Silke Horstkotte
University of Warwick
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Publication
Featured researches published by Silke Horstkotte.
Monatshefte | 2017
Silke Horstkotte
Photobooks played a central role in Weimar Germany’s memory culture. They served as a medium for preserving and archiving, illustrating and communicating recollections of WW I. In the politicized climate of the Weimar years, photobooks spoke to distinct memory communities situated at different points on the political spectrum. This article considers the photobooks of Ernst Jünger, an important figure in the memory culture of the political right. It focuses on a number of incongruent images in Jünger’s Das Antlitz des Weltkrieges: photographs of dead and dying horses that extend the notion of wartime suffering to animals. Because they do not sit easily within the book’s program of a commemoration of the dead, and because they do not fit Jünger’s explicitly stated understanding of the War as a crucible of modernization, these images provide the opportunity for a more differentiated consideration of Jünger’s contribution to Weimar memorial culture.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
»Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?« Die Frage nach dem Menschen aus dem achten Psalm ist heute ebenso aktuell wie vor zweieinhalbtausend Jahren. Aber die Antwort auf diese Frage ist unsicherer als je zuvor. Der Psalmist sah den Menschen in einer metaphysischen Zwischenstellung: wenig niedriger als Gott, Herr uber dessen Schopfung. Als Friedrich Nietzsche am Ende des 19. Jahrhunderts seinen »tollen Menschen« den Tod Gottes verkunden und das Zeitalter des Ubermenschen ausrufen lies, kundigte er auch das Vertrauen in dieses zweifach stabilisierte Dazwischen auf. In der philosophischen Anthropologie firmiert der Mensch seither als Mangelwesen – handlungs- und lernfahig, aber unabgeschlossen, unfertig und schutzlos dem Absolutismus der Wirklichkeit ausgeliefert. Michel Foucault bezeichnete den Menschen gar als »Erfindung, deren junges Datum die Archaologie unseres Denkens ganz offen zeigt« und erwartete sein Verschwinden »wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand« (Foucault 1971, 462).
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
»Goldene Zeiten fur Literatur« lautete der Titel einer Artikelserie in der taz im Jahr 2000, in der sich Autorinnen und Autoren, Verlagsangehorige und die Literaturkritik zum Zustand der Gegenwartsliteratur auserten. Alle, die »es interessiert und angeht «, seien sich einig, »dass sich in den letzten zwei, drei Jahren eine Menge Gutes getan« habe in der Gegenwartsliteratur, schrieb etwa der Literarturkritiker Gerrit Bartels (2000). Ahnlich wie Bartels sahen viele Kritikerinnen und Kritiker in den ausgehenden 1990er Jahren einen ungeahnten Aufschwung der deutschsprachigen Literatur (s. Kap. 2).
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
»Gegenwart. ein vielfach merkwurdiges wort« – mit dieser Feststellung beginnt der Artikel »Gegenwart« in Grimms Deutschem Worterbuch aus dem Jahr 1897 (Bd. 5, Sp. 2282). An der ›Merkwurdigkeit‹ des Wortes hat sich bis heute nicht viel geandert. Was ›die Gegenwart‹ ist und auf welche Weise wir in der Lage sind, uber sie etwas auszusagen, ist bis heute Gegenstand intensiver erkenntnistheoretischer Debatten. Was ist dann ›Gegenwartsliteratur‹? Und wie konnen wir uns wissenschaftlich mit ihr beschaftigen?
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Seit den 1990er Jahren verandern Digitalisierung und Globalisierung (s. Kap. 6) die Medienbranche grundlegend. Das wirkt sich erheblich auf die wirtschaftlichen und medialen Rahmenbedingungen fur die Produktion, die Verbreitung und Rezeption von Literatur aus. Neue, vor allen digitale Medien fur die Kommunikation uber Literatur entstehen, vorhandene Kanale – insbesondere das Fernsehen – haben an Einfluss verloren oder sich fundamental gewandelt.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Mit der Vereinigung haben alte Fragen nach der deutschen Nation neue kulturelle, soziale und politische Relevanz erhalten. Der Ubergang von der revolutionaren Parole »Wir sind das Volk« zum Einheitsbekenntnis »Wir sind ein Volk« wahrend des Wendeherbstes 1989 zeigt, dass sich mit dem Systemzusammenbruch der DDR auch ein Nationalbewusstsein entwickelte. Das neue Verstandnis Deutschlands als einer Nation war kein Ergebnis offentlicher Diskussionen oder politischer Kompromissbildung – selbst im rechtskonservativen Milieu war das Schlagwort »Deutschland« in den 1980er Jahren so suspekt, dass sich die fuhrende Rechtsausen-Partei dieser Jahre nur »Die Republikaner« nannte.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Mit der Erosion des sowjetischen Militarbundnisses endete die starre Ost-West-Konfrontation des Kalten Krieges, die jahrzehntelang die Weltpolitik beherrscht hatte. Befurchtungen eines atomaren Vernichtungskriegs wurden weitgehend gegenstandslos. In seinem in den 1990er Jahren viel gelesenen Buch Das Ende der Geschichte vertrat der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama die These, mit dem Fall der Berliner Mauer sei die politische Systementwicklung seit Ende des Zweiten Weltkriegs insgesamt zum Abschluss gekommen (Fukuyama 1992). Weil Kommunismus und Totalitarismus keine Alternativen mehr darstellten, werde sich von nun an die liberale Demokratie westlichen Typs in allen Landern der Erde durchsetzen.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Literatur lebt von Debatten. Die Vorstellungen davon, was Literatur ist und welche Rollen und Funktionen sie besitzt, was ›gute‹ und ›schlechte‹, anspruchsvolle oder unterhaltsame, wertvolle oder alltagliche Texte sind, werden kontinuierlich neu ausgehandelt. Daran sind Autorinnen und Autoren ebenso beteiligt wie Leserinnen und Leser, die Literaturkritik und die Literaturwissenschaft, der Buchhandel und die Verlage, Literaturpreis-Jurys sowie zahllose weitere Vermittlungs- und Vermarktungsinstanzen im Literaturbetrieb der Gegenwart (s. Kap. 12). In diesem komplexen und vielschichtigen Geflecht werden literarische Normen permanent diskutiert, ubertreten und neu definiert.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Keine andere literarische Gattung hat sich in den letzten Jahrzehnten derart intensiv mit den sozialen, okonomischen und politischen Veranderungen einer rasant sich beschleunigenden Moderne auseinandergesetzt wie das Drama. Von der Kommerzialisierung der Innenstadte uber die Occupy-Bewegung, den internationalen Waffenhandel, Prostitution und Menschenhandel bis zu Migration, Flucht und Asyl reicht die Spannbreite der auf Theaterbuhnen der letzten 25 Jahre verhandelten Themen der offentlichen Diskussion.
Archive | 2016
Leonhard Herrmann; Silke Horstkotte
Innerhalb der rasanten Veranderungen von der industriellen Gesellschaft zur globalen Vernetzung und von nationalen zu transnationalen Identitaten kommt der Literatur, besonders dem Roman, eine wichtige Rolle als Medium der Beobachtung und kritischen Untersuchung, aber auch der Spekulation uber mogliche Alternativen zu. Nach einer bis heute vielzitierten Definition in Georg Lukacs’ Theorie des Romans (1916) ist der Roman eine »welthaltige« Gattung, fur die die »jeweilige Gegebenheit der Welt« ein »letztes Prinzip« darstellt (Lukacs 1994, 37).