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Featured researches published by Matthias Bernt.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Der Begriff der Schrumpfung steht in einem komplementaren Verhaltnis zum Stadtumbau. Im Rahmen von Stadtentwicklung wird hiermit ein genereller Problemzusammenhang beschrieben. Er druckt die Verringerung der Grose bzw. des Umfangs einer Menge aus (Lang; Tenz 2003, S. 65), die auf die Indikatoren Bevolkerungsentwicklung, Gesamtwanderungssaldo, Arbeitsplatzentwicklung, Arbeitslosenquote, Realsteuerkraft je Einwohner und Kaufkraft bezogen wird (Gatzweiler et al. 2003, S. 564). Aufgrund der wechselseitigen Abhangigkeit und Beeinflussung der Indikatoren ist Schrumpfung als eine negative Zirkularitat zu betrachten. Diese erfordert Gegenreaktionen im Sinne des Stadtumbaus, der seinerseits zu einer Stabilisierung der Abwartsentwicklung beitragen und neue Chancen fur die weitere Lebensfahigkeit von Stadten eroffnen soll.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Weiswasser liegt inmitten der Muskauer Heide am nordostlichen Rand Sachsens und ist mit zurzeit knapp 23.500 Einwohnern die groste Stadt des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Dieser entstand im August 1994 aus Teilen des Landkreises Gorlitz sowie den Landkreisen Niesky und Weiswasser. Er wird im Norden von dem brandenburgischen Landkreis Spree-Neise, im Osten von der Republik Polen, im Suden von der kreisfreien Stadt Gorlitz und dem Landkreis Lobau-Zittau und im Westen von den Landkreisen Bautzen und Kamenz begrenzt.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Weiswasser ist eine typische DDR-Entwicklungsstadt, deren wirtschaftliche Grundlage in der Braunkohleindustrie, Energieerzeugung und Glasproduktion bestand. Mit dem Ausbau dieser Industriezweige war seit den sechziger Jahren ein rapides Einwohnerwachstum verknupft, das in dem industriellen Wohnungsbau seine bauliche Entsprechung fand. Die heute mit Leerstand konfrontierten Plattenbausiedlungen wurden stadtbildpragend. Demgegenuber verlor die historische Altstadt allmahlich ihre Zentrumsbedeutung.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Wahrend der Erarbeitung der Konzeption zur Untersuchung in Weiswasser spielte die Thematik der Aussiedler keine Rolle. In der Vorbereitungsphase der Bewohnerbefragung mit den Expertengesprachen wurde jedoch immer offensichtlicher, dass die Integration der neuen Nachbarn eine Forschungsfrage mit hoher Praxisrelevanz ist, die nicht ausgeblendet werden durfte. Es ist deshalb entschieden worden, dieses Thema in die Erhebung aufzunehmen.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Soll der Stadtumbau zu einer zukunftsfahigen Stadt fuhren, ist es unerlasslich, Wohnungsbestand und Wohnumfeld so anzupassen, dass beide zukunftigen Wohnbedurfnissen genugen konnen. Nachdem die sozialen und demographischen Rahmenbedingungen fur dieses Vorhaben umrissen wurden, stellt sich die Frage, wie die gegenwartig vorzufindende Stadt fur diese Aufgabe geeignet ist. Zunachst sind die objektiv vorhandenen Wohnbedingungen zu charakterisieren, um sie danach durch die Bewohner beurteilen zu lassen. Wie korrespondieren Wohnbedurfnisse und tatsachlich vorhandenes Wohnungsangebot? Welche Gebaude- und Wohnungstypen existieren, wie werden der bauliche Zustand und die Ausstattung beurteilt? Welche landschaftlichen, okologischen und infrastrukturellen Qualitaten hat das Wohnumfeld? Wie ist der Wohnungsbestand in Weiswasser-Sud in stadtebauliche Strukturen eingebunden?
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Ob Abwanderung, Arbeitslosigkeit oder neue Nachbarn - das Alltagsleben in Weiswasser hat sich in den letzten zehn Jahren rasant verandert. Um die Probleme angemessen zu erklaren, ist es wichtig, nicht nur den tatsachlichen Wandel zu beschreiben, sondern auch zu verstehen, wie die Bewohner Weiswassers diesen Wandel mental bewaltigen. Lebensfuhrung und Alltagsbewaltigung sollten nicht nur als Reaktion auf ausere Rahmenbedingungen verstanden werden, sondern sie sind immer auch durch die Deutungen bestimmt, die sich Menschen von ihrer Umwelt erarbeitet haben und an denen sie ihr Handeln ausrichten. Sie basieren also nicht nur auf „objektiven“Sachverhalten, sondern auch auf einem subjektiven Sinnfundament. Nicht nur die „wirklichen“Gegebenheiten, sondern auch ihr Erleben und Verarbeiten sind fur die jeweilige Situationsdefinition und das auf ihr aufbauende Handeln zentral. Diese Sinn- und Relevanzzuweisungen sind nicht beliebig, sondern greifen auf tief verankerte kollektive Bedeutungsschemata zuruck, in denen sich gruppen- und milieuspezifische Lebenswelten widerspiegeln. Dabei schopfen sie aus den eigenen Biographien, die sozusagen als „mentales Gepack“(Bittner 1998, S. 7) mitgetragen werden.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Mit der Verabschiedung des „Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes“wurden fur Weiswasser Festlegungen getroffen, die in den nachsten Jahren nicht nur das physische Bild der Stadt verandern werden, sondern vor allem auch fur das Leben vieler Weiswasseraner (buchstablich) umwalzende Veranderungen mit sich bringen. Rekapituliert man die Erfahrungen, die in der Vergangenheit mit Stadterneuerungsmasnahmen gemacht wurden, liegt auf der Hand, dass der Abriss von etwa einem Drittel des Gesamtwohnungsbestandes erhebliche sozialraumliche Implikationen hat.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
In dieser Situation einer „strukturellen Melancholie“ist der Stadtumbau eine eindringliche Zasur. Dabei reiht sich der Abriss von Wohnhausern in jene Veranderungsprozesse ein, die einen stetigen Abwartstrend der Stadt signalisieren. Er stellt die unumgangliche Konsequenz der Abwendung der jungen Einwohner von Weiswasser und der schwindenden Wohnungsnachfrage dar. Offenbar scheint er sich damit in die Abstiegserfahrungen des letzten Jahrzehnts einzuordnen.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Die Akteure in Weiswasser offneten sich gegenuber dem Thema Stadtumbau relativ fruh. Dies ist angesichts der beschriebenen Umstande leicht verstandlich. Trotzdem lohnt es sich, die Konzepte der lokalen Akteure zum Umgang mit der hiesigen Problemkumulation genauer zu betrachten sowie zu untersuchen, wie und warum diese Konzepte zustande gekommen sind.
Archive | 2004
Sigrun Kabisch; Matthias Bernt; Andreas Peter
Aus den vorliegenden Forschungen kann auf eine Reihe von Problemen geschlossen werden, die sich beim Stadtumbau in der Plattensiedlung einer von wirtschaftlichem Niedergang betroffenen kleineren Mittelstadt verdichten. Obwohl durchaus Anschlussstellen zu bereits vorhandenen Wissensbestanden bestehen, muss vor vorschnellen Schlussen gewarnt werden. Denn die Erforschung von stadtischen Schrumpfungsprozessen steht insgesamt noch am Beginn eines theoretischen Akkumulationsprozesses, an dem zunachst noch sukzessive empirische Daten zusammengetragen und vorhandenes Wissen ausgewertet werden mussen, um Theoriediskussionen zu befruchten.