Dariuš Zifonun
Technical University of Berlin
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Publication
Featured researches published by Dariuš Zifonun.
Archive | 2008
Hans-Georg Soeffner; Dariuš Zifonun
Eine Forschergruppe, die es sich zur Aufgabe macht, alltagsweltliche Interaktionsprozesse zu untersuchen, wird sich, ganz gleich, in welchem Milieu sie ihre Untersuchung lokalisiert, zu Beginn der empirischen Forschung sowohl ihres methodischen Instrumentariums als auch einiger (grundlagen-)theoretischer Annahmen versichern mussen. Tut sie dies nicht, lauft sie nicht nur Gefahr, soziologische Begriffe unterschiedlich zu verwenden und so im Forschungsprozess fortlaufend Missverstandnisse zu produzieren. Vor allem werden die Forscher, oft ohne es zu bemerken, die ‚Ethnotheorien‘ der von ihnen untersuchten Handelnden ubernehmen und sie an die Stelle des fehlenden analytischen Begriffsinstrumentariums stellen. Diese Gefahr droht bei einer Untersuchung der Fusballwelt in verscharftem Mase. Wenn es um Fusball geht, reden (fast) alle mit, halt sich (fast) jeder fur einen Experten, verstellen zu Klischees geronnene Alltagstheorien von der ‚Natur der Sache‘, eine medial produzierte oder verstarkte Metaphorik, gesellschaftspolitische Funktionszuweisungen und in den allgemeinen Sprachschatz eingegangene Redewendungen und Spruchweisheiten den analytisch distanzierten Blick.
Archive | 2008
Dariuš Zifonun
In Kapitel B.II wurde der Fusballsport als eine Welt beschrieben, in der sich unterschiedliche soziale Ordnungen (moralische, ethnische, rechtliche, materielle und sportliche Erfolgsordnung) kreuzen. Diese Uberlegungen werden hier unter einem anderen Aspekt erneut aufgegriffen: unter dem einer diese Ordnungen uberlagernden Ordnung ethnischer Ungleichheit. Es soll gefragt werden, inwieweit sich die ethnische Differenzierung in der Fusballwelt nicht allein als horizontales Nebeneinander von Gruppen, sondern vielmehr als vertikale Stratifikation interpretieren lasst. Dabei fokussiert das Kapitel die Rolle des Stereotyps ‚heisblutigere Sudlander‘ im symbolischen Klassifikationssystem der Fusballwelt. Es wird darum gehen, den Bedeutungsgehalt des Stereotyps abzuklaren, seine unterschiedlichen kommunikativen Verwendungsformen zu ergrunden, herauszuarbeiten, in welchem Verhaltnis es zu anderen ethnischen Zuschreibungen steht und schlieslich die sozialstrukturellen Bedingungen darzustellen, unter denen die Stereotypisierung vollzogen wird.
Archive | 2010
Dariuš Zifonun
Dass Mannheim ‚furchterlich‘ sei, ist eine Einschatzung, die das Klischee uber die Stadt, wie es im Rest Deutschlands vorherrscht, in seiner ganzen unprazisen Mischung aus moralischer Abscheu, Angst, Emporung und Resignation, in die sich bisweilen eine Portion Mitleid mischt, prazise zum Ausdruck bringt. ‚Wer will schon nach Mannheim?‘, betitelte die FAZ 2002 einen Artikel uber ‚das schlechte Image der Stadt‘ (vgl. FAZ 2002). Die Stadt nimmt einen Platz sehr weit unten in der stadtischen Prestigerangfolge der Bundesrepublik ein. Sie gilt als hasslich, schmutzig, gepragt von ‚alter‘, im Niedergang befindlicher oder langst versunkener Industrie, von niedriger Lebensqualitat, reizlos, ohne Versprechen, das die Phantasie anregen konnte.
Ethnowissen. Soziologische Beiträge zu ethnischer Differenzierung und Migration | 2010
Marion Müller; Dariuš Zifonun
Themen rund um ethnische Ungleichheit und ethnische Konflikte sowie Migration erfreuen sich in der Soziologie mittlerweile groser Beliebtheit. Allein im deutschen Sprachraum lasst sich die Anzahl der Veroffentlichungen rund um Phanomene ethnischer Differenzierung kaum noch uberblicken. Gemeinsam mit der Literatur aus den Nachbardisziplinen Ethnologie, Politikwissenschaften und Kulturanthropologie ergibt sich ein umfangreiches, aber auch vollkommen unubersichtliches Forschungsfeld. Die intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung zeigt, dass die Phanomene Ethnizitat und Migration – anders als noch vor dreisig Jahren – mittlerweile fester und selbstverstandlicher Bestandteil des soziologischen Analysefundus geworden sind.
Archive | 2008
Dariuš Zifonun
Wer sich, von Suden her kommend, auf der A6 Mannheim nahert, kann, wenn er denn den Blick nach links wendet, zwischen der Autobahnboschung und dem Sichtschutz einer Brucke einen kurzen Blick auf eine unscheinbare Hauserreihe werfen. Die grostenteils zweistockigen Ein- und Zweifamilienhauser aus den 50er und 60er Jahren bilden die bauliche Begrenzungslinie der Mannheimer Groswohnsiedlung Hochstatt. Michael Lung hat in einer knappen Sozialraumanalyse den Stadtteil1 als „ein Stereotyp einer Stadtrandsiedlung“ (Lung 1996: 305) bezeichnet, in der „typische soziookonomische Probleme der Groswohnsiedlungen der 60er und 70er Jahre festzustellen sind“ (Lung 1996: 320). Die Arbeitslosenquote liegt im Quartier bei 29,1 % und ist damit die hochste aller Mannheimer Stadtteile (vgl. Stadt Mannheim 2006: 30, Stand: 2005) (Durchschnitt Mannheim: 14,1 %). Auch der Anteil derjenigen, die Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU) beziehen ist mit 18,9 % der hochste der Stadt, im Vergleich zu 5,7 % im Mannheimer Schnitt (Stadt Mannheim 2006: 38 f., Stand: 2004) und zudem seit 2000 von 17,2 % gestiegen (vgl. Stadt Mannheim 2001: 25). Hochstatt hat bei 3.000 Einwohnern einen fur Mannheim uberdurchschnittlichen Anteil von so genannten ‚Auslandern‘ von fast 35 % (Mannheim insgesamt: 20,5 %) (vgl. Stadt Mannheim o.J.: 3), unter denen Turken mit 64 % die deutlich groste Gruppe ausmachen, wahrend ihr Anteil an der Auslanderbevolkerung in der Gesamtstadt bei einem Drittel liegt (vgl. Stadtjugendamt Mannheim 2000: 13). Die ersten Wohngebaude auf dem Gelande des heutigen Siedlung Hochstatt wurden vor dem ersten Weltkrieg als Siedlung fur Bedienstete des im Suden gelegenen Rangierbahnhofs errichtet. Erst in den 1960er Jahren entstand dann das heutige Quartier.
Archive | 2012
Dariuš Zifonun
Ziel des Beitrages soll es sein, den methodologischen Standpunkt der von Anselm Strauss (1978, 1982, 1984) vor gut 30 Jahren begrundeten und seither in unterschiedliche Richtungen (Schutze 2002; Clarke 2005; Soeffner/Zifonun 2008) weitergedachten Soziologie sozialer Welten zu explizieren. Ich werde versuchen zu verdeutlichen, wie und warum eine Analyse transnationaler Vergesellschaftungen von einer solchen social worlds perspective profitieren kann. Dabei mochte ich argumentieren, dass es wenig sinnvoll ist, die Existenz transnationaler Vergesellschaftungen vorauszusetzen, also zu Beginn der empirischen Arbeit bereits davon auszugehen, dass man Transnationales finden wird und dass dieses Transnationale dominant ist gegenuber anderen Ebenen und Formen der Vergesellschaftung. Die Soziologie sozialer Welten bietet sich fur ein solches Unternehmen an und ich werde daher (1.) mein Verstandnis davon, was soziale Welten sind, skizzieren und die zentralen theoretischen Grundannahmen explizieren, auf denen die Soziologie sozialer Welten beruht. (2.) soll die Methodik und Methodologie der Analyse sozialer Welten ausgewiesen werden. Als verstehende, hermeneutisch-rekonstruktive, lebensweltlichanalytische Soziologie ist sie darauf angewiesen, eine Reihe verschiedener Verfahren und zumindest drei verschiedene analytische Ebenen zuzulassen und zu kombinieren. Ich werde (3.) auf die Grundannahmen der Transnationalismusforschung eingehen und die Stellen markieren, an der die Soziologie sozialer Welten zu einer analytischen Erweiterung beitragen kann. Dies soll (4.) anhand von Beispielen aus einer empirischen Studie illustriert werden, bevor ich (5.) ein knappes Fazit ziehe.
Archive | 2005
Hans-Georg Soeffner; Dariuš Zifonun
Zwischen Wissenssoziologie und Integrationsforschung ist es bisher kaum zu einem Austausch gekommen. Weder hat man sich auf Seiten der Wissenssoziologie mit Fragen der Migration eingehend beschaftigt, noch haben sich Migrationssoziologen bei der Suche nach Antworten auf theoretische Fragen in ihrem Untersuchungsbereich der Wissenssoziologie zugewandt.1 Dies ist verwunderlich, da die Themenstellungen und Studieninteressen des einen Forschungsfeldes von hochster Relevanz fur das jeweils andere sind. Und es ist umso erstaunlicher, als im wohl bekanntesten wissenssoziologischen Theoriebeitrag, Peter L. Bergers und Thomas Luckmanns ‚Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit’ (‚required reading’ fur Soziologiestudenten zumindest im englischsprachigen Raum), der Ausdruck , Integration’ - vom Begriff wie von der Sache her - eine Schlusselstellung einnimmt. Im folgenden soll danach gefragt werden, wie aus wissenssoziologischer Sicht Integration unter den Bedingungen globaler Migration theoretisiert werden kann. Dafur ist es zunachst notwendig, einige der Ausgangsuberlegungen der Wissenssoziologie ins Gedachtnis zu rufen.
Archive | 2004
Dariuš Zifonun
Als Frank Nullmeier 1993 den Aufsatz „Wissen und Policy-Forschung“ vorlegte und ein „‚interpretatives‛ Vorgehen unter dem Titel ‚wissenspolitologi-scher Ansatz‛“ (Nullmeier 1993: 175) vorstellte, betrat er ein weitgehend unbestelltes Feld, das zwar an verschiedenen Stellen kultiviert wurde, auf dem man jedoch von einer ertragreichen Ernte weit entfernt blieb. Nullmeier zielte in dieser Situation mit der von ihm vorgeschlagenen ‚Wissenspolitologie‛ auf eine Verbesserung, indem er zum einen die unterschiedlichsten, im weitesten Sinne ‚interpretativen‛ oder ‚kulturwissenschaftlichen‛ Ansatze innerhalb der Politikwissenschaft zusammenzog und zum anderen eine thematische Fokus-sierung auf die Policy-Analyse vornahm. Die Kombination beider Strategien erwies sich als auserst erfolgreich, entwickelte sich Nullmeiers Aufsatz doch zu einem bedeutenden Referenztext der ‚Politikwissenschaft als Kulturwissenschaft‛, wie sie sich in den 1990er Jahren vorsichtig — und teils misstrauisch observiert — etablierte. So fuhrte Nullmeier vor Augen, dass es so etwas wie ‚interpretative Ansatze‛ in der Politikwissenschaft durchaus gab und dass es sich als lohnend erweisen konnte, in dieser Richtung weitere Anstrengungen zu unternehmen. Uberdies hatte er mit der Policy-Forschung einen Forschungszweig ausgewahlt, der innerhalb des Faches einen grosen Raum einnimmt, dessen empiristische und theoriefeindliche Engfuhrung als ‚Politik-feldanalye‛ und dessen Konzentration auf das mechanische Modell des ‚Policyzyklus‛ jedoch zunehmend zu Problemen fuhrte.
Archive | 2015
Dariuš Zifonun
Der Titel dieses Aufsatzes spielt auf drei empirische Studien an, von denen ausgehend der Konzeptbestand der hermeneutischen Wissenssoziologie erhoben wird. Dabei zeigt sich, dass die drei Begriffe ‚kleine soziale Lebenswelt‘, ‚Milieu‘ und ‚soziale Welten‘ auf die phanomenologische Fundierung der hermeneutischen Wissenssoziologie verweisen, zugleich jedoch in soziologischer Perspektive unterschiedliche Leistungen zu erbringen in der Lage sind.
Archive | 2014
Johannes Kniffki; Dariuš Zifonun
Johannes Kniffki und Darius Zifonun nehmen modernitatstheoretisch eine Differenzierung zwischen dem Subjekt als einem modernem methodologischem Konstrukt und dem Individuum als einer historischen Sozialfigur vor. So deutet sich an, dass der fur die Hermeneutische Wissenssoziologie konstitutive methodische Individualismus als methodologisches Konstrukt das Subjekt voraussetzt, und menschliches Verhalten als sinnhaftes subjektives Handeln aus einem spezifischen soziokulturellen Bedingungsrahmen und in Bezug auf spezifische soziale Konsequenzen beschrieben werden kann. Dieses Konstrukt eigne sich keineswegs nur zur Beschreibung individualistischer Gesellschaftsformationen. Obwohl ein Effekt der Moderne, konne es dabei unterstutzen, soziales Handeln und gesellschaftlichen Wandel auch vormoderner, kollektivistischer Gesellschaften in seiner Dynamik zu beschreiben und verstehbar zu machen – wie an vier Fallbeispielen empirisch plausibilisiert wird. Preis sei ein methodischer Assimiliationismus, mit dem ein quasi-adaquates Verstehen der fremden Kultur gelingen konne.