Heiner Barz
University of Düsseldorf
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Publication
Featured researches published by Heiner Barz.
Archive | 2010
Heiner Barz
Vom Gesichtspunkt thematischer Affinitaten aus betrachtet, ware die Erziehungswissenschaft eigentlich wie kein anderes Fach pradestiniert, sich mit Fragen der Bildungsfinanzierung zu befassen. Wer sich indessen die erziehungswissenschaftliche Forschung und Diskussionskultur der vergangenen Jahrzehnte vergegenwartigt, der findet vieles – aber kaum Beitrage, die sich konstruktiv mit dem Thema Bildungsfinanzierung befassen. Dies gilt zumindest weithin fur die deutsche bzw. deutschsprachige Diskussion unter Einbeziehung von Osterreich und der Schweiz. Erst in den 2000er Jahren ist eine etwas grosere Offenheit fur Fragen im Grenzbereich von Okonomie und Padagogik entstanden. Gleichwohl steckt die erziehungswissenschaftliche Befassung mit wirtschaftlichen Dimensionen von Bildung und Erziehung noch in den Kinderschuhen. Welche tradierten Widerstande fur die grose Distanz der wissenschaftlichen Padagogik zur wirtschaftlichen Basis der Arbeit von Bildungsinstitutionen namhaft zu machen sind und wie sich auch heute noch wirtschaftsskeptische Ressentiments im erziehungswissenschaftlichen Diskurs artikulieren, soll in diesem Beitrag erortert werden. Schlieslich soll aber auch ein Ausblick auf eine Zukunft gegeben werden, in der sich wirtschaftliche und padagogische Perspektiven eher befruchten statt sich zu beargwohnen und zu bekampfen. Um die Genese des tiefen Grabens zwischen Bildung und Okonomie zu verstehen, soll jedoch zunachst das Bildungsverstandnis der Padagogik problematisiert werden.
Archive | 2011
Heiner Barz; Sylva Liebenwein
Im Dezember 1965 erschien das erste Album der Rockband The Who unter dem Titel “My Generation”. Die Version von 1970, veroffentlicht auf dem legendaren Live-Album „Live at Leeds“, zeigte diese Band auf dem Hohepunkt ihres Konnens. Wie kaum eine zweite verkorperte sie das Aufbegehren gegen burgerliche Konventionen in Stil, Musik, Lautstarke und Crash-Faktor (zerlegte Musikanlagen, zertrummerte Hotelzimmer).
Archive | 2010
Heiner Barz; Dajana Baum; Meral Cerci; Nina Göddertz; Tabea Raidt
Ungleichheiten in den Bildungschancen sind durch die seit einem guten Jahrzehnt in erneuter Blute stehende bildungssoziologische Forschung vielfach dokumentiert. Konnte das Datenmaterial zu den strukturellen Bildungsbenachteiligungen in den 60er Jahren gut zur Formel von der „katholischen Arbeitertochter vom Lande“ verdichtet werden, so hat sich die neuere Diskussion verstarkt dem „muslimischen mannlichen Jugendlichen aus der Trabantenstadt“ zugewandt. Der vorliegende Beitrag will weniger eine Deskription faktisch gegebener Ungleichheiten in den Bildungschancen liefern als vielmehr vor dem Hintergrund der Wertewandelforschung Hypothesen zu den Grunden fur das Scheitern von Bildungskarrieren diskutieren. Dabei wird vor allem der Frage nachgegangen, inwiefern basale Wertorientierungen in bestimmten Milieus sich fordernd oder hemmend auf Bildungsverlaufe auswirken konnen. In diesem Sinne werden zunachst zwei Ansatze der neueren Soziologie skizziert: Die Wertewandelthese, wie sie von Ronald Inglehart vor ca. 40 Jahren in die sozialwissenschaftliche Kultursoziologie eingebracht und seither mannigfach modifiziert und weiter entwickelt wurde. Sowie die Lebensstilforschung mit ihren Milieutypologien, wobei insbesondere das in der BRD von Sinus-Sociovision entwickelte Modell mit seiner reichen empirischen Basis auch im Blick auf Bildungsorientierungen und Bildungsverhalten einen wichtigen Bezugspunkt darstellt. Nachdem inzwischen auch ein Milieu-Modell fur die deutsche Migrantenpopulation entwickelt wurde, kann diese in einem dritten Schritt darauf hin befragt werden, inwieweit sich die Lebensstile und Lebenseinstellungen in bestimmten Migranten-Milieus fordernd oder hemmend auf Bildungsaspirationen und Bildungskarrieren auswirken. Schlieslich wird viertens die in den letzten Jahren gleichsam unter umgekehrtem Vorzeichen wiederentdeckte Gender-Perspektive auf schulisches Lernen bzw. Scheitern daraufhin uberpruft, ob sich auch im Bereich der Wertorientierungen geschlechterspezifische Signaturen und unterschiedliche Entwicklungsverlaufe rekonstruieren lassen. Insbesondere der Ruckgriff auf traditionelle Mannlichkeitsbilder ist auf seine selbstzerstorerischen oder subversiven Potentiale zu befragen, wenn er denn zurecht als Mitursache fur problematische Bildungsverlaufe zu identifizieren ist.
Archive | 2010
Ruth Hoh; Heiner Barz
Der Begriff „Gesundheitsbildung “ steht fur das „Lernen von Erwachsenen am Thema Gesundheit in Einrichtungen der Erwachsenenbildung“ (Blattner 1998, S. 17). Er wurde Mitte der achtziger Jahre von Praktikerinnen und Praktikern an Volkshochschulen gepragt und hat sich zwischenzeitlich in der Erwachsenenbildung allgemein durchgesetzt. Ge meinhin gilt Gesundheitsbildung als ein vergleichsweise neuer Bereich der Erwachsenen bildung mit stark expansiver Tendenz. Wenn auch unter anderen Oberbegriffen, so lasst sich das Anliegen der Gesundheitsbildung der Sache nach allerdings weit zuruckverfolgen – an Volkshochschulen stellte es bereits im Zuge der Lebensreformbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts ein beachtetes Phanomen dar. Gymnastik und Tanz etwa bildeten schon in den 1920er und 1930er Jahren wichtige Elemente der Volksbildung – meist in Verbindung mit politischen und erzieherischen Absichten, deren Ursprung in den sozialen Bewe gungen (Arbeiter-, Jugend-, Frauenbewegung) lag.
Archive | 2012
Sylva Liebenwein; Heiner Barz; Dirk Randoll
Waldorfschuler geben im Vergleich zu Regelschulern (hochsignifikant) haufiger an, Lernfreude und Interesse am Unterricht zu empfinden und entsprechend seltener, sich im Unterricht zu langweilen (vgl. Abb. 6.1 ).
Archive | 2018
Heiner Barz
Wahrend im Zuge der Internationalisierung die nationalen Markte zunehmend entgrenzt und liberalisiert werden, kommt es parallel dazu zu einer verscharften Regulierung und Standardisierung. Der Druck zur Vereinheitlichung von Systemen und Ideen wachst – auch im Bildungsbereich. Entsprechend schwer haben es derzeit Konzepte, die auf Bildungspluralismus und Deregulierung setzen. Dass Schulen in freier Tragerschaft eine zentrale Saule des deutschen Bildungssystems darstellen und gerade in puncto Innovationspotential eine wichtige Schrittmacherfunktion haben, droht dabei in Vergessenheit zu geraten. Dass ihre Schulerinnen und Schuler meist bessere Leistungen in internationalen Vergleichstests erzielen und ihnen auch unter okonomischen Gesichtspunkten immer wieder hohere Effizienz bescheinigt wird, muss demgegenuber betont werden. Dass der vielzitierte Elitevorwurf bestenfalls auf einen kleinen Teil der Schulen in freier Tragerschaft zutrifft und gerade dem staatlichen gegliederten Schulsystem unverandert deutliche Segregationstendenzen zu bescheinigen sind, daran muss erinnert werden.
Archive | 2018
Heiner Barz; Britta Kroll
Traditionell wurde in der Schule nach dem Prinzip der Risikominimierung (z.B. richtiges Zahneputzen) gearbeitet. Spater kamen die grosen Praventions-Kampagnen z.B. uber die Gefahren von Drogen- und Alkoholmissbrauch, uber Jugendsekten oder Ubertragung von Krankheitserregern wie HIV usw. Diese Bemuhungen, bei denen es um die blose Vermeidung von Gesundheitsrisiken ging, wurden nach und nach von einem auf die Begriffe Gesundheitsforderung und Resilienz fokussierten ganzheitlichen Verstandnis abgelost, in dem das individuelle Wohlbefinden mitsamt seinen sozialen und psychologischen Dimensionen miteinbezogen wird. Die Weiterentwicklung der klassischen pathogenen Betrachtungsweise hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, vollzieht sich vor allem im Modell der Salutogenese: Gesundheit und Gesundheitsempfinden werden nicht mehr allein als Resultat erfolgreicher Bildungsarbeit, sondern als Voraussetzungen und Motoren fur erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsprozesse verstanden. Investiert wird hierzu einerseits in die Strukturqualitat (Infrastruktur) und andererseits in die Prozessqualitat (z.B. soziales Klima) von Schulen.
Archive | 2018
Heiner Barz
Jenseits der kritischen fachwissenschaftlichen Aufarbeitung und jenseits des Imageschadens in der Offentlichkeit scheinen die Konzepte vieler reformpadagogischen Stromungen in den Praxisfeldern nach wie vor hohe Relevanz zu besitzen. Trotz oder gerade wegen ihrer Verwurzelung in einer Welt und Weltanschauung vor der digitalen Revolution. Und zwar international. Zahlreiche Schulneugrundungen etwa in China beziehen sich auf Montessori- und Waldorfkonzepte. Auch im deutschsprachigen Raum werden nicht nur weiterhin regelmasig neue Bildungseinrichtungen unter Bezugnahme auf reformpadagogische Ansatze gegrundet. Eine neue Attraktivitat erhalten Montessori- und Waldorfeinrichtungen nicht zuletzt durch ihre seit Jahrzehnten vorexerzierten Inklusionskonzepte und neuerdings auch durch eine ganze Reihe von Grundungsinitiativen, die sich explizit den interkulturellen Herausforderungen der Gegenwart programmatisch stellen. Aber auch von Stiftungen oder Unternehmen unterstutzte Schulen wie Quinoa (Berlin) oder die „Neue Schule Wolfsburg“ oder die „Evangelische Schule Berlin-Zentrum“, gleichsam die Referenzschule der „neuen Reformpadagogik“, zeigen die fortdauernde Attraktivitat padagogischer Erneuerungsbemuhungen.
Archive | 2018
Heiner Barz; Sylva Liebenwein
In der Gesellschaftsanalyse hat sich zusatzlich zu sozio-okonomischen Strukturmerkmalen auch die grose Vielfalt an Lebensstilen als Differenzierungskriterium durchgesetzt. Das Modell der sogenannten Sinus-Milieus bietet einen empirisch gut fundierten Ansatz zur Untersuchung der in der Alltagswelt relevanten Einstellungen gegenuber Konsum, Freizeit, kulturellen Interessen und auch der Bildungseinstellungen. Basierend auf verschiedenen aktuelleren Studien werden die Profile der verschiedenen Milieus beschrieben und der Nutzen und die Grenzen des Milieu-Ansatzes auch fur die Migrationsbevolkerung in Deutschland und anderen Landern diskutiert.
Archive | 2018
Heiner Barz
Die grosen, gewissermasen klassischen Modelle der Reformpadagogik teilen das Schicksal, dass wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit ihren Grundungsfiguren und ihren padagogischen Konzepten sich inzwischen fast haufiger mit kritischen Aspekten beschaftigen als mit bleibenden Errungenschaften. Gleichzeitig lasst sich ein erstaunlicher Kontrast konstatieren zwischen der zunehmend kritischen wissenschaftlichen Publizistik und dem anhaltenden, ja wachsenden Zuspruch des Publikums und einem weiter wachsenden Angebot. Wahrend ein nicht unerheblicher Teil der Erziehungswissenschaft sich mit Konzepten der Reformpadagogik wenn uberhaupt, dann nur noch in historisch-kritischer oder ideologiekritischer Absicht auseinandersetzt, zeigen die zahlreichen Beispiele neuerer Reformansatze, dass es einen durchaus noch immer fruchtbaren Anregungsreichtum der unter diesem Label zusammengefassten Ideen und Methoden auch fur Gegenwart und Zukunft gibt.