Susanna Niehaus
Lucerne University of Applied Sciences and Arts
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Publication
Featured researches published by Susanna Niehaus.
Zeitschrift Fur Sozialpsychologie | 2005
Susanna Niehaus; Andreas Krause; Jeannette Schmidke
Zusammenfassung: Eine wesentliche Basis fur die Anwendung der merkmalsorientierten Inhaltsanalyse (Steller & Kohnken, 1989) zur Beurteilung der Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen bildet die Annahme, dass Falschaussagende bestimmte Inhalte meiden, weil diese einer positiven Selbstprasentation zuwiderlaufen. Ergebnisse neuerer Untersuchungen zu Tauschungsstrategien von Kindern und Erwachsenen stutzten diese Annahme weitgehend, fuhrten hinsichtlich einzelner motivationsbezogener Merkmale (Selbstbelastungen, Inschutznahme des Beschuldigten) jedoch zu Ergebnissen, die im Widerspruch zu aussagepsychologischen Annahmen standen. In bisherigen Studien wurden Szenarien verwendet, deren Ubertragbarkeit auf spezifisch rechtspsychologische Inhalte wie Sexualstraftaten als begrenzt zu betrachten war. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, Aussagen uber die Bedeutung spezifischer inhaltlicher Merkmale im Zusammenhang mit berichteten sexuellen Ubergriffen treffen zu konnen. Eine nicht-studentische Stichprobe von Frau...
Archive | 2009
Susanna Niehaus; Birte Englich; Renate Volbert
Im Rahmen von Strafverfahren wird verhandelt, begutachtet, befragt, uberzeugt, gelogen und entschieden. Verlauf und Ausgang des Verfahrens haben unmittelbare Bedeutung fur die von den beteiligten Parteien empfundene Verfahrensgerechtigkeit. All dies sind Themen der Psychologie des Strafverfahrens: Wahrnehmung, Eindrucksbildung, Persuasion, Glaubwurdigkeits-attribution und die mentalen Prozesse, die richterlichen Entscheidungen, Urteilen und Bewertungen zu Grunde liegen, sind wichtige psychologische Themen, zu denen die sozial- und rechtspsychologische Forschung umfangreiches Wissen bereitstellt, welches allerdings in der juristischen Praxis in der Regel weniger aufgegriffen wird als beispielsweise Befunde der Forschung zur Kriminalprognose oder Schuldfahigkeitsdiagnostik.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Werden Minderjahrige im strafrechtlichen Kontext befragt, geht es oftmals um deren Aussagen zu Beobachtungen von Straftaten sowie zu eigenen Missbrauchs- oder Misshandlungserlebnissen (Scheidegger 2006).
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Seit Einfuhrung einer gesamtschweizerischen Strafprozessordnung im Jahre 2011 folgt das Strafverfahren in Deutschland, Osterreich und der Schweiz prinzipiell einer ahnlichen Grundstruktur: Es wird zwischen einem Vorverfahren und einem Hauptverfahren unterschieden.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Mit der vorliegenden Handreichung sollte – ausgehend von einer Analyse der Unterschiede und Gemeinsamkeiten der rechtlichen Situation minderjahriger Opferzeugen in Strafverfahren in Deutschland, Osterreich und der Schweiz – aufgezeigt werden, welche entwicklungspsychologischen, entwicklungspsychopathologischen und aussagepsychologischen Erkenntnisse berucksichtigt werden sollten, um optimale Rahmenbedingungen fur die Verwertbarkeit verfahrenszentraler Aussagen minderjahriger Opferzeugen in Strafverfahren zu schaffen.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Im vorangegangenen Kapitel wurden strafprozessuale Masnahmen beschrieben, die einer Verringerung der verfahrensbedingten Belastungen dienen sollen. Eine Aussage im Rahmen eines Strafverfahrens stellt fur viele Opferzeugen eine Belastung dar, dies insbesondere fur Kinder, die uber eigene, intime und moglicherweise traumatisierende Erlebnisse berichten mussen. Handelt es sich bei dem Beschuldigten um eine Person, die dem Kind nahesteht, konnen Loyalitatskonflikte zu einem weiteren Belastungsfaktor werden. International durchgefuhrte Untersuchungen zum Belastungserleben von Kindern in Strafverfahren verweisen auf eine Vielzahl potenziell belastender Faktoren, die sich unterschiedlichen Phasen des Verfahrens zuordnen lassen (z. B. Busse und Volbert 1996; Busse et al. 1996). Viele potenzielle Belastungen scheinen im Zusammenhang mit dem nach der Schweizer Strafprozessordnung nicht vorgesehenen Auftritt in der Hauptverhandlung zu stehen, aber auch mangelnde und falsche Kenntnisse des Verfahrensablaufs konnen zu Verunsicherungen und Angsten fuhren (Wolf 1997), und die intensive Beschaftigung mit dem Erlebnis sowie das In-Frage-Stellen des Erlebnisses durch Verfahrensbeteiligte werden als belastend erlebt (Volbert 2012a). Diese Aspekte spielen keineswegs ausschlieslich in Hauptverhandlungen eine Rolle, auch wenn die Konfrontation mit etwaigen Zweifeln an der Aussage in Hauptverhandlungen unmittelbarer erfolgt.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Im Folgenden geht es darum, welche Kompetenzen eine forensisch verwertbare Aussage im Einzelnen erfordert und wann diese Kompetenzen im Verlaufe der kindlichen Entwicklung in der Regel erworben werden. Wesentliche aussagerelevante Entwicklungsschritte sind bei normaler Entwicklung mit dem 12. Lebensjahr abgeschlossen (Volbert 2014a), und von Vertretern der Ermittlungsbehorden werden insbesondere Befragungen von jungen Kindern als sehr anspruchsvoll empfunden (Fegert et al. 2001). Aus diesem Grunde wird im Folgenden in erster Linie auf Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren fokussiert, da sich fur diese Altersgruppe aus entwicklungspsychologischen Erkenntnissen einige Besonderheiten der Befragung ableiten lassen.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Die hohe Pravalenz sexuellen Missbrauchs kann nicht bezweifelt werden (z. B. Barth et al. 2012, Jud et al. 2016). Das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch nur vermeintliche Erinnerungen an sexuelle Ubergriffe geben kann, die nicht auf realem Erleben basieren (zum Ganzen Volbert 2014b). Das Phanomen der Suggestion und damit einhergehende Probleme durch Verfalschungen von Aussagen sind zwar schon deutlich langer bekannt (Stern 1904), werden aber erst seit den 1970er Jahren intensiv beforscht (Kohnken 1997, 2003d; Volbert 1997).
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Der Forderung von Experten, dass moglichst viel freier Bericht mit suggestionsfreien Nachfragen anzustreben sei, wurde in der Praxis weithin zugestimmt. Entsprechende Leitlinien mit generellen Hinweisen zur Befragung von Kindern sind auch spatestens seit den 1990er Jahren bei Ermittlungsbehorden in Umlauf, allein eine in der Praxis wahrnehmbare Wirkung schien wider Erwarten auszubleiben. International durchgefuhrte Felduntersuchungen, bei denen authentische Befragungen im Rahmen von Strafverfahren analysiert wurden, demonstrieren, dass entsprechende Leitlinien von Ermittelnden spontan kaum befolgt werden.
Archive | 2017
Susanna Niehaus; Renate Volbert; Jörg M. Fegert
Auch wenn fur die vergangenen Jahrzehnte ein enormer Erkenntniszuwachs der fur den forensischen Anwendungsbereich relevanten Forschung zu verzeichnen ist, sind die grundlegenden Erkenntnisse uber geeignete und ungeeignete Befragungsformen seit nunmehr etwa 50 Jahren bekannt und wurden auch schon fruh eingefordert. So finden sich etwa Hinweise auf die Trichtertechnik bzw. Voraussetzungen fur die Verwertbarkeit einer Aussage bereits bei Arntzen (1978) und Undeutsch (1967). Undeutsch exportierte diese Erkenntnisse in den 1980er Jahren in die USA und nach Grosbritannien (Milne und Bull 2003; Poole und Lamb 1998), wo diese zu anwenderfreundlichen Leitfaden weiterentwickelt und die Wirkung von deren Anwendung empirisch gepruft wurden.