Rudolf Stichweh
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Publication
Featured researches published by Rudolf Stichweh.
Social Science Information | 1996
Rudolf Stichweh
This paper analyses the dynamics of science as one global function system in world society. One basic paradox is pointed out: globalization arises via the nationalization of science in the 19th century, but nationalization is accompanied by a progressive internal differentiation of science. Globalization is described by means of a conceptual distinction of global diffusion vs. global interconnectedness as two core aspects of globalization. The genesis of national scientific communities and of their attendant scientific institutions (the modern scientific university and so on) seems to be a potent mechanism of global diffusion of science. The other side of the same process, progressive internal differentiation, functions as the most important mechanism of global connectedness. That is, disciplinary and subdisciplinary differentiation motivates worldwide collaborative links that are one very visible aspect of a subdisciplinary structure of science that can no longer be determined by national boundaries. In the final part of the argument, this global communicative structure is related to the organizational infrastructure of science, which is dominated by national organizations. It is demonstrated how this disparity weakens the control scientific organizations can exercise on their members, especially on the external ties of their members. This is related to new types of telecommunicative links and the ongoing flow of migration and visits between scientific organizations.
Archive | 2005
Rudolf Stichweh
Seit der Herausbildung der Professionen im spatmittelalterlichen Europa ist der Begriff der Profession eng mit dem des Wissens verknupft. Die Professionen entstanden zusammen mit der Universitat und sie waren fur diese konstitutiv. Aus den drei klassischen Professionen Theologie, Jurisprudenz und Medizin gingen die einzigen im engeren Sinn wissenschaftlichen Fakultaten der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Universitat hervor. Auser diesen drei Fakultaten gab es nur noch die philosophische Fakultat und deren richtiger Name facultas artium demonstriert, dass sie nicht eigentlich als wissenschaftliche Fakultat aufge-fasst wurde. Ihre Lehrgegenstande waren die artes wie beispielsweise die Rhetorik, die Geometrie, die Musik und die angewandte Mathematik und zur angewandten Mathematik gehorten Fachgebiete wie Artillerie und die Festungsbaukunst. Dies sind praktische Wissenssysteme, die nicht beanspruchen konnen, zu den scientiae gerechnet zu werden. Der Begriff scientia war fur die drei professionellen Fakultaten reserviert. Das demonstriert, dass fur die Professionen nicht nur von einer Wissensbasierung die Rede sein kann. Das Wissen, das sie verwalteten, war sogar das mit dem hochsten Prestige ausgestattete Wissen der zeitgenossischen Gesellschaft, weil es das einzige war, das wissenschaftlichen Status reklamieren konnte. Man konnte die Summe der professionellen Wissenssysteme als eine vollstandige Klassifikation der Wissenschaften auffassen, da sie das Wissen des Menschen uber seine Beziehungen zu Gott (Theologie), das Wissen des Menschen uber seine Beziehungen zu sich selbst (Medizin) und das Wissen des Menschen uber seine Beziehungen zu anderen Menschen (Recht) einschlossen.
Archive | 1992
Rudolf Stichweh
Die Vorstellung, das es eine besondere Art von Berufen gibt, die man Professionen nennt, ist nur vor dem Hintergrund der europaischen Gesellschafts- und Wissenschaftsgeschichte angemessen zu verstehen. Mit dem Begriff der Profession waren bestimmte — vor anderen ausgezeichnete — akademische Berufe gemeint, und der Gesichtspunkt, der diese Berufe hervortreten lies, war zunachst, das sie mit einem Korpus gelehrten Wissens befast sind, in den man an der Universitat sozialisiert wird. Insofern waren die Professionen der Zahl und der Rangordnung nach mit den hoheren Fakultaten der spatmittelalterlichen und fruhmodemen europaischen Universitat identisch (Theologie, Recht, Medizin) 1. Unter diesen Pramissen galt vielfach schon in der Fruhmoderne, das sich die Frage nach der gesellschaftlichen Stellung des Lehrerstandes daran bemas, ob man vielleicht auch fur Schullehrer einen eigenen universitaren Ausbildungsweg — an der Artistenfakultat, oder in separierten Colleges — vorsehen konnte2.
Archive | 2007
Rudolf Stichweh
World society is the only societal system that presently exists in the world. This statement formulates a highly improbable hypothesis. First of all one will ask questions about the concept of society. Is it not true that the concept of society has primarily been conceived by looking to small social systems comprising a few hundred or at most a few thousand members? How can we apply the same concept to tribal social systems as well as to a potential world society? One part of the answer will point to the concept of communication and to connectedness. Society is based on communications as its most elementary events. Communications are connected to other communications and the historical limits of connectivity seem to function as the boundaries of society. Another important part of the answer is to be found in the tradition of sociological systems theory established by Talcott Parsons and Niklas Luhmann. Parsons as well as Luhmann came close in their understanding of society to the Aristotelian tradition: society is understood as the highest order social system that encloses all relevant social structures and processes into its purview. What distinguishes society from other social systems in this understanding is “self-sufficiency”.1 If one applies the concept of self-sufficiency to the contemporary situation there are good reasons to be
Archive | 2009
Rudolf Stichweh
Die Soziologie der Inklusion und Exklusion ist eine Neuentwicklung in der Sozialwissenschaft der letzten dreisig bis vierzig Jahre. Sie nimmt einige paradigmatische Figuren der Sozialtheorie auf und rekonstruiert diese mittels der Unterscheidung von Inklusion und Exklusion. Die erste dieser paradigmatischen Figuren ist die der Mitgliedschaft. Dieses Paradigma denkt die kommunikative Berucksichtigung von Personen in Sozialsystemen als Mitgliedschaft nach dem Beispiel von „citizenship“ oder von Organisationszugehorigkeit. Diese Denkfigur geht auf die britische Wohlfahrtsstaatstheorie von T.H. Marshall zuruck. Originell und fur die auf Differenzierung setzende Soziologie anschlussfahig war Marshalls Theorie deshalb, weil er nicht eine singulare Mitgliedschaftsformel vorsah, vielmehr plurale Formen der gesellschaftlichen Institutionalisierung von „citizenship“ (civil, political, social) voneinander unterschied. Talcott Parsons, der in seinem Aufsatz von 1964 „Full Citizenship for the Negro American“ vielleicht der erste Soziologe war, der ausdrucklich von Inklusion und Exklusion sprach, schloss an Marshall an und bereitete eine analytische Perspektive vor, die die Inklusion zunehmend grosserer Bevolkerungskreise als einen Schlusselprozess in der Ausdifferenzierung der die Moderne pragenden Funktionssysteme auffasste.
Soziale Systeme | 2003
Rudolf Stichweh
Zusammenfassung Der Aufsatz faßt die Popularisierung der Wissenschaft als einen strukturellen Effekt von Prozessen sozialer Inklusion auf; soziale Inklusion ihrerseits folgt aus der Universalität und Offenheit der Wissenschaft. Es wird gezeigt, daß Popularisierung ein basales Moment wissenschaftlicher Kommunikation schlechthin ist, weil sie immer dort gegeben ist, wo jemand einem Kollegen aus einem anderen disziplinären System etwas mitzuteilen versucht. Verschiedene Modi der Popularisierung werden vorgestellt: interdisziplinäre, pädagogische, politische, allgemeine Popularisierung. Der Aufsatz demonstriert dann, daß Popularisierung nicht einen »neutralen« Vorgang der Übersetzung in ein anders verfaßtes sprachliches Repertoire meint, daß vielmehr zahlreiche strukturelle Effekte zu beobachten sind, die die Wissenschaft als Folge ihrer Popularisierung verändern. Der Aufsatz schließt mit einer Skizze der Geschichte der Popularisierung von Wissenschaft. Dabei handelt es sich fast um eine kurvilineare Bewegung: Im achtzehnten Jahrhundert gibt es zahlreiche Hinsichten, in denen populäre Kommunikationen und Amateure die Wissenschaft dominieren; im neunzehnten Jahrhundert erfolgt mit der Ausdifferenzierung der klassischen Disziplinen eine Schließung des Systems: schließlich bildet sich im zwanzigsten Jahrhundert eine Situation heraus, in der als Folge fortschreitender Differenzierung und Diversifizierung interdisziplinäre Kontakte und vielfältige Vernetzungen mit außerwissenschaftlichen Publika immer wichtiger werden und daraus ein fein abgestuftes System von Kommunikationstypen entsteht. Die esoterische Kommunikationsweise, die für innerdisziplinäre Kommunikationen typisch ist, ist jetzt nur noch eine in einer Pluralität von Kommunikationsformen.
Soziale Systeme | 2003
Rudolf Stichweh
Zusammenfassung Der Aufsatz analysiert emergente Eigentümlichkeiten, Kerninstitutionen, Prozeßphasen und Mechanismen in der Genese der Weltwissenschaft. Zunächst wird die Unterscheidung von Universalität, Globalität und Inklusion untersucht. Universalität erweist sich als die selbsterzeugte Erwartung einer räumlichen, zeitlichen, sachthematischen und sozialen Uneingeschränktheit der Wissenschaft und ihrer Wahrheitsbehauptungen. Globalität meint die strukturelle Realisierung der räumlichen Ubiquität und der Singularität dieses Systems. Inklusion ist der Realprozeß der progressiven Ausweitung der Adressaten wissenschaftlicher Kommunikation. Die Universität und die res publica literaria (Gelehrtenrepublik) werden als institutionelle Erfindungen in der Globalisierung von Wissenschaft analysiert. Als zentral für die Ausdifferenzierung der modernen Wissenschaft (und anderer Funktionssysteme) erweist sich das »Päradox der Nationalisierung«, d.h. der Kontraktion des kommunikativen Raums im Moment der Entstehung moderner Formen der Wissenschaft. Zwei weitere Teilprozesse der Entstehung der Weltwissenschaft werden betrachtet: die Exklusion der Anwendungen und ihre Wiedereinschließung in der Form einer eigenen (technischen) Autonomie des Wissens. Zweitens die Entstehung einer Weltöffentlichkeit der Wissenschaft. Abschließend wird auf disziplinäre und subdisziplinäre Differenzierung als den zentralen Mechanismus der strukturellen Realisierung von Weltwissenschaft verwiesen.
Distinktion: Scandinavian Journal of Social Theory | 2000
Rudolf Stichweh
Artiklen lægger ud med at give et konkret historisk svar spørgsmålet: Hvornår begynder verdenssamfundets historie? Verdenssystemteori (Wallerstein) og systemteori (Luhmann) er enige om at lokalisere starttidspunktet i differentieringsprocesser i Europa i det 15./16. århundrede som begyndelsen på verdenssamfundet. Teorien om verdenssamfundet er derfor en teori om det samfundsmæssige system, der vokser frem af disse historiske processer. Artiklen tilføjer to trin. Først skitseres tre strukturelle innovationer, som er af særlig betydning for verdenssamfundets opståen: 1. funktionel differentiering; 2. organisationer (især multinationale firmaer og ‘non-governmental’ organisationer); 3. kommunikationsteknologier. Listen er ikke udtømmende og kan muligvis udvides med eksempelvis netværk og markeder. Dernæst udvides dette argument om strukturelle innovationer med tre mekanismer eller processuelle mekanismer: 1. global diffusion af institutionelle mønstre; 2. globale indbyrdes forhold; 3. decentralisering i funktionssystemer. Som det gerne skulle fremgå af arbejdet med dette forklarende begrebsapparat, findes der ikke overbevisende argumenter for at betragte verdenssamfundet som et system, der er karakteriseret ved homogene mønstre af social struktur og kultur.
Development | 2003
Rudolf Stichweh
Rudolf Stichweh examines the origins of the global public sphere since the 18th century in Europe. He defines it as the internal environment (milieu interne) of a world system and looks at audience roles and the paradoxical concept of public opinion in such a global system.
Archive | 2001
Rudolf Stichweh
Gegenstand dieses Aufsatzes sind die strukturellen Veranderungen der Universitat in der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Die Gesellschaft der Gegenwart muss als globale Gesellschaft oder als Weltgesellschaft charakterisiert werden. Das bedeutet, dass wir es heute zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit nur noch mit einem einzigen Gesellschaftssystem zu tun haben. Da dies hier nicht das Leitthema ist, sei am Anfang dieses Aufsatzes nur ein zentraler Punkt hervorgehoben: Es trifft nicht langer zu, dass es Nationalgesellschaften wie Frankreich, die USA oder Deutschland als geschlossene Systeme gibt, die als geschlossene Systeme in hinreichend vielen Hinsichten selbstgenugsam sind und nur wenige globale Vernetzungen aufweisen. Stattdessen sind globale Interaktionen, Austauschvorgange, Interrelationen and wechselseitige Beobachtungen ein alltaglicher Vorgang. Dies ist nicht als ein optimistisches oder harmonisches Bild einer vereinheitlichten oder gar auf Konsens gegrundeten Welt gemeint; vielmehr schliesen globale Interrelationen offensichtlich Asymmetrien, Ungleichheiten, Konflikte und Exklusionen ein. Die Behauptung wird also nur sein, dass Ungleichheiten in der Weltgesellschaft oder Exklusionen aus der Weltgesellschaft als strukturelle Effekte dieses Systems verstanden werden mussen (Stichweh 2000).