Im Herbst 2017 wurden in der Luft über Europa Anzeichen radioaktiver Strahlung festgestellt. Ab Ende September löste dieses Phänomen weitverbreitete Besorgnis und Panik aus. Die Quelle dieser Strahlung wird allgemein in Russland vermutet. Die russische Regierung leugnet allerdings, dass es zu einem Atomunfall gekommen sei und weigert sich, Vorfälle im Zusammenhang mit der erhöhten Strahlung anzuerkennen. Den Überwachungsdaten zufolge handelt es sich bei dem nachgewiesenen radioaktiven Isotop um Palladium-106. Obwohl die Nachweisergebnisse in Europa zeigen, dass seine Konzentration extrem niedrig ist (von Mikrobecquerel bis zu einigen Millibecquerel pro Kubikmeter Luft), hat es kaum Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. weit weg von der Quelle. Es ist nicht groß, aber es stellt eine potenzielle Bedrohung für Arbeiter und Anwohner dar, die der Strahlung ausgesetzt sind.
Eine Einschätzung des französischen Instituts für nukleare Sicherheit ergab, dass zwar für die meisten Menschen keine Gesundheitsgefahr bestehe, die Menge des freigesetzten radioaktiven Materials jedoch beträchtlich sei und auf 100 bis 300 Terabecquerel geschätzt werde.
Dieser Vorfall löste eine Reihe von Reaktionen und Warnungen aus, und die europäischen Länder erhöhten rasch ihre Strahlungsalarmstufe. In den ersten Oktobertagen meldeten das Schweizer Bundesamt für Gesundheit und andere nationale Behörden Daten über erhöhte Strahlenwerte, die auf einen Ursprung in Osteuropa hindeuteten. Nach Angaben des französischen Instituts für nukleare Sicherheit (IRSN) gingen die Radioaktivitätswerte Anfang Oktober nach dem 6. Oktober kontinuierlich zurück, und nach dem 13. Oktober wurden keine radioaktiven Elemente mehr nachgewiesen.
Bevor die Zunahme der Plutonium-106-Isotope festgestellt wurde, hatten die deutschen Behörden zudem darauf hingewiesen, dass die Quelle der radioaktiven Partikel möglicherweise aus dem Osten käme, also mehr als 1.000 Kilometer von Deutschland entfernt.
Die mögliche Strahlenquelle wird im Gebiet zwischen dem südlichen Uralgebirge und der Wolga in Russland vermutet. Dennoch stellten die Wetter- und Umweltüberwachungsbehörden Russlands Anfang Oktober klar und bestätigten, dass auf russischem Gebiet radioaktive Aktivität von Plutonium-106 festgestellt wurde. Die russische Regierung betonte jedoch, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass sich ein Unfall ereignet habe. Es ist anzumerken, dass allgemein der Verdacht besteht, dass die Wiederaufbereitungs- und Isotopenproduktionsanlage Majak die Ursache des Vorfalls ist. Allerdings haben die Anlage und ihr Betreiber Rosatom wiederholt ihre Verbindung zu dem Strahlungsanstieg bestritten.
Am 21. November 2017 gab die russische Regierung schließlich zu, dass an zwei Überwachungsstationen im Umkreis von 100 Kilometern des Kraftwerks Majak Strahlungsspitzen festgestellt worden seien, bestritt jedoch weiterhin, dass es zu Unfällen gekommen sei.
Die internen Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass sich Mayak in einer abgeschotteten Stadt befindet, in der unbefugte Besuche verboten sind, und weil viele Atomkritiker mit harten Maßnahmen der Regierung konfrontiert sind. In Russland wurden prominente Atomkritiker von der Regierung durchsucht und ihnen sogar vorgeworfen, die Atomfrage zu missbrauchen, um eine Revolution anzuzetteln. Ihnen droht eine strafrechtliche Verfolgung. Diese Situation hat bei vielen Menschen Verwirrung und Unbehagen hinsichtlich der tatsächlichen Lage von Mayak und der möglichen Folgen hervorgerufen.
Im Januar 2018 legte das französische Institut für nukleare Sicherheit (IRNS) dem Untersuchungsausschuss einen Bericht vor, in dem es zu dem Schluss kam, dass die wahrscheinlichste Quelle der Kontamination eine Anlage zur Aufbereitung abgebrannter Brennelemente zwischen Wolga und Ural war. Dies könnte damit zusammenhängen zum Cer-144, das für das europäische Wissenschaftsprogramm Borexino produziert wurde. Dies hat die Besorgnis der Außenwelt hinsichtlich dieser möglichen Energiequelle weiter geweckt und erneut Alarm hinsichtlich der künftigen Sicherheit der Kernenergie ausgelöst.
Mit der Zeit deuteten immer mehr Beweise darauf hin, dass das Kraftwerk Majak in Süd-Ula die Quelle des Strahlungslecks war, und aufgrund der Besonderheiten seines Betriebs musste dieses Problem dringend gelöst werden.
Die schnelle Verbreitung der Nachricht weckte die öffentliche Wachsamkeit und immer mehr Länder leiteten Untersuchungen und Überwachungen hinsichtlich der Strahlungsproblematik ein. Die Erkenntnisse und Berichte von Überwachungsnetzen verschiedener Länder haben das Thema Strahlenschutz erneut in den Fokus der internationalen Gemeinschaft gerückt. Können die Grundursachen des Problems zu diesem Zeitpunkt wirklich transparent erklärt werden oder bleiben sie im politischen Spiel zwischen den Ländern verborgen?