Reinhard Haupt

Industrielle Dienstleistungen: Zwischen Fokussierung und Diversifizierung

Mit dem sakularen Strukturwandel von der Agrar- uber die Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, der im zu Ende gehenden Jahrhundert die Wirtschaftssysteme weltweit erfast hat, verbinden sich fur die entwickelten Volkswirtschaften Hoffnungen auf Wachstumschancen, Zukunftssicherung und Arbeitsplatzgewinne. Der primare Sektor (Urproduktion der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei) hat seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert massiv Arbeitsplatze zunachst vor allem zugunsten des sekundaren Sektors (Produzierendes Gewerbe in Handwerk und Industrie) und spater besonders zugunsten des tertiaren Sektors (Dienstleistungen sowie Staat, private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszweck) verloren. In den siebziger Jahren hat die Beschaftigung auch im sekundaren Sektor ihren Hohepunkt uberschritten, und seither wachst der tertiare ungebrochen auf Kosten des primaren und des sekundaren Sektors. Dieser Trend zur „Tertiarisierung der Wirtschaft“1 halt auch gegenwartig noch unvermindert an, und ein Ende oder eine Verlangsamung dieser sektoralen Verschiebung ist nicht in Sicht.

Patentstatistische Indikatoren für den Verlauf von Technologielebenszyklen

Die Attraktivitat einer Technologie als Investitionsobjekt hangt entscheidend davon ab, in welcher Lebenszyklusphase sie sich befindet.1 Die Phasen eines Technologielebenszyklus konnen nach der Leistungsfahigkeit oder dem Diffusionsgrad der Technologie unterschieden werden.2 Die Auspragung dieser beiden Merkmale ist allerdings schwer zu ermitteln und nur begrenzt quantifizierbar.3 Dies gilt insbesondere fur fruhe Phasen der Technologieentwicklung, in denen die kommerzielle Verwertung noch bevorsteht. Angesichts dieses Problems ist es von hohem wissenschaftlichen und praktischen Interesse, Merkmale zu finden, die eindeutig auf eine bestimmte Technologielebenszyklusphase hinweisen und dabei leichter zu erheben sind als die Leistungsfahigkeit oder der Diffusionsgrad der Technologie.

Der Industriebetrieb in der wirtschaftlichen Entwicklung

Um ein klares Bild des gegenwartigen Wirtschaftspotentials und der zukunftigen Entwicklungsdynamik einer Volkswirtschaft zu gewinnen, bedarf es einer soliden wirtschaftsstatistischen Basis. Insbesondere mussen die Wirtschaftsdaten zutreffend erfast und aussagekraftig klassifiziert werden.

Der Industriebetrieb in der Einführungsphase

Mit Unternehmensgrundungen, besonders auf dem Gebiet spitzentechnologischer Zukunftsfelder, verbinden sich in den Industrielandern grose Erwartungen auf die Erschliesung neuer Arbeitsplatzpotentiale. Vor allem aber weisen technologieorientierte Grundungen auf ein hohes Niveau der Beherrschung junger Wissensbereiche und der Marktfahigkeit zukunftiger Geschaftsfelder hin. „Entrepreneurship“ oder „(New)Venture- Management“ — dies ist im englischsprachigen Raum die Bezeichnung fur die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Unternehmensgrundungen und mit der Wiederentdeckung des Unternehmertums uberhaupt (vgl. Hisrich et al. [1998]).

Der Industriebetrieb in der Wachstumsphase

In Tabelle 1–11 wurden der Einfuhrungsphase im Lebenszyklus von Geschaftsfeldern und Produktgenerationen bezeichnende industriebetriebliche Merkmale zugeordnet, die nun in der Wachstumsphase durch andere Charakteristika abgelost werden. Die vorrangige Wettbewerbsstrategie wandelt sich hier von der „Innovationsfuhrerschaft“ zur „Differenzierung“, der kritische Erfolgsfaktor von der „Zeit“ zur „Qualitat“ usw. Die herausragenden Fragestellungen fur Schlusseltechnologien, also fur Wissensfelder in der Wachstumsphase, betreffen z. B. Probleme der Integrationsbeziehungen zu Marktpartnern (Abschnitt 3.1), der Produktgestaltung (Abschnitt 3.2), der Anlagenwirtschaft (Abschnitt 3.3), des Industriegutermarketings (Abschnitt 3.5) usw. Auch im Lebenszyklus eines Grundungsunternehmens stellen sich, wenn erst einmal die Etablierung gelungen ist, neue Herausforderungen der Stabilisierung: Der Konstituierung folgt die Konsolidierung, der Grundung die Sicherung, der Einfuhrung das Wachstum bzw. dem Aufbau der Ausbau der Unternehmung.

Der Industriebetrieb in der Sättigungsphase

Die Sattigungsphase im Lebenszyklus einer Technologie oder Produktgeneration kundigt sich mit abnehmenden Wachstumsraten der Marktdurchdringung oder -penetration an. Zugleich wird es fur das Unternehmen schwieriger, sich gegenuber dem Wettbewerb zu profilieren. Abbildung 1–7 verbindet beide Entwicklungen gleichzeitig: den schwacher steigenden Diffusionsgrad und den abklingenden Differenzierungsgrad, das sich abflachende marktmasige Ausbreitungsprofil und das auslaufende wettbewerbliche Unterscheidungsprofil.