Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften ist die „natürliche Arbeitslosenquote“ ein faszinierendes, aber umstrittenes Konzept. Seit den 1960er Jahren hat dieses Konzept die Aufmerksamkeit vieler Ökonomen auf sich gezogen und sie dazu veranlasst, die komplexen Zusammenhänge zwischen menschlichem Verhalten und wirtschaftlichen Aktivitäten weiter zu erforschen. Die Forschungen der Nobelpreisträger Milton Friedman und Edmund Phelps liefern uns eine fundierte Grundlage für die Erforschung dieses Konzepts. Die natürliche Arbeitslosenquote bezieht sich, vereinfacht ausgedrückt, auf den Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung, wenn sich die Wirtschaft in einem stabilen Zustand der „Vollbeschäftigung“ befindet.
„Die natürliche Arbeitslosenquote ist keine statische Zahl, sondern ein Konzept, das je nach Wirtschaftslage und strukturellen Veränderungen schwankt.“
„Vollbeschäftigung“ bedeutet in der Wirtschaft nicht, dass es keine Arbeitslosigkeit gibt. Vielmehr repräsentiert es den langfristigen Gleichgewichtszustand des Arbeitsmarktes ohne verschiedene vorübergehende Friktionen. Die natürliche Arbeitslosenquote wird von der wirtschaftlichen Angebotsseite beeinflusst und wird hauptsächlich von der wirtschaftlichen Produktionskapazität und den Wirtschaftssystemen bestimmt. Wenn die Merkmale dieser Institutionen zu anhaltenden Inkongruenzen oder Lohnrigiditäten auf dem Arbeitsmarkt führen, kann aus der natürlichen Arbeitslosenquote unfreiwillige Arbeitslosigkeit entstehen. Die natürliche Arbeitslosenquote ist die Kombination aus Reibungs- und Strukturarbeitslosigkeit, die in einer effizienten und expansiven Wirtschaft anhält.
„Ökonomen sind sich einig, dass die natürliche Arbeitslosenquote das Niveau der Arbeitslosigkeit ist, zu dem die Wirtschaft auf lange Sicht natürlich tendiert.“
Im Zuge der Vertiefung der Forschung haben Ökonomen herausgefunden, dass die tatsächliche Arbeitslosenquote aufgrund verschiedener externer Schocks häufig von der natürlichen Arbeitslosenquote abweicht. Diese Schwankungen sind nicht nur auf Nachfragefaktoren zurückzuführen, sondern spiegeln auch die Komplexität und Vielfalt der Wirtschaft wider. Viele Ökonomen glauben, dass Maßnahmen zur Nachfragesteuerung (z. B. die Geldpolitik) allein die natürliche Arbeitslosenquote langfristig nicht senken können, sondern Strukturmaßnahmen zur Reform der Angebotsseite der Wirtschaft eingesetzt werden müssen.
Friedman präzisierte das Konzept der natürlichen Arbeitslosenquote 1968 in seiner Präsidentschaftsansprache vor der American Economic Association weiter und stellte fest, dass es zu jedem Zeitpunkt ein Arbeitslosenniveau gibt, das mit einem Gleichgewicht in der Reallohnstruktur vereinbar ist. Er betonte, dass die Gewissheit dieser „natürlichen Arbeitslosenquote“ auf einer Reihe von Gleichgewichtsgleichungen basiert, die die strukturellen Merkmale der Arbeits- und Rohstoffmärkte enthalten und Marktunvollkommenheiten sowie zufällige Schwankungen von Angebot und Nachfrage berücksichtigen.
„Das Konzept der natürlichen Arbeitslosenquote bedeutet, dass es ein einzigartiges Gleichgewichtsniveau der Arbeitslosigkeit gibt, das ein klarer Indikator für das langfristige Funktionieren der Wirtschaft ist.“
Die Bildung der Phillips-Kurve löste weitere Diskussionen über die natürliche Arbeitslosenquote aus. Friedman glaubte, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit steigende Löhne zu Inflation führen würden und dass eine übermäßige Nachfragesteuerung die Arbeitslosigkeit nur kurzfristig senken könne, langfristig jedoch nicht wirksam sei. Sein Argument besagt, dass die Arbeitslosigkeit auf ein Niveau zurückkehren wird, das von realwirtschaftlichen Faktoren bestimmt wird, wenn die Inflationserwartungen mit der tatsächlichen Inflation übereinstimmen.
Das Konzept der natürlichen Arbeitslosenquote ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker weisen darauf hin, dass verlässliche Daten zur Bestimmung der „natürlichen Arbeitslosenquote“ fehlen und dass der Markt möglicherweise mehrere Gleichgewichte aufweist. Einige Ökonomen sagen sogar, dass die Annahme, dass die Arbeitslosenquote zur natürlichen Quote zurückkehrt, in den tatsächlichen Daten nicht zutrifft. Diese Debatten stellen zweifellos den Rahmen der natürlichen Arbeitslosenquote in Frage.
Dennoch bleibt das Konzept der natürlichen Arbeitslosenquote wichtig für das Verständnis der laufenden Funktionsweise des Wirtschaftssystems und der Dynamik des Arbeitsmarktes. Ökonomen folgen diesem Konzept und versuchen, durch Strukturreformen nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung zu erreichen. Bedeutet das, dass wir angesichts eines sich schnell verändernden wirtschaftlichen Umfelds eine nachhaltige Lösung finden können?