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Dive into the research topics where Willy Viehöver is active.

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Featured researches published by Willy Viehöver.


Archive | 2001

Diskurse als Narrationen

Willy Viehöver

In den vergangenen beiden Dekaden sind wissenschaftliche, politische und offentliche Diskurse Gegenstand sozialwissenschaftlicher Analyse geworden. Jedoch zeichnete sich bereits Ende der sechziger Jahre ein zunehmendes Interesse an der Rolle von Sprache, Symbolsystemen und diskursiven Praktiken bei der Erklarung sozialer Tatbestande ab.2 Inzwischen hat sich in diesem Feld der sozialwissenschaftlichen Forschung der schillernde Begriff der Diskursanalyse etabliert, der auf die Bemuhungen verweist, die theoretischen, methodologischen und methodischen Probleme bei der Analyse von Diskursen zu reflektieren (Keller 1997). Bei der Produktion, Rezeption und Interpretation von Sinn im Rahmen von Diskursen spielt die Bedeutung von Zeichen, Zeichenrelationen und komplexeren symbolischen Systemen (etwa Mythen, Erzahlungen, Ideologien oder Weltbildern) und ihrer Struktur eine zentrale Rolle. Diskursanalysen widmen sich der Untersuchung der diskursiven Praxis der Konstitution und des Wandels von Bedeutungssystemen. Den meisten Diskursanalysen geht es dabei nicht lediglich um eine moglichst genaue Beschreibung der Inhalte themenspezifischer Diskurse, sondern um die Identifikation derjenigen Regelsysteme, die Diskurse strukturieren. Meine These ist, das es sich bei Narrationen (der Erzahlung oder dem Mythos, um zwei Synonyme fur den hier zu behandelnden Sachverhalt zu nennen) um ein zentrales diskursstrukturierendes Regelsystem handelt. Individuelle und kollektive Akteure machen — bewust oder unbewust — in der sozialen Praxis Gebrauch von narrativen Schemata3 und verleihen dadurch ihren Weltdeutungen und ihren sozialen Praktiken Koharenz, Bedeutung und qua Wiederholung eine gewisse Regelmasigkeit.4 Kurz, ich betrachte den Menschen als Geschichtenerzahler (Fisher 1985). Im folgenden mochte ich zunachst auf den Zusammenhang von Diskurs, Narration und Narrativisierung verweisen (Kap. 2). In Kapitel 3 werden die Eckpunkte einer soziologischen Analyse von Narrationen definiert. Kapitel 4 widmet sich den methodologischen und methodischen Grundlagen der Analyse narrativer Diskurse. Abschliesend werden die Grundgedanken des Beitrages zusammengefast (Kap. 5).


Archive | 2001

Zur Aktualität sozialwissenschaftlicher Diskursanalyse — Eine Einführung

Reiner Keller; Andreas Hirseland; Werner Schneider; Willy Viehöver

Seit einiger Zeit ist in der gesellschaftlichen und politischen Offentlichkeit von ‚Diskursen‘ die Rede. Damit werden meist (mehr oder weniger) offentliche, geplante und organisierte Diskussionsprozesse bezeichnet, die sich auf je spezifische Themen von allgemeinem gesellschaftlichen Belang beziehen. In der Verwendung dieses Begriffs kommt eine gesteigerte Aufmerksamkeit fur die gesellschaftliche Bedeutung von Kommunikations- und Argumentationsprozessen sowie der sprachvermittelten Wahrnehmung bzw. Konstruktion von Wirklichkeit zum Ausdruck. Auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften nimmt der Begriff des Diskurses seit einigen Jahren einen prominenten Platz ein, womoglich speist sich sein popularisierter offentlicher Gebrauch sogar von daher. Interdisziplinar ausgerichtete wissenschaftliche Zeitschriften wie ‚Discourse & Society‘ und Buchreihen wie die seit Mitte der 90er Jahre erscheinenden ‚SAGE Studies in Discourse‘, die von Teun van Dijk herausgegeben werden, oder die von Norman Fairclough bei der Edinburgh University Press editierte Critical Discourse Analysis Series, mehrere Einfuhrungsbucher, aber auch eine Vielzahl eigenstandiger Monographien mit diskurstheoretischem und diskursanalytischem Hintergrund u.a.m. sind in diesem Zusammenhang deutliche Indikatoren.


Archive | 2012

Theorie und Empirie der Subjektivierung in der Diskursforschung

Reiner Keller; Werner Schneider; Willy Viehöver

Der vorliegende Band greift Diskussionen auf, die 2007 im Rahmen einer von den Herausgebern organisierten Tagung in Augsburg angeregt wurden. Er enthalt neben Beitragen, die auf Vortrage der damaligen Konferenz zuruckgehen, auch einige zusatzliche Texte, zu denen wir weitere Kolleginnen und Kollegen eingeladen haben. Den versammelten Autorinnen und Autoren wurde die nicht leichte Aufgabe gestellt, die Begriffstriade Diskurs – Macht – Subjektin diskursanalytischer Perspektive auszuleuchten sowie das Verhaltnis der drei Begriffe naher zu bestimmen. Alle drei Termini zeichnen sich durch eine hohe Polyvalenz bezuglich ihres jeweiligen Sinn- und Bedeutungsgehaltes aus. Hinzu kommt, dass bereits die hier im Titel vorgenommene Reihung Diskurs – Macht – Subjekt keinesfalls zwingend ist, wenn auch Diskursen in der Regel eine sinn- und bedeutungskonstituierende Rolle zugesprochen wird (vgl. den Beitrag von Reiner Keller in diesem Band). Wir haben uns schon deshalb entschieden, den Autoren grosraumige Freiheiten bei der konzeptionellen Fassung der drei thematischen Leitbegriffe des Bandes wie auch deren Relationierung zu lassen, in der Hoffnung, dem kreativen Potential geringstmogliche Widerstande oder Hemmnisse entgegenzusetzen. In diesem Sinne beschrankt sich dieses Vorwort darauf, einige der Grunde darzulegen, die es aus Sicht der Herausgeber sinnvoll und geboten erscheinen lassen, die Frage nach dem Subjektzu einem thematischen Schwerpunkt diskursanalytischer Forschungsprogramme und Debatten zu machen. Gleichwohl wird damit keineswegs der Anspruch erhoben, einen koharenten theoretischen Bezugsrahmen quer durch unterschiedliche diskurstheoretische und diskursanalytische Programmatiken hindurch entwerfen zu wollen – das ware der Lebendigkeit und Produktivitat von Kontroversen sicherlich abtraglich. Die Unterschiedlichkeit und teilweise auch bestehende Gegensatzlichkeit der enthaltenen Beitrage zeigt exemplarisch an, was wir damit meinen. Allerdings mochten wir auch nicht den Eindruck nahelegen, Diskursforschung musse immer und ausschlieslich die Frage des Subjekts – und eben nur diese ! – fokussieren. Zwar war dies das ungebrochen aktuelle und aus, wie wir meinen, guten Grunden gewahlte Anliegen Michel Foucaults. Aber die gegenwartige sozialwissenschaftliche Diskursforschung, und vielleicht auch die sonstigen Diskurstheorien und diskursanalytischen Programme, wurden einen hohen Teil ihrer Erkenntnismoglichkeiten verschenken, wenn sie sich ausschlieslich auf die Frage des Subjekts konzentrierten. Dafur haben nicht zuletzt die zahlreichen Analysen umwelt- und risikopolitischer Diskurse, Wissensformierungen und -kontroversen in den letzten Jahrzehnten eindrucksvolle Beispiele geliefert.


Archive | 2012

»Menschen lesbarer machen«: Narration, Diskurs, Referenz

Willy Viehöver

Wir alle glauben, wenn wir den Begriff der Erzahlung horen, zu wissen, wovon die Rede ist. Im Alltagsverstandnis denken wir an Mythen, Epen, Marchen, literarische Werke oder Alltagserzahlungen. Aber was sind und welchen Status haben Erzah-lungen, wenn wir in diesem Band (offentliche) Erzahlungen, Narrationen oder Narrative als sozialwissenschaftliches Konzept aufgreifen wollen? In den Sprach-wissenschaften hat das Konzept der Erzahlungen eine lange Tradition. Roland Barthes (1988: 104ff.; 1982) schrieb einmal, Erzahlungen seien lange Satze, so wie konstative Satze Skizzen von Erzahlungen seien. Diese begriffliche Fassung des Narrativen, obgleich sie den Begriff auf konstative Aussagen zu verkurzen scheint und damit die ethische Dimension des Erzahlens unterschlagt (Booth 1983; siehe auch den einleitenden Beitrag von Arnold in diesem Band), verweist auf Einheiten von Texten jenseits des Satzniveaus.


Archive | 2012

Narrative Diskurse, personale Identitäten und die ästhetisch-plastische Chirurgie

Willy Viehöver

Erzahltheorie, Narratologie und narrative Semiotik basieren einerseits auf der Erkenntnis, dass Erzahlungenein „besonders effektives System der diskursiven Sinnproduktion“ sind, und anderseits auf der Annahme, dass Narrative ihre Bedeutung auch in der (post-)modernen Gesellschaft im Hinblick auf die Konfi guration der „Bedingungen der Moglichkeit sozial signifi kanter Uberzeugungen“ keineswegs verloren haben (White 1990: 8 f.; Barthes 1988). Vor diesen beiden Hintergrundpramissen lassen sich meine folgenden Uberlegungen wiederum von der These leiten, dass die narrative Diskursanalyse, im Sinne Paul Ricoeurs (2005a; 2005b; 2007), auch zu einer Klarung des Verhaltnisses der drei Leitbegriffe dieses Bandes „DISKURS – MACHT – SUBJEKT“ beitragen kann. Ich selbst habe Ricoeurs Konzept narrativer Diskurse in verschiedenen Beitragen bislang in einer Weise aufgegriffen, im Rahmen derer die narrative Konfi guration und Refi guration von Sachverhalten, Institutionen, kategorialen Grenzziehungen und intervenierenden Ereignissen rekonstruiert wurde, so etwa bezogen auf die Refi guration des Weltklimas als bedeutungsvolle Klimakatastrophedurch Diskurskoalitionen aus Klimaforschung, Offentlichkeit und Politik.An dieser Stelle mochte ich hingegen das Konzept narrativer Konfi gurationenversuchsweise auf das Problem der sich historisch wandelnden Subjektivierungs-, bzw. Personalisierungsweisen beziehen, gehort doch seit Descartes (1596–1650), Kant (1724–1804) und Fichte (1762–1814) das autonom denkende und moralisch handelnde Subjekt (und dessen personale Identitat) zu jenen „Instanzen“, die den kulturellen Kern moderner, westlich orientierter Gesellschaften auszumachen scheinen (Beer / Sievi 2010). Soziologisch gewendet, wird diese Fassung des Subjekts bereits in Durkheims Bemerkungen zum Kult der Personmanifest. Das autonome Subjekt ist hier jedoch nicht mehr Produkteines wie immer gearteten subjektiven oder objektiven Geistes, sondern der arbeitsteiligen Gesellschaft (Durkheim 1992: 473 ff.).


Soziale Welt-zeitschrift Fur Sozialwissenschaftliche Forschung Und Praxis | 2005

Wo endet die Natur, wo beginnt die Gesellschaft? : Doping, Genfood, Klimawandel und Lebensbeginn: die Entstehung kosmopolitischer Hybride

Peter Wehling; Willy Viehöver; Reiner Keller

In an increasing number of areas the clear-cut and science-based distinction between >>nature« and >>society« which has been essential for modern societies can no longer be drawn in an unambiguous and collectively binding way. The resulting problems are being exacerbated by the simultaneous erosion of the sovereignty of nation states. Both processes end in what could be coined the emergence of >>cosmopolitical hybrids«, situated between nature and society, science and politics, the nation state and the world society. The paper starts with a reconstruction of how the boundaries between the realms of the >>social« and the >>natural« erode, based on four empirical cases. As a response, rather fragile, reflexive modern practices of boundary work emerge which can no longer rely on the resources of conflict resolution hitherto available in modernity: the socially believed fictions of scientific objectivity, political consent and national sovereignty. Thus, the transnationalisation of boundary work will gain increasing importance; for the time being, however, it remains an open question whether and how the distiction between nature and society can be reframed and re-established under conditions of reflexive modernisation.


Archive | 2011

Entgrenzung der Medizin – Transformationen des medizinischen Feldes aus soziologischer Perspektive

Peter Wehling; Willy Viehöver

Der Boom der Schönheitschirurgie, die Nutzung von Medikamenten zur Verbesserung der Stimmung oder Gedächtnisleistung sowie die »AntiAging«-Bewegung – alles Anzeichen dafür, dass die Medizin sich künftig nicht mehr allein mit der Heilung kranker Menschen, sondern zunehmend mit der »Optimierung« der körperlichen und geistigen Fähigkeiten Gesunder beschäftigen wird. Die Beiträge in diesem interdisziplinär besetzten Band gehen systematisch der Frage nach, wie neuartig diese Entwicklungen im historischen Vergleich sind, und erörtern kritisch die möglichen sozialen Folgen einer solchen »Entgrenzung« des medizinischen Wirkungsbereichs.


Archive | 2014

Erzählungen im Feld der Politik, Politik durch Erzählungen. Überlegungen zur Rolle der Narrationen in den politischen Wissenschaften

Willy Viehöver

Der Mensch war und ist ein Geschichten erzahlendes, rezipierendes und interpretierendes Wesen! Erzahlungen sind diesbezuglich als ein „Metacode“ zu verstehen, vermittels dessen wir – kulturell wie transkulturell – erlebte Realitaten auf unterschiedliche Weise „(re-)konstruieren“ und deutend verarbeiten, indem wir sie mit Strukturen menschlicher Zeit versehen, und sie vor allem uberhaupt erst einmal kommunikabel machen, also gewissermasen erzahlend zur „Sprache“ bringen. In der Regel schopfen Menschen in Akten des Erzahlens – auf mehr oder weniger kreative Weise – aus dem Vorrat (inter-)kulturell verfugbarer Geschichten sei es, um gelebte Erfahrung im Narrativ zum Ausdruck zu bringen oder mogliche Welten in Fiktionsgeschichten zu entwerfen, sei es, um zu sagen, wer wir als Kollektiv oder Individuum sind bzw. waren, sein konnten oder sollten – die Geschichte der (kollektiven) (Selbst-)Gefahrdungen inbegriffen.


Archive | 2011

Die Politisierung des globalen Klimawandels und die Konstitution des transnationalen Klimaregimes

Willy Viehöver

Wir konnen heute „wissen“, dass wir in einem „globalen Treibhaus“ leben. Es scheint, als mussten die nationalen Gesellschaften sich eingestehen, dass das Klima des Pianeten Erde nicht mehr allein eine der menschlichen Praxis externe Umwelt ist, die unter je bestimmten klimahistorischen Bedingungen menschliche Lebensweisen beeintrachtigt. Es ist vielmehr inzwischen auch zu einem historischen Produkt menschlicher Tatigkeiten geworden, mit moglicherweise fatalen Konsequenzen fur das hochkomplexe Interaktionssystem „Umwelt“ „Mensch“ und „Gesellschaft“ (Beck 1986, 2007, IPCC 2007, Viehover 2008). Nicht zufallig hat der Atmospharenchemiker Paul Grutzen (2002) in diesem Sinne das Zeitalter des Anthropozans ausgerufen, womit, bemerkenswerter Weise seitens eines Naturwissenschaftlers, semantisch angedeutet wird, dass die fur die Moderne so typische Grenzziehung zwischen Natur einerseits und Gesellschaft andererseits an Plausibilitat und Scharfe verloren hat. Wahrend die sogenannten neo-realistischen Ansatze die „Faktizitat“ des Klimawissens als gegeben hinnehmen und auf der Basis des vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) koordinierten naturwissenschaftlichen Expertenwissens bemuht sind, sozial- und politikwissenschaftliche Expertise beizusteuern (vgl. zur Diskussion Rosa und Dietz 1998), vergessen diese, neben fortbestehenden Unsicherheiten (Edwards 1999), dass die veranderte Wahrnehmung des (Welt-)Klimas auf hochst voraussetzungsvollen sozio-historischen Bedingungen beruht. Diese hangen insbesondere mit einem veranderten Verhaltnis von Wissenschaft, Politik und medialer Offentlichkeit zusammen.


Archive | 2005

Der Experte als Platzhalter und Interpret moderner Mythen Das Beispiel der Stammzelldebatte

Willy Viehöver

Peter Weingart hat jungst noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die moderne Wissenschaft seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als eine dem Anspruch nach selbstgesteuerte, nach ausen relativ geschlossene „Disziplin“ausbildete (Weingart 2001). Er meint damit im Wesentlichen ein am Ideal der Naturwissenschaften orientiertes Unterfangen, das Naturgesetze durch Laborexperimente zu erfassen suchte. Aus diesem selbstkonstruierten Elfenbeinturm heraus glaubte man den Prozess der Rationalisierung und Entzauberung der Welt vorantreiben zu konnen, in der Hoffnung, den mit wissenschaftlichen Aussagen verbundenen Gewissheitsanspruch unabhangig vom sozio-kulturellen Kontext und von religiosen Uberzeugungen erheben zu konnen. Die relative Distanz der Wissenschaft zu den Interessen, den politischen Machtzentren und der massenmedialen Offentlichkeit erscheint gleichsam als die Voraussetzung der Objektivitat wissenschaftlicher Erkenntnis, zu deren Grundausstattung auch die Fiktion einer klaren Unterscheidbarkeit von Natur und Gesellschaft zahlte (vgl. Latour 1995; Rheinber-ger 1996; Lau/Keller 2001).

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