Nina Degele
University of Freiburg
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Publication
Featured researches published by Nina Degele.
European Journal of Women's Studies | 2011
Gabriele Winker; Nina Degele
The concept of intersectionality is on its way to becoming a new paradigm in gender studies. In its current version, it denominates reciprocities between gender, race and class. However, it also allows for the integration of other socially defined categories, such as sexuality, nationality or age. On the other hand, it is widely left unclear as to which level these reciprocal effects apply: the level of social structures, the level of constructions of identity or the level of symbolic representations. This article advocates an intersectional multi-level analysis which takes into account reciprocal effects between the various levels. This approach includes an analytical grasp of and methodical reflection on these reciprocal effects as well as making them empirically accessible.
Archive | 2007
Nina Degele; Gabriele Winker
1 Einleitung Dass Hillary Clinton eine Frau ist, wissen die amerikanischen WahlerInnen, dass sie es bei Barack Obama mit einem Schwarzen zu tun haben, ebenfalls. Was das fur die us-amerikanische Prasidentschaftswahl 2008 bedeuten wird, ist ungewiss: „Schwarz gegen Frau“ titelte die taz am 18.1.2007. Geht es da noch um das politisch hochste Amt in Amerika? Um den Beweis fur die Liberalitat Amerikas? Oder um den historischen Testlauf, welche Unterdruckung sich als die noch hartnackigere entpuppt? Zumindest was die soziale Herkunft angeht, nehmen sich Clinton und Obama nichts: Beide stammen aus der gut situierten Mittelklasse, sind mit okonomischem, kulturellem und sozialem Kapital groszugig ausgestattet. Bleiben also Rasse und Geschlecht als zentrale ungleichheitsgenerierende Kategorien, eben „Schwarz gegen Frau“. Das ist nicht nur politisch und massenmedial trendy. Inzwischen gehort es auch zum guten Ton der Gender und Queer Studies, Ungleichheitsund Unterdruckungsverhaltnisse nicht mehr auf die Kategorie Geschlecht zu reduzieren. Eindimensionale Modelle wie „das Patriarchat“ haben zur Beschreibung und Erklarung von Ungleichheiten ausgedient. Geschlecht, Klasse und Rasse gelten in der Geschlechter-, Ungleichheits-, und Migrationsforschung als zentrale Kategorien der Unterdruckung. Die Kategorie Sexualitat findet vor allem uber die Queer Studies Berucksichtigung. Seit den 1990er Jahren interessieren allerdings zunehmend die Wechselwirkungen zwischen solchen ungleichheitsgenerierenden Dimensionen. Dafur hat sich der Begriff Intersektionalitat durchgesetzt: Statt die Wirkungen von zwei, drei oder mehr Unterdruckungen lediglich zu addieren (was schon schwer genug ist), betonen die ProtagonistInnen des Konzepts, dass sie in verwobener Weise auftreten und sich wechselseitig verstarken, abschwachen oder auch verandern konnen. Traditionslos ist diese Diskussion nicht. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren kritisierten Schwarze Feministinnen das zu enge Verstandnis von global sisterhood ihrer Weisen Kolleginnen: Das viel zitierte „Ain t I A Woman?” aus dem Mund der Schwarzen Sklavin Sojourner Truth im 19. Jahrhundert (vgl. Brah/Phoenix 2004: 75f, Crenshaw 1989) benennt ein zentrales Element und Problem der Intersektionalitatsdebatte: Wer gehort aufgrund welcher Eigenschaften zu unterdruckten sozialen Gruppen? Gesellt sich zum Frausein das Schwarzsein als add-on, oder – und in diese Richtung geht schlieslich auch die Diskussion – ist die Existenz verschiedener Unterdruckungsformen anders als additiv zu fassen? Diese Auseinandersetzung fand nicht nur in den USA statt. Auch der deutschsprachige Feminismus diskutierte in den 1980er und 1990er Jahren Unterschiede zwischen Frauen, als theoretisches Konzept indes ist Intersektionalitat neu. Dies hat durchaus auch innerwissenschaftliche Grunde, da in vielen sozialwissenschaftlichen Theorien und Analysen rund um Rasse, Klasse, Sexualitat und Geschlecht die Grenzen reduktionistischer Ansatze offenkundig werden. Das betrifft nicht nur die Gender und Queer Studies, sondern auch Gesellschaftstheorie, Migrationsund Ungleichheitsforschung. Festzuhalten ist dabei, dass es die Gender und Queer Studies sind, die dieses Problem am nachhaltigsten auf die Agenda setzen. Das wiederum liegt daran, dass sie die Kategorie Geschlecht (die Leitkategorie ihres wissenschaftlichen Selbstverstandnisses) in einer Weise hinterfragen, erschuttern und kontextualisieren, wie keine andere Disziplin sonst mit ihrem theoretischen Grundbestand umgeht (vgl. Feministische Studien 1993). So ist das Konzept der Intersektionalitat auf dem besten Weg, zu einem neuen Paradigma in den Gender und Queer Studies zu avancieren. Zwar sind in der Fassung, wie es seit einigen Jahren in die deutschsprachige Diskussion sickert, vor allem Wechselwirkungen zwischen den ungleichheitsgenerierenden Kategorien Geschlecht, Klasse und Rasse gemeint; Kategorien wie Sexualitat, Alter, (Dis)Ability, Religion oder Nationalitat sind aber prinzipiell integrierbar. Ziel ist dabei die umfassendere theoretische und vor allem empirische Analyse, welche Bedeutung verschiedene Differenzkategorien bei Phanomenen und Prozessen unterschiedlichster Art haben. Zur Konkretisierung dieses bislang nur rudimentar
Creativity and Innovation Management | 1997
Nina Degele
The developers of software create software, and the users of software engage in a process of its appropriation. This article describes how these processes can be analyzed within a framework based on systems theory. At least three areas are worthy of attention: The distinction between use of software and use of “hard” technology; the appropriation of software at managerial level and creativity as a recursive process in multi-level systems. It is hoped that this framework might provide a useful research tool in furthering understanding of the creative process occurring in software applications.
Science, Technology, & Human Values | 2005
Nina Degele
Although it seems scientifically implausible, holistically oriented forms of alternative and complementary medicine (ACM) have become popular over the past few years. Homeopathy is considered to be one of the most widespread, heterogeneous, and controversial of these therapies. Science works as a generator of professional identity in such groups of medical outsiders. This article is based on extensive research on homeopathic communities conducted over several years. It will outline social conditions of homeopathic knowledge and treatment as opposed to scientific standards and will shed some light on homeopathyas affected by science onthree levels: homeopathicresearch, education, and everyday work. Since the area of medical science and research affects homeopathic practice but not vice versa, this article will also highlight the challenge of “doing science” in a still marginalized field.
FZG – Freiburger Zeitschrift für GeschlechterStudien | 2005
Nina Degele
Durchblicken oder durchsetzen — auf diese Formel liese sich der Unterschied von Gender Studies und Gender Mainstreaming bringen: Um die Bedeutung der Kategorie Geschlecht und der Geschlechterverhaltnisse in ihren sozialen Zusammenhangen zu durchblicken und im nachsten Schritt auch zu verandern, bedarf es der wissenschaftlichen Analyse. Dafur sind Gender Studies zustandig. Um diesen nachsten Schritt, namlich Geschlechtergerechtigkeit zu institutionalisieren, auch politisch durchzusetzen, sind spezifische Instrumente und Methoden vonnoten. Damit ist Gender Mainstreaming als politische Strategie gefragt. Zwei vollig verschiedene Kontexte also, denen dieses hip daherkommende Vokabular entspringt, und damit auch unterschiedliche Ziele, denen die beiden Konzepte verpflichtet sind: Reflexion, Wahrheitsfindung und Verunsicherung einerseits und Empowerment als Erweiterung von Gestaltungsmoglichkeiten und Machtgewinn andererseits. Gender Mainstreaming ist aber nicht nur eine Strategie der Geschlechterpolitik in Politik und Wirtschaft, sondern ebenso auch in der Institution Wissenschaft. Und Gender Studies zielen auf eine Entnaturalisierung von Geschlecht, was als Programm allen Strategien des Gender Mainstreaming (implizit) zugrunde liegt.
Zeitschrift Fur Soziologie | 1999
Nina Degele
Zusammenfassung Die Soziologie ist als akademische Disziplin mit dem Topos sozialer Differenzierung groß geworden. Theorien sozialer Ungleichheit und funktionaler Differenzierung knüpfen je verschieden an diese Tradition an. Beide werden individuellen Leistungen, die gesellschaftlicher Differenzierung und Integration zugrunde liegen, nicht gerecht: Nur weil Individuen in der Lage sind, bestimmte Integrationsleistungen zu erbringen, kann sich Gesellschaft differenzieren. Diese These aus einer subjektorientierten Perspektive zu entfalten, ist Gegenstand des Beitrags: Gesellschaftliche Differenzierung basiert darauf, daß Gesellschaft Integrationsleistungen auslagert. Individuelle Differenzie- rungs- und Integrationsleistungen sind Antworten auf solche „Abwälzungen“. Diese Eigenleistungen werden schließlich gesellschaftlich wirksam, indem sie Gesellschaft entlasten und neue Strukturbildungen in Gang setzen. Inwieweit diese Perspektive dazu genutzt werden kann, die beiden „Großtheorien“ sozialer Differenzierung miteinander ins Gespräch zu bringen, ist Thema der abschließenden Überlegungen.
Archive | 1999
Nina Degele
Man stelle sich einen Altphilologen vor, der sich seine wissenschaftliche Anerkennung mit einer langwierigen und muhseligen Wortanalyse in der Dichtung Homers verdient hat. Wie mus er sich fuhlen, wenn eine clevere Anfangerin die gleichen Ergebnisse in Sekundenschnelle auf den Bildschirm zaubert? Wenn sie die gewunschten Informationen namlich mit ein paar Ta-stenclicks aus dem »Thesaurus Linguae Graecae« (TLG) zieht, der digitalisierten Form des kompletten Homer? Dann mus sich der Homerforscher daruber Gedanken machen, ob er sich seine zukunftige wissenschaftliche Reputation nicht lieber damit verdient, vielleicht neue Suchprogramme zu entwickeln.1 Sein Wissen ist plotzlich weniger wert geworden.
Archive | 2004
Nina Degele; Dominique Schirmer
In der aktuellen Geschlechterforschung ist es inzwischen common sense, Geschlecht und Zweigeschlechtlichkeit als eine gesellschaftliche Konstruktion auszuweisen. Alles andere ware eine Naturalisierung und Essenzialisierung, und das ist outmoded. Allerdings ist das meist alles. Selbst hartgesottene Geschlechterforscherinnen lassen sich selten grundsatzlich von der dualen Ordnung der Geschlechter abbringen. Der kulturell geschulte (Zwei-) Geschlechter-Blick lasst sich nur schwer uberlisten. So werden bei der Erhebung und Auswertung von Daten Frauen und Manner fein sauberlich getrennt und verglichen, um zu sehen, ob und welche Unterschiede es gibt. Die Aufgabe lautet aber, „die Geschlechterperspektive in empirische Arbeiten einzubringen und gleichzeitig die Vorstellung auser Kraft zu setzen, es gebe zwei Geschlechter. Denn nur, wenn gedankenexperimentell auf die Setzung der Differenz verzichtet wird, ist es moglich, den Konstruktionsprozessen von Geschlecht und Geschlechterdifferenz auf die Spur zu kommen.“(Althoff/Bereswill/Riegraf 2001: 193) Und nur dann ist es moglich, auf eine Hierarchisierung, also Bewertung, Hervorhebung oder das Ignorieren ganz bestimmter Eigenschaften im Vergleich zu anderen Differenzen zu verzichten. Die Forschenden mussen also nach der Erhebung und Ordnung von Daten auf Geschlecht blicken, nicht davor.
Archive | 2012
Nina Degele; Caroline Janz
1995 wunschte sich der Juwelier Per Olov Borjesson aus Malmo als Sponsor der Frauenfusballteams von Malmo, dass die Spielerinnen im hellblauweisen Bastrockchen kicken (vgl. Hennies et. al. 2009: 349). Und ein Jahr vor der Frauen- WM in Deutschland war sich der Manager des 1.FFC Frankfurt noch sicher: Eine Vermarktung der Kickerinnen beim Playboy sei kein Thema, „Dieses Werbetool brauchen wir nicht um uns interessanter zu prasentieren – Frauenfusball ist auch so attraktiv genug!“ (Dietrich 2010).
Archive | 2008
Nina Degele
Alter(n) klingt muffig, ausgezehrt und jenseits guter Zeiten. Dabei ist Alter(n) so hip wie der Klimawandel. Erstens bricht etwas scheinbar urplotzlich uber die westdeutsche Bevolkerung herein—dabei ist seit Jahrzehnten bekannt (und errechnet), was auf Menschen im Alltag, in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und andderswo zukommt: Der Wandel der Bevolkerung von der Form einer Pyramide uber die Zwiebel bis hin zum Pilz ist so gewiss wie der Temperaturanstieg um 1,5 bis 4,5 Grad bis zum Jahr 2100. Zweitens haben Kommunen und die Politik die Themen entdeckt, es lassen sich ohne Not Talkshows, Tagungen und Politdebatten bestreiten und offentliches Interesse ist garantiert. Drittens teilen Alter(n) und Klimawandel eine weitere Gemeinsamkeit: Beide werden verdrangt, so lange es nur geht. Alt werden die anderen, das Klima machen die anderen kaputt. Die Logik bleibt die gleiche: Mit mir hat das alles nichts zu tun. Was also geschieht mit einem so normalen Phanomen wie Alter(n)? Und was hat das mit „schoner altern“ zu tun?