Wenn ein Unternehmen mit größeren strukturellen Anpassungen oder kulturellen Veränderungen konfrontiert ist, bietet die Kübler-Ross-Veränderungskurve einen effektiven Rahmen für das Verständnis der Veränderungen und die Reaktion darauf. Diese Theorie geht auf das Fünf-Phasen-Modell der Trauer zurück, das die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross 1969 vorschlug. Ursprünglich war es dazu gedacht, den psychologischen Prozess von Patienten zu beschreiben, die mit dem Tod konfrontiert sind. Im Laufe der Zeit wurde seine Anwendung jedoch auf das Management organisatorischer Veränderungen ausgeweitet und hilft Unternehmen, die emotionalen Reaktionen der Mitarbeiter auf Veränderungen besser zu verstehen und zu steuern.
Das Cooper-Ross-Modell ermöglicht es Organisationen, die emotionale Psychologie von Menschen während Veränderungen zu erkennen und zu steuern und so Widerstand und Anpassung effektiver zu bewältigen.
Das Cooper-Ross-Modell besteht aus fünf Hauptphasen: Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz. Diese Phasen beziehen sich nicht nur auf Tod und Verlust, sondern können auch als emotionaler Anpassungsprozess betrachtet werden, den Mitarbeiter möglicherweise durchlaufen, wenn sie mit organisatorischen Veränderungen konfrontiert werden.
Phase der Verleugnung: In den frühen Phasen der Veränderung fühlen sich Mitarbeiter möglicherweise verwirrt, zweifeln an der Notwendigkeit der Veränderung und weigern sich, die Realität der Veränderung zu akzeptieren.
Phase der Wut: Im Verlauf der Veränderung kann sich die Frustration über den Status quo in Protest und Wut gegenüber dem Management oder dem Veränderungsprozess selbst verwandeln.
Verhandlungsphase: Mitarbeiter versuchen möglicherweise, durch Verhandlungen mit der Unternehmensleitung die Richtung der Veränderung zu ändern, in der Hoffnung, das ursprüngliche Arbeitsmodell oder die ursprünglichen Privilegien irgendwie beizubehalten.
Depressionsphase: Wenn Mitarbeiter erkennen, dass die Veränderung nicht rückgängig gemacht werden kann, fühlen sie sich möglicherweise deprimiert, frustriert und hilflos.
Akzeptanzphase: Schließlich überwinden die Mitarbeiter ihre emotionalen Tiefpunkte und beginnen, ihre neue Arbeitsumgebung zu akzeptieren und sich daran anzupassen.
Mithilfe der Cooper-Ross-Veränderungskurve können Unternehmen die emotionale Verfassung der Mitarbeiter während des Veränderungsprozesses erkennen und entsprechende Reaktionsstrategien entwickeln. So können Führungskräfte beispielsweise in der Verweigerungsphase mehr Informationen bereitstellen und die Kommunikation intensivieren, um zu verhindern, dass Mitarbeiter aufgrund von Verwirrung Angst bekommen. Während der Phase der Wut müssen Sie Verständnis für die Gefühle Ihrer Mitarbeiter zeigen und sich ihre Sorgen anhören, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
Untersuchungen belegen, dass der Einsatz dieses Modells den Widerstand der Mitarbeiter wirksam verringern und ihre Akzeptanz gegenüber Veränderungen erhöhen kann.
Viele Unternehmen haben begonnen, das Cooper-Ross-Modell bei der Steuerung von Veränderungen einzusetzen. So richtete das Management beispielsweise im Zuge einer umfassenden Umstrukturierung eines großen Produktionsunternehmens zunächst eine transparente Informationsplattform ein, damit alle Mitarbeiter zeitnah über die Änderungspläne und die Gründe dafür informiert werden konnten. Durch eine solche Überbrückung kann die Verweigerung durch die Mitarbeiter wirksam reduziert und der Fortschritt in den nachfolgenden Phasen gefördert werden.
Außerdem fühlten sich die Mitarbeiter während des Führungswechsels bei einem Technologie-Startup im Allgemeinen unwohl und ängstlich. Durch eine Reihe von Teambuilding-Aktivitäten und Gruppendiskussionen führte das Unternehmen die Mitarbeiter durch die Phasen der Wut und Frustration und erreichte schließlich den Prozess der Akzeptanz der neuen Führungsspitze. Der Erfolg dieses Ansatzes hat den Unternehmen die Bedeutung eines emotionsorientierten Managements bewusst gemacht.
Obwohl die Cooper-Ross-Veränderungskurve in diesem Geschäft eine bedeutende Rolle gespielt hat, wurde sie auch kritisiert. Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass dieses Modell keine solide empirische Grundlage bietet und die Komplexität emotionaler Reaktionen vereinfachen könnte. Einige haben darauf hingewiesen, dass die Reaktionen der Mitarbeiter nicht unbedingt ein linearer Prozess sind und es zu Rückschritten oder Sprüngen zwischen den Phasen kommen kann. Daher sollten Unternehmen in der Praxis auf die individuellen Reaktionen jedes einzelnen Mitarbeiters achten.
„Der Veränderungsprozess folgt nicht einfach einem festgelegten Ablauf, sondern erfordert flexible Anpassungen auf Grundlage der tatsächlichen Situation der Mitarbeiter.“
In diesem sich rasch verändernden Geschäftsumfeld ist ein effektives Änderungsmanagement eine wesentliche Fähigkeit. Die Cooper-Ross-Veränderungskurve kann Unternehmen dabei helfen, die Emotionen ihrer Mitarbeiter bei der Verwaltung von Produkten und Personalressourcen menschlicher zu verstehen und zu lenken und so die organisatorische Effektivität und die Mitarbeiterzufriedenheit zu verbessern. Doch in der Praxis sollten Unternehmen auch die Vielfalt und Komplexität emotionaler Reaktionen erkennen und vermeiden, die Prozesse der Mitarbeiter als einheitliche und spezifische Abläufe zu betrachten. Wie kann man in Zukunft besser auf individuelle Unterschiede eingehen, um ein optimierteres Änderungsmanagement zu erreichen?