Ursula Hoffmann-Lange
University of Bamberg
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Publication
Featured researches published by Ursula Hoffmann-Lange.
Archive | 1997
Ursula Hoffmann-Lange
Die Lebensfahigkeit einer Demokratie ist in erheblichem Mase von der Bereitschaft ihrer Burger abhangig, sich aktiv am politischen Geschehen zu beteiligen. Verschiedene Autoren, die der Denkrichtung des Kommunitarismus zuzurechnen sind, haben in den letzten Jahren auf die Bedeutung einer Burgerkultur (verschiedentlich auch als Zivilgesellschaft bezeichnet) fur die Funk-tionsfahigkeit von Demokratien hingewiesen. In seinem Buch „Making Democracy Work“ (1993) hat Robert Putnam die wesentlichen Elemente einer solchen Burgerkultur empirisch zu bestimmen versucht. Zum Sozialkapital einer demokratischen Gesellschaft gehoren danach burgerschaftliches Engagement, die Anerkennung der politischen Gleichheitsrechte fur alle Burger, gesellschaftliche Solidaritat, Vertrauen, Toleranz sowie die Existenz eines Netzwerks freiwilliger burgerschaftlicher Vereinigungen (Putnam 1993: 86ff.). Am Beispiel der italienischen Regionalverwaltungen konnte Putnam nachweisen, das demokratische Institutionen in den Regionen mit einer hochentwickelten Burgerkultur erheblich besser funktionieren als in solchen, in denen autoritare politische Traditionen und Klientelismus eine Lahmung burgerschaftlicher Eigeninitiative mit sich gebracht haben.
Archive | 2000
Ursula Hoffmann-Lange
In der politischen Meinungsforschung hat sich das formale Bildungsniveau als einer der wichtigsten Pradiktoren fur politisches Interesse und politisches Engagement erwiesen. Hieraus wurde vielfach die Erwartung abgeleitet, die Bildungsexpansion werde zu einer Zunahme im Niveau des politischen Engagements der Burger fuhren. Dies ging bis hin zur Prognose einer partizipatorischen Revolution, die im Gefolge der politischen Mobilisierungswelle, die in der Studentenbewegung der sechziger Jahre ihren Ausgang nahm und sich spater mit den Neuen Sozialen Bewegungen der siebziger und achtziger Jahre fortsetzte, entwickelt wurde (Kaase 1984). Diese politische Mobilisierung ging nicht nur mit einer Zunahme des politischen Interesses der jungeren Generation einher, sondern auch mit der Herausbildung und Popularisierung neuer politischer Partizipationsformen jenseits der etablierten intermediaren Organisationen. Sie erreichte ihren Hohepunkt um die Mitte der achtziger Jahre.
Archive | 2003
Ursula Hoffmann-Lange
Das pluralistische Paradigma der Eliteforschung basiert auf der Annahme, dass gesellschaftliche Modernisierung eine Ausdifferenzierung unterschiedlicher gesellschaftlicher Sektoren und damit auch verschiedener sektoraler Eliten mit sich bringt, die uber ein hohes Mas an Autonomie bei der Personalrekrutierung und der Verfolgung ihrer Organisationsinteressen verfugen. Diese Theorie setzt sich bewusst von den klassischen Elitetheorien Paretos und Moscas ab. Deren primares Anliegen hatte im Nachweis der Universalitat sozialer und politischer Ungleichheit gelegen, was die Annahme einer Elite-Masse-Dichotomie und gleichzeitig die Existenz einer kohasiven Elite impliziert. Zwar schlossen Pareto und Mosca Konflikte zwischen rivalisierenden Eliten nicht aus. Pareto hielt solche Konflikte sogar fur ein wesentliches Ferment gesellschaftlichen Wandels. Auch Mosca konzedierte ein gewisses Mas an Heterogenitat der herrschenden Klasse, schrieb ihr aber eine inharente Tendenz zur sozialen Kohasion und zur Interessenhomogenitat zu, die sich aus ihrem Minderheitenstatus und dem daraus resultierenden Organisationsvorsprung ergibt. Fur beide Klassiker sind Differenzierungen innerhalb der Elite jedoch auf innerelitare Machtkonflikte beschrankt, die als weitgehend unabhangig von der Gesellschaftsstruktur verstanden werden.
Archive | 1995
Ursula Hoffmann-Lange
Zwei grose Fragestellungen standen im Zentrum dieses Buches. Die erste betrifft die Konsequenzen der gesellschaftlichen Individualisierung fur die politischen Orientierungen und Verhaltensbereitschaften junger Menschen. Hier knupfte der Jugendsurvey an eine bewahrte westliche Forschungstradition an. Zum anderen legte die Herstellung der deutschen Einheit es nahe, den Ost-West-Vergleich ins Zentrum der Analysen zu stellen. Sie bot die einmalige Chance, die Auswirkungen der unterschiedlichen politischen Sozialisation und der unterschiedlichen Lebensbedingungen westdeutscher und ostdeutscher Jugendlicher fur die politische Kultur in Deutschland zu untersuchen.
Archive | 1995
Ursula Hoffmann-Lange
Der vorliegende Beitrag beschaftigt sich mit der Bedeutung, die Gewalt als Mittel der Politik in den politischen Orientierungen und Verhaltensbereitschaften junger Menschen einnimmt. Dabei geht es ausschlieslich um die politische Gewaltbereitschaft, die aus mehreren Grunden nicht mit einer tatsachlichen Beteiligung Jugendlicher an gewaltsamen politischen Aktionen gleichgesetzt werden darf, da nicht alle gewaltbereiten Personen auch tatsachlich an gewaltsamen politischen Aktionen teilnehmen; fur die Anwendung von Gewalt im Rahmen politischer Aktionen situative Faktoren eine grose Rolle spielen, v. a. Eskalationsprozesse im Rahmen politischer Protestaktionen; nicht alle Teilnehmer an gewalttatigen politischen Aktionen notwendigerweise politische Motive fur ihre Teilnahme haben.
Archive | 1986
Ursula Hoffmann-Lange
In der Bundesrepublik herrschte lange Zeit eine gewisse Scheu gegenuber der Verwendung des Elitebegriffs und auch der wissenschaftlichen Beschaftigung mit gesellschaftlichen Eliten. Dafur sind hauptsachlich zwei Grunde verantwortlich. Einmal wurden vielfach die Eliten fur das Scheitern der Weimarer Republik verantwortlich gemacht. Zum anderen war der Begriff der „Elite“ ebenso wie der der „politischen Fuhrung“ durch den Fuhrerkult des Dritten Reiches grundlich diskreditiert (Zapf 1965: 18; Herzog 1982: 1 ff.). Der Begriff wurde daher lange Zeit nicht nur von Verfechtern radikaldemokratischer Ideale, sondern auch von solchen Personen gemieden, die Demokratie und Herrschaft nicht als einen notwendigen Gegensatz betrachteten.
Archive | 2006
Ursula Hoffmann-Lange
Von der Jugendforschung erwartet man sich Aufschlusse uber neue gesellschaftliche Entwicklungen. Denn Jugendliche werden — vermutlich zu Recht — als diejenige gesellschaftliche Gruppe betrachtet, in der sich diese Entwicklungen zuerst manifestieren. In Deutschland ist dabei das Interesse an der Jugend und an den Ergebnissen der Jugendforschung besonders gros. So haben Allerbeck und Hoag (1985: 9) festgestellt, dass es sich beim grosten Teil der zum Schlagwort Jugend erschienen Bucher um deutsche Publikationen handelt. Auch die grose offentliche Aufmerksamkeit, die die Veroffentlichungen zu den Shell-Jugendstudien auslosen, ist fur sozialwissenschaftliche Publikationen ungewohnlich und kann nicht alleine auf die gute PR-Arbeit der Deutschen Shell zuruckgefuhrt werden. Im Februar 2005 stand die Publikation uber die Shell-Jugendstudie von 2000 (Deutsche Shell 2000) auf dem Amazon-Verkaufsrang 5.866, die Publikation uber die Shell-Jugendstudie von 2002 (Deutsche Shell 2002) auf Rang 22.226. Man kann zudem keine Veranstaltung zum Thema Jugend besuchen, ohne dass in Diskussionsbeitragen auf die Ergebnisse der Shell-Jugendstudien verwiesen wird. Dies deutet darauf hin, dass deren Ergebnisse — zumindest so weit dies die Kenntnis von Randauszahlungen betrifft — auch tatsachlich rezipiert und als valider Indikator fur den augenblicklichen Zustand der Jugend betrachtet werden. Zum Vergleich: Der 2003 erschienene Sammelband von Hans Herbert von Arnim mit dem viel versprechenden Titel Korruption erreichte im selben Monat lediglich den Amazon-Verkaufsrang 53.469, und andere zugkraftige politikwissenschaftliche Autorennamen und Titel kommen normalerweise nicht uber Range im sechsstelligen Bereich hinaus.
Archive | 2002
Ursula Hoffmann-Lange
Die Verwerfungen in der politischen Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert blieben nicht ohne Ruckwirkung auf die Struktur der deutschen Elite. Jeder politische Regimewechsel zog uber kurzer oder langer auch eine grundlegende Elitentransformation nach sich. Denn unterschiedliche politische Regimetypen beeinflussen uber die Regeln fur den Erwerb und die Ausubung politischer Herrschaft hinaus auch die Art und Weise, wie in einer Gesellschaft Macht erworben, ausgeubt und in politischen Einfluss umgesetzt werden kann. Dementsprechend bildeten sich nach der 1945 erfolgten Teilung Deutschlands in der alten Bundesrepublik und in der DDR sehr unterschiedliche Eliteformationen heraus. In der alten Bundesrepublik entstand eine demokratische und pluralistische Elitestruktur, in der die Inhaber politischer Herrschaftspositionen mit den Reprasentanten der politischen Parteien, der Unternehmen, der unabhangige Medien sowie der zahlreichen frei gebildeten Interessengruppen zusammenwirken. Gleichzeitig entwickelte sich im Verlauf der Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg auch ein breiter Elitenkonsens uber die demokratischen Spielregeln. Verschiedene Eliteuntersuchungen (vgl. Hofmann-Lange 1992) ergaben dementsprechend, dass die Eliteformation der alten Bundesrepublik dem Typus einer konsensuellen Elite mit einem hohen Mas an Elitenintegration entspricht.
Archive | 1996
Ursula Hoffmann-Lange
Als die Republikaner am 28. Januar 1989 bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus erstmals in einer Landtagswahl die Funfprozenthurde uberspringen konnten, war die Besturzung nicht nur wegen der befurchteten innen- und ausenpolitischen Konsequenzen gros. Ein weiterer Grund lag vielmehr darin, das die Jungwahler am Wahlerfolg dieser neuen Rechtspartei nicht unwesentlich beteiligt waren. Wahrend das Gesamtergebnis bei 8,1% der Stimmen lag, hatten die Republikaner in der Gruppe der 18- bis 25jahrigen 14,3% erhalten, bei den jungen Mannern betrug er sogar ganze 18,8%. Dieser uberproportionale Erfolg einer Rechtspartei bei der jungen Generation stellte fur die Bundesrepublik ein neues Phanomen dar. Demgegenuber war Ende der sechziger Jahre die NPD uberwiegend von Angehorigen der alteren Generation gewahlt worden. Von daher hatte man stets angenommen, das Mobilisierungspotential von Rechtsparteien beschranke sich auf eine schrumpfende Gruppe unverbesserlicher Altnazis, wahrend die Jugend gegenuber rechten Parolen weitgehend immun sei.
Archive | 1995
Ursula Hoffmann-Lange; Dagmar Krebs; Johann de Rijke
Kognitive politische Mobilisierung und politisches Vertrauen betreffen allgemeine Orientierungen gegenuber dem politischen Prozes. Die kognitive politische Mobilisierung bezieht sich auf die Bedeutung, die die Politik fur die Befragten hat, sowie die politische Urteilsfahigkeit, die diese sich selbst zuschreiben. Politisches Vertrauen hingegen betrifft die Wahrnehmung, das die Bedurfnisse und Wunsche der Burger im politischen Prozes berucksichtigt werden (Responsivitat des politischen Systems). Beide Konzepte spielen in der politischen Kulturforschung traditionell eine wichtige Rolle.1