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Dive into the research topics where Mechthild Bereswill is active.

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Featured researches published by Mechthild Bereswill.


Archive | 2014

Geschlecht als Konfliktkategorie

Mechthild Bereswill

„Die Relationalitat der Kategorie Geschlecht ist unaufhebbar“ schreibt Michael Meuser 2006 in der zweiten Auflage seiner 1998 erstmals erschienenen Habilitationsschrift „Geschlecht und Mannlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster“. Konstruktionen von Geschlecht sind demnach immer mit der „Konstruktion von Geschlechterdifferenz“ (ebd.: 122) verbunden, wobei Differenz und Hierarchie ineinander greifen. Diese soziologische Konzeption einer doppelten Relationalitat von Mannlichkeit – im Bezug auf Konstruktionen von Weiblichkeit und im Bezug auf konkurrierende Konstruktionen von Mannlichkeit – korrespondiert mit grundlegenden Perspektiven der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung. Uber alle theoretischen Unterschiede hinweg wird immer wieder hervorgehoben, dass Geschlecht eine relationale und komplexe Kategorie ist.


Archive | 2003

Gewalt als männliche Ressource

Mechthild Bereswill

Der US-amerikanische Soziologe Gresham M. Sykes schreibt 1958 in seiner Studie „The Society of Captives“: „the prison inmate can never feel safe. And at a deeper level lies the anxiety about his reactions to this unstable world, for then his manhood will be evaluated in the public view“ (1958/1974: 78). Sykes verknupft hier den Stellenwert alltaglicher Gewalt fur die soziale Ordnung im Gefangnis mit Geschlecht: Aus seiner Sicht stiftet die Gewalt in der Subkultur der Gefangenen einen dauerhaften Mannlichkeitskonflikt, den der Einzelne bewaltigen mus.1 Der hohe Stellenwert alltaglicher Gewalt im Gefangnis zeigt sich auch gegenwartig, beispielsweise in einer jungst erschienenen Untersuchung zu „Prison Violence“ in England und Wales. Edgar Kimmett u.a. sprechen von einer „ordinary, day-to-day“ Routine-Viktimisierung zwischen Insassen und betonen den unspektakularen, profanen Charakter dieser „‚everyday‘ violence“ (Kimmett et al. 2003: 9).2 Dies bestatigt sich auch in der von mir durchgefuhrten qualitativen Langsschnittstudie zum gegenwartigen Jugendstrafvollzug3, auf die ich mich im Folgenden beziehen werde. Genau wie in der britischen Studie zeigt sich in den Interviewerzahlungen von rund vierzig heranwachsenden Mannern aus drei verschiedenen Vollzugsanstalten, wie dynamisch und vielschichtig Gewalt im Gefangnis ist, und wie strukturierend sie auf die sozialen Interaktionen in der gesamten Institution wirkt. Wie bereits mit dem Zitat von Sykes angedeutet sind die Positionen von Opfern und Tatern instabil, uberlappen sich und unterliegen schnellen Wechseln (vgl. Kimmett et al. 2003: 29ff.; Bereswill 2001: 272ff.).


Archive | 2010

Strafhaft als biographischer Einschnitt

Mechthild Bereswill

Die Gestalt und Wirksamkeit eines Erziehungsstrafvollzugs wie er in dem 1953 in Westdeutschland verabschiedeten Jugendgerichtsgesetz vorgesehen war, ist bis heute umstritten (zur Geschichte von Erziehung im Gefangnis vgl. Cornel 2002; zur Geschichte und den Kontroversen uber die rechtliche Grundlegung des bundesdeutschen Jugendstrafvollzugs vgl. Schwirzer 2008). So stellt auch Theodor Hofmann in seiner 1967 erschienenen Studie „Jugend im Gefangnis“ die Frage: „Wird der Jugendstrafvollzug in der gegenwartigen Form seinem Erziehungsauftrag gerecht?“. Seine umfassende Untersuchung der Hafterfahrungen von insgesamt 100 mannlichen Jugendlichen und Heranwachsenden leistet einen empirisch fundierten Beitrag zur damaligen Diskussion uber die Reform des Jugendstrafvollzugs. Wahrend es Hoffmann jedoch vor allem darum geht, den Erziehungsgedanken zu starken und weitere Reformmoglichkeiten zu identifizieren, ist die Grundsatzfrage, ob Erziehung im Gefangnis uberhaupt greifen kann, bis heute kontrovers geblieben.


Archive | 2017

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und der sexuellen Orientierung

Mechthild Bereswill; Gudrun Ehlert

Die Potenziale einschlagiger Theorietraditionen der Geschlechterforschung und Queer Studies werden auf Fragestellungen der Diskriminierungsforschung bezogen. Entscheidend sind hierbei eine Differenzierung von Geschlecht und Sexualitat sowie die Grundannahme der wechselseitigen Verflechtung beider Dimensionen im Zusammenhang von Ungleichheitsdynamiken und heteronormativen Normalitatskonstruktionen, die hierarchische Geschlechterordnungen stutzen. Vor diesem Hintergrund werden aktuelle Forschungsbefunde vorgestellt.


Handbuch Jugendkriminalität | 2010

Jugendkriminalität und Männlichkeit

Mechthild Bereswill; Anke Neuber

Bereits 1955 hat Albert Cohen in seinem Buch „Delinquent Boys“ auf die Uberlegenheit junger Manner in den Kriminalitatsstatistiken hingewiesen. Die geschlechtliche Konnotation seines Titels verschwindet in der deutschen Ubersetzung von 1961 hinter dem vermeintlich neutralen Bild „Kriminelle Jugend“, gleichwohl Cohens Text sich ausdrucklich mit jungen Mannern und der Funktion von Subkulturen fur ihre Anerkennungskampfe beschaftigt. In diesem Kontext entwickelt er die zentrale Kategorie „status deprivation“, die sich auf die Konstellation bezieht, dass jungen Mannern aus der working class die Moglichkeit verwehrt wird, einen anerkannten gesellschaftlichen Status zu erlangen. Zugleich wurden die jungen Manner jedoch genau diesen Status begehren und versuchen, ihn mit anderen (illegitimen) Mitteln zu erlangen.


Archive | 2018

Geschlechtertheoretische Impulse für Theorie und Praxis des Coaching

Mechthild Bereswill

Soll die analytische Starke der sozialen Kategorie Geschlecht fur Beratungsprozesse entfaltet werden, erfordert dies die Auseinandersetzung mit dem differenzierten Wissen, dass die Geschlechterforschung zu Geschlechterverhaltnissen, Geschlechterordnungen und Geschlechteridentitaten bereit halt und stetig weiterentwickelt. Im vorliegenden Text werden drei Dimensionen der Kategorie Geschlecht ausbuchstabiert, die als sensibilisierende Konzepte fur das Coaching relevant gemacht werden konnen: Geschlecht als Strukturkategorie; Geschlecht als soziale Konstruktion; Geschlecht als Konfliktkategorie. Dabei wird einerseits verdeutlicht, dass organisationale und intersubjektive Prozesse immer auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Geschlechterverhaltnisse einzuschatzen sind. Andererseits wird betont, dass sich eine vorschnelle Deutung von Konflikten und Handlungsmustern als geschlechtsgebundene, kontraproduktive Identitatszuschreibung verfestigt. Coaching steht somit vor der komplexen Aufgabe, die Wirkung von Geschlecht zu reflektieren und aufzudecken, ohne an der Reproduktion von Geschlechterklischees und damit verbundenen Geschlechterhierarchien mitzuwirken.


Archive | 2018

Die administrierte Biografie in der Heimerziehung der 1950er bis 1970er Jahre

Mechthild Bereswill; Patrik Müller

In dem Beitrag wird exemplarisch dargestellt, wie die Biografie eines in der Heimerziehung der 1950er Jahre untergebrachten Jugendlichen in Verwaltungsablaufe eingebunden ist. Dazu werden auf Basis einer personenbezogenen Akte Verwaltungshandlungen in einer interaktionstheoretischen Perspektive untersucht. Entlang der Frage der Berufswahl wird deutlich gemacht, wie durch burokratische Organisationsformen und einer hierarchieformigen Arbeitsteilung biografische Prozesse strukturiert werden. Dabei tritt besonders zutage, wie Ablaufe der Verwaltung sowie die Bedurfnisse und Wunsche der Adressat*innen, durch eine unterschiedliche Temporalitat widerspruchlich verlaufen.


Archive | 2018

Biographie und Gewalt

Mechthild Bereswill

Biographische Studien entschlusseln Gewalt als soziale Deutungs- und Handlungsmuster im lebensgeschichtlichen Prozess. Die Genese von Gewalt aus dieser Untersuchungsperspektive zu rekonstruieren uberwindet linear-kausale Erklarungsmodelle. Dies wird in der Forschung zu Jugendgewalt besonders anschaulich. Hier gibt es eine Bandbreite von theoriegeleiteten Fragestellungen und Forschungsmethoden zum Verhaltnis von Gewalt und Biographie. Neben sozialisations- und anerkennungstheoretischen Fragestellungen wird zunehmend auch der Zusammenhang von Biographie, Gewalt und Geschlecht fokussiert. Bemerkenswert ist, dass die methodologischen Pramissen der Biographieforschung zumeist modifiziert werden.


Archive | 2017

Männlichkeit unter Druck

Mechthild Bereswill

Wird aus einer feministischen Perspektive nach dem Wandel gesellschaftlicher Verhaltnisse gefragt, ist dies mit der Suche nach angemessenen theoretischen und empirischen Ansatzen verbunden, die Veranderungen und Beharrungen von Geschlechterverhaltnissen erfassen. Damit gehen fortlaufende Debatten uber die Komplexitat und die Relationalitat der sozialen Kategorie Geschlecht wie beispielsweise die Kontroversen uber Intersektionalitat (Knapp und Klinger 2008; Lutz et al.


Archive | 2017

Nachdenken über die Kategorie Geschlecht: Theoretische und methodologische Perspektiven

Martina Althoff; Magdalena Apel; Mechthild Bereswill; Julia Gruhlich; Birgit Riegraf

Methodische Verfahren sind in theoretische und methodologische Traditionen eingebunden, die auch in der Frauen- und Geschlechterforschung sehr unterschiedlich sind. Das Kapitel fokussiert grundlagentheoretische Debatten, die die unterschiedlichen theoretischen und methodischen Verortungen von Ansatzen der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung verdeutlichen. Vorgestellt werden funf Theorietraditionen, die verschiedene methodologische Perspektiven fur die Entschlusselung der Konstruktionsweisen von Geschlecht eroffnen: die sozialkonstruktivistischen Theorien; die Kritische Theorie; die Diskussion um soziale Ungleichheit und Intersektionalitat; Diskurs- und Subjekttheorien; Praxistheorien. Alle vorgestellten Ansatze zielen darauf, die strukturierende Wirkung von Geschlecht fur gesellschaftliche Zusammenhange und deren soziale und symbolische Ordnung zu erfassen und zu analysieren. Die grose Herausforderung liegt darin, diese fur empirische Forschung zu ubersetzen und weiter zu konkretisieren.

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