Das Medien-Ökosystem Indiens ist vielfältig und umfasst Fernsehen, Radio, Internet, Filme, Zeitungen und Zeitschriften. In Indien gibt es seit dem späten 18. Jahrhundert Printmedien und seit 1927 gibt es auch Rundfunkübertragungen. Heute sind die Medien in Indien größtenteils in der Hand großer Konzerne, die ihre Einnahmen durch Werbung, Abonnements und den Verkauf urheberrechtlich geschützten Materials erzielen. Berichten zufolge gibt es in Indien über 500 Satellitenkanäle und 70.000 Zeitungen mit einer täglichen Verkaufszahl von über 100 Millionen Exemplaren, was das Land zu einem der größten Zeitungsmärkte der Welt macht. Dem jüngsten Bericht der französischen Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen zufolge wurde Indien im Pressefreiheitsindex 2023 jedoch auf Platz 161 herabgestuft und liegt damit noch hinter Afghanistan, Somalia und Kolumbien.
„Gewalt gegen Journalisten, politisch voreingenommene Medien und konzentriertes Medieneigentum verdeutlichen die Krise der Pressefreiheit in der größten Demokratie der Welt.“
Seit 2014 hat die Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi ihren Griff um die Medien verstärkt, was zu einem schrittweisen Rückgang der Pressefreiheit geführt hat. Im Jahr 2016 lag Indien im Ranking der Pressefreiheit auf Platz 133, im Jahr 2022 fiel es auf Platz 150 zurück. Einem Bericht der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Freedom House zufolge haben die Schikanen gegen Journalisten seit dem Amtsantritt der Modi-Regierung zugenommen. ...
Herkömmliche Print- und Fernsehmedien sind meist in Familienbesitz und unterliegen aufgrund ihrer Verbindungen zur Politik häufig einer Selbstzensur. Neue Medien sind jedoch häufig professioneller und geschäftsorientierter. Dennoch werden diese Medien oft mit etablierten politischen Persönlichkeiten in Verbindung gebracht. Vor diesem Hintergrund ist in der indischen Öffentlichkeit die Auffassung weit verbreitet, die Medien seien „rebellisch“, ließen aber dennoch zu, dass über viele Themen unberichtet bliebe.
„Indische Nachrichtensender, sowohl auf Englisch als auch auf Hindi, sind oft voll mit tendenziösen Berichten, wobei die jeweilige Partei auf der Seite der BJP und des Hindutva steht.“
Die Geschichte der Medienentwicklung lässt sich bis ins Jahr 1780 zurückverfolgen, als Hicky’s Bengal Gazette die erste Zeitung Indiens wurde. Weitere Informationen zeigen, dass die meisten Zeitungen in Familienbesitz sind und Maßnahmen zur Selbstzensur ergreifen. Sobald eine Zeitung eine Verbindung zur Politik herstellt, wird sie oft zum Sprachrohr einer bestimmten politischen Gruppe. Warum wird die Berichterstattung analog dazu voreingenommen und unfair?
Als Reaktion auf dieses Phänomen wiesen Experten darauf hin, dass das staatliche Monopol auf die freien Medien zu einem deutlichen Rückgang der Vielfalt der Nachrichtenberichterstattung geführt habe. Noch schlimmer ist, dass die großen Medienunternehmen aufgrund der aktuellen Situation die verschiedenen Stimmen der Gesellschaft, insbesondere die marginalisierter Gemeinschaften, nur schwer erfassen können. Einem Bericht von Oxfam und Newslaundry zufolge bekleiden 90 % der Journalisten leitende Positionen in den Medien. Dies bedeutet, dass Gemeinschaften wie Dalit, Adivasi und Bahujan in den Medien nur sehr eingeschränkt vertreten sind.
In diesem Umfeld eingeschränkter Freiheit stehen die indischen Medien vor beispiellosen Herausforderungen. Zwar sind bereits einige digitale Nachrichtenpublikationen und Berichterstattungsplattformen entstanden, die das traditionelle Schweigen durchbrechen wollen, doch bedarf es hierfür breiterer Unterstützung und Aufmerksamkeit. Ein Medieninvestor drückte es so aus:
„Der Schutz der freien Meinungsäußerung und der Pressefreiheit ist für die Förderung der Vielfalt von grundlegender Bedeutung.“
Ob es den indischen Medien in Zukunft gelingen wird, innovative Wege zu finden, um in einem eingeschränkten Umfeld einen Gegenangriff zu starten und authentische und vielfältige Stimmen zu vertreten, bleibt eine wichtige Frage, über die es nachzudenken gilt.