Aufgrund der Veränderungen der globalen ökologischen Umwelt stehen viele Pflanzenarten vor beispiellosen Herausforderungen. Insbesondere in Europa bringt ein tödlicher Pilz, Hymenoscyphus fraxineus, alte Graupappeln an den Rand des Aussterbens. Seit die von diesem Pilz verursachte Pappelwelke 1992 erstmals in Polen gemeldet wurde, hat sie sich kontinuierlich ausgebreitet und in vielen Ländern verheerende Auswirkungen auf die Waldökosysteme gehabt.
Studien haben gezeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei Pappeln bis zu 85 Prozent und in Wäldern sogar bis zu 69 Prozent betragen kann.
Graupappeln (Fraxinus excelsior) sind ein wichtiger Bestandteil der europäischen Wälder. Sein Holz wird vielseitig genutzt und bietet Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Diese Bäume sind jedoch durch die Ausbreitung von Hymenoscyphus fraxineus ernsthaft bedroht. Untersuchungen zufolge beeinträchtigt dieser Erreger nicht nur das Wachstum der Pappeln, sondern löst eine Kettenreaktion im gesamten Ökosystem aus.
Der Pilz, der einen asexuellen und sexuellen Lebenszyklus hat, produziert Sporen, die durch den Wind verbreitet werden. Infizierte Bäume entwickeln zunächst nekrotische Flecken, die schließlich zum Schrumpfen der Krone und zum Absterben führen. Besonders verheerend wirkt sich der Erreger auf junge Pappeln aus, die bereits nach einer Vegetationsperiode absterben.
Ein kombinierter Angriff durch Hymenoscyphus fraxineus und andere Schädlinge könnte zum Aussterben der europäischen Graupappel führen, heißt es in einem 2016 im Journal of Ecology veröffentlichten Bericht.
Der Erreger wurde erstmals 1992 dokumentiert und anschließend Mitte der 1990er Jahre im Baltikum und in Deutschland gemeldet. Bis 2012 hatte sich die Krankheit auf mehrere Länder ausgebreitet, darunter Großbritannien und Irland. Seit 2006 untersuchen Wissenschaftler durch genetische Analysen die Übertragbarkeit und Pathogenität der Krankheit.
Derzeit gibt es keine wirksamen Strategien zur Bekämpfung der Pappelwelke. Viele Länder haben versucht, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, allerdings mit wenig Erfolg. Auch das Fällen infizierter Bäume konnte die Ausbreitung der Krankheit nicht eindämmen, da der Erreger in der Laubstreu auf dem Waldboden überlebt. Forscher versuchen, Zweige von einigen krankheitsresistenten Bäumen zu entnehmen und sie zu pfropfen, in der Hoffnung, resistentere Nachkommen zu züchten.
Bei einem Versuch in Litauen wurden schließlich 50 krankheitsresistente Bäume ausgewählt und eine Zuchtpopulation aufgebaut.
Die Krankheit wurde erstmals 2012 in Großbritannien entdeckt und führte zu einem raschen Importverbot von Pappeln aus anderen europäischen Ländern. Berichten der deutschen und französischen Regierung zufolge hat der Erreger in mehreren Regionen bereits erhebliche Auswirkungen gehabt und könnte in den kommenden Jahrzehnten zu einem flächendeckenden Baumsterben führen.
Aufgrund der Auswirkungen des Hymenoscyphus fraxineus auf das Ökosystem der Graupappel sind auch viele Arten, deren Lebensraum auf diesen Baum angewiesen ist, von einer Überlebenskrise betroffen. Die Studie ergab, dass der Erreger auf der schönen Insel Gotland ein Koextinktionsrisiko von bis zu 0,38 für seltene Moose darstellt.
Durch die weitere Erforschung des Genoms des Erregers hoffen Wissenschaftler, eine umfassende Lösung zur Bekämpfung der Krankheit zu finden. Laufende Züchtungsprogramme und Techniken zur Genomeditierung bieten möglicherweise Hoffnung für zukünftige Bemühungen zum Baumschutz.
Wie wird sich die Zukunft Europas angesichts dieses tödlichen Erregers verändern, oder wird sie von unserem derzeitigen Handeln und unserer Forschung abhängen?