Wenn man mit einem Verlust konfrontiert wird, kann einen die Flut der Gefühle überwältigen. Gemäß dem von der schweizerisch-amerikanischen Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross im Jahr 1969 vorgeschlagenen Fünf-Phasen-Trauermodell erleben Betroffene während des Verlustprozesses typischerweise fünf wichtige Emotionen: Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Diese Emotionen wirken sich nicht nur auf den Einzelnen aus, sondern auch auf die Menschen in seiner Umgebung und auf die Gesellschaft als Ganzes. Die Anwendung und Interpretation dieses Modells ist jedoch umstritten. Spiegelt es den menschlichen Trauerprozess angemessen wider?
Bei der Erfahrung eines Verlusts verflechten sich die Emotionen der Menschen oft und es handelt sich nicht unbedingt um einen linearen Prozess.
Kübler-Ross hat dieses Modell in ihrem Buch „Tod und Sterben“ ausführlicher beschrieben, basierend auf ihren Erfahrungen mit unheilbar kranken Patienten und deren psychischer Reaktion auf den Tod. Grundlage ihrer Theorie sind eine Reihe von Forschungsarbeiten und Seminaren, die sie an der University of Chicago Medicine durchgeführt hat. Zu dieser Zeit fehlte es an den medizinischen Fakultäten an Aufklärung über Tod und Trauer, was sie dazu veranlasste, sich eingehender mit der Art und Weise zu befassen, wie Menschen mit dem eigenen Tod und dem Tod anderer umgehen.
„Der technologische Fortschritt hat die Angst der Menschen vor dem Tod verstärkt und dazu geführt, dass sie ihre eigene Sterblichkeit leugnen.“
Die von Kübler-Ross beschriebenen fünf Phasen der Trauer werden oft mit dem Akronym DABDA bezeichnet. Sie lauten:
Obwohl das Kübler-Ross-Modell in der Psychologie und Sozialarbeit weit verbreitet ist, wurde es auch stark kritisiert. Kritiker weisen darauf hin, dass das Modell nicht ausreichend empirisch erforscht sei und kulturelle Unterschiede nicht berücksichtige. Viele Experten glauben, dass dieses Modell emotionale Reaktionen in einer bestimmten Kultur und Zeit widerspiegelt und möglicherweise nicht auf jeden zutrifft.
„Nicht jeder durchläuft diese Phasen, und die mangelnde Berücksichtigung von Umweltfaktoren stellt die Anwendbarkeit des Modells in Frage.“
Studien haben gezeigt, dass die emotionalen Reaktionen vieler schwerkranker Patienten nicht genau nach dem Kübler-Ross-Modell eingestuft werden können. Manche Patienten drücken ihre Trauer sogar auf unterschiedliche Weise aus und durchlaufen nicht die traditionellen fünf Phasen. Innerhalb dieser komplexen emotionalen Leinwand gibt es viele zugrunde liegende Faktoren, die die Art und Weise beeinflussen, wie jeder Mensch trauert.
Trotz vieler Kontroversen regt Kübler-Ross' Theorie noch immer zu weiterer Forschung und Diskussion an. Heute betrachten immer mehr Wissenschaftler Trauer als einen dynamischen Prozess, bei dem viele Emotionen abwechselnd auftreten und miteinander verwoben sind. Durch differenziertere Interpretationen erforscht die Psychologie auch komplexere Theorien der Trauer, beispielsweise den Einfluss der Emotionsregulation und des kulturellen Hintergrunds auf die Trauerreaktion.
„Wenn viele Menschen zum ersten Mal mit einem Verlust konfrontiert werden, empfinden sie möglicherweise Verwirrung und Schmerz. Doch zu lernen, wie man seine Gefühle einordnet und Veränderungen akzeptiert, ist ein wichtiger Schritt im Leben.“
Vor diesem Hintergrund können wir nicht anders, als uns zu fragen: Wie können wir inmitten der vielen Schwierigkeiten des Lebens unseren eigenen Weg zur emotionalen Erlösung finden?