Marcus Maurer
University of Zurich
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Publication
Featured researches published by Marcus Maurer.
Archive | 2010
Carsten Reinemann; Marcus Maurer
Normative Demokratietheorien und fruhe empirische Studien zu den Ursachen des Wahlverhaltens konstatieren gleichermasen, dass die Burger in Demokratien am politischen Leben teilhaben sollten. Sie sollten sich fur Politik interessieren, sich uber die Ziele und Entscheidungen der Parteien informieren und ihre Wahlentscheidungen aufgrund dieser Kenntnisse treffen. Interessierte und informierte Wahler seien in diesem Sinne die besseren Staatsburger (vgl. z.B. Habermas 1981; Berelson et al. 1954). Begrunden kann man dies auf mindestens zweierlei Arten: Zum einen kann man davon ausgehen, dass interessierte und informierte Burger eher Wahlentscheidungen treffen, die ihre tatsachlichen Praferenzen widerspiegeln. Ob dies zutrifft, wird allerdings seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Neuere theoretische Ansatze und empirische Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass es aus Sicht der Wahler rationaler ist, statt umfangreiches Wissen zu erwerben, leicht zugangliche Entscheidungskriterien wie die langfristige Parteibindung oder den Eindruck von den Kandidaten fur ihre Wahlentscheidungen heranzuziehen (vgl. z.B. Popkin 1991). Fur die Demokratie sei dies weitgehend unproblematisch, weil sich die daraus resultierenden individuellen Irrtumer uninformierter Wahler im Aggregat wieder aufheben wurden (vgl. Page/Shapiro 1992). Diese Annahme lasst sich bei naherer Betrachtung aber nicht aufrecht erhalten: Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sich die Fehleinschatzungen, die die Wahler uber die Positionen und Ziele der Parteien haben, systematisch auf ihr Wahlverhalten auswirken. Uninformierte Wahler wahlen demnach keineswegs die Partei, die sie gewahlt hatten, wenn sie z.B. uber die Parteiziele informiert gewesen waren. Uninformierte Entscheidungen fuhren demnach in die Irre (vgl. z.B. Bartels 1996; Kuklinski/Quirk 2000).
Archive | 2007
Marcus Maurer; Carsten Reinemann
Gegner von Fernsehduellen fuhren vor allem ein Argument ins Feld: Fernsehduelle fordern die Personalisierung der Politik. Sie lenken die Aufmerksamkeit weg von Sachthemen hin zu Personen und lassen unpolitische Eigenschaften der Kandidaten, z.B. ihre Fahigkeit, sich vor einem grosen Publikum gut zu prasentieren, wichtiger erscheinen als ihre politische Kompetenz. In letzter Konsequenz - so die Kritiker - tragen sie dazu bei, dass die Wahler ihre Wahlentscheidungen eher von den Kandidaten als von Parteien oder Sachthemen abhangig machen.
Archive | 2007
Carsten Reinemann; Marcus Maurer
Welche Aussagen in einem TV-Duell am besten ankommen, ist eine der zentralen, aber empirisch eher selten untersuchten Fragen der Debattenforschung. Dies ist umso verwunderlicher, als Spekulationen uber die „entscheidenden Stellen“ einer Fernsehdebatte zum Standardrepertoire der Nachberichterstattung gehuren. Nicht selten werden sogar Sieg und Niederlage in einem TV-Duell an einzelnen Statements der Kandidaten festgemacht (Maurer/Reinemann 2007). Auch nach dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Gerhard Schroder wurde uber die Wirkung einzelner Aussagen und die Wahrnehmungen der Zuschauer spekuliert: So war man sich einig, dass die ersten 20 Minuten der Debatte „langweilig“ die steuerpolitischen Diskussionen fur die Zuschauer „zu kompliziert“ gewesen seien. Und in manchen Medien wurden die moglichen Wirkungen von Gerhard Schroders „Liebeserklarung“ ausfuphrlich diskutiert (siehe Kapitel 4.1).
Archive | 2007
Marcus Maurer; Carsten Reinemann
Nur wenige Tage nachdem Kanzler Schroder Ende Mai 2005 mehr oder weniger uberraschend verkundet hatte, im Herbst um ein Jahr vorgezogene Neuwahlen durchfuhren lassen zu wollen, und lange bevor Angela Merkel offiziell als seine Herausforderin feststand, liefen bereits erste Gesprache uber mogliche TV-Duelle im Vorfeld der Wahl. Nach langen Diskussionen einigte man sich schlieslich auf ein Duell zwei Wochen vor dem Wahltag. Da, wie bei der Duell-Premiere im Bundestagswahlkampf 2002, vier Sender (ARD, ZDF, RTL und SAT.1) ubertragen wollten, lief das Duell am 4. September 90 Minuten lang auf allen vier Kanalen gleichzeitig. Entsprechend hoch waren die Einschaltquoten: Mehr als 20 Millionen Zuschauer sahen zu, wie vier Moderatoren den zwei Kandidaten abwechselnd Fragen stellten. An den Regeln hatte sich im Vergleich zu den Duellen 2002 nicht viel geandert. Ein wenig mehr Diskussionen zwischen den Kandidaten waren zugelassen. Im Grunde galt jedoch das gleiche Prinzip wie drei Jahre zuvor: Die Kandidaten warteten darauf, dass sie gefragt wurden und antworteten dann.
Archive | 2007
Carsten Reinemann; Marcus Maurer
Die vorliegende Studie beschaftigt sich mit vielen unterschiedlichen Fragen: Wie haben die Kandidaten im TV-Duell 2005 argumentiert? Wie haben die Massenmedien vor und nach dem Duell dar uber berichtet? Wie haben die Zuschauer das TV-Duell kurzfristig wahrgenommen? Welche Wirkungen hatte das Duell langfristig? In diesem Kapitel wollen wir einen knappen Uberblick uber die Forschungsfragen, die Anlage und die Methoden des Projekts geben. Wir schildern zunachst die Anlage der gesamten Studie und gehen dann auf ihre unterschiedlichen Teile ein. Den theoretischen Hintergrund und den Forschungsstand zu den einzelnen Elementen des Projekts deuten wir jeweils nur kurz an. Mehr Informationen dazu enthalten die jeweiligen Kapitel des Ergebnisteils.
Archive | 2007
Carsten Reinemann; Marcus Maurer
Mehr als 20 Millionen Zuschauer verfolgten am 4. September 2005 das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Gerhard Schroder. Zu diesem Zeitpunkt waren noch knapp 25 Prozent der Wahlberechtigten unschlussig, wem sie am 18. September ihre Stimme geben sollten. Kein anderes Medienereignis erreichte wahrend des Wahlkampfs so viele Zuschauer. Wahrend viele Experten und Journalisten bemangelten, das Duell habe kaum neue Informationen gebracht, empfanden die Zuschauer das TV-Duell als informativ und wichtig: 75 Prozent sahen es als sehr gute Gelegenheit, etwas uber die Positionen der Kandidaten zu erfahren. Fur 37 Prozent war es eine Hilfe bei ihrer Wahlentscheidung (Infratest-Dimap 2005). Auch in den Medien fand das TV-Duell besondere Aufmerksamkeit: Uber kein anderes Einzelereignis wurde so intensiv berichtet, kein anderes Ereignis ruckte die Kanzlerkandidaten so in den Mittelpunkt des Medieninteresses (z.B. Brettschneider 2005; Wilke/Reinemann 2006).
Archive | 2013
Carsten Reinemann; Marcus Maurer; Thomas Zerback; Olaf Jandura
Wir sind eigentlich die Spatentscheider? Sind die besonders anfallig fur Medienwirkungen? Und wenn ja, kann man dies auch empirisch nachweisen? Diese Fragen standen am Anfang des Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse wir im vorliegenden Band dokumentieren. Beantwortet haben wir diese Fragen mit Hilfe einer Mehr-Methoden-Studie, die in ihrem Kern eine umfangreiche Medieninhaltsanalyse mit einer fur Berlin reprasentativen, funfwelligen Panelbefragung in der heisen Phase des Bundestagswahlkampfes 2009 kombinierte. Hinzu kam eine Echtzeitmessung der unmittelbaren Wahrnehmung des TV-Duells bei einer kleineren Gruppe von Wahlerinnen und Wahlern.
Archive | 2013
Carsten Reinemann; Marcus Maurer; Thomas Zerback; Olaf Jandura
Die Ergebnisse politischer Wahlen lassen sich, vereinfacht ausgedruckt, auf zwei unterschiedliche Gruppen von Wahlern zuruckfuhren: Die eine Gruppe wahlt traditionell mehr oder weniger immer dieselbe Partei und bildet somit eine solide Basis, auf die die Parteien aufbauen konnen. Diese Stammwahler bzw. Fruhentscheider sind fur wissenschaftliche Untersuchungen nicht grundsatzlich uninteressant, aber fur den jeweiligen Wahlausgang zweitrangig. Entschieden werden Wahlen in Deutschland mittlerweile durch einen groser werdenden Teil von Burgern, die ihre Wahlentscheidungen erst kurz vor der Wahl treffen.
Archive | 2013
Marcus Maurer; Carsten Reinemann; Thomas Zerback; Olaf Jandura
Die Ergebnisse politischer Wahlen lassen sich, vereinfacht ausgedruckt, auf zwei unterschiedliche Gruppen von Wahlern zuruckfuhren. Die eine Gruppe wahlt traditionell mehr oder weniger immer dieselbe Partei und bildet somit eine solide Basis, auf die die Parteien aufbauen konnen. Diese Wahler sind fur wissenschaftliche Untersuchungen nicht grundsatzlich uninteressant, aber fur den jeweiligen Wahlausgang zweitrangig. Entschieden werden Wahlen durch den immer groser werdenden Teil der Wahler, der seine Wahlentscheidung erst kurz vor der Wahl trifft.
Archive | 2003
Marcus Maurer; Carsten Reinemann
Zur Erklarung von Wahlverhalten werden in der Wahlforschung verschiedene theoretische Ansatze herangezogen. Sie unterscheiden sich weniger in den prinzipiell als relevant angesehenen Faktoren, als vielmehr in der Bedeutung, die den einzelnen Einflussfaktoren beigemessen wird (Behnke 2001; Bretthauer & Horst 2001). Studien in der Tradition des soziologischen Ansatzes der Columbia-School heben vor allem die Bedeutung sozialstruktureller Merkmale bzw. gesellschaftlicher Konfliktlinien (cleavages) hervor. Untersuchungen auf Basis des Rational-Choice-Ansatzes konzentrieren sich vor allem auf die Erfahrungen, die die Wahler bislang mit Parteien und Kandidaten gemacht haben bzw. auf die Erwartungen an deren zukunftige Kompetenz zu Losung politischer Probleme (issues). Studien, in denen der sozialpsychologische Ann-Arbor-Ansatz der Michigan-School zugrunde gelegt wird, sehen dagegen eine Trias aus Parteiidentifikation, Kandidaten- und Sachfragenorientierungen als zentrale Erklarungsfaktoren der Wahlentscheidung, wobei der Parteiidentifikation die zentrale Rolle zukommt (im Uberblick z.B. Falter et al. 1990; Burklin & Klein 1998).