Hartmut Häußermann
Humboldt University of Berlin
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Publication
Featured researches published by Hartmut Häußermann.
Archive | 1997
Hartmut Häußermann; Ingrid Oswald
Grosstadte entstehen und wachsen durch Zuwanderung. Zuwanderung ist konstitutiver Bestandteil von Stadtentwicklung. Ohne Zuwanderung gibt es nicht nur kein Bevolkerungswachstum, selbst Stabilitat der Bevolkerung wurde es in Grosstadten ohne Zuwanderung nicht geben. Dennoch bildet die Zuwanderung aus dem Ausland, die das quantitative Wachstum europaischer Stadte heute ausmacht, anscheinend eines der grosten Probleme fur die Stadte. Es sind vor allem Kommunalpolitiker, die immer wieder eine Begrenzung der Zuwanderung fordern. Die Parole „das Boot ist voll“ spielte bei den Wahlkampfen Ende der 80er Jahre in den alten Bundeslandern ein prominente Rolle. In den neuen Bundeslandern, aber nicht nur hier, ist Fremdenfeindlichkeit in erschreckendem Ausmas verbreitet, weil sich dort viele Menschen heute selbst uberflussig vorkommen. An der Ostgrenze der neuen Bundesrepublik findet der Bundesgrenzschutz in der Bevolkerung bereitwillige Helfer und Denunzianten, wenn es darum geht, illegale Grenzganger zu jagen, und in einer ostdeutschen Kleinstadt hatte der Burgermeister sogar jugendliche Radikale dafur bezahlt, das sie (ein noch nicht bezogenes) Haus fur Asylbewerber anzundeten.
Archive | 1993
Hartmut Häußermann; Walter Siebel
Die Stadte feiern Feste: Weltausstellungen, Olympische Spiele und Weltmeisterschaften, Kultursommer, Theater-, Musik-, Filmfestspiele und sonstige Festivals von Kultur aller Art, Gartenschauen und runde Geburtstage. Berlin wurde 750 Jahre alt, Bonn 2000, Duisburg hatte die Studenten-Olympiade, Berlin bewirbt sich um die Olympischen Spiele neben Sydney, Peking und Manchester. Und es ist etwas los auf diesen Festen. Fur die 5. Internationale Gartenbauausstellung 1993 in Stuttgart verspricht ein Faltblatt 22 Nationengarten, 23 Internationale Blumenschauen und 3000 Veranstaltungen in 178 Tagen: „Vom Alphorntrio bis zum Zigeuner-Jazz, von der Primaballerina bis zur Operndiva, von der bodenstandigen Blasmusikkapelle bis zur internationalen Rockgruppe: alle treffen sich hier, feiern mit bei diesem Festival der Freundschaft und der Volkerverstandigung. Schauen Sie sich klassisches Ballett und Flamenco-Tanze an oder tanzen Sie selbst: zum Beispiel Samba in der lateinamerikanischen Nacht oder Reggae und Limbo in der Nacht der Karibik. Studieren Sie die Strenge des klassischen japanischen No-Thea-ters oder singen Sie mit beim Irish Folk Festival. Erleben Sie eine erstklassige Auffuhrung von Haydns Schopfung oder lauschen Sie der Wunderwelt der Marchen. Lassen Sie sich bei den Nationenwochen in fremde Erdteile und exotische Lander entfuhren. Feiern Sie mit beim NaturSchauSpiel“ (Faltblatt der IGA Stuttgart EXPO ’93). Kultur und Show aus aller Herren (und Damen) Lander, postmaterielles Fast Food.
Archive | 1988
Hartmut Häußermann; Walter Siebel
Die Stadtsoziologie, so scheint es, hat einen neuen Gegenstand: die schrumpfende Stadt. Alle bisherigen soziologischen Analysen der Stadt beschaftigten sich mit wachsenden Stadten. Mit dem Wachstum der Stadte wuchs sozusagen auch das wissenschaftliche Interesse an ihnen. Das ist kein Zufall, weil sie als „Zentrum der gesellschaftlichen Entwicklung“ in dem Sinne gelten konnten, das soziale Innovation und sozialer Wandel fast immer von den Stadten ausgingen.
Archive | 1996
Hartmut Häußermann
Die Entwicklung der Stadte in Ostdeutschland wird noch fur langere Zeit von besonderen Problemen gekennzeichnet sein, die sich aus den Resultaten des, sozialistischen Umbaus’ der Stadte und aus den Bedingungen der Transformation von einer sozialistischen Wirtschafts- und Bodenordnung zu einer privatwirtschaftlichen ergeben. Ob sich dabei Stadtstrukturen ergeben, die sich dauerhaft von den westdeutschen Stadten unterscheiden, oder ob es sich bei den gegenwartigen Tendenzen der Stadtentwicklung nur um eine relativ kurze Ubergangsphase bis zur Anpassung an westdeutsche Stadtmodelle handelt, ist noch nicht klar abzusehen. Diesen Besonderheiten gilt der erste Teil der folgenden Betrachtungen. Uberlegungen zur kunftigen Entwicklung von kleineren und mittleren Stadten, die in Ostdeutschland aufgrund der Geschichte der Besiedlung besonders zahlreich sind1, schliesen den Beitrag ab.
Archive | 1996
Hartmut Häußermann
Die Integration der DDR in das politische und okonomische System der Bundesrepublik hat auch die Bedingungen der Stadtentwicklung in Ostdeutschland fundamental verandert. Die Grundparameter der Transformation vom Staatssozialismus zum Kapitalismus in den neuen Bundeslandern sind: Markt statt Plan, Privateigentum statt ‘Volkseigentum’, Demokratie statt Diktatur. Fur die Stadtentwicklung heist dies, das vollig andere Allokationsprinzipien installiert werden und das die Entscheidungsprozesse eine vollkommen andere Gestalt annehmen. Entsteht dadurch auch eine andere Stadt? Im folgenden soll der Versuch unternommen werden, die wesentlichen Merkmale der ‘sozialistischen Stadt’ zu rekonstruieren, um anschliesend die wichtigsten Elemente des gegenwartigen Wandels zu skizzieren.
Archive | 2001
Hartmut Häußermann
Das kurz vor dem Ende des 20. Jahrhunderts fur einen Vortrag, bei dem es um Jugendliche in den Grosstadten geht, in Deutschland die Frage gestellt werden mus „Aufwachsen im Ghetto?“, ist ungewohnlich und beunruhigend. Wenn von den am Rande westdeutscher Grosstadte gelegenen Grossiedlungen des sozialen Wohnungsbaus die Rede ist, wird uber kritische Situationen berichtet, die in dem Schlagwort von den „uberforderten Nachbarschaften“ sehr prazise zusammengefasst sind. In Frankreich gibt es ein Antisegregations-Gesetz und ein Ministerium fur stadtische Integration, in England sind die sozialen Probleme in den Innenstadten seit langem Anlas fur staatliche Interventionen. Inzwischen richtet sich auch die politische Aufmerksamkeit in Deutschland auf Konflikte und Problemlagen, die nicht mehr mit dem schlechten Zustand von Hausern und Wohnungen erklart werden konnen, die vielmehr Resultate eines soziookonomischen und sozialraumlichen Strukturwandels der Grosstadte sind. In einigen Bundeslandern (Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hessen, Hamburg und Berlin) wurden in den letzten Jahren Prozesse der sozialraumlichen Konzentration von okonomisch marginalisierten Gruppen beschrieben und spezifische Programme fur die stadtpolitische Intervention entwickelt. Inzwischen hat der Bund auch diese Probleme wahrgenommen und das Programm „Soziale Stadt“ aufgelegt, das im ersten Jahr des dritten Jahrtausends in seiner ganzen (bescheidenen) Breite anlaufen wird.
Archive | 2001
Jürgen Friedrichs; Hartmut Häußermann
Der Wandel der ostdeutschen Stadte kann nachgerade als ein sozialwissenschaftliches Feldexperiment angesehen werden. Innerhalb weniger Jahre anderten sich die Wirtschaftsstruktur, das politische System, die Eigentumsverhaltnisse, das Planungsrecht und die Verwaltung der Stadte (vgl. Hausermann 1996a; Nutz 1998). Um diesen Wandel und die Entwicklung bis 1996 zu analysieren, stellen wir zuerst die Situation vor der Wende in ihren fur die Stadtentwicklung wichtigsten Dimensionen dar. Wir erortern dann die makrookonomischen Veranderungen, um schlieslich in einem dritten Teil auf einzelne raumliche Entwicklungen einzugehen: Suburbanisierung, die Entwicklung der Innenstadte sowie — im Zusammenhang mit der Wohnungsversorgung — Segregation und Gentrification.
Archive | 2000
Hartmut Häußermann; Frank Roost
Die Vermehrung und die Intensivierung von weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen wird als Globalisierung bezeichnet. Im Zuge der Globalisierung verandern sich die Rahmenbedingungen von Wirtschaft und Politik, Standorte werden neu bewertet und selektiv in die sich ausdifferenzierende internationale Arbeitsteilung einbezogen. Davon sind besonders die Stadte betroffen, deren Rolle in einer globalen Okonomie sich verandert gegenuber ihren traditionellen Funktionen als nationale oder regionale Zentren. Auserdem, so die Vertreter der ‚World City-‘ bzw. der ‚Global City‘-These, bilde sich ein neuer Stadttypus heraus, in dem Kontroll- und Produktionsfunktionen fur die neue Okonomie der Finanzdienstleistungen lokalisiert sind. Im folgenden soll zunachst genauer definiert werden, welche Erscheinungen unter dem Begriff Globalisierung zusammengefasst werden, anschliesend werden deren Folgen fur die Stadte umrissen, darunter die Konturen der sog. Global Cities.
Archive | 2000
Hartmut Häußermann; Walter Siebel
Die Stadtsoziologie hat sich an drei Fragen entwickelt: was unterscheidet Stadt und Land, die Frage nach der besonderen Lebensweise des Stadters (Georg Simmel) — die Stadt als das Gegenuber des Landes; wie pragt die soziale Struktur den stadtischen Raum und wie wirkt solche Pragung auf Gesellschaft zuruck, die Frage nach der sozial-raumlichen Struktur der Stadt (Friedrich Engels) — die Stadt als gesellschaftlich differenzierter Raum; wie kann das Zusammenleben von Fremden gelingen, die Frage nach der Stadt als Maschine der sozialen Integration (Robert Park) — die Stadt als Ziel von Wanderungen.
Zeitschrift Fur Soziologie | 1993
Hartmut Häußermann; Manfred Küchler
Zusammenfassung Ausgehend von der kontroversen britischen Diskussion über den Einfluß von Wohneigentum auf die Wahlentscheidung und eine damit möglicherweise verbundene Redefinition primärer politischer Konfliktlinien, wird diese Fragestellung für die (alte) Bundesrepublik Deutschland untersucht. Anknüpfend an die historische Wohnfrage werden wohnungspolitische Positionen und die Entwicklung von Wohneigentum im Nachkriegsdeutschland skizziert sowie die sozioökonomische und persönliche Bedeutung von Wohneigentum regional-spezifisch diskutiert. Eine empirische Analyse auf Grundlage des kumulierten ALLBUS-Datensatzes (1980–1990) belegt einen von den etablierten Erklärungsfaktoren (Schicht, religiöse Bindung, Alter) unabhängigen, jedoch nach Region variierenden statistischen Zusammenhang von Wohnform und Wahlentscheidung.