Auf den Finanzmärkten hat die Hypothese effizienter Märkte (EMH) beträchtliche Aufmerksamkeit erlangt. Sie geht davon aus, dass die Vermögenspreise auf dem Markt alle verfügbaren Informationen berücksichtigen. Dieser Theorie zufolge ist die Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Outperformance des Marktes äußerst gering, da sich die Vermögenspreise nur dann anpassen sollten, wenn neue Informationen verfügbar werden. Tatsächlich gibt es jedoch einige Aktien, deren Performance die Erwartungen übertrifft, was zum Nachdenken und Hinterfragen der EMH geführt hat.
Viele Forscher haben festgestellt, dass es Marktanomalien gibt und dass diese Anomalien die Kernideen der EMH in Frage stellen und uns dazu zwingen, die Funktionsweise der Märkte zu überdenken.
Der theoretische Hintergrund der Effizienzmarkthypothese entstand bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Zufälligkeit der Marktpreise wurde erstmals vom französischen Mathematiker Louis Bachelier in seiner Doktorarbeit beschrieben. Die EMH betont, dass Aktienkurse bei vollständiger Informationstransparenz schnell reagieren und künftige Preisschwankungen nicht anhand historischer Daten vorhergesagt werden können.
Obwohl die EMH einen Rahmen für die Funktionsweise der Finanzmärkte bietet, wurden im Laufe der Zeit immer mehr Marktanomalien entdeckt. Untersuchungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Performance bestimmter Aktien offenbar von anderen Faktoren beeinflusst wird, wie etwa den Unternehmensgrundlagen, der Anlegerstimmung und den Marktbedingungen.
Beispielsweise erzielen Small-Cap-Aktien und Aktien mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf lange Sicht oft Überrenditen, ein Phänomen, das sich mit dem traditionellen Kapitalwert-Preismodell nur schwer erklären lässt ( (CAPM).
Im Vergleich zur EMH betont die Verhaltensökonomie die psychologischen Faktoren der Anleger. In diesem Rahmen können Faktoren wie Emotionen, Selbstüberschätzung und Gruppendenken zu irrationalen Schwankungen der Vermögenspreise führen. Untersuchungen der renommierten Ökonomen Daniel Kahneman und Richard Thaler haben gezeigt, wie diese psychologischen Vorurteile die Entscheidungsfindung von Anlegern beeinflussen können.
Immer mehr Investoren und Wissenschaftler stellen die Absolutheit der EMH in Frage. Einige erfolgreiche Investoren wie Warren Buffett und George Soros nutzen sogenannte „Marktunterbewertungen“, um Renditen zu erzielen. Ihre Erfahrung stellt die herkömmliche Ansicht in Frage, dass Marktpreise alle Informationen widerspiegeln.
Herausforderungen für CAPMIn seiner berühmten Rede „Erfolgreiche Investoren“ wies Buffett darauf hin, dass bei vielen unterbewerteten Aktien auf dem Markt das Potenzial übersehen wird, das der Schlüssel zu langfristig erfolgreichen Investitionen ist.
Im Zuge der Herausforderung durch die EMH wurde auch das Capital Asset Pricing Model (CAPM) in Frage gestellt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass das CAPM auf Grundlage der risikoadjustierten Annahme bestimmte anomale Phänomene nicht erklären kann. Dies hat Wissenschaftler dazu veranlasst, sich zur Erklärung des Marktverhaltens nach und nach komplexeren Konzepten wie dem Drei-Faktoren-Modell von Fama und French zuzuwenden.
Mit dem technologischen Fortschritt und den Veränderungen im Marktumfeld wird die Marktanomalieforschung auch in Zukunft viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Insbesondere die Anwendung künstlicher Intelligenz und Big-Data-Analyse kann neue Erkenntnisse zum Verständnis der Markteffizienz bringen.
AbschlussWie die Forscher der London Business School betonen, könnte die zunehmende Verbreitung von KI-Akteuren dazu führen, dass die Marktpreise zunehmend alle verfügbaren Informationen widerspiegeln und so die EMH neu stützen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Hypothese effizienter Märkte zwar ihren Platz in der Finanztheorie hat, versteckte Marktanomalien jedoch weiterhin unser Verständnis der Funktionsweise von Märkten in Frage stellen. Viele Anleger versuchen immer noch, die Gründe für diese Anomalien zu verstehen, um einen Weg zu finden, in turbulenten Märkten erfolgreich zu sein. Glauben Sie, dass die Märkte im heutigen Finanzumfeld wirklich völlig effizient sind?