Christoph Kleine
Leipzig University
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Publication
Featured researches published by Christoph Kleine.
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2003
Christoph Kleine
Während alle übrigen großen Religionen in jüngster Zeit verstärkt in den Verdacht geraten sind, gewalttätige Konflikte zu begründen, zu schüren oder zu verschärfen, wird der Buddhismus in der Öffentlichkeit weiterhin als eine Religion des Friedens wahrgenommen. Dabei ist hinlänglich bekannt, dass in der Geschichte auch die Vertreter und Institutionen dieser Religion[en] immer wieder aktiv an gewaltsamen Auseinandersetzungen beteiligt waren; als Beispiel werden hier die so genannten »Mönchskrieger« des mittelalterlichen Japan herangezogen. Die »kognitive Dissonanz«, die aus dem Widerspruch von historischem Tatbestand und Klischee resultiert, wird zumeist mit Hilfe des »Dekadenztopos« verarbeitet, demzufolge Gewalthandlungen im Namen des Buddhismus als Verfallserscheinung und als eine Abweichung vom grundsätzlich friedlichen Wesen dieser Religion gewertet werden, die keinesfalls aus der Lehre und der Ethik des Buddhismus selbst heraus zu rechtfertigen seien. Ich versuche demgegenüber zu zeigen, dass im Mahayana-Buddhismus schon recht früh ethische Postulate eingeführt wurden, die Gewalt bis hin zur physischen Vernichtung von Menschen ausdrücklich rechtfertigen und die Gebote gegen das Töten relativieren. Diese ethischen Grundsätze wurden zudem mit ontologischen Theorien wie der Lehre von der Substanzlosigkeit alles Seienden, der Nicht-Dualität usw. vermengt, wodurch Gewalt gegen Feinde des Buddhismus zu einer legitimen, mit den Grundsätzen der Religion relativ problemlos zu vereinbarenden Option wurde.
Journal of Religion in Japan | 2013
Christoph Kleine
Abstract This article discusses the essential question of whether or not the concept “religion” is applicable to premodern Japan. Rather than looking for semantic equivalents of the Western term it stresses the necessity to look for structural analogies to the binary code religious/secular. Roughly within the theoretical framework of Niklas Luhmann’s systems theory, documents from medieval Japan are analyzed in order to find out whether an emic binary code was used as a functional equivalent to the religious/secular pattern. It is shown that the fundamental Buddhist distinction between things that belong to this world (laukika; seken) and those which transcend the world (lokottara; shusseken) functions as a culturally specific emic version of the binary code transcendence/immanence, i.e., the code by which—according to Luhmann—all religious communication is guided. Furthermore, it is argued that the distinction between the “ruler’s law” (ōbō) and the “Buddha’s law” (buppō), which was so prominent in the Buddhist political discourse of the Kamakura period, is closely related to the binary code transcendence/immanence (shusseken/seken). It is proposed that both “laws” or “orders” (hō) represent what we would call the “secular order” and the “religious order.” From the fact that medieval Japanese discourses actually organized the world by the binary code ōbō (seken) / buppō (shusseken) it can be concluded that “religion” as a generic concept was by no means alien to the Japanese as many post-colonial authors want to make us believe.
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2015
Christoph Kleine
In my article I want to demonstrate that and how the concept “religious nonconformism” can and should be fruitfully utilized in the study of religions. In order to do so it is necessary to clarify the meaning of the term. To begin with the term “nonconformism” is to be distinguished from the semantically related term “nonconformity”. “Nonconformity” is here understood as a purely purpose-rational breaking of norms while “nonconformism” is defined as an ethos relevant for social action that is based on value-rational motivation oriented towards an alternative order and thus refers negatively to a prevailing order. In this context I recur to Max Weber’s concept of competing “value spheres” and “life orders”. Next, I argue that religious nonconformism is to be conceptualized as a specific, notoriously instable aggregate state of religious plurality. Accordingly it will be asked how religious plurality evolves and under which circumstances it leads to Christoph Kleine: Religionswissenschaftliches Institut, Universität Leipzig, Schillerstraße 6, 04109 Leipzig., Email: [email protected] ZfR 2015; 23(1): 3–34
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2003
Christoph Kleine
Religiös motivierte und rituell inszenierte Suizide und Selbstverstümmelungen sind in der Geschichte des ostasiatischen Buddhismus weit verbreitete und gut dokumentierte Phänomene. Der folgende Beitrag beschreibt die Formen und die Gründe religiöser Selbsttötungen, wie sie in zahlreichen Quellen aus China und Japan beschrieben werden. Es wird sodann gefragt, warum sich der religiöse Suizid als Praxis in Ostasien etablieren konnte, obwohl das autoritative Schrifttum des älteren Buddhismus – Ordensregeln (Vinayas) und Lehrtexte (Sutras) – den Suizid grundsätzlich ablehnt. Zur Beantwortung dieser Frage wird der Widerspruch zwischen den monastischen Normen des »Hinayana«-Buddhismus und den Idealen der vollkommenen Hingabe, Opferund Leidensbereitschaft im Mahayana analysiert. Es wird die These formuliert, dass dieser Konflikt in China bereits ab dem 5. Jahrhundert zugunsten der Mahayana-Ethik entschieden wurde und demzufolge selbst Vinaya-Experten die »Aufgabe des Leibes« überwiegend positiv beurteilten. Abschließ end wird kritisch hinterfragt, ob die religiösen Suizide nicht mitunter anders motiviert gewesen sein könnten, als die buddhistische Literatur uns glauben machen will. Insbesondere wird die Frage aufgeworfen, ob manche Selbstopfer buddhistischer Mönche und Nonnen möglicherweise als verkappte Menschenopfer zum Wohl der Gemeinschaft zu interpretieren sind.
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2017
Oliver Freiberger; Christoph Kleine
Mit diesem Heft liegt der 25. Jahrgang der Zeitschrift für Religionswissenschaft (ZfR) vor. Wir möchten diesen Anlass nutzen, um auf das erste Vierteljahrhundert der Zeitschrift zurückzublicken, ihre gegenwärtige Situation zu bedenken und ihre zukünftige Entwicklung in den Blick zu nehmen. Wir konnten außerdem zwei Kollegen dafür gewinnen, uns ihre eigenen Einschätzungen zur Bedeutung und Rolle der ZfR zu geben: Hubert Seiwert, einen der Gründer der Zeitschrift und ihren langjährigen Schriftleiter, und Michael Stausberg, der ihre Entwicklung aufmerksam begleitet hat und selbst seit langem Herausgeber einer religionswissenschaftlichen Zeitschrift (Religion) ist. Die Gespräche mit ihnen sind unten dokumentiert. Als 1993 das erste Heft der Zeitschrift für Religionswissenschaft erschien, war das Fach im deutschsprachigen Raum erheblich kleiner und weniger profiliert als heute. An der zunehmenden Etablierung und Präsenz der Religionswissenschaft im deutschsprachigen Wissenschaftsbetrieb hatte die ZfR dann einen bedeutenden Anteil, doch wie Hubert Seiwert unten anmerkt, war dieser Erfolg keineswegs vorgezeichnet. Es gab unter Fachkollegen und -kolleginnen Vorbehalte gegenüber der Idee, eine rein religionswissenschaftliche Zeitschrift zu gründen und – durchaus berechtigte – Bedenken, ob genügend Manuskripte eingehen würden, die ein regelmäßiges Erscheinen gewährleisten. Es hat Jahre gedauert, bis deutlich wurde, dass die ZfR tatsächlich dauerhaft einen Platz in der akademischen Landschaft würde besetzen können. Sie ist dabei durch einige Höhen und Tiefen gegangen, aber es ist den Herausgeber*innen mit teilweise sehr großem (sogar
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2016
Christoph Kleine
This article discusses the usefulness of Niklas Luhmann’s systems theory for the study of religion. Postcolonial deconstructivism, sometimes labelled ‘critical religion’, in the style of R. McCutcheon, T. Fitzgerald, and others *Kontaktperson: Christoph Kleine, Universität Leipzig – Religionswissenschaftliches Institut, Schillerstraße 6, 04109 Leipzig, Sachsen, Email: [email protected] ZfR 2016; 24(1): 47–82
Orientalistische Literaturzeitung | 2006
Christoph Kleine
Japan gehört zweifellos zu den religionshistorisch am besten erforschten Gebieten außerhalb Europas. Auch in europäischen Sprachen sind in den letzten gut hundert Jahren nicht nur zahllose Bücher1 und Aufsätze zu Spezialthemen erschienen, sondern auch eine Reihe von einführenden Werken. Vor diesem Hintergrund steht jede neue Einführung in die japanische Religionsgeschichte unweigerlich unter einem gewissen Rechtfertigungszwang. Richard Bowring ist Professor für Japanese Studies an der renommierten Universität von Cambridge und gilt als profunder Kenner der japanischen Geschichte. Er ist kein Religionswissenschaftler oder -historiker im engeren Sinne, und hierin mögen die Stärken wie die Schwächen seines Buches begründet liegen. Das Buch ist in drei Hauptteile nach chronologischen Gesichtspunkten unterteilt. Jedem Hauptteil ist eine sehr nützliche chronologische Ubersicht vorangestellt. Am Ende des Buches findet sich ein Appendix, in dem die beiden Magdalas der tantrischen japanischen Shingonshü erklärt werden, sowie eine in Teilen lückenhafte, vielfach aber erstaunlich aktuelle Bibliografie und ein Register. Bowrings Entscheidung, in die Bibliografie keine japanischsprachige Sekundärliteratur aufzunehmen, da das Buch sich an ein Publikum richte, dass des Japanischen nicht oder kaum mächtig sei, erscheint mir nicht ganz schlüssig, gibt er doch im Text (dankenswerterweise!) stets die chinesischen und japanischen Zeichen für Eigennamen, Werktitel und Temini technici an. Im ersten Hauptteil behandelt Bowring die Ankunft des Buddhismus in Japan und deren Auswirkungen, d. h. die Zeitspanne von 538 bis 800. Mit einem ausgeprägten
Zeitschrift für Religionswissenschaft | 2010
Christoph Kleine
Bulletin de l'Ecole française d'Extrême-Orient | 1998
Christoph Kleine
Archive | 2015
Oliver Freiberger; Christoph Kleine