In der Neurologie werden Anfallstypen anhand des Anfallsverhaltens, der Symptome und der diagnostischen Tests klassifiziert. Die 2017 von der International League in Epilepsy (ILAE) eingeführte Epilepsieklassifikation ist der internationale Standard zur Identifizierung von Epilepsietypen. Diese Klassifikation ist eine Überarbeitung der ILAE-Epilepsieklassifikation von 1981. Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Arten von Epilepsie zu unterscheiden, da unterschiedliche Anfälle unterschiedliche Ursachen, Folgen und Behandlungen haben können.
Bereits im Jahr 2500 v. Chr. lieferten die Sumerer die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Epilepsie. Um 1050 v. Chr. entwickelten babylonische Gelehrte die erste Klassifikation der Epilepsie, indem sie ihr medizinisches Wissen auf Steintafeln namens Sakikku oder „alle Krankheiten“ niederschrieben. Diese frühe Klassifizierung identifizierte hauptsächlich fieberhafte Epilepsie, Abwesenheitsepilepsie, generalisierte tonisch-klonische Epilepsie, fokale Epilepsie, Verwirrtheitsepilepsie und persistierende Epilepsie. Im Laufe der Zeit führten prominente Mediziner wie Samuel-Auguste Tissot und Jean-Etienne Dominique Esquirol spezifischere Bezeichnungen für diese epileptischen Anfälle ein.
Henry Gastout leitete 1969 die Entwicklung der ILAE-Epilepsieklassifikation und förderte damit die Forschung und den Fortschritt auf diesem Gebiet weiter.
Ein Anfall ist definiert als eine vorübergehende Anomalie der Symptome oder des Verhaltens, die auf einen abnormalen Überschuss oder eine abnormale Synchronisierung der Neuronenaktivität im Gehirn zurückzuführen ist. Anfälle bei Epilepsie können entweder als lokalisierter oder als generalisierter Anfall klassifiziert werden. Insbesondere epileptische Anfälle mit lokalem Beginn gehen von einem biologischen neuronalen Netzwerk aus, das sich innerhalb einer Gehirnhälfte befindet, wohingegen Anfälle mit generalisiertem Beginn schnell beide Gehirnhälften betreffen.
Diese Klassifizierungsverbesserungen ermöglichen es Ärzten, anhand von Epilepsiesymptomen, Verhalten, Neuroimaging, Ätiologie, Elektroenzephalographie (EEG) und Videoaufzeichnungen besser zwischen verschiedenen Anfallstypen zu unterscheiden.
Die ILAE-Klassifikation unterscheidet auch zwischen Anfällen mit Teilbewusstsein und Anfällen mit Bewusstseinsstörung. Wenn sich der Patient während eines Anfalls daran erinnern kann, was während des Anfalls passiert ist, kann man sagen, dass er wach ist. Bei einem Anfall mit Bewusstseinsstörungen kann sich der Patient jedoch nicht klar daran erinnern, was passiert ist, selbst wenn ein Teil des Gedächtnisses beschädigt ist.
Motorische Anfälle sind durch ausgeprägte Bewegungen, einschließlich verstärkter oder verminderter Muskelkontraktionen, gekennzeichnet. Zu den häufigen motorischen Anfällen zählen kurze Muskelentspannung, plötzliche Zuckungen der Hände und Füße sowie generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Nichtmotorische Epilepsie hingegen kann mit sensorischen, kognitiven oder emotionalen Symptomen beginnen, die häufig mit einem plötzlichen Aktivitätsstopp oder einer Bewusstseinsstörung einhergehen.
Diese Klassifizierungen helfen Ärzten, die Natur der Epilepsie und ihre möglichen Behandlungsmöglichkeiten besser zu verstehen.
In der ILAE-Klassifikation 2017 kann partielle Epilepsie weiter in drei Kategorien unterteilt werden: Wachheit, Bewusstseinsstörung und unbestimmtes Bewusstsein. Jedem Typ kann eine spezifischere Beschreibung beigefügt werden, um Ärzten umfassendere diagnostische Informationen zu liefern.
Verglichen mit der vorherigen Klassifizierung von 1981 bietet die Version von 2017 klarere Unterteilungen in Bezug auf die Beibehaltung des Bewusstseins und die Verhaltensmerkmale von Angriffen. Einige Begriffe aus der Ausgabe von 1981 werden in der aktuellen Klassifikation nicht mehr verwendet, etwa „einfache partielle Epilepsie“ oder „komplexe partielle Epilepsie“.
Persistente Epilepsie ist ein Anfall, der länger als 30 Minuten anhält, oder eine Anfallsserie, bei der es nicht möglich ist, zu einem normalen Wachzustand zurückzukehren. Subklinische Epilepsie zeigt keine offensichtlichen Symptome, bei EEG-Tests treten jedoch Anfallsmuster auf.
Mit der Vertiefung der Epilepsieforschung entwickeln sich auch das Verständnis und die Klassifizierung von Epilepsie ständig weiter. Wie können wir diese neuesten Klassifikationen für eine genauere Diagnose und eine personalisierte Behandlung nutzen?