Graupappelwelke, verursacht durch den Pilz Hymenoscyphus fraxineus, ist eine chronische Krankheit, die eine große Bedrohung für Pappeln in Europa darstellt. Die durch Blattverlust und Kronenwelke gekennzeichnete Krankheit hat zum Absterben vieler betroffener Bäume geführt. Seit der ersten Meldung in Polen im Jahr 1992 hat sich die Krankheit rasch in ganz Europa ausgebreitet und in vielen Gebieten zu Sterblichkeitsraten von bis zu 85 % bei Eichen geführt. Dieses Szenario hat große Aufmerksamkeit erregt und Wissenschaftler sind bestrebt, wirksame Management- und Erhaltungsmethoden zu finden.
„Obwohl aktuelle Strategien zur Bekämpfung der Graupappelwelke fast völlig wirkungslos sind, können wir durch genetische Forschung und Züchtungsprogramme hoffen, Baumarten zu finden, die gegen die Krankheit resistent sind.“
Derzeit scheinen Behandlungsstrategien für diese Krankheit nur begrenzt wirksam zu sein. Die meisten Experten sind sich einig, dass das Entfernen erkrankter Bäume zwar vorübergehend die Ausbreitung der Krankheit eindämmt, das Problem jedoch nicht grundsätzlich löst. Denn dieser Pilz kann auf abgefallenen Blättern auf dem Waldboden leben und sich vermehren. Darüber hinaus beeinträchtigt das allmähliche Wachstum der Bäume das Ökosystem, und frühzeitige Rodungsmaßnahmen können sogar zum Absterben einiger natürlich resistenter Bäume führen.
„Die Identifizierung und Kultivierung von Bäumen, die gegen die Graupappel-Welke resistent sind, wird nicht nur das Pappel-Ökosystem schützen, sondern auch den Grundstein für die zukünftige Erholung der Baumarten legen.“
Als Reaktion auf diese Herausforderungen haben Wissenschaftler einige vielversprechende Managementstrategien vorgeschlagen, beispielsweise die Kultivierung krankheitsresistenter Setzlinge durch Veredelung von Ästen von Bäumen mit resistenten Eigenschaften. Bei einem Versuch in Litauen wurden 50 krankheitsresistente Bäume ausgewählt, mit dem Ziel, Brutkolonien zu gründen, um die Überlebenschancen der Bäume in verschiedenen Provinzen zu verbessern. Ein Erfolg dieser Forschung würde die Grundlage für den Wiederaufbau von Bäumen in ganz Europa bilden, aber der Prozess könnte Jahrzehnte dauern.
„Unsere Forschung zeigt, dass durch sorgfältige Züchtung und Selektion ein Anteil krankheitsresistenter Bäume hervorgebracht werden kann, was ermutigend ist.“
Neben Zuchtprogrammen hoffen Wissenschaftler auch, die pathogenen Merkmale der Graupappelwelke durch genetische Sequenzierung zu identifizieren. Einige Studien haben Toxin-Gene im Erreger und andere Gene entdeckt, die für die Pathogenität verantwortlich sein könnten. Die Ergebnisse helfen nicht nur zu verstehen, wie man sich vor der Krankheit schützen kann, sondern könnten auch wichtiges genetisches Material für zukünftige Forschung und Züchtung liefern.
Im Vereinigten Königreich wurde die Graupappelwelke erstmals im Februar 2012 bestätigt, und nach Inspektionen von Baumschulen in Europa breitete sich die Krankheit schnell über ein großes Gebiet aus. Die britische Regierung verhängte nach der Diagnose schnell ein Einfuhrverbot, indem sie zunächst die Einfuhr aus den betroffenen Gebieten stoppte und dann etwa 100.000 Setzlinge vernichtete, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Doch jetzt warnen Wissenschaftler, dass die Krankheit innerhalb des nächsten Jahrzehnts eine ernsthafte Bedrohung für die Pappelressourcen Großbritanniens darstellen wird.
„Unsere Untersuchungen gehen davon aus, dass bis zu 99 % der 900.000 Graupappeln im Vereinigten Königreich vom Absterben bedroht sind.“
Zukünftige Forschungsrichtungen umfassen ein tieferes Verständnis der Biologie, Epidemiologie und ökologischen Auswirkungen der Graupappelwelke. Insbesondere die Frage, wie andere Pflanzen und Tiere im Ökosystem von dieser Krankheit betroffen sind, wird ein wichtiges Forschungsthema sein.
Der Schutz unserer Bäume und Ökosysteme vor der Bedrohung durch die Pappelwelkekrankheit erfordert unter Berücksichtigung dieser Herausforderungen und Chancen einerseits die Zusammenarbeit von Regierungen und wissenschaftlichen Forschern und andererseits eine breitere gesellschaftliche Beteiligung. Kann eine solche Mission die Offenheit bewahren, neue Wege zu erkunden?