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Featured researches published by Raiko Krauß.


Praehistorische Zeitschrift | 2008

Douglass W. Bailey, Prehistoric Figurines. Representation and Corporeality in the Neolithic

Raiko Krauß

Douglass W. Bailey schreibt ein Buch über neolithische Figuralplastik und widmet es einer bulgarischen Kollegin. Hinter dieser Widmung steht eine der abenteuerlichsten Geschichten der archäologischen Forschung in Südosteuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, die schon für sich gesehen dieses kleine Werk zum Politikum macht: Unmittelbar in den Wendejahren der frühen 1990er begann Bailey seine Forschungstätigkeit in Südosteuropa. Erste Schritte führten ihn in den Nordosten Bulgariens, in die Stadt Tărgovište, gelegen an den nördlichen Ausläufern des Balkangebirges. Die lange Jahre weitgehend isoliert von der internationalen Forschung arbeitenden Kollegen empfingen den Amerikaner in der absoluten Provinz mit offenen Armen. Stoff zu erforschen gab es schließlich genug, und nun bot sich die Möglichkeit, mit internationalem Sachverstand und amerikanisch-britischem Geld großflächige Feldsurveys und Grabungen zu unternehmen. Ilka Angelova, der das zu rezensierende Buch gewidmet ist, die damalige Kustodin für Urgeschichte und spätere Direktorin des Regionalmuseums in Tărgovište war es, die Bailey bei seinen ersten Unternehmungen in Südosteuropa begleitete. Offenherzig und enthusiastisch begannen beide ihr Forschungsprojekt in dieser an herausragenden Fundplätzen so reichen Gegend. Über die Kupferzeit im Hinterland von Varna wussten wir in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren bereits viel. Beide PBFBände Alexandru Vulpes zu den Äxten und Beilen Rumäniens waren erschienen (Vulpe 1970; 1975), und auch Nikolaj Černychs metallurgische Studien lagen vor (Černych 1978). Später belehrte uns Henrieta Todorova, die grande dame der bulgarischen Urgeschichtsforschung, noch über den Aufbau der kupferzeitlichen Siedlungen im westlichen Schwarzmeergebiet mit ihren an römische Kastelle erinnernden Grundrissen befestigter Siedlungen, wie sie sich im Inneren der spektakulären Siedlungshügel offenbarten (Todorova 1982). Doch was wussten wir vom frühen Neolithikum dieser Region, die spätestens seit G. Childes Standardwerk über die Donau in der Urgeschichte (Childe 1929) als Korridor für die Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht nach Europa galt? Genau an diesem Punkt wollten Angelova und Bailey ansetzen. Es begann das „Podgorica-Projekt“, welches gleich mehrere Schlüsselfragen hätte beantworten können, wenn es denn über das Entwurfsstadium hinausgekommen wäre. Aus bis heute ungeklärten Gründen wurde Douglass Bailey buchstäblich von der Grabung weg verhaftet und nach polizeilichem Verhör durch die Behörden als „amerikanischer Spion“ des Landes verwiesen. Ein Vorfall, der an Peinlichkeit kaum zu überbieten war. Bulgarien stellte sich am Vorabend seiner Eingliederung in die westlichen Staatengemeinschaften ein posttotalitäres Armutszeugnis aus. Dieser Vorgang war umso absurder, da im gesamten ehemaligen Ostblock zu diesem Zeitpunkt bereits mit großem Spektakel die Symbole des Sozialismus geschliffen wurden, dessen bedeutendsten Repräsentanten bereits entmachtet waren und zum Großteil hinter Schloss und Riegel saßen. Rumänien beseitigte seinen Potentaten sogar physisch nach einem juristischen Schnellverfahren, das auch in den kommenden Jahrzehnten noch tauglich ist, sämtliche Balkan-Ressentiments zu bestätigen. Und dennoch waren bereits unmittelbar nach den turbulenten Ereignissen des Übergangs die Länder Bulgarien und Rumänien sehr um eine Annäherung an den Westen bemüht. Was, so muss man sich fragen, hätte Bailey zu diesem Zeitpunk noch für den Westen ausspionieren sollen, als sich beinahe alle politischen Lager des Landes von der ebenfalls in Auflösung begriffenen Sowjetunion abwandten und nach Mitgliedschaften in EU und NATO strebten? Diese persönliche Erfahrung mag der Grund sein, für Baileys pessimistische Sicht auf die Entwicklung der bulgarischen Archäologie, wie er sie explizit in seinem Aufsatz „Bulgarian Archaeology. Ideology, Sociopolitics and the Exotic“ (Bailey 1998) formuliert hat. Obwohl für die Ausweisung Baileys wohl niemals eine rationale Erklärung zu finden sein wird, da der Fall nun einmal einzig der Sphäre des Absurden zuzurechnen ist, liegt eine Teilerklärung vielleicht in der wissenschaftspolitischen Situation dieser Zeit begründet, als die alten Strukturen noch hinlänglich funktionierten, sich aber auf der anderen Seite die Kollegen in den Regionalmuseen anschickten, Kompetenzen vom Zentralinstitut abzuziehen und selbstständig Projekte zu entwickeln (vgl. Nikolov 2002). Offenbar kam diese Initiative völlig überraschend, denn niemand hätte zuvor gewagt, sich den Mut zu kühlen und jenseits der gewachsenen Strukturen eigene Kooperationen im Ausland zu suchen, zudem mit einem so aufsehenerregenden Projekt. Damals war es noch ein Einfaches, altvertraute Stereotypen zu bedienen und mit Hilfe der gut funktionierenden Strukturen im Untergrund den Auslöser der Unruhe selbst aus vorgeschobenen politischen Gründen zu entfernen. Der Fall Bailey ist bis heute im Bewusstsein der bulgarischen Kollegen, und insofern ruft das Buch nun auch wieder jene Vorgänge in Erinnerung, die einige der damaligen Protagonisten allzu schnell schon für vergessen glaubten. Das handliche Taschenbuch widmet sich einer der spektakulärsten Fundgattungen der prähistorischen Archäologie, der anthropomorphen Figuralplastik. Obwohl Bilder vom Menschen schon immer im Fokus der Forschung standen, ist gerade in den letzten Jahren eine verstärkte Zuwendung zu diesem


Documenta Praehistorica | 2014

Neolithisation of the Aegean and Southeast Europe during the 6600–6000 calBC period of Rapid Climate Change

Bernhard Weninger; Lee Clare; F.A. Gerritsen; Barbara Horejs; Raiko Krauß; Jörg Linstädter; R.D. Özbal; Eelco J. Rohling


Documenta Praehistorica | 2014

Beginnings of the Neolithic in Southeast Europe: the Early Neolithic sequence and absolute dates from Džuljunica-Smărdeš (Bulgaria)

Canan Çakirlar; Raiko Krauß; Nedko Elenski; Bernhard Weninger; Lee Clare; Petăr Zidarov


Quaternary International | 2017

The rapid spread of early farming from the Aegean into the Balkans via the Sub-Mediterranean-Aegean Vegetation Zone

Raiko Krauß; Elena Marinova; Hanne De Brue; Bernhard Weninger


Journal of Archaeological Science: Reports | 2018

Archaeometallurgical prospections in the highlands of Medni Rid , southeastern Bulgaria

René Kunze; Jonas Abele; Petar Leshtakov; Kalin Dimitrov; Raiko Krauß; Tim Rödel


Documenta Praehistorica | 2018

Chronology and development of the Chalcolithic necropolis of Varna I

Raiko Krauß; Clemens Schmid; David Kirschenheuter; Jonas Abele; Vladimir Slavchev; Bernhard Weninger


Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer. Eine Festschrift für Ernst Pernicka | 2016

Varna und die Folgen – Überlegungen zu den Ockergräbern zwischen Karpatenbecken und der nördlichen Ägäis

Dan Ciobotaru; Raiko Krauß; Clemens Schmid; Vladimir Slavchev


Praehistorische Zeitschrift | 2016

Peter Pavúk/Barbara Horejs, Mittel- und spätbronzezeitliche Keramik Griechenlands. Veröffentlichungen der Mykenischen Kommission 31 (Wien 2012). Paperback, 201 Seiten, 37 Abbildungen und 22 Farbtafeln

Raiko Krauß


Praehistorische Zeitschrift | 2016

Henrieta Todorova 1933–2015

Raiko Krauß


Praehistorische Zeitschrift | 2013

Daten zum Ende des Badener Keramikstils und dem Beginn der Frühbronzezeit aus Foeni-Gaz im rumänischen Banat

Raiko Krauß

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Jonas Abele

University of Tübingen

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Lee Clare

University of Cologne

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Barbara Horejs

Austrian Academy of Sciences

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Eelco J. Rohling

Australian National University

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