Barbara Neymeyr

Navigation mit ‚virtus‘ und ‚fortuna‘

Angesichts der inzwischen selbst fur Experten unuberschaubaren Forschungsliteratur zu Goethe mus die Tatsache uberraschen, das eine Interpretation des Gedichts Seefahrt noch fehlt. Die vorliegende Abhandlung, die diese Hymne des jungen Goethe erstmals analysiert, bietet nach der Darstellung des biographischen Hintergrunds (Kapitel I.) eine detaillierte Interpretation (Kapitel II.), in der auch die Relevanz einer kunstvoll eingesetzten literarischen Rhetorik aufgezeigt und die formale Gestaltung des Gedichts auf programmatische Neuerungen Klopstocks zuruckgefuhrt wird. Der DI. Abschnitt beleuchtet die Seefahrtsmetaphorik vor dem Horizont der Tradition. Den Stellenwert des fortuna-Motivs seit der Antike und seine Verbindung gerade mit der Thematik der Seefahrt untersucht das IV. Kapitel, in dessen Zentrum der Nachweis steht, das Goethe seinem Gedicht stoische Leitvorstellungen zugrunde gelegt hat; von strukturbildender Bedeutung sind das stoische virtus-Ideal sowie das Postulat der Ataraxie und Autarkie.