Wolfgang Ilg

Researching Confirmation Work in Europe: The Need for Multi-Level Analysis for Identifying Individual and Group Influences in Non-Formal Education

This article includes a dual argument, about confirmation work as an object of research on the one hand, and about general methodological questions on the other. Based on an international comparative study on confirmation work with more than 28000 persons involved, the article presents the advantages of multi-level analysis (MLA) as a method for discerning effects on the levels of individuals and of groups. Discussing the methodological implications the article gives an exemplary introduction into MLA by presenting selected models referring to confirmands’ satisfaction with their confirmation time in general and with church services in particular. It can be shown that 11-13% of the total variance is explained by factors on the group level. The group level factors include the duration of confirmation camp, the number of meetings and the aims of the workers as indicators for the educational concept of the team. Based on the intraclass correlation of MLA, the article suggests that the existence of fixed curricula in non-formal education settings like confirmation work enhances the uniformity of the programs and reduces the proportion of variance accounted for on the group level.

Konfirmandenarbeit in Deutschland

Über die Fragestellungen und Ziele der drei empirischen Untersuchungen zur Konfirmandenarbeit, die im Jahr 2009 zum Abschluss kamen und kommen, haben wir in der vorliegenden Zeitschrift bereits berichtet.1 Im Einzelnen geht es bei diesen Studien2 um – eine wissenschaftliche Begleitstudie zur Reform von Konfirmandenarbeit in der Württembergischen Landeskirche, die insbesondere auch den neuen Ansatz eines ersten Konfirmandenunterrichts in der Kindheit bzw. den zweiphasigen Ansatz mit Konfirmandenarbeit im Kindesund Jugendalter einschließt; Vor allem die zuletzt genannten Befunde sind auch von bundesweitem Interesse – u. a. angesichts paralleler Tendenzen zur Einrichtung eines solchen Angebots mit einer ersten Phase in der Kindheit in verschiedenen Landeskirchen sowie der Tatsache, dass es sich hier um die erste größere empirische Untersuchung zu diesem Bereich handelt – sie können im vorliegenden Beitrag jedoch nicht weiter berücksichtigt werden.3 – die erste bundesweite Untersuchung zur Konfirmandenarbeit im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland, an der sich – mit Ausnahme der nicht als Flächenkirche organisierten Reformierten Kirche – alle Landeskirchen beteiligt haben; – eine internationale Vergleichstudie in sieben europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz). Die Datenerhebung ist in allen drei Studien inzwischen abschlossen, für Württemberg auch die Auswertung, die für die bundesweite und für die internationale Untersuchung noch im Gange ist. Ebenfalls noch in Arbeit befinden sich eine weiterreichende Spezialuntersuchung zu Zusammenhängen zwischen den Zielsetzungen und den Realisierungsformen in der Konfirmandenarbeit (W. Ilg) sowie eine Studie zum Lernen in der Konfi-Zeit (V. Elsenbast/A. Schöll). Im vorliegenden Beitrag stellen wir ausgewählte Befunde aus der bundesweiten Untersuchung dar und bieten exemplarische Vertiefungen zu den Wahrnehmungen Jugendlicher, die aus religionspädagogischer Sicht besonders bedeutsam sind – etwa im Sinne des sog. „Perspektivenwechsels“ oder einer „Option“ für Jugendliche als Subjekte. Am Ende steht ein Ausblick auf weitere Herausforderungen sowie zu Aufgaben von Theoriebildung und Forschung.

Can Empirical Research Predict the Future of the Church

This article first discusses the question of how empirical research can contribute to the ongoing discussions concerning the future of the church. Among others, German research on church membership is used as a case study for gaining insights into the interplay between theoretical assumptions, empirical research and designing strategies for church development. The need for comparisons over time, for longitudinal studies and the identification of long-term predictors is discussed. Against this background, recent research on confirmation work in Germany and Europe is taken up as an example. The article draws on data from a European study on confirmation work with a longitudinal research approach. The results show that confirmation work, as one of the major educational programs of the Protestant Church, can influence adolescents’ views of Christian faith and the church. Predictors for future commitment to the church in terms of believing, belonging and volunteerism are not only dependent on religious socialization in childhood but also on experiences and activities during confirmation time in adolescence.

Aus der empirischen Forschung. Empirische Bestandsaufnahme der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Baden und Württemberg

Abstract In the project „youth counts“ of the University of Tübingen, data on the different programs offered by the Protestant Church were collected for the first time for a whole state (Baden-Württemberg). This includes youth work, musical programs, confirmation work as well as Sunday School. The article describes the procedure of online data gathering and presents core results. More than 300.000 young people participate in a regular program with groups which amounts to 18.5% of the 6 to 20 years old Protestants. Youth work related to schools has grown markedly over the last few years, among others because of cooperations with whole day schools. In the final part of the article, the authors point out the need for more empirical observation in the area of non-formal education, especially in the field of Protestant youth work. Zusammenfassung Im Projekt „Jugend zählt“ der Universität Tübingen wurden erstmals für ein gesamtes Bundesland (Baden-Württemberg) die Kinder- und Jugendangebote der evangelischen Kirche systematisch erhoben. Dazu zählen die Kinder- und Jugendarbeit, die musikalischen Angebote, die Konfirmandenarbeit sowie der Kindergottesdienst. Der Artikel stellt das Verfahren der Online- Erhebung vor und benennt zentrale Ergebnisse. Über 300.000 junge Menschen nehmen ein regelmäßiges Gruppenangebot wahr, dies entspricht 18,5% der evangelischen 6- bis 20-Jährigen. Ein besonderes Wachstumsfeld liegt in der schulbezogenen Kinder- und Jugendarbeit, unter anderem durch Kooperationen mit der Ganztagsschule. Der Artikel schließt mit Hinweisen auf die Notwendigkeit verstärkter empirischer Beobachtung im non-formalen Bildungsbereich, insbesondere im Feld der evangelischen Jugendarbeit.

Zwischen Wissenschaft und Kirche

Zusammenfassung In diesem Beitrag werden Erfahrungen aus dem Rezeptionsund Implementationsprozess im Zusammenhang der Bundesweiten Studie zur Konfirmandenarbeit beschrieben, auch unter Berücksichtigung der Evaluationsstudie in Württemberg sowie der internationalen Untersuchung (sieben europäische Länder bzw. Kirchen). Dargestellt und diskutiert wird insbesondere, inwieweit Rezeption und Implementation der Befunde sich als planbarer Prozess gestalten lassen und wie es um die Grenzen der Planbarkeit solcher Vorgänge steht. Am Ende wird die Frage aufgenommen, was sich aus den Erfahrungen für zukünftige Studien lernen lässt.