Thomas Hehlmann
University of Bremen
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Featured researches published by Thomas Hehlmann.
Archive | 2010
Bernhard Badura; Uta Walter; Thomas Hehlmann
Der Okonom Joseph Schumpeter hat in den 40er Jahren des vergangen Jahr-hunderts die Entwicklung des modernen Kapitalismus als Prozess der „schop-ferischen Zerstorung“ beschrieben. Der Soziologe Ralf Dahrendorf konnte am Ende dieses Jahrhunderts dem Schopfertum unternehmerischen Handelns viel abgewinnen, beurteilte seine gesellschaftlichen Konsequenzen allerdings deut-lich zuruckhaltender, wenn er schreibt: „die soziale Entwurzelung der Bevol-kerung wird zur Bedingung von Effizienz und Wettbewerbsfahigkeit“ (Dah-rendorf 1995 S. 10). Im Folgenden soll dieses Argument wieder aufgegriffen werden mit der These: Soziale Entwurzelung beeintrachtigt sowohl die Ge-sundheit Einzelner als auch die Funktionsfahigkeit ganzer Unternehmen und Gesellschaften. Die soziobiologische Anpassungsfahigkeit des Menschen ist limitiert. Und es besteht die Gefahr, dass sein Schopfertum versiegt, der lang anhaltende, kontinuierliche Zugewinn an Lebenserwartung ausbleibt und, zu-mindest fur Teile der Bevolkerung, wieder ein Verlust an Lebensjahren ein-tritt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland bei diesem wichtigen Indikator ohnehin nicht allzu gut ab – trotz hochaufwendiger Systeme sozialer Sicherung (Tab. 1).
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Wenn wir also davon ausgehen, dass wir von Geburt an nicht hatten uberleben konnen, ohne dass uns irgendjemand irgendeine Form der Zuwendung hatte zuteilwerden lassen, dann ware damit die Frage nach dem Zusammenhang von Kommunikation und Gesundheit hinreichend und grundlegend geklart: Versteht man Kommunikation als eine relationale und referentielle Form des „Sich-in-Beziehung-Setzens“, dann ist Kommunikation offensichtlich die existenzielle Grundvoraussetzung dafur, dass Leben und Uberleben uberhaupt moglich werden konnen. Fasst man den Kommunikationsbegriff noch etwas weiter, dann sind es aber nicht nur die verbalen und taktilen „Ansprachen“ an das Neugeborene, die hier uberlebensnotwendig werden, sondern auch die materiellen Moglichkeiten, z. B. die Luft, die wir ein- und ausatmen, oder die Nahrung, die wir zu uns nehmen.
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Wenn oben davon gesprochen wurde, dass der Widerstand gegen die Auswuchse der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts sich auf einer breiten gesellschaftlichen Basis abspielte, dann ging diesem Widerstand eine Diskussion voraus, die sich in den Jahrhunderten zuvor lediglich in den intellektuellen Kreisen der Gesellschaft vollzog. Am Ende des 19. Jahrhunderts war die von Cusanus angedachte Einfuhrung der Unendlichkeit in die Wissenschaft durch das technisch-positivistisch geordnete Weltbild der Naturwissenschaften bereits so sehr in ihre Schranken verwiesen worden, dass Friedrich Nietzsche dahinter nur einen einzigen Grund vermutete: „[…] alle Ordnungen des Menschen [sind doch] darauf eingerichtet, das das Leben in einer fortgesetzten Zerstreuung der Gedanken nicht gespurt werde“ (Nietzsche 2015a, S. 373).
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Sextus Empirikus hatte es vorausgesagt: Ein Dogmatiker, der uber die dingliche Ausenwelt oder uber die Welt der abstrakten Begriffe Aussagen treffen wird, die diese Dinge und Begriffe als so und so beschaffen beschreiben, sich seiner Sache also sicher ist und mit Fug und Recht behaupten wird, wahre Aussagen uber Gott und die Welt zu treffen, der wird als Dogmatiker uber jeden Zweifel erhaben sein (mussen).
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Nun muss hier noch einmal betont werden, dass die Gesundheitswissenschaften speziell in Deutschland mehr aus pragmatischen Grunden und unter hohem Handlungsdruck ins Leben gerufen wurden. Eine fundierte, jahrhundertealte Denktradition, auf die man hatte aufbauen konnen, um das geforderte Handeln theoretisch zu begrunden, war zu der Zeit ihrer Einrichtung als akademische Disziplin nicht verfugbar, und man vertraute eher darauf, dass die beteiligten Einzeldisziplinen diese Lucke erst einmal mit ihren eigenen Theorien, Inhalten und Methoden schliesen wurden.
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Die Frage scheint fast trivial, da hier nach einer Beschreibung fur etwas gefragt wird, das wir doch standig tun und das seit dem Tag unserer Geburt so selbstverstandlich zu unserem Alltag gehort wie das Ein- und Ausatmen. Und so, wie sich das Ein- und Ausatmen als eine Grundvoraussetzung fur unser Uberleben offenbart, so scheint auch Kommunikation bei naherer Betrachtung aufs Engste mit unserer Existenz verwoben zu sein. Vom ersten Tag unseres Lebens befolgen wir Regeln von Kommunikation, obwohl uns diese Regeln selbst kaum jemals bewusst werden (Watzlawick et al. 2003, S. 13).
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Das „Spiel“ wird fur Ludwig Wittgenstein (1889–1951) im „zweiten Anlauf“ seines Nachdenkens uber die Sprache zu einer wegweisenden Metapher werden (s. u.). Mit Wittgenstein und einigen anderen Autoren beginnt dann am Anfang des 20. Jahrhunderts eine Wende, die spater als „linguistische Wende“ (linguistic turn) beschrieben wird. Aus naheliegenden Grunden konnte irgendwann keine geisteswissenschaftliche Disziplin mehr, ob sie sich nun grade an den Universitaten zu etablieren begann oder ob sie bereits seit langerem am akademischen Markt gehandelt wurde, in irgendeiner Weise um eine Stellungnahme zu dem Phanomen der Sprache herumkommen.
Archive | 2018
Thomas Hehlmann
Das Unbehagen, das uns im Grunde bei jeder eingehenderen Betrachtung des Begriffs Kommunikation befallen musste, beschreibt Pauline Phemister in ihrer Einleitung zu John Lockes „Essay concerning Human Understanding“ vielleicht am besten, wenn sie feststellt.
Archive | 2010
Bernhard Badura; Uta Walter; Thomas Hehlmann
Trotz aller Rationalisierungsfortschritte im Produktionsprozess werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die wichtigste betriebliche Ressource fur den Erfolg eines Unternehmens bleiben. Diese besonders hohe Bedeutung des ein-gesetzten „Human-Kapitals“ gilt naturlich in erster Linie fur den Dienstleis-tungssektor, fur den der Umgang von Menschen mit Menschen geradezu kon-stitutiv ist. In ahnlicher Weise gilt das aber auch fur den Sektor der industriellen Guterproduktion, wo trotz der vielfachen Dominanz von Mensch-Maschine-Systemen ein hoher unternehmerischer Erfolg nur dann sicher er-wartet werden kann, wenn das eingesetzte Personal fur die anstehenden Auf-gaben geeignet ist, die sozialen Beziehungen innerhalb der Arbeitsteams hin-reichend gut funktionieren und eine weithin akzeptierte Unternehmenskultur vorhanden ist, die das berufliche Handeln ganzer Belegschaften steuern kann (Badura et al 2008). Das generelle Ziel „Starkung des personalen, sozialen und kulturellen Kapitals“ eint die verschiedenen Vertreter des relativ neuen Ansat-zes „Betriebliches Gesundheitsmanagement“.
Archive | 2010
Bernhard Badura; Uta Walter; Thomas Hehlmann
Standardisierung ist fur die Qualitatsentwicklung unerlasslich ‗ dies zeigen Erfahrungen aus der Industrie ebenso wie im Gesundheitswesen. Auch im Betrieblichen Gesundheitsmanagement spielen Standards eine wichtige Rolle: um das Handeln zu systematisieren sowie als Masstab, um die Qualitat des Handelns zu uberprufen und kontinuierlich zu verbessern. In der Praxis wird jedoch der Anwendung von Standards im Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und ist das Vorgehen von einer un-zureichenden Systematik und Nachhaltigkeit gepragt (Walter 2007).