 2013

Literaturwissenschaftliches Recherchieren, Schreiben und Publizieren

Winfried Thielmann; Ernst Rohmer; Heinrich Kaulen; Martin Huber; Katrin Richter; Frank Simon-Ritz; Thomas Anz

Natur- und Geisteswissenschaften publizieren in sehr unterschiedlichen Formen: Wahrend in den Naturwissenschaften die Textart des wissenschaftlichen Artikels dominiert, der in Zeitschriften mit moglichst hohem impact factor (Zitationsfrequenz) als Produkt von Forschergruppen meist auf Englisch erscheint, kommt in den — vielfach noch einzelsprachlich gebundenen — Geisteswissenschaften nach wie vor der Monografie sowie dem Sammelband ein hoher Stellenwert zu. Diese Differenzen haben historische und systematische Grunde.1


Archive | 2012

Marcel Reich-Ranicki

Thomas Anz

Originaltext (pdf-Format) vom Verlag; nicht vom SfBS bearbeitet. Anmerkung zur Umsetzung: Das pdf-Format vom Verlagt ist eine reine Graphik-Datei; das docx-Format wurde vom SfBS bearbeitet und ist Zitierfahig.


Archive | 2002

Indikatoren und Techniken der Transformation theoretischen Wissens in literarische Texte — am Beispiel der Psychoanalyse-Rezeption in der literarischen Moderne

Thomas Anz

Die Unterscheidung zwischen „theoretischem Wissen“ und „literarischen Texten“ im Titel meines Beitrages ist unscharf und bedarf gleich eingangs der Problematisierung. Denn „Wissen“ ist eine mentale Kategorie, „Text“ nicht. „Wissen“ existiert nur in den Kopfen von Menschen und lasst sich, anders als ein Text, nicht direkt beobachten und analysieren. Wenn ich den Begriff des theoretischen Wissens dennoch verwende, dann mit der Implikation, dass es verbalisiert, also in Form von Texten verfasst und nur uber textuelle Manifestationen zuganglich ist. Zwischen Literatur und Wissenschaft zu unterscheiden, heist, zwei Textcorpora zu unterscheiden, die jeweils spezifischen Regeln der Organisation, partiell eigenen Normierungen, divergierenden Funktionszuschreibungen und institutionellen Verankerungen unterliegen. „Transformation theoretischen Wissens in literarische Texte“ meint dann, dass Bestandteile des einen Textcorpus in einen anderen Textcorpus integriert werden. Sie werden dabei notwendig in ein anderes Regelwerk, eine andere ‚Diskursordnung‘, ein anderes ‚Sprachspiel‘ uberfuhrt. Wie dies geschieht, nach welchen Regeln und mit welchen Techniken, ist meines Wissens noch nicht genauer untersucht worden. Eine von mehreren Voraussetzung dafur ware neben einer Poetik literarischer Texte auch eine ‚Poetik‘ wissenschaftlicher Texte. Eine noch grundlegendere Voraussetzung ware weiterhin, (intertextualitatstheoretische) Kriterien zu entwickeln, nach denen entschieden werden kann, ob bestimmte literarische Texte uberhaupt auf Bestandteile wissenschaftlicher Texte rekurrieren.

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Top Co-Authors

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Dagmar Barnouw

University of Southern California

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