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Featured researches published by Thomas Lampert.


Archive | 2017

Gesundheitliche Ungleichheitin verschiedenen Lebensphasen

Thomas Lampert; Jens Hoebel; Benjamin Kuntz; Stephan Müters; Lars Eric Kroll

Thema von Public Health und Gesundheitspolitik. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass die Angehörigen sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen häufiger von chronischen Krankheiten und Beschwerden betroffen sind, ihre eigene Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität schlechter einschätzen und zu einem größeren Anteil vorzeitig sterben als die Angehörigen sozial besser gestellter Bevölkerungsgruppen. Der vorliegende Bericht fasst den aktuellen Forschungsund Erkenntnisstand zusammen und ergänzt diesen um eine lebensphasenspezifische Betrachtung der gesundheitlichen Ungleichheit, die vom Kindesund Jugendalter über das junge und mittlere Erwachsenenalter bis hin zum höheren Lebensalter reicht. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass die gesundheitliche Ungleichheit über den gesamten Lebensverlauf stark ausgeprägt ist und Maßnahmen, die auf eine Stärkung der gesundheitlichen Chancengleichheit zielen, lebensphasenspezifisch ausgerichtet und umgesetzt werden sollten. GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG DES BUNDES GEMEINSAM GETRAGEN VON RKI UND DESTATIS


Archive | 2017

Zeitliche Entwicklung des Absatzes von Tabakwarenin Deutschland

Benjamin Kuntz; Johannes Zeiher; Cornelia Lange; Thomas Lampert

Mit den Daten der Tabaksteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes wird die zeitliche Entwicklung des Absatzes unterschiedlicher Tabakwaren analysiert. Im Jahr 2016 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von in Deutschland versteuerten Tabakwaren bei 918 Fertigzigaretten, 37 Zigarren/Zigarillos, 308 Gramm Feinschnitt (entspricht 462 Zigaretten) sowie 31 Gramm (Wasser-)pfeifentabak. Von 1991 bis 2016 ist der Absatz von Fertigzigaretten um fast die Hälfte zurückgegangen, der Absatz von Feinschnitt ist hingegen um rund zwei Drittel gestiegen. Wird die Menge an Feinschnitt als Zigarettenäquivalent (Annahme: 1 Kilogramm Feinschnitt entspricht 1.500 Zigaretten) zu den Fertigzigaretten hinzugezählt, ist der Absatz von Zigaretten seit 1991 insgesamt um ein Drittel gesunken. Vieles spricht dafür, dass die im Rahmen einer verstärkten Tabakkontrollpolitik umgesetzten Maßnahmen wie Steuererhöhungen und Rauchverbote zu der rückläufigen Entwicklung des Tabakwarenabsatzes beigetragen haben. TABAK · ZIGARETTEN · RAUCHEN · TREND · TABAKSTEUERSTATISTIK Einleitung Rauchen gefährdet die Gesundheit und erhöht das Risiko für schwerwiegende Krankheiten und vorzeitige Sterblichkeit [1, 2]. Daher besteht ein wesentliches Ziel der Gesundheitspolitik darin, den Tabakkonsum in der Bevölkerung zu verringern [3, 4]. Für die Planung und Evaluation von Maßnahmen der Tabakprävention und Tabakkontrollpolitik sind aussagekräftige und regelmäßig erhobene Daten zur Verbreitung des Tabakkonsums in der Bevölkerung von großer Bedeutung [3, 5]. Um Aussagen über die Verbreitung des Tabakkonsums treffen zu können, werden in der Regel repräsentative Bevölkerungsbefragungen herangezogen (siehe auch Fact sheet Rauchen in Deutschland basierend auf Daten aus GEDA 2014/2015-EHIS in dieser Ausgabe des Journal of Health Monitoring). Die vorliegenden Studien zeigen, dass der Anteil der Raucherinnen und Raucher in Deutschland in den letzten Jahren zurückgegangen ist, besonders deutlich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, bei Männern insgesamt stärker als bei Frauen [5 – 10]. Neben Bevölkerungsbefragungen können auch die Daten der Tabaksteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes zur Abschätzung des Tabakkonsums genutzt werden. Diese geben Auskunft über den Absatz und die Preise der verschiedenen Tabakprodukte sowie die Konsumentenausgaben und Steuereinnahmen. Die Tabaksteuer ist nach der Energiesteuer die ertragAutorin und Autoren: Benjamin Kuntz, Johannes Zeiher, Cornelia Lange, Thomas Lampert Journal of Health Monitoring · 2017 2(2) DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-033 Robert Koch-Institut, Berlin Journal of Health Monitoring Zeitliche Entwicklung des Absatzes von Tabakwaren in Deutschland Journal of Health Monitoring 2017 2(2) 83 FACT SHEET lichen Entwicklung ihres Absatzes in Deutschland für den Zeitraum von 1991 bis 2016 getroffen. Die Menge an abgesetzten Fertigzigaretten und Zigarren bzw. Zigarillos wird zum einen als Stückzahl in Milliarden, die Menge an abgesetztem Feinschnitt und Pfeifentabak in Tonnen angegeben (Abbildung 1). Zum anderen werden für Zigaretten sowie Zigarren und Zigarillos Stückzahlen je Einwohner, für Feinschnitt und Pfeifentabak Gramm je Einwohner ausgewiesen (Pro-Kopf-Verbrauch) (Tabelle 1). Um den Gesamtverbrauch von Zigaretten widerzuspiegeln, wird auf Grundlage der Annahme, dass ein Kilogramm Feinschnitt der Menge von 1.500 Fertigzigaretten entspricht, der Feinschnittverbrauch zusätzlich als Zigarettenäquivalent umgerechnet und zu dem Verbrauch von Fertigzigaretten hinzugezählt [15, 16]. Ergebnisse und Einordnung Nach Angaben der Tabaksteuerstatistik wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 112,8 Milliarden Zigaretten abgesetzt. Diese setzen sich zusammen aus 75,0 Mrd. Fertigzigaretten und 25.188 Tonnen Feinschnitt (Abbildung 1) [11]. Die Menge entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch je Einwohner von 918 Fertigzigaretten und 462 aus Feinschnitt hergestellten Zigaretten (308 Gramm Feinschnitt pro Einwohner) (Tabelle 1). Der Verbrauch von Zigarren und Zigarillos belief sich auf 3,0 Mrd. Stück (37 Stück je Einwohner). Zudem wurden 2.521 Tonnen Pfeifentabak abgesetzt (31 Gramm je Einwohner) (Abbildung 1, Tabelle 1). Im Zeitraum von 1991 bis 2002 war der Absatz von Fertigzigaretten und Feinschnitt, die gemessen am Gesamtverbrauch von Tabakwaren den weitaus reichste Verbrauchsteuer in Deutschland. Im Jahr 2016 hat der Staat 14,1 Mrd. Euro an Tabaksteuern eingenommen [11]. Den Einnahmen aus der Tabaksteuer stehen jedoch hohe volkswirtschaftliche Kosten des Tabakkonsums gegenüber. Die direkten Kosten für die Versorgung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die auf das Rauchen zurückgehen, belaufen sich aktuellen Schätzungen zufolge auf 25,4 Mrd. Euro jährlich. Berücksichtigt man die indirekten Kosten, die durch Erwerbsunfähigkeit, Frühberentung und vorzeitige Todesfälle verursacht werden, ist sogar von gesamtwirtschaftlichen Kosten in Höhe von 79,1 Mrd. Euro pro Jahr auszugehen [1, 12]. Indikator Die im Folgenden aufbereiteten Daten stammen aus der Tabaksteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes [11, 13, 14]. Die Erhebungsinhalte und -merkmale ergeben sich aus dem Tabaksteuergesetz. Erhebungsgrundlage der Tabaksteuerstatistik sind die Steueranmeldungen (Steuerzeichenbestellungen bzw. -rückgaben) der Hersteller und Importeure von Tabakwaren. Die Daten der Steueranmeldungen werden von der Zentralen Steuerzeichenstelle in Bünde aufbereitet und dem Statistischen Bundesamt zur Darstellung und Veröffentlichung für allgemeine Zwecke übermittelt. Die Tabaksteuerstatistik liefert quartalsweise und jährlich Informationen zur in Deutschland versteuerten Menge an (1) Fertigzigaretten, (2) Zigarren und Zigarillos, (3) Feinschnitt sowie (4) Pfeifentabak (inklusive Wasserpfeifentabak). Im Folgenden werden getrennt für diese vier unterschiedlichen Tabakwaren Aussagen zur zeitIm Jahr 2016 wurden in Deutschland etwa 112,8 Milliarden Zigaretten (inkl. Feinschnitt) abgesetzt, das sind pro Kopf rund 1.380 Zigaretten. Journal of Health Monitoring Zeitliche Entwicklung des Absatzes von Tabakwaren in Deutschland Journal of Health Monitoring 2017 2(2) 84 FACT SHEET Jahr Fertigzigaretten Zigarren/ Zigarillos Feinschnitt (-zigaretten) Pfeifentabak Stück je Einwohner Stück je Einwohner Gramm (Stück **) je Einwohner Gramm je Einwohner 1991 1.831 17 190 (285) 16 1992 1.627 16 243 (365) 15 1993 1.578 14 149 (224) 15 1994 1.646 17 139 (209) 14 1995 1.654 13 137 (206) 13 1996 1.664 17 136 (204) 13 1997 1.678 19 142 (213) 13 1998 1.687 24 148 (222) 12 1999 1.770 28 154 (231) 12 2000 1.699 31 155 (233) 11 2001 1.731 31 168 (252) 11 2002 1.760 37 188 (282) 1


Archive | 2013

Social inequities regarding annoyance to noise and road traffic intensity

Detlef Laußmann; Marjolein Haftenberger; Thomas Lampert; Christa Scheidt-Nave

To study the associations of annoyance to noise and exposure to residential traffic with sociodemographic, socioeconomic and regional characteristics as well as housing conditions, a population-based sample of 7,988 adults 18-79 years of age was studied in the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1). Annoyance to noise and exposure to residential traffic were assessed by self-administered questionnaires. A total of 6.3 % of the participants reported a high to very high exposure to residential traffic noise, 3.7 % to neighbourhood noise and 2.1 % to aircraft noise. An excessive exposure to residential traffic was reported by 21.3 % of the participants. A high annoyance to traffic and neighborhood noise was associated with a lower equivalised disposable income and poor housing conditions. Additionally annoyance to neighborhood noise was associated with low socioeconomic and occupational status. A high annoyance to aircraft noise was only associated with a low equivalised disposable income and living in apartment blocks. Exposure to residential traffic was associated with all investigated indicators. At present in Germany environmental exposures are social unequally distributed and may lead to negative health consequences in social disadvantaged groups. An English full-text version of this article is available at SpringerLink as supplemental.


Archive | 2018

Gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland und im internationalenVergleich: Zeitliche Entwicklungen und Trends

Thomas Lampert; Lars Eric Kroll; Benjamin Kuntz; Jens Hoebel

Die sozialepidemiologische Forschung und die Gesundheitsberichterstattung haben inzwischen überzeugend belegt, dass Personen mit niedrigem im Vergleich zu denjenigen mit höherem sozioökonomischen Status von vielen Krankheiten, Beschwerden und Funktionseinschränkungen verstärkt betroffen sind und zu einem größeren Anteil vorzeitig sterben. Als Gründe hierfür werden unter anderem stärkere Belastungen am Arbeitsplatz, in der Wohnumgebung und im familiären und sozialen Umfeld diskutiert. Daneben dürften soziale Unterschiede im Gesundheitsverhalten sowie in den verfügbaren sozialen und personalen Ressourcen, die zum Beispiel bei der Bewältigung von Anforderungen und Belastungen zum Tragen kommen, eine Rolle spielen. Aus Sicht von Public Health und Gesundheitspolitik stellt die Verringerung dieser gesundheitlichen Ungleichheit ein wichtiges Ziel dar. Erkenntnisse über zeitliche Entwicklungen und Trends der gesundheitlichen Ungleichheit können dazu beitragen, auf neue oder sich verfestigende Problemlagen und damit auch auf mögliche Zielgruppen und Settings für Interventionen hinzuweisen. Außerdem stellen sie eine Voraussetzung für die Bewertung und Erfolgskontrolle umgesetzter politischer Maßnahmen und Programme dar. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Übersichtsarbeit der Frage nach, wie sich die gesundheitliche Ungleichheit in Deutschland über die letzten 20 bis 30 Jahre entwickelt hat und ordnet die Ergebnisse in den internationalen Forschungsstand ein. GESUNDHEITLICHE UNGLEICHHEIT · SOZIOÖKONOMISCHER STATUS · TRENDANALYSEN · GESUNDHEITSMONITORING


Archive | 2017

Health and healthcare provision to asylum seekers and refugeesin Germany

Laura Frank; Rahsan Yesil-Jürgens; Oliver Razum; Kayvan Bozorgmehr; Liane Schenk; Andreas Gilsdorf; Alexander Rommel; Thomas Lampert

The wars and devastation of recent years have driven many people to flee their homes. Great numbers of asylum seekers and refugees have sought protection in Europe. In 2015 and 2016 alone, over one million people applied for asylum in Germany. This has posed a great challenge for Germany’s healthcare provision facilities. The health of asylum seekers and refugees and the provision of their healthcare is therefore an important issue in terms of public health. The first part of this article describes the extent and legal framework of immigration to Germany during the past two years. The second part then discusses the issue of health and medical care for asylum seekers and refugees. Until now, no representative data on the health of this population exists. Studies so far have all relied on a small number of cases and been limited to particular regions and are therefore hard to compare. Moreover, there are no sufficiently standardised medical examinations during initial reception across all German federal states. Relevant findings suggest an urgent need to take action in the fields of mental health, chronic diseases and the provision of care to children of asylum seekers. A review of the data available proves the need for a national and systematic collection of valid data as a basis for adequate preventive and medical care. Different initiatives currently aim to improve the data collection basis in Germany. Over time, these new initiatives will significantly improve the data available on the health situation of asylum seekers and refugees in Germany. Once politics and broader society take these findings into account, this should contribute to an objective debate and evidence-based decisions. ASYLUM SEEKERS · REFUGEES · MEDICAL CARE · COMMUNICABLE DISEASES · NON-COMMUNICABLE DISEASES


Archive | 2017

Regionale Unterschiede in der Gesundheit – Entwicklung einessozioökonomischen Deprivationsindex für Deutschland

Lars Eric Kroll; Maria Schumann; Jens Hoebel; Thomas Lampert

Für Deutschland sind regionale Unterschiede für verschiedene Gesundheitsindikatoren dokumentiert, die auch mit sozioökonomischen Unterschieden assoziiert sind. Ziel des Beitrags ist es, einen regionalen sozioökonomischen Deprivationsindex für Deutschland zu entwickeln, der (1) regionale sozioökonomische Ungleichheiten in der Gesundheit sichtbar macht und (2) Ansatzpunkte zur Erklärung regionaler Unterschiede in der Gesundheit aufzeigen kann. Als Datengrundlage wird die Datenbank „Indikatoren und Karten zur Raumund Stadtentwicklung“ (INKAR) des Bundesinstituts für Bau-, Stadtund Raumforschung genutzt. Für die Indexbildung und die Gewichtung der Indikatoren in den drei Dimensionen Beruf, Bildung und Einkommen wird eine Faktorenanalyse durchgeführt. Der „German Index of Socioeconomic Deprivation“ (GISD) wird auf Ebene der Gemeindeverbände, der Landkreise und kreisfreien Städte sowie der Regierungsbezirke für die Jahre 1998, 2003, 2008 und 2012 generiert. Mit Aggregatdaten sowie Individualdaten der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2014/2015 (GEDA 2014/2015-EHIS) werden Zusammenhänge zwischen dem Index und ausgewählten Gesundheitsindikatoren exemplarisch analysiert. Auf Ebene der Regierungsbezirke zeigen sich anhand des German Index of Socioeconomic Deprivation für etwa zwei Drittel der Todesursachen signifikante sozioökonomische Unterschiede. Auf Kreisebene ist die Lebenserwartung in dem Fünftel der Kreise mit der höchsten Deprivation je nach Beobachtungszeitpunkt mindestens 1,3 Jahre bei Frauen bzw. 2,6 Jahre bei Männern geringer als in dem Fünftel der Kreise mit der geringsten Deprivation. Der Index erklärt dabei 45,5 % bzw. 62,2 % der regionalen Unterschiede bei Frauen bzw. Männern. Zudem weist die Bevölkerung in Regionen mit hoher Deprivation signifikant höhere Raucherquoten auf und ist seltener sportlich aktiv, aber häufiger adipös. Der German Index of Socioeconomic Deprivation bildet regionale sozioökonomische Unterschiede auf verschiedenen räumlichen Ebenen ab und leistet einen Beitrag zur Erklärung regionaler Unterschiede in der Gesundheit. Der Index wird für die Nutzung in der Forschung und Gesundheitsberichterstattung des Bundes und der Länder bereitgestellt und soll dazu beitragen, neue Datenquellen für die Analyse des Zusammenhangs von sozialer Ungleichheit und Gesundheit zu erschließen. SOZIALE DEPRIVATION · GESUNDHEITLICHE UNGLEICHHEIT · DEUTSCHLAND · GERMAN INDEX OF SOCIOECONOMIC DEPRIVATION ·


Archive | 2017

Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Asylsuchendenund Flüchtlingen in Deutschland

Laura Frank; Rahsan Yesil-Jürgens; Oliver Razum; Kayvan Bozorgmehr; Liane Schenk; Andreas Gilsdorf; Alexander Rommel; Thomas Lampert

Aufgrund von Krieg und Zerstörung mussten in den letzten Jahren viele Menschen ihre Heimat verlassen und eine große Anzahl an Asylsuchenden und Flüchtlingen suchte in europäischen Ländern Schutz. In den Jahren 2015 und 2016 haben in Deutschland insgesamt mehr als eine Million Menschen Asyl beantragt. Dies wiederum stellt die bestehenden Strukturen der gesundheitlichen Versorgung vor große Herausforderungen. Aus Sicht von Public Health stellt sich die Frage nach der Gesundheit und dem Versorgungsbedarf von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Der vorliegende Beitrag beschreibt zum einen Ausmaß und gesetzliche Rahmenbedingungen der Zuwanderung nach Deutschland in den vergangenen zwei Jahren. Zum anderen widmet er sich der Frage nach der Gesundheit und medizinischen Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Dabei fällt auf, dass zur gesundheitlichen Situation dieser Bevölkerungsgruppe bislang keine repräsentativen Daten vorliegen. Die bisherigen Studien weisen geringe Fallzahlen auf, sind regional begrenzt und schwer vergleichbar. Des Weiteren werden die medizinischen Erstaufnahmeuntersuchungen in den Bundesländern nicht hinreichend standardisiert durchgeführt. Die bestehenden Befunde legen nahe, dass Versorgungsund Handlungsbedarf vor allem in den Bereichen der psychischen Erkrankungen, der chronischen Erkrankungen sowie bei Kindern asylsuchender Familien besteht. In der Bestandsaufnahme wird deutlich, dass eine überregionale und systematische Erfassung von validen Informationen notwendig ist, um Prävention und Versorgung bedarfsgerecht ausrichten zu können. Aktuell zielen zahlreiche Initiativen darauf ab, die Datenlage in Deutschland zu verbessern. Perspektivisch werden die neu angestoßenen Initiativen die Datenlage zur gesundheitlichen Lage von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland spürbar verbessern und können über den Transfer in Politik und Gesellschaft zu sachlichen Debatten und evidenzbasierten Entscheidungen beitragen. ASYLSUCHENDE · FLÜCHTLINGE · MEDIZINISCHE VERSORGUNG · ÜBERTRAGBARE ERKRANKUNGEN · NICHTÜBERTRAGBARE ERKRANKUNGEN Journal of Health Monitoring FOCUS Journal of Health Monitoring 2017 2(1) 25 Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland zielen unter anderem auf eine Vereinheitlichung der Daten ab, die im Rahmen der Erstaufnahmeuntersuchungen erhoben werden, und auf die Nutzung von Leistungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen. Mit Blick auf Asylsuchende und Flüchtlinge, die länger in Deutschland bleiben, wird auch eine Erweiterung großangelegter Studien, wie der Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts, angestrebt. Der vorliegende Beitrag führt die Erkenntnisse zur gesundheitlichen Situation und Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland zusammen. Diese Bestandsaufnahme verdeutlicht, welche Datenund Informationsdefizite bestehen und welche Schwierigkeiten sich aus den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Datennutzung aber auch für die gesundheitliche Versorgung ergeben. Schlussendlich werden die Initiativen zur Verbesserung der Datenlage detaillierter beschrieben. Doch zunächst werden einleitend die Besonderheiten des Asylantragsverfahrens in Deutschland sowie die Entwicklung der Asylantragsund Flüchtlingszahlen erörtert. 2. Die rechtlichen Rahmenbedingungen des Asylverfahrens Das Asylrecht für politisch Verfolgte ist ein im Grundgesetz (Artikel 16a Grundgesetz (GG)) verankertes Grundrecht. Der Ablauf des Asylverfahrens ist im Asylgesetz (AsylG) geregelt und in Abbildung 1 vereinfacht dargestellt. Sobald eine Person mit ausländischer Staatsangehörigkeit das Anliegen äußert, Asyl in Deutschland zu beantragen, zum Beispiel bei den Grenzbehörden, den 1. Einleitung Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Krieg, Verfolgung oder anderen Notsituationen flüchten und Schutz in Deutschland suchen, ist im Laufe der Jahre 2015 und 2016 stark angestiegen. Auch wenn die Zahlen aufgrund der stärkeren Sicherung der Außengrenzen der europäischen Union (EU) und der Unterbrechung der wichtigsten Fluchtrouten derzeit rückläufig sind, bestehen weitgehend unveränderte Herausforderungen für die Versorgung und Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen (siehe Infobox Asyl suchende und Flüchtlinge). Aus Sicht von Public Health steht dabei die Frage nach der Gesundheit und dem Bedarf an gesundheitlicher Versorgung im Vordergrund. Ebenso ist danach zu fragen, inwieweit die Versorgungsstrukturen und -angebote sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen den zum Teil spezifischen Bedarfen von Asylsuchenden und Flüchtlingen gerecht werden. Bislang fehlt es in Deutschland wie auch in den meisten anderen EU-Ländern an Daten, die Auskunft über die gesundheitliche Situation und die Versorgungsbedarfe von Asylsuchenden und Flüchtlingen geben könnten. Der Großteil der vorliegenden Studien weist nur kleine Fallzahlen auf und ist lokal begrenzt [1]. Die Daten werden zumeist nicht einheitlich erfasst und sind daher nur schwer miteinander vergleichbar [2]. Gleichzeitig wurden kürzlich zahlreiche Initiativen angestoßen, um eine belastbare Datengrundlage für die gesundheitswissenschaftliche Forschung und Gesundheitsberichterstattung sowie für politische Entscheidungen und Maßnahmen zu schaffen. Diese Initiativen Infobox: Asylsuchende und Flüchtlinge Asylsuchende und Flüchtlinge sind Teilgruppen der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (d. h. die betreffende Person selbst oder mindestens ein Elternteil ist nach Deutschland zugewandert). Als Asylsuchende werden im Folgenden alle Personen bezeichnet, die sich in Deutschland aufhalten und sich gerade im Asylprozess befinden oder eine Duldung gemäß § 60a Aufenthaltsgesetz haben. Dies schließt alle Asylsuchenden, Asyl bewerberinnen und Asylbewerber und geduldete Personen und damit auch Minderjährige ein. Als Flüchtlinge werden im Folgenden alle Personen bezeichnet, die nach der Genfer Flüchtlingskonvention „Schutz vor Verfolgung aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung suchen“ (§ 3 Abs.1 Asylgesetz). Journal of Health Monitoring Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland FOCUS Journal of Health Monitoring 2017 2(1) 26 nimmt das örtlich zuständige Jugendamt gemäß § § 42, 42a Sozialgesetzbuch (SGB) VIII in Obhut und stellt sie unter Vormundschaft. In einem anschließenden „Clearingverfahren“ wird die Situation des unbegleiteten Minderjährigen umfassend abgeklärt. Hierzu zählen die Feststellung der Identität, die Suche nach Familienangehörigen, in Zweifelsfällen die Abklärung des Alters, die Einschätzung der gesundheitlichen Lage, die Klärung des Aufenthaltsstatus und die Entscheidung, ob ein Asylantrag gestellt wird. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge entscheidet über jeden Asylantrag nach einer inhaltlichen Prüfung und einer persönlichen Anhörung. Zu den sogenannten Sachentscheidungen gehören die Anerkennung als Asylberechtigter gemäß Artikel 16a GG, die Anerkennung als Flüchtling gemäß § 3 Absatz1 AsylG, die Gewährung von subsidiärem Schutz gemäß § 4 Absatz 1 AsylG oder die Ablehnung des Asylantrags (Abbildung 1) [3]. Personen, die als Asylberechtigter oder Flüchtling anerkannt wurden, erhalten eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre. Danach wird in der Regel eine Niederlassungserlaubnis, das heißt ein unbefristeter Aufenthalt, in Deutschland erteilt [3]. Wird eine Person mit ausländischer Staatsangehörigkeit nicht als „Flüchtling“ anerkannt, so erlangt sie „subsidiären Schutz“, wenn ihr in ihrem Herkunftsland ernsthafter Schaden droht. Die Aufenthaltserlaubnis beträgt in diesem Fall lediglich ein Jahr, kann aber verlängert werden. Wird ein Asylantrag abgelehnt, so prüft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, ob im Herkunftsland eine konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht. In diesem Fall wird ein Abschiebungsverbot nach § 60 Absatz 5 oder 7 des Ausländerbehörden, den Sicherheitsbehörden oder den Aufnahmeeinrichtungen, wird sie registriert und an die nächstgelegene Erstaufnahmeeinrichtung des jeweiligen Bundeslandes verwiesen. Diese kümmert sich um die Unterbringung der Asylsuchenden und informiert die nächstgelegene Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Dort müssen die Asylsuchenden anschließend persönlich einen Asylantrag stellen. Zuvor stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge jedoch am Einzelfall fest, ob ein anderes Land als Deutschland nach der so genannten Dublin-III-Verordnung (Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013) für die Prüfung des Asylantrags zuständig ist und ob der/die Asylsuchende dorthin überstellt werden kann (im Folgenden „Dublin-Verfahren“). In der Regel ist dies das Land, über welches die Europäische Union als erstes betreten wurde. Durch die stark gestiegene Zahl von Asylsuchenden insbesondere in den südeuropäischen Staaten mit EU-Außengrenzen (Griechenland, Italien) wird diese Regelung jedoch kaum noch umgesetzt. Nur noch sehr wenige Asylsuchende werden daher nach dem Dublin-Verfahren in andere Länder überstellt. Wenn man aus einem EU-Mitgliedstaat oder einem sicheren Drittstaat nach Deutschland einreist, erhält man nach der „Drittstaatenregelung“ aus dem Jahr 1993 in Deutschland kein Asyl aufgrund von politischer Verfolgung. Eine Anerkennung als Flüchtling nach der Genfer Flüchtlingskonvention ist hingegen auch in einem solchen Fall möglich. Minderjährige Schutzsuchende, die ohne Begleitung eines für sie verantwortlichen Erwachsenen nach Deutschland kommen (unbegleitete Minderjährige), Journal of Health Monitoring Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in Deutschland FOCUS Journal of Health Monitoring 2017 2(1) 27 Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge erheben. Neben den Sachentscheidungen gibt es die formellen Entscheidungen. Hierzu gehören die Entscheidungen nach dem Dublin-Verfahren, Verfahren


Archive | 2018

Social inequalities in health of children and adolescents in Germany. Results of the cross-sectional KiGGS Wave 2 study

Benjamin Kuntz; Petra Rattay; Christina Poethko-Müller; Roma Thamm; Heike Hölling; Thomas Lampert

The close link between socioeconomic status (SES) and health can already be observed in childhood and adolescence. Although the vast majority of children and adolescents grow up healthily in Germany, social inequalities in health exist. The results of the second wave of the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS Wave 2) demonstrate that children and adolescents with a low SES have a poorer level of general health and face health constraints more frequently than their peers with a higher SES. Social inequalities in mental health are significantly more profound than in the 12-month prevalence of bronchial asthma and allergic rhinitis. The odds of being affected by mental health problems or attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) were 2.8 to 4.4 times higher for children and adolescents with a low SES compared to their peers with a high SES. Therefore, in order to enable all children and adolescents to grow up healthily, health promotion and disease prevention measures need to be put in place early in a child’s life and need to be tailored to the needs of particular target groups. SOCIOECONOMIC STATUS · PHYSICAL HEALTH · MENTAL HEALTH · HEALTH MONITORING · KIGGS


Archive | 2018

Die allgemeine Gesundheit von Kindern und Jugendlichen inDeutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends

Christina Poethko-Müller; Benjamin Kuntz; Thomas Lampert; Hannelore Neuhauser

In KiGGS Welle 2 schätzen Eltern den allgemeinen Gesundheitszustand ihrer 3bis 17-jährigen Kinder zu 95,7 % als sehr gut oder gut ein. Dieser Anteil ist in allen Altersgruppen höher als bei der KiGGS-Basiserhebung. Der Anteil von Kindern, für die eine sehr gute Gesundheit angegeben wird, ist in der Altersgruppe der 3bis 6-Jährigen am höchsten und sinkt mit zunehmendem Alter. Bei 14bis 17-Jährigen liegt der Anteil der Mädchen mit sehr guter Gesundheit deutlich unter dem der Jungen. Weiterhin besteht ein ausgeprägter sozialer Gradient: Der Anteil der Eltern, die die allgemeine Gesundheit ihrer Kinder als sehr gut oder gut einstufen, ist umso größer, je höher der Sozialstatus der jeweiligen Familie ist. Dieses Ergebnis verdeutlicht die Notwendigkeit gesamtgesellschaftlicher Strategien zur Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheiten sowie den Bedarf an zielgruppenspezifischen Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung. ALLGEMEINER GESUNDHEITSZUSTAND · KINDER UND JUGENDLICHE · SUBJEKTIVE GESUNDHEIT · GESUNDHEITSMONITORING


Archive | 2018

Maßnahmen zur verbesserten Einbindung und Beteiligungvon Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrundin KiGGS Welle 2

Laura Frank; Rahsan Yesil-Jürgens; Sabine Born; Robert Hoffmann; Claudia Santos-Hövener; Thomas Lampert

Im Rahmen des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut konnten in der Basiserhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) durch umfangreiche Maßnahmen Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund entsprechend ihres Anteils in der Bevölkerung einbezogen werden. In KiGGS Welle 1 hingegen gelang dies aufgrund der weniger umfassenden Bemühungen nicht. Ziel in KiGGS Welle 2 war es, die Teilnahmebereitschaft von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund durch spezifische Maßnahmen zu erhöhen. In diesem Beitrag werden das migrationsspezifische Vorgehen, die Operationalisierung der migrationsspezifischen Variablen und die Effektivität der Feldvorbegehung (Teilnehmendenwerbung) als Maßnahme zur Erhöhung der Teilnahmebereitschaft beschrieben. Des Weiteren werden Daten zur Beteiligung und zur Zusammensetzung der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Querschnittstudie von KiGGS Welle 2 vorgestellt. Insgesamt nahmen 2.994 Kinder mit einem Migrationshintergrund im Alter von 0 bis 17 Jahren an KiGGS Welle 2 teil. In der gewichteten Stichprobe sind das 11,8 % (n = 1.436) mit einem einseitigen Migrationshintergrund und 17,0 % (n = 1.558) mit einem beidseitigen Migrationshintergrund. Insgesamt entspricht dieser Anteil an Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund (28,8 %) nahezu dem Anteil im Mikrozensus 2013 (31,2 %). Im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund zeigen sich kaum Differenzen in der Altersund Geschlechtsverteilung, jedoch hinsichtlich der sozialen Lage. Kinder mit einem beidseitigen Migrationshintergrund gehören deutlich häufiger der unteren Sozialstatusgruppe an als Kinder ohne Migrationshintergrund. Zu den in der Stichprobe am stärksten vertretenen Herkunftsländern gehören die Staaten Mittelund Südeuropas, der ehemaligen Sowjetunion und die Türkei. Gemessen an der Aufenthaltsdauer der Eltern leben circa 40,1 % der Familien mit Migrationshintergrund bereits länger als 20 Jahre und fast jede fünfte Familie weniger als fünf Jahre in Deutschland. 12,2 % der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund weisen eine eigene Zuwanderungserfahrung auf. Demzufolge entspricht, durch den Einsatz umfangreicher Maßnahmen in KiGGS Welle 2, der gewichtete Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund weitgehend dem Anteil in der Bevölkerung. MIGRATION · KINDER · JUGENDLICHE · GESUNDHEITSMONITORING · KIGGS Journal of Health Monitoring · 2018 3(1) DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-017 Robert Koch-Institut, Berlin Laura Frank1, Rahsan Yesil-Jürgens2, Sabine Born1, Robert Hoffmann1, Claudia Santos-Hövener1, Thomas Lampert1 1 Robert Koch-Institut, Berlin Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring 2 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin Hier gelangen Sie zum Journal of Health Monitoring 2018/1: »KiGGS Welle 2 – Erste Ergebnisse aus Querschnittund Kohortenanalysen« kapitelweise Journal of Health Monitoring Maßnahmen zur verbesserten Einbindung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund 135 CONCEPTS & METHODS Journal of Health Monitoring 2018 3(1) 1. Einleitung Im Jahr 2016 lebten in Deutschland rund 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Diese Personen oder mindestens ein Elternteil von ihnen sind also nach Deutschland zugewandert [1]. Dies entspricht einem Anteil von 22,5 % der Bevölkerung. In der Bevölkerung unter 18 Jahren hat sogar jede dritte Person einen Migrationshintergrund. Denn die in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund sind im Durchschnitt deutlich jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Daher findet sich der höchste Anteil in der Altersgruppe der Kinder unter fünf Jahren mit 38,1 % [1]. Auch wenn die Kinder bereits in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland leben, prägt der Migrationshintergrund deren Lebenswelt und gesundheitliche Lage. So unterscheiden sich Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund nach Auswertungen der Basiserhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) teilweise in ihrer körperlichen und psychosozialen Gesundheit, ihrem gesundheitsrelevanten Verhalten und in der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens von Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund [2]. Die Gesundheitschancen und Krankheitsrisiken variieren nach Herkunftsland und Aufenthaltsdauer, aber auch nach Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status [2]. Um Aussagen zur gesundheitlichen Lage von Menschen mit Migrationshintergrund machen zu können, muss der Migrationshintergrund in den betreffenden Daten klar definiert sein [3]. In vielen amtlichen Statistiken und Routinedaten wird allerdings nur die Staatsangehörigkeit als Differenzierungsmerkmal erhoben. Durch die Staatsangehörigkeit kann aber nur ein Teil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund abgebildet werden. So können (Spät-) Aussiedlerinnen und (Spät-) Aussiedler sowie eingebürgerte Personen nicht als Menschen mit Migrationshintergrund identifiziert werden, da sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. In den Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts werden hingegen bei der Definition das Geburtsland der Teilnehmenden oder das ihrer Eltern berücksichtigt. Folglich kann in Deutschland geborenen Personen unabhängig von ihrer aktuellen Staatsangehörigkeit ein Migrationshintergrund zugeordnet werden [2, 4, 5]. Insgesamt ist die Datenlage zur gesundheitlichen Lage von Menschen mit Migrationshintergrund noch sehr unzureichend [6, 7]. Erfahrungsgemäß sind Menschen mit Migrationshintergrund in Gesundheitsstudien systematisch unterrepräsentiert, weil ihre Teilnahmebereitschaft aus verschiedenen Gründen geringer ist als die der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund [8]. Zu den Teilnahmebarrieren zählen unter anderem Verständigungsschwierigkeiten oder kulturelle Besonderheiten, aber auch Befürchtungen die erhobenen Gesundheitsdaten könnten amtlichen Stellen übermittelt und die Entscheidung über den Aufenthaltsstatus beeinflusst werden [9, 10]. Daher sind besondere Maßnahmen notwendig, um Menschen mit Migrationshintergrund besser in Gesundheitsstudien einzubinden. Bislang stellt nur die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) bundesweit repräsentative Daten zur Verfügung [11–13], die eine detaillierte Beschreibung der gesundheitlichen Lage nach dem Migrationshintergrund erlauben [2]. In der KiGGS-Basiserhebung (Untersuchungsund Befragungssurvey, 2003 – 2006) wurde erstmals ein KiGGS Welle 2 Zweite Folgeerhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Datenhalter: Robert Koch-Institut Ziele: Bereitstellung zuverlässiger Informationen über Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten, Lebensbedingungen, Schutzund Risikofaktoren und gesundheitliche Versorgung der in Deutschland lebenden Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Möglichkeit von Trendund Längsschnitt analysen Studiendesign: Kombinierte Querschnittund Kohortenstudie Querschnitt in KiGGS Welle 2 Alter: 0 – 17 Jahre Grundgesamtheit: Kinder und Jugendliche mit ständigem Wohnsitz in Deutschland Stichprobenziehung: EinwohnermeldeamtStichproben – Einladung zufällig aus gewählter Kinder und Jugendlicher aus den 167 Städten und Gemeinden der KiGGS-Basiserhebung Stichprobenumfang: 15.023 Teilnehmende KiGGS-Kohorte in KiGGS Welle 2 Alter: 10 – 31 Jahre Stichprobengewinnung: Erneute Einladung aller wiederbefragungsbereiten Teilnehmenden der KiGGS-Basiserhebung Stichprobenumfang: 10.853 Teilnehmende KiGGS-Erhebungswellen: ▶ KiGGS-Basis erhebung (2003 – 2006) Untersuchungsund Befragungssurvey ▶ KiGGS Welle 1 (2009 – 2012) Befragungssurvey ▶ KiGGS Welle 2 (2014 – 2017) Untersuchungsund Befragungssurvey Mehr Informationen unter www.kiggs-studie.de Journal of Health Monitoring Maßnahmen zur verbesserten Einbindung und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund 136 CONCEPTS & METHODS Journal of Health Monitoring 2018 3(1) 2. Methode 2.1 Studiendesign Die KiGGS-Studie stellt wiederholt bundesweit repräsentative Daten zur Verfügung, mit denen die aktuelle gesundheitliche Lage der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren beschrieben sowie zeitliche Entwicklungen aufgezeigt werden können [12, 13, 16]. Seit 2009 wird KiGGS als Bestandteil des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut als Langzeitstudie fortgeführt. In KiGGS werden Daten zu folgenden Themenbereichen erhoben: Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhalten, Lebensbedingungen, Schutzund Risikofaktoren sowie Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens. Studienkonzept, Stichprobenund Erhebungsdesign sowie die Durchführung von KiGGS Welle 2 sind an anderer Stelle ausführlich beschrieben [17, 18]. Während die Befragung bei allen Teilnehmenden durchgeführt wurde, fand das Untersuchungsprogramm nur bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen statt. Responsequoten und die Zusammensetzung der Querschnitt-Stichprobe werden in Ausgabe 1/2018 des Journal of Health Monitoring ebenfalls detailliert dargestellt [17]. Alle Studien des Robert Koch-Instituts unterliegen der strikten Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestim mungen des Bundesdatenschutzgesetzes. Die Ethikkom mission der Medizinischen Hochschule Hannover hat KiGGS Welle 2 unter ethischen Gesichtspunkten geprüft und ihr zugestimmt (Nr. 2275-2014). Die Bundesbeauf tragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Deutschland hatte keine Bedenken gegen die Durchfüh rung der Studie. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig. Die Teilnehmenden beziehungsweise ihre Sorgeberechtig ten wurden über migrationsspezifisches Vorgehen konzipiert und umgesetzt [14]. Der Anteil der Teilnehmenden mit Migrationshintergrund lag in der gewichteten Stichprobe bei 25,9 % (ungewichtet: 22,1 %) [15]. Die erste Folgeerhebung (KiGGS Welle 1, 2009 – 2012) war als telefonische Befragung konzipiert und wies in der Querschnitt-Stichprobe einen Antei

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