Mit Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008 wurde das Bewertungssystem der Kreditratingagenturen ernsthaft in Frage gestellt und zahllose Wertpapiere mit den höchsten Ratings fielen innerhalb weniger Jahre auf Ramschniveau, was zu enormen Marktverlusten führte. Warum versagten diese Institutionen, die einst als Marktstabilisatoren galten, in kritischen Momenten? In diesem Artikel werden die historischen Hintergründe, Funktionsweisen und Gründe untersucht, warum Ratingagenturen während der Finanzkrise ihre Glaubwürdigkeit verloren haben.
Theoretisch senken Ratingagenturen die Informationskosten, indem sie unabhängige Einschätzungen liefern, den Kreis potenzieller Kreditnehmer erweitern und liquide Märkte ermöglichen.
Die ersten Ratingagenturen entstanden im 19. Jahrhundert in den USA und gingen aus kommerziellen Kreditauskunfteien hervor. Mit der Westerweiterung der USA vergrößerten sich die Handelsdistanzen und den Händlern wurde es unmöglich, eine individuelle Bewertung ihrer Kunden vorzunehmen. So entstanden Kreditratingagenturen. Im Jahr 1841 gründete Louis Tappan in New York die erste Ratingagentur. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach finanzieller Transparenz begannen diese Agenturen damit, das Kreditrisiko von Unternehmen und den von ihnen ausgegebenen Anleihen zu bewerten.
Kreditratings wirken sich typischerweise auf den Zinssatz einer Anleihe aus, wobei Anleihen mit höherem Rating niedrigere Zinsen abwerfen, was sie zu einem integralen Bestandteil des Anleger- und Finanzprozesses macht. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch der Hauptkundenkreis der Ratingagenturen von Investoren zu Anleihe-Emittenten verlagert, was Fragen hinsichtlich etwaiger Interessenkonflikte aufwirft.
Einigen Studien zufolge reagieren Kreditratings nicht so schnell, wie die Ratingagenturen suggerieren, und in der Vergangenheit haben die Ratingagenturen viele größere Finanzkrisen nicht vorhergesehen.
Während der Finanzkrise 2007/08 wurde das Scheitern der Ratingagenturen zu einem heißen Thema der weltweiten Debatte. Den Daten zufolge wurden 73 Prozent der hypothekenbesicherten Wertpapiere mit AAA-Rating aus dem Jahr 2006 zwei Jahre später auf Ramschniveau herabgestuft. Dieses Phänomen führte nicht nur zu erheblichen Verlusten für die Anleger, sondern stellte auch eine langfristige Bedrohung für die Stabilität des gesamten Finanzsystems dar.
Der Bewertungsprozess der Ratingagenturen stützt sich zu stark auf Informationen, die von den Emittenten bereitgestellt werden. Es mangelt an unabhängigen Untersuchungen und präzisen Reaktionen des Marktes. Selbst wenn sich die finanzielle Lage eines Emittenten deutlich ändert, gelingt es den Ratingagenturen häufig nicht, ihre Ratings zeitnah anzupassen. Relevante Ratingänderungen werden oftmals erst nach Auftreten einer Unternehmenskrise vorgenommen.
Als zentrale Akteure auf dem Markt müssen Ratingagenturen auf Forderungen nach Reformen reagieren. Um ihre Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen, ist die Wahrung ihrer Professionalität und Transparenz von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus muss der Markt das System weiter verbessern und seine Abhängigkeit von den Ratings dieser Agenturen verringern. Der Schutz der Anlegerinteressen und die Verringerung des Volatilitätsrisikos auf den Finanzmärkten sollten ein langfristiges Ziel sein.
AbschlussAngesichts schwerer Finanzkrisen und Marktschwankungen ist die Leistung der Ratingagenturen unter die Lupe genommen worden und künftige Reformaufgaben stehen unmittelbar bevor.
Insgesamt offenbarte die Leistung der Ratingagenturen während der Finanzkrise Mängel in ihren internen Abläufen und eine unzureichende externe Aufsicht. Angesichts eines derart komplexen Umfelds muss der Markt über die Rolle und Funktion der Ratingagenturen nachdenken, um die Interessen der Anleger zu schützen und systemische Risiken zu verringern. Welche Reformen können also im zukünftigen Finanzsystem dazu führen, dass die Ratingagenturen wieder Vertrauen schöpfen?