Birgit Geissler
Bielefeld University
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Publication
Featured researches published by Birgit Geissler.
Zukunft der Arbeit und Geschlecht. Diskurse, Entwicklungspfade und Reformoptionen im internationalen Vergleich | 2002
Birgit Geissler
Im wissenschaftlichen Diskurs zur Zukunft der Arbeit wird zunehmend thematisiert, in welcher Weise neben den Arbeitsmarktstrukturen auch die wohlfahrtsstaatlichen Institutionen zur Geschlechterungleichheit in den gesellschaftlichen Macht- und Verteilungsrelationen und zu Hierarchie und Abhangigkeit in den privaten Beziehungen beitragen. Die institutionelle Ausgestaltung der sozialen Sicherung und der Arbeitsbeziehungen und die Defizite bei den sozialen Diensten scheinen den Ausschlag dafur zu geben, dass die Mehrheit der Frauen nicht entsprechend ihres Bildungsniveaus und ihrer beruflichen Interessen erwerbstatig ist. Phasen von Sorgearbeit im Lebenslauf von Frauen fuhren im ‚frauenfeindlichen‘ Wohlfahrtsstaat zu Abhangigkeit; Unabhangigkeit konnen sie nur uber kontinuierliche Erwerbsbeteiligung erreichen.
Arbeit. Zeitschrift für Arbeitsforschung | 2006
Birgit Geissler
Der Aufsatz thematisiert die wachsende Nachfrage nach Haushaltsdienstleistungen und fragt nach den Ursachen fur die Dominanz informeller Erwerbsformen in diesem Bereich. Die verbreitete Antwort reflektiert auf die Lohndifferenz des informellen zum formellen Arbeitsangebot. Zur Klarung daruber hinausgehender nicht-okonomischer Ursachen werden zunachst die Merkmale personenbezogener Dienstleistungen generell analysiert; daran anschliesend erscheint die Uberschreitung der Schwelle des Privaten das besondere Merkmal haushaltsbezogener Dienstleistungsarbeit zu sein, die Informalitat begunstigt. Die Informalitat stellt sich als ein komplexes Arrangement dar, in dem Anbieter wie Nachfrager ihre Interessen verfolgen. Zudem muss das Dienstleistungsangebot auf individualisierte Bedurfnisse zugeschnitten sein. Wegen der damit geforderten Flexibilitat scheint gerade informelle Erwerbsarbeit im Haushalt der Privatheit der Lebensfuhrung angemessen.
Handbuch der Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie | 2008
Mechtild Oechsle; Birgit Geissler
Mit ‚Modernisierung ‘bezeichnen die Sozialwissenschaften in dreifacher Weise Prozesse des sozialen Wandels: Zum einen meint Modernisierung den sakularen Prozess der Herausbildung moderner Gesellschaften im Zusammenhang mit den industriellen und demokratischen Revolutionen, zweitens bezeichnet er die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Aufholprozesse der Gesellschaften der ‚zweiten ‘und ‚dritten ‘Welt und drittens wird er im Kontext der Beschreibung der aktuellen Veranderungsprozesse moderner Gesellschaften als „Modernisierung der Moderne“ verwendet (vgl. Zapf 1991, 1996; Beck/Bons 2001).
Archive | 1998
Birgit Geissler
Die Lebensfuhrung jungerer Frauen hat sich in der Bundesrepublik in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Die Arbeitsteilung in Arbeitsmarkt und Familie hat neue Konturen bekommen, und Stereotype von Weiblichkeit und Mannlichkeit haben ihre scheinbare Schlussigkeit eingebust. Zugleich ist die Lebenslage von Frauen zunehmend von Widerspruchen und Ungleichzeitigkeiten gepragt. In unserer Studie zur Lebensplanung junger Frauen (Geissler/Oechsle 1996) schliest die Darstellung des dominanten Typus’ — der doppelten Lebensplanung — nicht zufallig mit den Stichworten der „einseitigen Modernisierung“ und der „Grenzen der Gleichheit“. Die doppelte Lebensplanung richtet sich auf die Vereinbarung von Familie und Beruf, und die Komplexitat des Wandels in diesen gesellschaftlichen Spharen zeigt sich in diesem Typus besonders eindringlich. Diejenigen Frauen, die eine (doppelte) Lebensfuhrung in Familie und Beruf anstreben, grenzen sich vom traditionell weiblichen ebenso wie vom mannlichen Lebenslauf ab und entwerfen ein eigenes biographisches Modell. In ihrer Lebensplanung — verstanden als durchgangiges Element der Alltagspraxis Erwachsener — setzen sie sich mit den Fragen der Gleichheit im Geschlechterverhaltnis, der materiellen Unabhangigkeit, der Lebensweise mit Kindern, der Selbstverwirklichung im Beruf und der Kontinuitat der Erwerbsbeteiligung auseinander. Junge Frauen heute nehmen — gewollt oder ungewollt — die Herausforderung an, ihr Leben selbst zu gestalten.
Handbuch Arbeitssoziologie | 2018
Birgit Geissler
Zur Haushaltsarbeit gibt es unzahlige Expert/innen des Alltags, die sich uber den Sinn und Nutzen dieser Arbeit keineswegs einig sind. Wissenschaftliche Expertise ist dagegen eher dunn gesat; in der Soziologie erregt die Beschaftigung damit gelegentlich Erstaunen. Arbeit im privaten Haushalt ist soziologisch in ihren beiden Formen interessant: als unbezahlte, private Arbeit und als Dienstleistung, die beide hier behandelt werden. Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt auf kulturalistischen Forschungsansatzen und neueren Uberlegungen zur interaktiven Seite dieser Arbeit, wobei die ‚klassischen‘ Ansatze nicht vernachlassigt werden.
'Decent Work'. Arbeitspolitische Gestaltungsperspektive für eine globalisierte und flexibilisierte Arbeitswelt. | 2010
Birgit Geissler
Die Forderung von „Arbeit in Freiheit, Sicherheit und Wurde“ scheint in Deutschland kein besonders vordringliches Ziel zu sein; ungeachtet der Ausdifferenzierung und Flexibilisierung von Arbeitsverhaltnissen und Arbeitszeiten dominiert in den meisten Branchen weiterhin rechtlich und tariflich abgesicherte Vollzeit- oder Teilzeitarbeit. Der Masstab fur die Bewertung eines Arbeitsverhaltnisses ist hier weiterhin das „Normalarbeitsverhaltnis“ (Muckenberger 1985). Am anderen Ende der Skala von Erwerbsarbeit stehen jedoch verschiedene Formen informeller Arbeit, bei denen die Arbeitenden kaum „Rechte bei der Arbeit, Beschaftigung, Sozialschutz und Sozialdialog“ haben. In Deutschland gehoren Haushaltsdienstleistungen zu diesen Erwerbsformen, die fur staatliche Institutionen ebenso wie fur Gewerkschaften unsichtbar und ungreifbar bleiben.
Ein neuer Geist des Kapitalismus? Ambivalenzen und Paradoxien der Netzwerkökonomie | 2008
Birgit Geissler
Ein Vierteljahrhundert nach diesem Resumee zur Arbeitszeit in der industriellen Epoche des Kapitalismus ist eine an Gleichmasigkeit orientierte Normierung der Arbeitszeit weitgehend obsolet. In der postindustriellen sakularisierten Gesellschaft sind kulturelle oder religiose Traditionen (wie die Einhaltung von Feiertagen) und ‚eingelebte‘ institutionelle Zeitordnungen bruchig geworden. Mit den neuen Organisationsstrukturen der Unternehmen und im Zuge der Vervielfaltigung der Erwerbsformen und Lebensweisen entstrukturieren sich die betrieblicherwerbsbezogenen wie auch die alltaglichen und biographischen Zeitmuster, die die Industriegesellschaft hervor gebracht hat. Auch der scheinbar geradlinige Pfad der Verkurzung der Arbeitszeit wurde verlassen.
querelles-net | 2010
Birgit Geissler
In der empirischen Studie wird die Dynamik der Entgrenzung als eine umfassende gesellschaftliche Entwicklung der letzten 15 Jahre in Ost- wie in Westdeutschland untersucht. Ausgehend von arbeitssoziologischen Erkenntnissen werden Veranderungen in den alltaglichen ‚zeit-raumlichen Mustern‘ des Familienlebens, in der Selbstwahrnehmung der Individuen, im Geschlechterverhaltnis und in der ‚Herstellung von Familie‘ beschrieben und analysiert.
Archive | 2009
Birgit Geissler
Machtfragen „zwischen Familie und Erwerbsarbeit“ sind ein weites Feld. Es geht in der Makroperspektive um freie Bildungs- und Berufswahl von Frauen, um die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz und in den arbeitspolitischen Institutionen, um den Zugang zu privilegierten und zu „normalen“ Arbeitsmoglichkeiten und zugleich auch um die gesellschaftliche Anerkennung der Haushalts- und Sorgearbeit. Ob und inwiefern in diesen Spharen die Macht von Frauen - welchen Frauen? - wachst oder die der Manner im Wesentlichen gleich bleibt, ist eine empirisch zu vielschichtige und theoretisch zu komplexe Thematik, um sie hier behandeln zu konnen. Dennoch scheint mir die These nicht abwegig, dass das virtuelle Kollektiv der Frauen in Deutschland in diesen von der neuen Frauenbewegung „machtvoll“ gestellten Fragen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung in den letzten Jahrzehnten ziemlich weit gekommen ist. Zumindest ihre offentliche Wahrnehmung ist nicht mehr zu unterdrucken und keine offentliche Instanz kann mehr die Berechtigung des Gleichheitsanspruchs explizit bestreiten. Dies ist der Hintergrund der folgenden mikrosoziologischen Argumentation.
Archive | 1998
Mechtild Oechsle; Birgit Geissler
Mit groser Selbstverstandlichkeit beanspruchen Madchen und junge Frauen heute Gleichheit mit ihren Brudern, Freunden und Kollegen. Die Grenzen der Freiheit, die wirtschaftlichen, sozialen und okologischen Risiken der nachindustriellen Gesellschaft scheinen die junge Generation als ganze zu treffen, nicht das eine Geschlecht mehr als das andere. Ein Blick auf die Lebensrealitat junger Erwachsener zeigt: in der Lebensphase vor der Familiengrundung sind im Geschlechterverhaltnis eher Gemeinsamkeiten als Unterschiede festzustellen. Dennoch treffen verdeckte oder offene Benachteiligungen im Bildungswesen und im Arbeitsmarkt und Ungleichheiten in der Partnerbeziehung auch die junge Frauengeneration. Die ‚Selbstverstandlichkeit‘ der Gleichheit hat Grenzen, — dies zeigen die Beitrage in diesem Band fur die verschiedensten Lebensbereiche.