Hildegard Maria Nickel
Humboldt University of Berlin
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Featured researches published by Hildegard Maria Nickel.
Archive | 2007
Hildegard Maria Nickel
Der „Abschied vom Industrialismus“ (Baethge 2001) verlauft in Deutschland vergleichsweise zogerlich und gebremst. Gleichwohl ist der allgemeine Trend in Richtung Dienstleistungsokonomie auch hier zu konstatieren. Der Weg in die Dienstleistungsgesellschaft fuhrt allerdings nicht automatisch in eine „tertiare Zivilisation“ (Fourastie), sondern zunachst in eine Phase des Umbruchs und des Strukturwandels von Arbeit. Ob am Ende dieser Phase, die auch als Krise des Fordismus bezeichnet wird, von einer neuen Stufe der Zivilisierung und gesellschaftlichen Einhegung des Kapitals oder von einem Ruckfall in die Barbarei zu sprechen sein wird, ist keine rhetorische Frage, wie die dramatische Zunahme von sozialer Ungleichheit, die gesellschaftliche Ausgrenzung von wachsenden Bevolkerungsgruppen und die Polarisierung sozialer Milieus zeigt.
Berliner Journal Fur Soziologie | 2003
Hildegard Maria Nickel; Michael Frey; Hasko Hüning
Der Artikel greift aktuelle Debatten zum Wandel der (Erwerbs-)Arbeit auf. Aus einer gesellschafts- und geschlechterpolitischen Perspektive werden Problemakzentuierungen vorgenommen und Interpretationsangebote unterbreitet. Dies betrifft zunächst die Veränderungsprozesse auf der makrosozialen Ebene, die als „Umbruch der gesellschaftlichen Betriebsweise“ gedeutet werden. Die Veränderungen auf der Unternehmensebene („Vermarktlichung“) und auf der Ebene des Subjekts („Subjektivierung“, „Arbeitskraftunternehmer“) werden mit gleichstellungs- und geschlechterpolitischen Positionen konfrontiert und mit der Frage verknüpft, ob der arbeitspolitische Umbruch auf eine neue Qualität von Arbeit und Leben hinweist.SummaryThis article discusses recent contributions to the debate on the transformation of work. We offer interpretations of the effects of the process of transformation and its effects on different spheres of life: work, internal labour market, the gender order etc. The process is accompanied by heterogeneous social effects and leads to more precarious employment patterns and mobility demands. Individual response is a key factor in order to stay with the company. It is not yet clear to what extent women will be able to respond to the structural change, especially given intensified requirements of flexible commitments in terms of time and place.RésuméL’article reprend les grandes lignes du débat actuel à propos de la transformation du monde du travail. En se basant sur un point de vue sociopolitique et paritaire, l’article souligne des problèmes spécifiques et propose des modes d’interprétation concernant dans un premier temps les changements sur le plan macrosocial, couramment présentés comme une véritable révolution du fonctionnement social. Dans un deuxième temps, les changements au niveau de l’entreprise (commercialisation) et de l’individu (subjectivation, „Arbeitskraftunternehmer“) sont confrontés aux positions de la politique paritaire en soulevant la question de la transformation politique du travail qui pourrait éventuellement amener une nouvelle qualité de vie et de travail.
Archive | 1999
Hildegard Maria Nickel
Im Zuge des (ostdeutschen) Transformationsprozesses zeigen sich „alte und neuen Grenzen im Geschlechterverhaltnis“,1 zeigen sich Verflussigungen und Erstarrungen, Erosion und Persistenz, allerdings werden sie von der genuszentrierten Forschung kaum debattiert. Lautet insgesamt die Bilanz der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung: Theoretische Innovationen sind ausgeblieben, und die Forschung hat sich entlang der traditionellen Trennungslinie von System- und Akteurstheorien bewegt (Bulmahn 1997), so gilt auch fur die Gender-Forschung, das die erkenntnistheoretische und wissenschaftsstrategische Herausforderung der tiefgreifenden Wandlungsprozesse, die sich quasi vor unseren Augen abspielen, noch nicht wirklich Eingang in die Forschung gefunden hat. Dabei werfen die Transformationsprozesse (nicht nur in [Ost-] Deutschland) zahlreiche, bisher nicht zu beantwortende Fragen auf (Young 1998): Was passiert — bezogen auf das Geschlechterverhaltnis —, wenn gesellschaftliche Strukturen sich fundamental wandeln? Gibt es Ansatze in der Frauen- und Geschlechterforschung, die in der Lage sind, die vielfaltigen und widerspruchlichen Dynamisierungen im Geschlechterverhaltnis, die sich in der Realitat langst abzeichnen, aufzunehmen und abzubilden? Oder schreibt Frauen- und Geschlechterforschung moglicherweise eher das fest, was kritisiert werden sollte: das soziale Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit?
Archive | 1999
Hildegard Maria Nickel
Im Zuge des deutschen Vereinigungsprozesses zeigen sich Chancen und Risiken der Neuformierung von Frauenerwerbsarbeit, Verflussigungen und Erstarrungen im Geschlechterverhaltnis. Der Transformationsprozes wird allerdings in der Frauen- und Geschlechterforschung bisher kaum debattiert. Lautet insgesamt die Bilanz der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung zum deutschen Vereinigungsprozes; theoretische Innovationen seien ausgeblieben und die Forschung habe sich entlang der traditionellen Trennungslinie von System- und Akteurstheorien bewegt, mehr noch separiert (Bulmahn 1997: 29), so gilt fur die Frauen- und Geschlechterforschung, das die erkenntnistheoretische, empirische und wissenschaftsstrategische Herausforderung der Wandlungsprozesse kaum aufgegriffen worden sind — von einzelnen Stippvisiten einiger weniger Forscherinnen abgesehen. Der gesellschaftliche Transformationsprozes (langst nicht mehr nur bezogen auf Ostdeutschland) wirft aber zahlreiche soziologische Fragen auf, zum Beispiel: Was passiert mit dem Geschlechterverhaltnis, den -beziehungen und im doing gender, wenn sich gesellschaftliche Strukturen fundamental wandeln? Gibt es uberhaupt Ansatze in der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung, die in der Lage waren, die vielfaltigen und widerspruchlichen Dynamisierungen im Geschlechterverhaltnis und in bezug auf die damit zusammenhangende Optionenstruktur von (ostdeutschen) Frauen aufzunehmen und abzubilden?
Archive | 2008
Hildegard Maria Nickel; Hasko Hüning
Die Frage nach der Handlungsfahigkeit des Subjekts angesichts der ‚Durchkapitalisierung der Welt wird gegenwartig sehr unterschiedlich diskutiert.
Archive | 2001
Michael Frey; Hasko Hüning; Hildegard Maria Nickel
Bundesdeutsche Unternehmen konnen sich immer weniger dem internationalen Druck nach Optimierung der Kapitalverwertung entziehen. Die Durchforstung (und Abstosung) von Unternehmenseinheiten mit unterdurchschnittlicher Verwertung erfolgt mit dem Ziel, eine Wertsteigerung der Unternehmen und ihrer borsengehandelten Anteilsscheine (Aktien), kurz: des Shareholder Value, zu erreichen.
Archive | 1996
Hasko Hüning; Hildegard Maria Nickel
Die betrieblichen Umbruche und Anpassungsprozesse sowie die Veranderungen in den inner- und auserbetrieblichen Sozial- und Arbeitsbeziehungen des ostdeutschen Transformationsprozesses wurden zwar fur den industriellen Sektor von der arbeits- und industriesoziologischen Forschung aufmerksam verfolgt, doch die verschiedenen Bereiche des Dienstleistungssektors stiesen auf ein weitaus schwacher ausgepragtes Forschungsinteresse. Grunde hierfur mogen einmal in dem als weitgehend reibungslos prognostizierten Aufbau vor allem der monetaren und produktionsnahen Dienstleistungen zu sehen sein, die in der DDR als eigenstandige Zweige der gesellschaftlichen Reichtumsproduktion nur unentwickelt vorhanden waren und im Unterschied zum industriellen Sektor als zukunftig prosperierend und positive Beschaftigungseffekte auslosend, d.h. als relativ problemlos eingeschatzt wurden. Selbst fur die Umstrukturierungen in den Bereichen des (Einzel-) Handels als einem in den alten Bundeslandern gut untersuchten Feld liegen fur das Gebiet der neuen Bundeslander bislang nur wenige begleitende Untersuchungen vor. Ahnliches gilt auch fur die Gesundheits- und sozialpflegerischen Dienstleistungen. Ob diese weisen Felder uber die genannten Grunde hinaus auch die Konsequenz einer forschungsstrategisch verengten Perspektive innerhalb der herkommlichen Fragestellungen von Arbeits- und Betriebssoziologie selbst sind, die ihren jeweiligen Untersuchungsfokus weiterhin an einem traditionellen und von daher eingeschranktem Verstandnis von (Erwerbs-) Arbeit ausrichten, sei an dieser Stelle dahingestellt.
Archive | 2013
Hildegard Maria Nickel
Vor einem Jahrzehnt ist das von Wiltrud Gieseke herausgegebene Handbuch zur Frauenbildung erschienen. Es hat eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die – auch wenn man sie vielleicht nicht mehr genau so formulieren wurde – bis heute im Raume stehen: So fragt Wiltrud Gieseke, ob die Frauen sich durch Dekonstruktion und Decodierung nicht selber aufheben. „Wer und wo sind sie dann noch?“ (Gieseke 2001: 12/13) Frauenbildung, so die Argumentation, ist auf neue Weise herausgefordert, „wenn die Geschlechtlichkeit aufgelost wird und ein ‚Spiel mit der Neutralitat‘ eroffnet wird“ (Gieseke 2001: 14). Um Frauen „sichtbar“ zu machen, muss Frauenbildung nicht nur alte Klischees dekonstruieren, sondern sie habe einen „Auftrag zum Konstruieren, denn sie kann Frauen nicht im leeren Raum lassen“ (Gieseke 2001: 14). Mittlerweile ist der Prozess der Dekonstruktion des Subjektes Frau im akademischen Raum weit fortgeschritten: Aus der Furcht heraus, durch sprachliche Bezeichnung zugleich Geschlechterdualitat und -hierarchie zu reifizieren, verwerfen Studierende insbesondere der Gender Studies nicht selten rigoros die geschlechtskonnotierten Selbst- und Fremdbezeichnungen Frau/Mann.
Moser, Vera [Hrsg.]; Rendtorff, Barbara [Hrsg.]: Riskante Leben? Geschlechterordnungen in der Reflexiven Moderne. Opladen u.a. : Verlag Barbara Budrich 2012, S. 15-24. - (Jahrbuch Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft; 8) | 2012
Hildegard Maria Nickel
Frauen sind in einer paradoxen Situation. Einerseits verspricht die ,nachholende‘ Arbeitsmarktindividualisierung Eigenstandigkeit, Gleichstellung und Emanzipation. Andererseits sind Frauen gerade wegen ihrer prekaren Integration in den Arbeitsmarkt einer riskanten Vulnerabilitat ausgesetzt. Subjektivierung gefasst als ein doppelter Prozess, der marktlich/betrieblich hergestellte Anforderungen an die ,ganze Person‘ der Arbeitssubjekte und des individuellen Sinnanspruchs an einen ,eigensinnig‘ hergestellten Lebenszusammenhang enthalt, aber auch neue Autonomiepotentiale, die als emanzipatorische und geschlechterpolitische Chance aufgegriffen und bearbeitet werden mussen. (DIPF/Orig.) There is, in fact, a paradox about women. Their growing presence in the world of paid labour is an indication of greater participation in society and of female individualization. At the same time, however, this broader participation in the world of employment, which is itself structurally precarious, exposes them to major hazards and social risks and hence to social vulnerability. Subjectivation – which means the transition from external supervision to self-supervision, self-organization and self-economization –, on the other hand, could be regarded as a basis for (self-)authorization. This empowerment of the subject is becoming a driving force in the democratization of gender. (DIPF/Orig.)
Archive | 2001
Gabi Jähnert; Hildegard Maria Nickel
Im Vergleich zu den USA, Kanada, aber auch den skandinavischen Landern ist in der Bundesrepublik Deutschland immer noch ein „time lag“ fur die Institutionalisierung von Frauen- und Geschlechterstudien festzustellen. Das last sich auch daran ablesen, das die feministische Debatte in der Bundesrepublik ihre masgeblichen Impulse immer noch aus den USA erhalt. Dort hat die bereits vor 15–20 Jahren einsetzende breite Institutionalisierung von Women’s und Gender Studies an Universitaten und Colleges zu einer Differenzierung von Ansatzen und Positionen gefuhrt, von der hierzulande nur zu traumen ist. Nicht zuletzt deshalb gehoren in den USA feministische Sichtweisen zum selbstverstandlichen Spektrum wissenschaftlichen und offentlichen Nachdenkens uber gesellschaftliche Perspektiven.