Saša Bosančić
Augsburg College
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Publication
Featured researches published by Saša Bosančić.
Archive | 2016
Saša Bosančić
Nach einer in den 1990er Jahren beginnenden und bis heute anhaltenden Konjunktur der sozialwissenschaftlichen und interdisziplinaren Diskursforschung, erfahrt die Analyse von Subjektivierungsweisen in der jungeren Vergangenheit ebenfalls einen ‘Boom’.
Archive | 2019
Alexander Geimer; Saša Bosančić
Die theoretischen und empirischen Arbeiten zur Subjektivierung im Anschluss an Michel Foucault und Judith Butler umfassen zahlreiche kulturhistorische und zeitdiagnostische Uberlegungen, die wiederzugeben oder gar mit Blick auf ihre Rezeptionsgeschichte ausfuhrlich zu diskutieren an dieser Stelle nicht moglich ist. Wir mochten allerdings auf die Arbeiten von Miller und Rose (1990), Gordon (1991) und Hall (1997) fur das angloamerikanische Feld sowie Lemke (2003), Opitz (2004), Gertenbach (2007) und Alkemeyer et al. (2013) fur den deutschsprachigen Raum verweisen und hervorheben, dass Theorien zur soziokulturellen Konstitution von Subjekten entlang normativer Ordnungen sich v. a. deswegen einer besonderen Beliebtheit erfreuen, weil sie aktuelle Formen des Regierens unter Bedingungen zeitgenossischer Neoliberalisierung (und zum Beispiel damit verbundene politische Interventionen des aktivierenden Sozialstaats) beschreiben lassen.
Archive | 2019
Saša Bosančić
Der Forschungsstil der Interpretativen Subjektivierungsanalyse (ISA) schliest an die wissenssoziologische Diskurs- und Dispositivforschung an und entwickelt in Auseinandersetzung mit Michel Foucaults Subjekt- und Machtkonzeptionen sowie im Anschluss an das Interpretative Paradigma der Soziologie heuristische Analysebegriffe zur Umsetzung von qualitativ-empirischen Forschungsvorhaben, die in einer Doppelperspektive sowohl normative Subjektpositionen als auch die Selbstverhaltnisse und Subjektivitaten tatsachlich lebender, handelnder und verkorperter Menschen in den Blick nehmen. Dazu wird in diesem Beitrag ein minimal-anthropologisch fundiertes Akteurskonzept zugrunde gelegt und anhand von zwei Studien aufgezeigt, dass die Fragen nach den Machtwirkungen von normativen Subjektordnungen und der Agency von Akteur_innen nicht im Vorfeld von Untersuchungen theoretisch zu bestimmen sind, sondern als empirische Frage gewendet werden mussen, indem rekonstruiert wird, wie die konkreten Machtverhaltnisse im Forschungsfeld beschaffen sind und welche Spielraume und Ressourcen den ‚angerufenen Subjekten‘ fur die mehr oder weniger kreativ-eigensinnigen Selbst-Positionierungen zur Verfugung stehen.
Archive | 2018
Saša Bosančić
Die Wissenssoziologische Diskursanalyse (Keller 2005) verknupft Michel Foucaults Diskurs- und Subjektkonzeptionen mit dem Interpretativen Paradigma der Soziologie (Keller 2012a) und schliest an die Methoden der qualitativen Sozialforschung an. Dieses wissenssoziologisch fundierte Forschungsprogramm wird durch eine Subjektivierungsheuristik (Bosancic 2014, 2016) erweitert, die es ermoglicht, sowohl die klassischen Dimensionen der empirischen Erforschung menschlicher Subjektivitaten (wie Habitus, Milieu oder Biographie) als auch diskursiv konstituierte Subjektpositionen und Identitatsmodelle in den Blick zu nehmen. Subjektivierung wird dabei als doppeltseitiger Prozess verstanden: einerseits werden in Diskursen Subjekt- und Identitatsmodelle erzeugt, die an empirische Subjekte adressiert sind. Andererseits nehmen die so Adressierten im Rahmen dieser ‚Anrufungen‘ Selbst-Positionierungen vor. Die Anwendung der Subjektivierungsheuristik wird am Beispiel einer empirischen Untersuchung uber angelernte Arbeiter demonstriert. Die Angelernten wurden im Zuge von okomischen Transformationsprozessen marginalisiert und es stellt sich die Frage, inwiefern die Selbst-Positionierungen der Angelernten durch die gegenwartig randstandige und benachteiligte gesellschaftliche Stellung und die dominanten Diskurse uber Arbeit, Markt und Qualifikation, beeinflusst sind. Dabei wird deutlich gemacht, welche erweiterten Forschungsperspektiven sich durch das heuristische Modell der Subjektivierung fur die Analyse der Prozesse sozialer Ungleichheit ergeben.
Archive | 2017
Reiner Keller; Saša Bosančić
Reiner Keller und Sasa Bosancic erlautern in ihrem Beitrag „Conchita Wurst oder: Warum ich (manchmal) ein(e) Andere(r) ist. Macht, Subjekt, Handlungsfahigkeit – Uber Erleben, Erfahren und (Auto-)Biographisieren aus Sicht der Wissenssoziologischen Diskursanalyse“ den theoretischen Zusammenhang von Diskursen, Subjekten und Biographien mit den Akteurskategorien der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA). Dabei wird zunachst mit der Unterscheidung von Erleben und Erfahren im Anschluss an Alfred Schutz diskutiert, wie menschliche Selbst- und Weltbeziehungen mit gesellschaftlichen Wissensordnungen und kollektiven Sinnsystemen zusammenhangen. Daran anschliesend wird der Frage der menschlichen Handlungsfahigkeit bzw. ‘agency’ mit einem minimal-anthropologischen Akteurskonzept begegnet, mit dem im Rahmen der WDA die Untersuchung von Subjektivierungsweisen als doppelseitiger Prozess konzipiert wird: einerseits konnen damit Diskurse empirisch in den Blick genommen werden, in denen Subjektpositionen – verstanden als Modellsubjekte und Identitatsangebote – prozessieren. Andererseits lasst sich dann empirisch ausloten, welche Zusammenhange zwischen den diskursiven Deutungsangeboten und den Selbstverhaltnissen, Subjektivitaten und biographischen Erzahlungen bestehen.
Archive | 2016
Saša Bosančić; Reiner Keller
Der vorliegende Band erkundet theoretische Grundlagen und methodische Moglichkeiten einer wissenssoziologisch ansetzenden empirischen Diskursforschung. Eine solche Erkundung scheint aus mehreren Grunden notwendig. So hat sich ausgehend von der Forschungsprogrammatik einer wissenssoziologischen Diskurforschung im deutschsprachigen Raum eine interdisziplinare Stromung der sozialwissenschaftlichen Diskursforschung etabliert.
Archive | 2014
Saša Bosančić
Wie aber vermag es die kapitalistische Produktionsweise der Gesellschaft, diejenigen Menschen zu ‘produzieren’, die sie notwendigerweise fur das Funktionieren benotigt? Karl Marx antwortet darauf, dass die okonomischen Strukturen einer Gesellschaft als Basis einen Uberbau mit einer herrschenden Ideologie erzeugen, die das Bewusstsein der Subjekte so zu strukturieren vermag, dass sie sich der ‘kapitalistischen Maschinerie’ fugen. Max Webers (1988a, 1988b) Verdienst war es nun, zu zeigen, dass eine bestimmte okonomische Struktur nicht aus sich heraus das ‘Subjekt fur den Gegenstand’ erzeugen kann, vielmehr bedarf es kulturell verankerter Begrundungen, die dem im Grunde unwahrscheinlichen, da auf unendlichem Gewinnstreben beruhenden und daher unmoralischen Wirtschaftssystem zum Durchbruch verhelfen.
Archive | 2014
Saša Bosančić
Nachdem im sechsten Kapitel die Selbst- und Fremd-Positionierungsweisen der Arbeitnehmer vorgestellt und diskutiert wurden, geht es im siebten Kapitel darum, die dabei sichtbar gewordenen Subjektpositionierungen im Hinblick auf die tatsachlichen Subjektivierungsweisen von angelernten Arbeitern empirisch zu untersuchen – denn ohne die Berucksichtigung der subjektiven Perspektive wurden die arbeitsweltlichen Analysen in den vorangegangen Abschnitten nur eine oberflachliche und normativ verkurzte Rekonstruktion von identitaren Positionierungsweisen ergeben.
Archive | 2014
Saša Bosančić
Mit diesen forschungsleitenden Fragen Foucaults ist umrissen, welches Verstandnis von Subjektivierung aus den vorangehenden Ausfuhrungen zu den Subjektkategorien der WDA (Kapitel 4.2) abgeleitet werden kann: Subjektivierung meint den doppelten Prozess der diskursiven Erzeugung von Subjektpositionen und den tatsachlichen Subjektivierungsweisen (Keller 2012: 102), Letztere verstanden als die Aneignung von und Auseinandersetzung mit Rollen-, Identitats- und Lebensfuhrungsmodellen, die in Subjektpositionen konstituiert werden. Grundlegend basiert ein solches Subjektivierungskonzept auf den Theorien des dezentrierten Subjekts, die sich sowohl innerhalb der Soziologie als auch in poststrukturalistischen Kontexten verorten lassen.
Archive | 2014
Saša Bosančić
Michael Vester (1998) unterscheidet das traditionslose Arbeitermilieu von den Milieus der Facharbeit und praktischen Intelligenz. Wahrend sich letztere aus den untergehenden standischen Handwerksmilieus rekrutieren und aufgrund ihrer Qualifikation eine hohere Entlohnung und somit bessere Lebensumstande aufweisen, setzt sich das traditionslose Arbeitermilieu aus den landlichen und stadtischen Unterschichten zusammen. Das erste Kapitel wirft einen kursorischen Blick auf die Ubergangszeit zwischen der vorindustriellen und der industriellen Gesellschaft, in deren Folge sich die ungelernte Arbeiterschaft aus den unteren Schichten der peasant society herausbildete. Die Zeit zwischen 1750 und 1850 ist jene „Sattelzeit“ (Koselleck), in der die traditionellen soziookonomischen Ordnungsvorstellungen und Wertesysteme endgultig abgelost werden durch die entstehende kapitalistische Gesellschaft, die im Zusammenspiel mit den neuen Prinzipien der personlichen Freiheit und Rechtsgleichheit den Ubergang zur Moderne markiert (Hippel 1995: 2, Kocka 1990a: 25). Die Ausfuhrungen richten sich dabei vor allem auf die angelernte Arbeiterschaft und deren sozialstrukturelle und lebensweltliche Verortung.